Fundamentaldaten: China weiter unter Druck

Die schlechten Nachrichten zur weltwirtschafts-Lokomotive reissen nicht ab. Der Immobiliensektor hat einen Schnupfen, die Schattenbankwirtschaft Fieber und der Einkaufsmanager-Index hat Durchfall. Langsam entwickelt sich das Krankheitsbild wirklich besorgniserregend. Wie lange China noch die Kraft besitzt den Karren zu ziehen, ist reine Spekulationssache. Die Gefahr jedoch ist immens. Wer diese unterschätzt, kann sehr schnell ein böses Erwachen haben.


Nehmen wir zuerst einen der Hoffnungsindikatoren, dem Einkaufsmanager-Index. Noch liegt der Wert zwar über der Schwelle von 50 Punkten, jedoch auf dem Tiefpunkt seit 32 Monaten. China braucht Wachstum und auch der Rest der Welt hängt am Rockzipfel dieser Nation. Mit 50,4 Punkten ist der China PMI sehr nahe an der Basislinie. Erwartet wurde ein Wert von 51,8. Hier eine Grafik von Zerohegde:

Im Land des Drachen ist jedoch auch an anderen Punkten die Inkubationszeit im Endstadion. Der Immobilienmarkt sieht sich wirklich schweren Turbulenzen gegenüber. Etliche Wirtschaftszeitungen vergleichen es mit der Subprimekrise in den USA, jedoch dürfte die im Vergleich ein sonniger Tag am Strand gewesen sein. Parallel hat sich auch noch ein völlig unkontrollierter Schattenbankenmarkt entwickelt, welcher auch im Beginn einer Kernschmelze steht. Die FTD hierzu:

Chinas Häusermarkt kühlt sich ab

Chinas Immobilienboom neigt sich dem Ende zu. Entwickler verkaufen weniger Wohnungen und müssen Interessenten Rabatte bieten – zum Zorn jener, die zur Hoch-Zeit eingestiegen sind.
[…]
Immerhin 20 Prozent aller Anlageinvestitionen in China entfallen auf den Immobilienmarkt. Nun aber scheint der Traum ausgeträumt – und was das Platzen einer Immobilienblase bewirken kann, hat sich nicht zuletzt im Land des Klassenfeinds USA gezeigt.[1]

Das sich dieser Schattenbankenmarkt überhaupt entwickeln konnte, liegt an den Versuchen der chinesischen Regierung, welche unermütlich an der Mindestreserve und den Leitzinsen geschraubt hat. Beides ist in China auf dem Höchststand, jedoch wurde dieses Bestreben durch die Schattenbanken untergraben. Man könnte hier ausser Profitgier durchaus Kalkül der Angelsachsen unterstellen um einen Fallstrick für China in der Hand zu halten. Aus der FTD zu den Schattenbanken:

Krise der Schattenbanken beunruhigt Chinas Regierung

Nicht nur Europa und die USA haben eine Schuldenkrise. Auch China hat eine Finanzkrise zu bewältigen. Während im offiziellen Bankwesen die faulen Kredite wachsen, gerät der graue Kreditmarkt durch Spekulationen, den globalen Abschwung und Pleiten ins Schlingern.
[…]
China kämpft mit einer hausgemachten Schuldenkrise, deren Folgen noch nicht absehbar sind. Selbst in den Staatsmedien sind schon warnende Vergleiche mit der amerikanischen Hypothekenkrise zu hören, die 2008 die Finanzkrise ausgelöst hat. Während die Europäer gerade Peking um Milliardeninvestitionen für ihren Euro-Rettungsschirm bitten, ringt die kommunistische Führung selbst mit großen Risiken im Finanzsystem und den Gefahren durch ein spürbar langsameres Wachstum.[2]

Mit nichtabsehbaren Folgen würde ich die Situation als durchaus „verniedlicht“ darstellen. Die Folgen wären meiner Ansicht nach ein weltweiter Finanztsunami ungeahnten Ausmasses. Der hierdurch möglicherweise ausgelöste deflations-Schock würde die Bürger in weiten Teilen in die Armut treiben und den Banken einen weiteren Transfer von Vermögenswerten bescheren. Gefahr im Quadrat.

Auch das Industriewachstum Chinas ist auf dem absteigenden Ast. Von zuletzt 15 % im Juni ist es nunmehr auf unter 14 % gesunken. Das klingt für europäische Verhältnisse zwar noch phantastisch, jedoch für die chinesische Wirtschaft bereits ein echtes Warnsignal.

Wer die Zeichen ignoriert, könnte durchaus eine böse ßberraschung erleben.

Carpe diem

Grafik : http://www.zerohedge.com/news/china-manufacturing-pmi-drops-32-month-low
[1] http://www.ftd.de/finanzen/immobilien/:immobilien-chinas-haeusermarkt-kuehlt-sich-ab/60121669.html
[2] http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:letzter-ausweg-kredithai-krise-der-schattenbanken-beunruhigt-chinas-regierung/60122847.html


7 Responses to Fundamentaldaten: China weiter unter Druck

  1. V8ter sagt:

    ich denke,china war niemals in der position den karren aus den dreck zu ziehen.
    solange und seitdem wir im westen mit hungerlöhnen abgespeist werden,fehlt einfach die kaufkraft deren produkte zu kaufen.auch hat china selbst großen anteil an seinen problemen.immobilien für jedermann auf kredit
    ohne entsprechende einkommen müssen platzen.
    der neue chinesische mittelstand,wie es unsere presse gerne nennt,lebt doch genauso dekadent wie bei uns.neues auto auf kredit,möbel auf kredit,
    etc.etc.
    wenn man dann auf bestimmten edelmetallseiten liest,china reisst uns das gold aus den händen,kann man nur noch lachen.die masse der chinesen ist und bleibt arm.
    ein einfacher chinese träumt eher von einen audi oder bmw als von krügers rändern.
    nein,der ballon platzt bald,aber global.
    immer mehr menschen mit immer weniger kaufkraft.wo soll da noch rettung kommen.
    kleine persöhnliche anekdote am rand.
    meine tochter,10 klasse 16 jahre alt schreibt sich die finger wund für einen beschissenen praktikumsplatz im januar.aus iohrer klasse(glaube 27 schüler)haber erst 2! einen platz.
    und wir leben in hamburg.wo es ja so toll boomt.
    als ich 1984 mit schlechten hauptschulabschluss
    die schule verlies,hatte ich 3 lehrstellen sicher.
    konnte mir also aussuchen wo ich anfange.
    und heute nehmen die nicht mal mehr kostenlose praktikanten.

  2. Schwarzblut sagt:

    Guter Artikel Cheffe den man unbedingt ernst nehmen sollte…
    Die Chinesen toppen in Punkte Dekadenz derzeit alles, fühlen sich als Weltwirtschaftsretter, dabei sind sie genau das Gegenteil…

  3. atropaia sagt:

    Ja,die Geschichte wird langsam brenzlig,der große Rums wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.Wer soll auch noch was importieren?Die Bevölkerung in der EU wird wohl drastisch verarmen,so wie es in den USA jetzt schon ist,ohne das die Masse der Bevölkerung hier in Deutschland was davon mitbekommt.Selbst Länder wie Dubai mussten sich in der Vergangenheit ja schon „aushelfen“ lassen.Fazit: Die Verlagerung der Arbeitsplätze nach Fernost wird sich bitter rächen,man sehe nur nach Thailand,was unter Wasser steht,Japan,was mit der Verstrahlung zu kämpfen hat,und China,was seine Probleme nicht lösen kann(wird)

  4. Geschoepf sagt:

    der Turbo-Kapitalismus funktioniert nicht mehr. Das müssen auch die Chinesen begereifen. Ich hatte sie intetelligenter eingeschätzt. Doch auch sie fielen darauf rein. Auch mit offener Diktatur funktioniert der Kapitalismus nicht. Ein Moloch der ständiges Wachstum fordert und noch dazu den größten Teil der Bevölkerung zurück lässt, kann nicht funktionieren, und das ist gut so!

  5. Frank H. sagt:

    Da stützt ein Totkranker den anderen Totgeweihten.
    Das geht den Eliten am A vorbei, obs knallt.
    Sie haben die Dinge fest vor Augen. Wird man da Betriebsblind? Ist eine gute Frage.

  6. AE-35 sagt:

    Ein MSM-Vergleich zur chinesischen Immobilienblase:

    Bericht 1:

    „ARD-Weltspiegel
    Chinas lukrative Geisterstadt

    Achtspurige Straßen ohne Autos, moderne Häuser ohne Bewohner, gigantische Museen ohne Ausstellungsstücke – das ist Ordos, eine neu gebaute Stadt mitten in der Wüste in der Inneren Mongolei. Was nutzlos klingt, ist für viele neureiche Chinesen eine Wertanlage.“

    http://www.tagesschau.de/ausland/weltspiegelchina108.html

    Bericht 2:

    Boom des Irrsinns China protzt mit Geisterstädten

    Innerhalb von fünf Jahren wird in der chinesischen Steppe die Stadt Kangbashi hochgezogen. Sie bietet Platz für 300.000 Menschen. Doch obwohl alle Wohnungen verkauft sind, leben nur ein paar Tausend Menschen in der Stadt ß? und das noch nicht mal ganz freiwillig.“

    http://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/China-protzt-mit-Geisterstaedten-article4669401.html

    Wie wir sehen können, wird die selbe Stadt und der gleiche Experte zum Immobilien-Wahn in China gezeigt.

    Jedoch trägt die Stadt in den beiden Artikeln unterschiedliche Namen.

    Während die ARD-Anstalt von „Ordos“ spricht, offeriert man uns bei N-TV die selbe Stadt unter dem Namen „Kangbashi“.

    Was hinter dem Namensphenomen steckt, findet sich hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kangbashi

    Doch die Frage bleibt, was will man uns mit der chinesischen Immobilien-Blase vermitteln?

    Und, warum wird nur diese Stadt als Beispiel herangezogen?

    Wenn es diese Blase gibt, dann müssten doch unzählige solcher Orte existieren, oder etwa nicht?

    AE-35

  7. XxMoOlTiPasSxX sagt:

    Also bei uns war kürzlich das Chinesische-Staatsoberhaupt Hu Juntao zu besuch in ßsterreich.

    Dieser versprach unserer Regierung gute Geschäfte und sogleich waren in allen Zeitungen Artikel zu finden.

    Es waren tolle Statistiken über das Wachstum in China beigefügt um uns zu sagen: Das wird unser neuer Starker Partner.

    Wer wohl hier Recht behält?

    Zumindest sind ältere ßsterreicher der Meinung, dass es ein Großer Fehler ist, sich „die Chinesen ins Land zu holen“.

    Scheinheiliges Spiel auf allen Seiten?

    Mfg der Moolti

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