Finanzkrise: Immobilien als sicherer Hafen?

Mit den Immobilien ist das so eine Sache. Gerne werden diese als sicherer Hafen in der Krise bezeichnet, jedoch gibt es einige Punkte die man sehr genau im Auge haben sollte, ansonsten kann es sehr schnell ins Auge gehen mit der vermeindlichen Sicherheit. Wo lauern wirkliche Gefahren und was sollte man unbedingt bedenken?


Selbstverständlich kann man Immobilien zu den Vermögensklassen mit innerem Wert zählen, jedoch ist hier als erstes zu beachten, dass in großen Teilen Deutschlands bisher noch keine Korrektur der Werte stattgefunden hat. Ganz kann man das nicht mit den USA vergleichen, jedoch sind auch in Deutschland in einigen Gebieten die Immobilien erheblich überkauft. Eine Preiskorrektur ist jedoch nur eine der Gefahren und bei Weitem nicht die größte. Eine hart am Limit finanzierte Immobilie kann so sehr schnell als notleidend gelten und die Bank beispielsweise wegen Unterdeckung den Kredit kündigen.

Eine weitere große Gefahr ergibt sich aus dem Grundgesetz. Artikel 14.(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.

Das klingt zuerst nicht wirklich bedrohlich, wirft man jedoch einen Blick in das Lastenausgleichsgesetz, sieht der Fall schon ganz anders aus und zwei mal wurde bereits auf diese Art und Weise der Bürger enteignet. Hierzu steht in Wikipedia:

Diese Umverteilung erfolgte dadurch, dass diejenigen, denen erhebliches Vermögen verblieben war (insbesondere betraf das Immobilien), die Hälfte dieses Vermögens nach dem Stand vom 21. Juni 1948 in 120 vierteljährlichen Raten, also verteilt auf 30 Jahre, in einen Ausgleichsfonds einzahlen mussten.[1]

Im Lastenausgleichsgesetz gibt es noch Folgendes:

[…]und Feststellungsgesetzes ergeben
haben, sowie die Milderung von Härten, die infolge der Neuordnung des Geldwesens
im Geltungsbereich des Grundgesetzes einschließlich Berlin (West) eingetreten sind,
bestimmt sich nach diesem Gesetz; die erforderlichen Mittel werden nach Maßgabe dieses
Gesetzes aufgebracht (Lastenausgleich).[2]

Soweit so schlecht, die Möglichkeit hat der Staat durchaus und wer sich mal anschaut, mit welcher Leichtigkeit im Bundestag über eine Zwangsenteignung gesprochen wird, dürfte nicht schlecht staunen.

Das sind jedoch noch nicht alle Bedrohungsszenarien. Eins fehlt noch und sollte nicht unbeobachtet bleiben, der Name lautet Solvency II und der ist hier auch Programm. Zuerst klingt selbst die Erklärung nicht wiriklich dramatisch, betrifft es ja eigentlich eine andere Asset-Klasse. Bei genauerer Betrachtung jedoch dürfte diese Richtline bei Einführung einen erheblichen Schaden im Immobiliensektor anrichten.

Bei Presse-Mitteilungen gibt es dazu Folgendes zu lesen:

Experten sprechen schon heute von immensen Auswirkungen und davon, dass an den europäischen Immobilienmärkten eine ungeahnte Verkaufswelle der Versicherer zu erwarten ist. Denn die Vorschrift ß?Solvency IIß? zwingt die Assekuranzen ab 2013, ihre Immobilieninvestments mit mindestens 25 Prozent Eigenkapital zu unterlegen.[…]
Laut dem Gesamtverband haben die Erstversicherer nur 3,2 Prozent ihres Bestandsvermögens von 1.039 Mrd. Euro derzeit in Immobilien investiert – das sind fast 33,3 Mrd. Euro. Bei den Lebensversicherern ruhen 3,4 Prozent der verwalteten 727 Mrd. Euro in Wohngebäuden und Gewerbeimmobilien. Die Regelung könnte in anderen europäischen Staaten jedoch immense Veränderungen bewirken. Denn dort beträgt die Immobilienquote der Assekuranzen bis zu 20 Prozent. Die Angst vor einer Verkaufswelle und fallenden Preisen ist somit nachvollziehbar.[3]

Immobilien also als krisensicheres Investment zu sehen, kann ordentlich ins Auge gehen. Der letzte Punkt den ich in diesem Artikel ansprechen möchte, ist ein möglicher Währungsschnitt, bei dem die Schulden bisher immer aufgewertet wurden. Bitte lesen Sie auch die zitierten Artikel komplett, sollten Sie darüber nachdenken in eine Immobilie zu investieren.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Lastenausgleichsgesetz
[2] http://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/lag/gesamt.pdf
[3] http://www.pressemitteilungen-online.de/index.php/eu-eigenkapitalvorschriften-koennte-verkaufswelle-an-immobilienmaerkten-ausloesen/ Danke an Erkan für diesen Tip


12 Responses to Finanzkrise: Immobilien als sicherer Hafen?

  1. Berg sagt:

    zur solvabilität, in bezug auf banken und kreditvergabe hatte ich ja an anderer stelle schon etwas getippt.

    im bereich der vorsorge-versorgung bin ich durchaus dafür, dass man sich (wenn reichlich kapital vorhanden ist) zum schuldenfreien eigenheim hinwenden sollte. denn schuldenfreies wohnen ist und bleibt halt mal die beste altersvorsorge. wenn man schon aufgrund renovierungsbedarf oder andere finaz. notwendigkeit schulden machen muss, eignen sich in meinen augen immer noch der gute alte bausparvertrag mit seinen gesicherten konditionen dazu. ansonsten holzauge sei wachsam..diese regierung in berlin nimmt den spruch eigentum verpflichtet ziemlich genau ins auge.

  2. Zinssklave sagt:

    Mieten war bei mir immer billiger, wenn ich richtig und nicht mit den Rechnern auf den Hypothekenseiten gerechnet habe. Aber der Traum von der Finka auf Mallorca als alter Sack ist immer noch da. Aber nie schuldenfinanziert man sieht ja wie der Wert in USA/PIIGS/UK sinkt und gleichzeitig die Einkommen wegbrechen können.

  3. Cheffe sagt:…..und zwei mal wurde bereits auf diese Art und Weise der Bürger enteignet.

    Aus der Geschichte lernen, danke Cheffe für den Hinweis.
    Es stimmt ich kenne noch Grundbuchauszüge wo die Hypotheken des Lastenausgleichgesetzes von 1948 drinstanden. Die letzten wurden 1978 gelöscht. Noch gar nicht „solange“ her.
    Man sieht hier auch sehr deutlich, dass der Staat bereits alles in seinem Bereich des Möglichen tut, um sich auf die Zeit nach dem Zusammenbruch des Euro maximal vorzubereiten.
    Für mich ist die Durchführung des Zensus 11 mit Immobilienerfassung, der letzte Beweis, dass man Fremdgenutztes oder gar fremdfinanziertes Immobilieneigentum schleunigst loswerden sollte. Man ist Melkkuh auf ewig für den Staat und kann nichts dagegen tun, sagt Maria Lourdes
    http://www.weltkrieg.cc

  4. Foerster003 sagt:

    Wer gerne filmische Informationen liebt, dem empfehle ich, sich Michael Vogt im Gespräch mit dem Wirtschafts- und Finanzexperten Andreas Popp über «Zwangshypotheken: Enteignung der besonderen Art» anzusehen.

  5. XOX sagt:

    Letzte Woche hat der Steinmeier von der SPD auch etwas im Bundestag zu

    „Eurobonds, Transfairunion, Umschuldung und Haircut“

    gesagt:

    http://www.youtube.com/watch?v=DJvmAjO1Oj8

  6. Silver Rock sagt:

    Lastenausgleich gibt es schon. Schaun wir uns nur mal die teuerungsraten der notwendigen güter an:

    Lebensmittel, Benzin, Strom….

    da brauchen die doch auch kein gesetz machen

  7. Pappnase sagt:

    Hey XOX (5),
    Habe hier mal einen kleinen Song für Steinmeier rausgesucht, den ich passend finde.
    http://www.youtube.com/watch?v=g4Wpz2HzNUk

    Die Ereignisse werden sich bald überschlagen.

  8. PlanB sagt:

    _________________________________________________

    Sons of Liberty – Tree of Liberty –

    http://www.youtube.com/watch?v=bBS3srpg2CM&feature=related

    ________________________________________________

  9. XOX sagt:

    @Pappnase
    Ich vermute, dass der Steini schon früher viel mehr wusste, der hat aber nur Cent in der Tasche.

    gruss

  10. Ludwig der Traeumer sagt:

    Die Volkszählung 2011 zum Immobilienbestand ist sicher nur von akademischem Interesse für die bRD (blödeste Regierung Deutschlands), um die Statistikleichen und Doppelerfassung zu eliminieren. Wer könnte da, außer Verschwörungstheoretiker, auf die Idee kommen, daß die bRD etwas anderes im Schilde führt.
    Die Grunderwerbssteuer wird ja schon bald erhöht. Für meine blose Existenz auf der Erde muß ich auch bezahlen ß? die Grundsteuer (Mieter über Umlage). Die Erhebungssätze werden ständig ß?angepaßtß?.
    Wenn die Zahlen über die Volks- besser: Eigentumszählung vorliegen, wird sicher über das Gleichbehandlungs- Gendermainstream- Lastenausgleichs- und nichtrauchende Terroristengesetz (GleGeLaniTerror-Ges) eine umlagefinanzierte Ergänzungsabgabe als Soli für Immobilieneigentümer bis 1000 qm erhoben. Wer mehr besitzt, ist Leistungsträger und wird verschont.
    Sollten die Immobilieninvestments der Versicherungen zusammenbrechen, werden die H4-Assozialen dafür verantwortlich gemacht, da sie lieber Flachbildschirme, Bier und Zigaretten kaufen, als in ihre private Altersvorsorge zu investieren. Sie verweigern die Rente mit 67 und verprassen den Verdienst aus dem Ein-ß?-Job sinnlos. Die Schuldigen habe ich hier ausgemacht ß? basta.

  11. Tranfunzel sagt:

    @Ludwig der Traeumer.. das war ja mal schön ironisch ! Diese pöhsen H4ler !! Früher dachte ich auch ein abbezahltes eigenes Haus wäre das nonplusultra. Falsch !! Ich kenne leider folgende Fälle von Bekannten. Wer arbeitslos und zum H4 Fall wird darf sien Haus nämlich verkaufen. Es sei denn es sind noch Kinder die in Ausbildung etc. sind mit in dem Haus. Eine andere Sache, die ich wirklich niemandem wünsche (die ganze Sache mit dem Lastenausgleich ist dann eh witzlos) ist es zum Pflegefall zu werden. Die Kosten für einen „Altenheim Aufenthalt“ beginnen bei ca. 2.800ß?/Monat. Da aber kaum jemand so viel Geld hat (Rente + Plegeversicherung reicht meist nicht) muss das sauer verdiente Häuschen „auf dem Markt“ verramscht werden. Ganz besonders schnell geht das, wenn ein Mensch einen „Betreuer“ erhält. Da gibt es richtig viele „schwarze Schafe“. Tja.. ein Leben lang hat man das Geld gehortet und gebaut etc. und am Ende wird einem alles genommen. Wie Sand der in der Hand zerinnt.

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