Subprime 2.0 : Hypothekenriesen Fannie und Freddie abwickeln?

Völlig unterrepräsentiert in den Medien war der Tage die Tatsache, dass eine Abwicklung von den Hypothekenriesen Fannie und Freddie auf dem Plan steht. Diese Beiden verstaatlichten Geldhäuser garantieren im Augenblick für ungefähr 80 % der vergebenen Hauskredite in den USA. Diese Nachricht birgt einiges an Sprengstoff, weiß man doch über die Probleme des amerikanischen Häusermarktes Bescheid. Ein Ausstieg der Regierung dürfte nicht ohne Folgen bleiben, soviel ist jedenfalls klar.


Mit unglaublichen Bilanzsummen wird in diesen Häusern hantiert und bisher 130 Milliarden Staatshilfen sind es nicht unbedingt Federgewichte, über die hier gesprochen wird. Eine Abwicklung dieser Häuser dürfte eben so wie die anderen Optionen dem US-Immobilienmarkt einen weiteren Stoß geben.

Das man in den USA vom Tellerwäscher zum Villenbesitzer werden konnte, forderte seinen Tribut. Man ist jedoch noch weit davon entfernt, diese Krise ausgestanden zu haben. ßber die staatlichen Interventionen wurde etwas Ruhe in den Markt gebracht, man könnte auch sagen teuer mit Steuergeldern erkauft. Wie abstrakt die Geschäftspraktiken sind lässt sich erahnen wenn man einen Teil aus der FTD liest:

Das bisherige Geschäftsmodell: Sie kaufen Banken Hypotheken ab, bündeln sie zu Wertpapieren und verkaufen sie an Investoren. Die Banken wiederum setzen dadurch Eigenkapital frei und können neue Darlehen ausreichen. [1]

ßbersetzt bedeutet das, man hat Schulden gebündelt, einen Stempel von Moody´s oder Standard & Poor´s draufgehämmert und schon hatte man ein Finanzmarktprodukt geschaffen, welches abermals monetisiert wurde. Ein intelligenter Mensch fragt sich nun zu Recht, wie Schulden als Vermögenswert verkauft werden können. Diese Zauberpapiere werden Mortgage Backed Securities oder auch einfach nur MBS genannt. Hier einige Zeilen aus Wikipedia zu diesem Produkt:

Mortgage Backed Securities (eng. durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere) sind besicherte Anleihen, also durch Vermögenswerte gesicherte Wertpapiere, deren Bargeldflüsse durch die Zins- und Tilgungszahlungen eines Pools von grundpfandrechtlich gesicherten Forderungen getragen werden. Im Gegensatz zu Pfandbriefen erscheinen sie nicht in der Bilanz der originierenden Stelle (zum Beispiel eine Bank), da diese den Pool der deckenden Vermögenswerte zur Durchführung der Verbriefung an die ausgebende Stelle (eine Zweckgesellschaft) überträgt.
[…]
Der Gesamtmarktwert aller offenen US-amerikanischen MBS am Ende des ersten Quartals 2007 war ungefähr 4,1 Billionen (amerikanisch: Trillions) USD. Dies ist deutlich mehr als der Marktwert aller übrigen offenen forderungsbesicherten Wertpapiere. Der MBS-Markt übertrifft damit seit dem Jahr 2000 auch den Markt für US-Schatzanweisungen und Anleihen.[2]

Die Entwicklung in diesem Bereich kann extreme Folgen für den US-Immobilienmarkt haben und was das bedeutet hat bereits die Subprimekrise gezeigt. Eine Privatisierung dieses Bereiches setzt vor allem voraus, dass sich dort wieder Gewinne erzielen lassen, was in den letzten 2 Jahren nicht der Fall gewesen ist. Hier eine Grafik dazu:

Quelle Grafik: finanzen.net

Hier bleibt noch offen, wie die Abwicklung tatsächlich von statten gehen soll. Zumindest ist sicher, dass private Unternehmen Gewinne erwirtschaften wollen und müssen.

Carpe diem

[1] http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:wurzeln-der-finanzkrise-obama-zaehlt-fannie-und-freddie-an/60010859.html
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Mortgage_Backed_Securities


6 Responses to Subprime 2.0 : Hypothekenriesen Fannie und Freddie abwickeln?

  1. Peterpan23 sagt:

    lol
    Das sind doch die beiden, die „too big too fail“ waren, BEVOR Lehman Brothers abgweschossen wurde… Also haben sie soweit genug Money abgezogen, um das Karussell in sich einstürzen zu lassen? Schauen wer mal…

    Vielen Dank für den Artikel, Cheffe

  2. Irmonen sagt:

    Lehann brother hat dafür gesorgt, dass außerhalb der USA vor allem Europa in den Strudel mitgerissen wurde

  3. Outside-Job sagt:

    In den JU ES EY sind Hausbesitzter manchmal nicht mehr in der Lage die Hypotheken abzubezahlen und vermieten ihre Häuser um etwas Geld reinzubekommen und das Haus nicht zu verlieren oder sich zu tief sich zu verschulden. Diese wiederum wohnen dann zu günstigeren Preisen in Mietwohnungen um überleben zu können.

    Toller Kreislauf

    Gruß Outside-Job

  4. Eliasa sagt:

    Es hat doch niemand geglaubt, dass die Immobilienkrise zu Ende ist? Die unterlegten Sach“werte“ sind eben keine Werte mehr und waren es auch nie. Damit entfällt die Geschäftsgrundlage. Die beteiligten Vertragspartner haben jeweils die Kohle eingestrichen und das Risiko vermeintlich weiter gereicht. Jetzt kommt der Bumerang zurück und erwischt auch vermeintlich Unbeteiligte. Die Verursacher machen weiter wie vorher. Sie auch

    http://www.zeit.de/2011/07/CH-Finanzwelt

    Wundert das wirklich jemanden?

  5. Eliasa sagt:

    Nachschlag: aus dem Zeit-Artikel geht hervor, dass die Schweizer Banken im Falle der Verschärfung der Aufsicht mit Abwanderung drohen.Ebenso übrigens bei dem unglaublichen Ansinnen, die Boni zu beschränken (Achtung: Ironie). Dazu fällt mir nur ein Wort ein: TSCHßSS! Und nehmt die deutschen Großbanken mit!

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