Kriegsindustrie, Marktwirtschaft und Moral

Kriege als privatwirtschaftliche Notwendigkeit, halte ich für eine absolute Perversion. Deshalb bin ich für eine Verstaatlichung der Kriegsindustrie inklusive Arbeitsplatzgarantie für Rüstungsbedienstete.

Ein Artikel von Scharfkritiker.

Während die Privatisierung von Energie- und Wasserversorgung in weiten Teilen der Bevölkerung skeptisch betrachtet wird, diskutiert man meiner Meinung nach zur Thematik ß?Kriegsindustrie in privater Handß? viel zu selten. Deshalb denke ich jetzt einmal lesbar nach ß? vielleicht macht ja noch jemand mit.

ß?Kriegsindustrieß? liest sich gewiss etwas drastisch, ist meines Erachtens aber ein passender und umfassender Begriff für alle Rüstungs- und Dienstleistungsunternehmen, die in einem Zusammenhang mit der Versorgung von Armeen mit Waffen und anderen Notwendigkeiten, wie z.B. Beköstigung und Bekleidung stehen.

Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln, über welche Größenordnungen ich nun öffentlich nachdenke ß? hier eine Liste aus Wikipedia von deutschen Unternehmen, die teilweise oder ausschließlich militärische Ausstattung herstellen, bzw. Dienstleistungen anbieten. Die Marinewerften sind dort nicht komplett aufgeführt.

1. EADS-Deutschland (ehemalig DASA)
2. Eurocopter ß? Hubschrauber z. B. Tiger und NH90
3. Defence & Security
4. Military Air Systems – Kampfflugzeuge z. B. Eurofighter
5. MBDA – ein Joint Venture mit BAE Systems und Finmeccanica
6. Bayern-Chemie Protac GmbH
7. LFK-Lenkflugkörpersysteme
8. Military Transport Aircraft ß? Flugzeuge z. B. Airbus A400M
9. ATLAS ELEKTRONIK – ein Joint Venture mit ThyssenKrupp
10. Diehl BGT Defence ß? Lenkflugkörper und Munition
11. Daimler AG – Radfahrzeuge (Wolf, Serval, Zetros)
12. MAN – Radfahrzeuge (MAN gl)
13. Renk AG Weltmarktführer Kettenfahrzeuggetriebe (für M1 Abrams, Leopard II….)
14. Heckler & Koch ß? Pistolen, Maschinenpistolen und Gewehre
15. IBD Deisenroth Engineering Panzerung, abstandsaktive Schutzmaßnahmen
16. Kärcher Futuretech ß? ABC-Schutzbekleidung, ABC-Dekontaminationssysteme,
Feldlagersysteme, Materialerhaltungsysteme, mobile Trinkwasseraufbereitung, mobile Verpflegungssysteme
17. Krauss-Maffei Wegmann ß? Rad- und Kettenfahrzeuge
18. Lürssen – Kriegsschiffe
19. Rheinmetall AG ß? Munition, Panzer und Militärfahrzeuge, Wehrelektronik
20. Mauser-Werke ß? Maschinenkanonen
21. Oerlikon Contraves Defence
22. ThyssenKrupp AG
23. ATLAS ELEKTRONIK – ein Joint Venture mit EADS
24. Blohm & Voss ß? Kriegsschiffe
25. Kockums – Kriegsschiffe
26. Hellenic Shipyards – Kriegsschiffe
27. HDW ß? U-Boote
28. Nordseewerke ß? U-Boote
29. Tognum – Motoren
30. MTU Aero Engines – Triebwerke
31. MTU Friedrichshafen – Antriebssysteme
32. Carl Walther GmbH
33. Dynamit Nobel Defence GmbH

Wir bestaunen also eine Liste von 33 Firmen in Deutschland, die mit Krieg Geld verdienen. Dies alles sind Firmen, die nach den Gesetzten der freien Marktwirtschaft tätig sind und somit ein natürliches Interesse daran haben, dass es für ihre Produkte auch einen Bedarf gibt. Ich will jetzt nicht auf die ganzen Skandale um illegale Geschäfte und sonstige Merkwürdigkeiten eingehen, mir geht es nur um das Denken dahinter und somit um Konsequenzen.

Also noch einmal: Alleine in Deutschland gibt es sehr viele Firmen, die Material und Dienstleistungen für Kriegsschauplätze verkaufen. Diese Firmen existieren innerhalb einer freien Marktwirtschaft und kommen so doch letztendlich in die Lage ein Interesse an Kriegen zu haben. Noch deutlicher ausgedrückt (ich steigere das langsam 😉 ß? ohne einen Bedarf an Rüstzeug und Dienstleistungen Seitens Armeen, müssten Betriebe oder zumindest deren Teilbereiche schließen. Um Arbeitsplätze und schwarze Zahlen zu halten, sind Mindestumsätze erforderlich. Aus wirtschaftlicher Sicht ist ein Rüstungskonzern ein ganz normaler Betrieb, wie die Schreinerei von nebenan. Der Schreiner möchte möglichst viele Möbel verkaufen, der Munitionshersteller möglichst viele Gewehrkugeln. Beide Anbieter sind Privatleute. Aber kann es angehen, dass ein Privatmann ein Interesse an Kriegen haben muss?

Regierungen stecken hohe Geldbeträge in militärische Ausstattung. Die Preise für militärisches Gerät und selbst für kleine Ersatzteile sind geradezu astronomisch. Manche Anschaffung stellte sich schon als Flop heraus und hielt einfach nicht, was sie versprach. Dieses ärgerliche Detail möchte ich jetzt allerdings nicht vertiefen. Worum es geht ß? es geht um viel Geld. Regierungen haben ein Interesse an gutem Rüstzeug ß? sei es nun zum Schutz der Bevölkerung oder aus anderen territorialen Gründen. Es gibt Gesetze die ganz klar formulieren, wo im Fall der Fälle Entscheidungskompetenzen zum Einsatz der bewaffneten Armee liegen. Die liegen nicht bei Herrn J.W.D. aus Köln-Kalk, selbst wenn er ganz dringend Land XY eins überbraten will, sondern eindeutig im Regierungskreis. Der gewöhnliche Zivilist hat lediglich die Wahl sich als Kanonenfutter anzubieten oder Fahnenflucht zu begehen. Doch der Bedarf an Rüstmaterial bringt einen Betriebsinhaber dazu, aus rein wirtschaftlichen Notwendigkeiten ein Interesse an Kriegen zu haben. Kann das richtig sein? Ich finde nein, denn diese Denkweise, die in dieser Branche eine zwangsläufige Konsequenz ist, macht aus Betriebsleitern zumindest gedanklich Kriegstreiber. Ich komme jetzt leider nicht umhin an Dick Cheney zu denken. Sicherlich gibt es auch krasse Beispiele aus Deutschland. Rüstung in privater Hand hat irgendwie schon etwas Perverses.

Meines Erachtens gehören Rüstungsindustrie und Dienstleistungen für Armeen (im Gegensatz zu Autofirmen) in staatliche Hand. Ob eine Regierung nun selber Waffen herstellt oder sie teuer einkauft ß? darin sehe ich rechnerisch keinen Nachteil für die Staatskasse. Allerdings sehe ich in einer Verstaatlichung einen erheblichen moralischen Vorteil für Bürger aus dem Rüstungssektor, die in der privaten Wirtschaft an Gewinnmaximierung, Dividenden und Arbeitsplätze denken müssen. Diese Notwenigkeiten können dem weit verbreiteten Wunsch nach Frieden nur im Wege stehen. Das ist gewiss nicht das einzige Hindernis, aber ein ganz erhebliches.

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Artikel von Lesern spiegeln nicht automatisch meine Meinung wieder.
Der Autor ist mir namentlich bekannt.

Carpe diem


6 Responses to Kriegsindustrie, Marktwirtschaft und Moral

  1. zdago sagt:

    @Deshalb bin ich für eine Verstaatlichung der Kriegsindustrie

    Zumindest bei Waffentechnik – bei Mehrzweckausrüstung wie Kleidung, Schuhe, auch Fahrzeugen nach Zivilvorgaben wie einem Teil der LKW und Stabsfahrzeugen sehe ich das nicht so – sofern diese Dinge den militärisch notwendigen Vorgaben entsprechen.

    Allerdings auch nicht mit den heutigen Politikern, die das Volk so vertreten wie Staubsaugervertreter die Staubsauger – dort muß ebenfalls eine Neuordnung passieren.
    mfg zdago

  2. Badhofer sagt:

    .
    Der 3. Weltkrieg
    ist der gemeinsame Krieg aller Völker,
    Rassen und Nationen samt ihren wirtschaftlichen, kulturellen,
    politischen und religiösen Strategen, Ideologen und Führern –
    – gegen das historisch gewachsene Weltbild.

    Auszug aus „Das Muster der Unendlichkeit“
    http://www.physik.as
    .

  3. Infokrieger1966 sagt:

    @ cheffe,

    Du hast an dieser Stelle sicherlich nicht unrecht, aber dann mß¼sste man die Mitarbeiter dieser Firmen zu Staatsdienern ( Beamten )machen.

    Kein Problem, werden viele jetzt sagen, aber aus eigener Erfahrung heraus funktioniert dieses Unterfangen nur bedingt.

    Ich bin Selbststߤndig und f߼hre ein EDV-Unternehmen.

    Vor einigen Jahren hatten wir viel zu wenig Lehrpersonal im IT-Bereich.

    Da ich derzeit viele Schulen mit Hard- und Software belieferte, wurde ich eines Tages gefragt, ob nicht Interesse bestehen wß¼rde, den Schß¼lern mein “ Know How “ weiterzugeben.

    An dieser Stelle wurde mir bewusst, das wenn ich Beamter werden wß¼rde, ich das Unternehmen nicht mehr weiterfß¼hren kann, da es einem Beamten verboten ist „Selbststߤndig zu sein“.

    Kein Problem, man ist ja Schlau, schreibe ich das Unternehmen auf meine Frau um. Bingo.

    Zu diesem Zeitpunkt sah ich eine groß?e Chance, der nachfolgenden Generation mein Wissen weiterzuvermitteln und war auch schon ein wenig Stolz, ohne mich anzubiedern, dieses Angebot bekommen zu haben.

    Doch dann kam unsere Regierung ins Spiel.

    Ich war zu diesem Zeitpunkt 36 Jahre alt.

    Natß¼rlich sind Sie der Richtige fß¼r uns und wir freuen uns, Sie in unserem Boot begrß¼ß?en zu durfen, ABER, da Sie 36 Jahre alt sind, k߶nnen Sie nur als Angestellter des Staates tߤtig sein, aber nicht als Beamter.

    Das Eintrittsalter eines Beamten darf 35 Jahre nicht ß¼berschreiten.

    Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, dachte ich.

    FALSCH. Da gibt es in unserem Staat kein Kompromiss, dann nehmen wir lieber junge „ERFAHRENE“ Menschen aus Indien, die sich auch bestens mit dieser Materie auskennen.

    Das zu diesem Thema, dann wߤren alle Mitarbeiter raus, die das 35. Lebensjahr ߼berschritten haben.

    So, und jetzt bist Du dran.

  4. Schafkritiker sagt:

    @ Badhofer

    ß?Diese unsere Welt kann niemals untergehen !“ Finde ich als leitsatz auf deinem angegebenen Link.

    Dem muss ich widersprechen: unsere Welt, so, wie wir sie kennen, kann durchaus untergehen. Meines Erachtens richtig ist, dass unsere Welt eines Tages anders sein wird, in dem Sinne, dass deren Bausteinteilchen partiell oder sogar insgesamt zu etwas anderem gehören. Nichts geht verloren – auch in einem Universum nicht. 😉

  5. Schafkritiker sagt:

    @ Infokrieger1966

    Du schriebst „Du hast an dieser Stelle sicherlich nicht unrecht, aber dann mß¼sste man die Mitarbeiter dieser Firmen zu Staatsdienern ( Beamten )machen.“

    Ich verstehe nicht, warum man diese Mitarbeiter beamten MßSSTE. Ich denke, sie dürften auf keinen Fall beamtet werden – allerdings aus anderen Gründen als Du. 😉

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