Schätze der Natur XII : Schlehe, auch: Schwarzdorn

Die Schlehe ist ein langsam wachsender, dicht verzweigter Strauch, welcher oft nur 1-3 Meter, bisweilen auch bis zu 5 Meter Höhe erreichen kann. Hat die Pflanze erst einmal einen Standort für sich eingenommen versucht sie sich durch unzählige, aus dem dichten, oberflächennahen Wurzelsystem heraus wachsenden Wurzelschösslinge massenhaft zu vermehren. Auf diese Weise bilden sich kleine, undurchdringliche, dornige Wäldchen oder Hecken, welche, genetisch gesehen, alle aus der gleichen Pflanze bestehen.


Schlehe, auch: Schwarzdorn Prunus spinosa, Rosaceae von Dr. Michael Strauss

Die Rinde der Schlehe ist zunächst rötlich-grau wird dann aber schwarz. Die Kurztriebe gehen meistens in Sprossdornen über.
Die Blätter sind 2- 4 cm lang, von verkehrt eiförmiger Form und stehen wechselständig am Zweig. Die Farbe der Blätter ist matt dunkelgrün, an der Oberseite etwas glänzend.
Die reinweißen Blüten erscheinen vor dem Blattaustrieb frühestens Ende März, spätestens Anfang Mai und duften stark nach Bittermandel. Die Sträucher blühen zahlreich, die einzelne Blüte ist 1-1,5 cm groß und steht einzeln oder zu zweit.
Die Früchte sind dunkelblau-violett, manchmal fast schwärzlich, und tragen einen starken Reif. Sie erreichen die Größe kleiner Kirschen, ca. 1 cm im Durchmesser, und sind von kugeliger, höchstens leicht ovaler Form.

Die Schlehe bevorzugt nährstoffreiche und eher kalkhaltige Böden. Allerdings hat sie jedoch eine sehr große ökologische Amplitude, das heißt, sie kommt auch abseits ihrer bevorzugten Standorte sowohl auf sommertrockenen als auch auf schwach sauren, feuchten Standorten gut zu Recht. Aus diesem Grund ist sie in Mitteleuropa eine der häufigsten Straucharten:

Man begegnet der Schlehe entlang sonniger Weg- und Waldränder, entdeckt sie als wesentlichen Bestandteil von Feldhecken und Knicks, als einzeln stehendes Pioniergehölz auf Magerweiden, Heiden und aufgelassenen Weinbergen oder auch als Unterwuchs in lichten Wäldern.

 

In den stark duftenden Blüten der Schlehe sind Flavonoide enthalten.

Die Früchte enthalten Anthocyane und haben einen hohen Gehalt an Gerbstoffen, welche für die adstringierende, also zusammenziehende, Wirkung verantwortlich sind. Außerdem reichlich Zucker, Fruchtsäuren und Vitamin C.

Die Samen enthalten Blausäureglycoside. Diese können bei der Zubereitung des Schlehenweines in geringen Mengen in diesen übergehen.

 

Der Geschmack roher Schlehen ist sehr sauer und hinterlässt einen pelzigen Nachgeschmack im Mund. Erst sehr spät geerntete und voll ausgereifte Früchte werden etwas milder und süßer, ganz besonders nach den ersten richtigen Frostnächten im späten Herbst. Im Verarbeiteten Zustand entfalten sich jedoch intensive Aromen und lassen die zuvor etwas ß?anstrengenden Früchtchenß? zu einer wahren Köstlichkeit werden.

Bei der Ernte ist es ratsam auf die Sprossdornen zu achten! Folgende Vorgehensweise hat sich bewährt: durch einen festen Gartenhandschuh aus Leder geschützt, biegen sie mit der linken Hand einen Zweig so zu recht, dass sie diesen gut abernten können. Die rechte Hand (falls sie Rechtshänder sind) bleibt frei, da sie so mit Daumen und Zeigefinger die kleinen Früchte pflücken und in einen zu ihren Füssen stehenden kleinen Eimer werfen können. Da es für dieses Geschäft etwas Fingerspitzengefühl braucht würde hier ein dicker Handschuh nur stören.

Noch ein Hinweis zur Verarbeitung: anstrengend können die kleinen Schlehenfrüchtchen auch noch aus einem anderen Grund sein: das Fruchtfleisch löst sich sehr schlecht und oft auch gar nicht vom Kern. Bei den unten aufgeführten Rezepten ist es zum Glück nicht notwendig die Früchte zu entsteinen.

 

 

Rezepte & Ideen

 

Schlehen-Sirup

1500g Schlehen in einem Topf mit kochendem Wasser übergießen bis die Früchte gerade bedeckt sind. Abdecken und für einen Tag ziehen lassen. Nun die Schlehen über einem Sieb abgießen, das Schlehenwasser in einem anderen Topf auffangen. Das Schlehenwasser zum Kochen bringen und erneut über die Schlehen gießen und zugedeckt wieder einen Tag lang ziehen lassen. Dieser Vorgang wird insgesamt mindestens 3 Tage lang wiederholt. Nun den Saft durch ein feines Sieb hindurch gießen, 750g Rohrohrzucker und ¼ TL Zimtpulver hinzufügen und zum Kochen bringen. Den heißen Sirup nun in zuvor im Backofen bei 200 Grad steril gemachte Flaschen mit Schraubdeckelverschluss abfüllen und sofort verschließen. Kühl und lichtgeschützt gelagert hält sich der Sirup mindestens ein Jahr lang. Der Schlehen-Sirup ergibt, verdünnt mit gekühltem Wasser oder Mineralwasser, ein herb-fruchtiges Erfrischungsgetränk oder kann auch als Dessertsoße verwendet werden. Den bei diesem Rezept übrig gebliebenen Schlehen-Trester bitte nicht wegwerfen! Dieser kann als Zutat für die unten beschriebene Schlehen-Apfel-Marmelade oder auch im Smoothie weiterverarbeitet werden.

 

Schlehen-Pflaumen-Smoothie

2 Bananen, 400g Pflaumen, entsteint und 200g Schlehen-Trester (als Rest aus der Herstellung des Sirup) oder frisch hergestelltes Schlehen-Mus (Herstellung siehe unten bei der Schlehen-Apfel-Marmelade) in einen Mixbecher füllen, 100ml Wasser hinzufügen und gründlich pürieren.

 

Schlehen-Apfel-Marmelade

700g Schlehenfrüchte ohne Zucker in etwas Wasser zu einem Kompott weich kochen und durch eine Flotte Lotte drehen. Auf diese Weise erhält man etwa 600g Mus. 400g frische Apfelstücke und etwas Wasser in einem Topf weich kochen und ebenfalls in der Flotten Lotte ein Mus daraus herstellen. Es werden etwa 500g Apfelmus entstehen. Nun beide Muse in einem Topf geben, mit 500g Gelierzucker 1:3 mischen und mit folgenden Zutaten würzen: Saft einer halben Zitrone, 1/4 TL Zimtpulver, 1 Messerspitze Nelkenpulver, den Inhalt einer ausgekratzten Vanilleschote. Alles vermischen und noch 0,1 l Holundersaft oder schwarzer Johannisbeersaft hinzufügen. Alles unter ständigem Rühren zum Kochen bringen und je nach Packungsanleitung auf dem Gelierzucker ca. 3 Minuten kochen lassen. Nun in die zuvor im Backofen bei 200 Grad sterilisierten Schraubdeckelgläser abfüllen, diese sofort verschließen und zunächst kurz auf dem kopf stehend abkühlen lassen. Diese Marmelade ist ein fruchtig-herber Genuss und bietet eine schöne geschmackliche Abwechslung!

 

 

Viel Freude in Natur und Küche!

 

Markus Strauß

 

 

PS: Beachten Sie das von mir geleitete Seminar am am 19.11. in Darmstadt. Information und Buchung unter www.dr-m-strauss.de

 

Den Mitschnitt des Interviews beim NDR finden Sie hier:

http://www.youtube.com/watch?v=M8tQf1h1Rmk

 

 

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Band 1: Die 12 wichtigsten essbaren Wildpflanzen

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www.dr-m-strauss.de

 

© Dr. Markus Strauß 2011

Anmerkung der Redaktion : Ich bitte die Verspätung zu entschuldigen, leider war etwas viel Stress am Wochenende wegen des European Banking Congress und ich habe es nicht vorher geschafft. Danke an Herrn Dr. Strauss für seine unermütliche Arbeit.


One Response to Schätze der Natur XII : Schlehe, auch: Schwarzdorn

  1. EuroTanic sagt:

    Habe gesern Schlehenbutter gemacht, hhhhhhmmmmmmmmm

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