Minority Report: Pre-Crime für Europa via INDECT

Oft waren es Filme, die einen Blick in die Zukunft ermöglichten. Als man diese anschaute, war es noch Fiktion, doch irgendwann wurde es zur Realität. Natürlich gilt das nicht für alle Filme, jedoch einige ausgesuchte Exemplare waren Vorreiter unserer Zeit. Bei Minority Report ging es um eine Maschine, welche Verbrechen bereits aufgrund gewisser Algorithmen und so genannter Precogs im Vorfeld erkannte, jetzt will man versuchen mittels INDECT genau das auch in Europa umzusetzen. Eine Bevölkerung unter Generalverdacht.


Wissen Sie eigentlich, dass Sie potentiell schuldig sind? Ausschließen können wir das erst, wenn hierzu alle Daten über Sie, Ihre Familie und Freunde und Ihre Freizeitaktivitäten in ausreichendem Maß analysiert sind. Was würden Sie antworten, wenn Ihnen das ein Ermittlungsbeamter um die Ohren haut, ohne dass Sie sich haben etwas zu schulden kommen lassen? Vielleicht ist dieser Satz bald keine Fiktion mehr, sondern bittere Realität.

Hierzu möchte ich kurz einige Zeilen aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung von heute zitieren:

Europäische Überwachungstechnologie Werkzeug für Diktatoren

Neben der Krakauer Uni beteiligen sich die Universität Wuppertal und weitere neun europäische Hochschulen sowie Polizeiapparate und Überwachungstechnik-Hersteller, die so öffentliche Gelder bekommen. Das Ziel: ein „großes, netzwerkorientiertes Sicherheitssystem“, um „abnormales Verhalten“ frühzeitig zu erkennen.
[…]
Den Instinkt des Polizisten simuliert Indect, indem es gefährliche Situationen und merkwürdiges Verhalten automatisch erkennt.
[…]
Testweise soll hierzu eine biometrische Datenbank aufgebaut werden. Menschlichen Kollegen ist der künstliche Polizist hierbei deutlich überlegen. Er kann eine weitere Quelle anzapfen: das Internet.
[…]
Das System soll also sehen können, in welchem Verhältnis Menschen zueinander stehen, ob sie zur selben Familie gehören oder zusammen im Gefängnis gesessen haben. Zusätzlich entwickeln die Forscher für den künstlichen Wächter eine Suchmaschine, die Dokumente oder Bilder einer Person im Netz findet und relevante Stellen markiert.

Wann im Einzelfall welches der Organe Indects aktiv werden soll, ist noch völlig unklar. Einen Polizeieinsatz selbst auslösen darf der künstliche Polizist allerdings nicht. Zumindest in Deutschland schließt das Gesetz „automatisierte Einzelentscheidungen“ aus. Im Klartext: Die Maschine darf niemanden festnehmen lassen. Als Mund dient deshalb eine Software, die echte Polizisten und Wachmänner alarmiert, sobald ihr künstlicher Kollege „abnormales Verhalten“ erkennt.

Mit der Definition von „abnormalem Verhalten“, das für Indect die Grundlage jeglicher Aktion bildet, tun sich die Projektverantwortlichen indes schwer. Deshalb haben sie Polizisten und Überwachungspersonal befragt, was abnormal sei. „Herumlungern“ oder „sich umschauen“ hielten die Beamten für Hinweise auf gefährliche Vorhaben, „nach dem Spiel im Stadion sitzen bleiben“ oder „zu lange neben einem Auto stehen“. Manchmal ist es ein plötzlicher Richtungswechsel oder lautes Geschrei. In einem Dokument demonstrieren die Forscher, wie das System jemanden erkennt, der bei Rot über die Ampel geht.[1]

Bevor Sie die Zeilen aus dem ß?Qualitätsblattß? Süddeutsche Zeitung gelesen haben, mögen Sie noch gedacht haben, ich würde übertreiben. Was aber denken Sie nun?
Genau an diesem Punkt werde ich Sie Ihren Gedanken überlassen, denn nochß?.sind diese frei.

Lesen Sie auch meine anderen Artikel zu INDECT oder hören Sie sich das Interview mit dem Europaabgeordneten Alexander Alvaro an, welches wir geführt haben.

Carpe diem und danke an Stefan für den Link

[1] http://www.sueddeutsche.de/wissen/europaeische-ueberwachungstechnologie-werkzeug-fuer-diktatoren-1.1223440-2


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