Schätze der Natur : Sommerlinde

Ob als Dorflinde oder als Namen gebende Hauptdarstellerin auf dem hauptstädtischen Boulevard ß?Unter den Lindenß? – Linden begegnen uns überall: in Parks und Friedhöfen, auf Dorf- und Kirchplätzen, an Denkmälern und entlang vieler Straßen als Alleebaum. Neben der Sommerlinde ist bei uns in Mitteleuropa auch die Winterlinde heimisch. Andere Arten, wie die Krimlinde und die Silberlinde wurden erst später als Ziergehölz eingeführt. In Berlin stehen heute Unter den Linden übrigens keine einheimischen Linden mehr ß? hier wurde die aus dem Kaukasus stammende Silberlinde wegen ihrer größeren Toleranz gegenüber Abgasen und trockener Stadtluft gepflanzt.


Das Holz der Linden ist leicht zu bearbeiten und daher bei Schnitzern und in Drechselwerkstätten sehr begehrt. Außerdem findet es im Möbelbau und bei der Herstellung von Musikinstrumenten Verwendung.

Die reiche und stark duftende Blüte der Linden zu Beginn des Sommers ist eine hervorragende Bienenweide. Der sortenreine Lindenblütenhonig zeichnet sich durch das besondere Linden-Aroma aus.

Alle bei uns wachsenden Lindenarten sind essbar und können ähnlich wie die der hier beschriebenen Sommerlinde verwendet werden. Da die Blätter der einheimischen Sommerlinde gegenüber denen der anderen Arten jedoch besonders weich sind und sich durch einen angenehm milden Geschmack auszeichnen konzentrieren sich die folgenden Ausführungen auf diese Art.

 

Sommerlinden werden bis zu 35 Meter hoch und können ein Alter von 1000 Jahren erreichen. Die herzförmigen Blätter werden mit bis zu 15 cm größer als bei der anderen heimischen Art, der Winterlinde. Darauf weist auch der botanische Name hin: ß?platyphyllosß? bedeutet ß?mit breitem Blattß?. Die wechselständig stehenden Blätter haben einen einfach gesägten Rand, sind lang gestielt und auf der dunkelgrünen Blattoberseite kurz behaart, auf der Unterseite heller und auf ganzer Fläche behaart. Auffällig sind die Blattnerven: diese sind kahl und stehen hervor. In den Winkeln zwischen den einzelnen kahlen Nerven stehen jedoch kleine weiße Haarbüschel.

Jeweils 3 bis 5 der kleinen, strahligen, gelblich-weißen Blüten hängen gemeinsam an einem Blütenstiel nach unten. In der Mitte dieses Blütenstiels ist ein Hochblatt mit dem Stiel verwachsen. Dieses dient nach der Reife der kleinen Nüsschen als Flugsegel. Die Nüsschen der Sommerlinde sind rund, bei genauem Hinsehen lassen sich jedoch Kanten erkennen. Im Unterschied zur Winterlinde lassen sich die Nüsschen der Sommerlinde nicht zwischen den Fingern zerdrücken.

 

Als Waldbaum findet die Sommerlinde in luftfeuchten Berg- und Schluchtwäldern ihren natürlichen Standort. Allerdings ist ihr Vorkommen auf nährstoffreiche Böden in wintermilden Lagen beschränkt. Die Winterlinde ist dagegen weniger anspruchsvoll  und gedeiht auch an Standorten mit kälterem und trockenerem Klima und ärmeren Böden. Beide Lindenarten sind als Zier- und Schattenbäume auf Plätzen und in Parkanlagen sowie als Alleebaum sehr beliebt und daher überall anzutreffen.

 

Die Blüten enthalten ätherische ßle, Flavonoide, Schleimstoffe und Gerbstoffe. Die Früchte der Linden, kleine runde Nüsschen, enthalten 20 – 28% ßl und können daher auch zur ßlgewinnung genutzt werden. Lindenblütentee wird bei Erkältungskrankheiten verordnet: er lindert den Hustenreiz, wirkt schweißtreibend und fördert den Schlaf. Die schweißtreibende und beruhigende Wirkung kann verstärkt werden indem zusätzlich zur Einnahme der Heildroge als Tee ein Aufguss aus 2 Händen getrockneter Lindenblüten und 2 Litern kochendem Wasser einem warmen bis heißen Vollbad zugegeben wird.

 

Sammeltipps

Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein gibt es an einer Sommerlinde immer wieder etwas Wertvolles zu sammeln. Allerdings sind die Ernteperioden manches Sammelgutes, wie die der noch nicht geöffneten Blütenknospen, die Blüten selbst oder die jungen, noch zarten Früchte sehr kurz und man läuft Gefahr diese unter Umständen zu verpassen. Aus diesem Grund ist es ratsam sich in seiner unmittelbaren Umgebung oder entlang regelmäßig zurückgelegter Wege eine bestimmte, ß?eigeneß? Sommerlinde zu suchen, so dass man den Entwicklungszustand der Art leicht beobachten und zur rechten Zeit ernten kann. Besonders bei der Ernte der für den Heiltee verwendeten Lindenblüten muss darauf geachtet werden, dass man frisch aufgeblühte Blüten sammelt, da diese die höchste Wirkstoffkonzentration besitzen. Der ideale Tageszeitpunkt ist morgens nach dem vollständigen Abtrocknen des Taus. Die Blüten sollten dann möglichst rasch an einem schattigen und luftigen Platz zum Trocknen ausgebreitet werden bis diese vor Trockenheit rascheln. Nun kann man die Blüten durch Rebeln grob zerkleinern, den fertigen Tee dann in saubere Schraubdeckelgläser abfüllen und an einem dunklen und kühlen Ort aufbewahren. Der Trockenvorgang kann durch die Verwendung eines Dörrapparates mit Temperaturregelung (ideale Temperatur max 40 Grad) beschleunigt werden.

 

Verwendete Pflanzenteile und Erntezeit

Junge Blätter                     April ß? Ende Juni

Blütenknospen                   Mai ß? Mitte Juni

Blüten                               Mitte Juni ß? Anfang Juli

Junge Früchte                    ca. 2 Wochen nach der Blüte

Reife Früchte                     Anfang September – Oktober

 

 

Rezepte

 

Lindenblattsalat (4 Portionen)

200 Gramm junge Lindenblätter oder auch eine Mischung aus jungen Lindenblättern und Lindenblütenknospen (incl. des Flügels) kurz in Wasser tauchen und in einer Salatschleuder das überschüssige Wasser entfernen. Große Blätter eventuell klein schneiden. 50 Gramm Schafskäse zerbröseln und an den Salat geben. Empfehlung für den Dressing: 1 EL Weißer Balsamico, 1/3 TL Rohrohrzucker, 2 TL Senf, 1 Scharlotte klein gewürfelt, 2 Prisen Salz, schwarzer Pfeffer und 2 EL kalt gepresstes Olivenöl zu einem Dressing vermengen und unter den Salat mischen.

 

Lindenblütentee

Linden lindern ß? besonders der Tee aus den Blüten! Frisch aufgeblühte Blütendolden sammeln und sogleich an einem schattigen und luftigen Ort oder noch besser in einem Dörrgerät bei max. 50 Grad innerhalb weniger Stunden trocknen. Die trockenen Dolden etwas zwischen den Handflächen rebeln, so dass die Dolden in kleine Stückchen brechen und der Tee kompakter wird. In saubere und gänzlich trockene Schraubdeckelgläser abfüllen und an einem kühlen und dunklen Ort lagern. Haltbarkeit: mindestens ein Jahr.

Zur Zubereitung übergießen Sie pro Tasse 2 TL Tee mit kochendem Wasser und lassen diesen zugedeckt 10 Minuten lang ziehen.

 

Lindenöl, kalte Pressung

Die kleinen Nüsschen der Linde sind im September reif. Zur Herstellung eines Liters Lindenöl benötigen Sie 6-8 Kilogramm der Früchtchen, je nach der Leistungsfähigkeit der ßlpresse. Das ßl der Linde ist zitronengelb und eignet sich als Speiseöl sehr gut. In sterile Flaschen aus dunklem Glas abgefüllt und kühl gelagert ist es über den Winter hinweg haltbar.

 

Linden-Limonade

Zunächst wird ein wässriger Auszug aus den Lindenblüten hergestellt: pro Liter Wasser 2 Hände voll frisch aufgeblühte Lindenblüten zugeben und zum Kochen bringen. Von der Platte nehmen und über Nacht zugedeckt ziehen lassen. Den Auszug am nächsten Tag durch ein feines Sieb oder ein Tuch abgießen und mit dem Saft von 2 Zitronen / Liter Auszug sowie 1 EL rohem Rohrzucker pro Liter abschmecken und im Verhältnis von 2 Teilen Linden-Auszug und 1 Teil Apfelsaft mischen. Leicht gekühlt serviert ist die Linden-Limonade ein erfrischendes Sommergetränk an heißen Frühsommertagen, der Blütezeit der Lindenbäume.

 

Linden-Kapern

Die noch grünen und zarten Früchte der Linde lassen sich etwa Ende Juni ernten und als ß?Kapernß? in einem Sud aus Essigwasser einlegen, um später als Antipasti oder als geschmackliche Bereicherung von Saucen, Suppen und Eintöpfen sowie zu Reisgerichten Verwendung zu finden.

Hier das Grundrezept für ein Glas / Gläser mit insgesamt 250 ml Inhalt:

Eine große Hand voll junger, entstielter Lindenfrüchte mit

1 TL Salz und

1/3 TL Rohrohrzucker in

125 ml Wasser und

125 ml gutem Essig (zum Beispiel Estragonessig)

Ca. 2 Minuten lang weich kochen.

Zur Aufbewahrung eignen sich Schraubdeckelgläser am besten. Diese zuvor gründlich ausspülen und sowohl die Deckel als auch die Gläser selbst im Backofen bei 150 ß? 200 Grad steril machen. Zum Abfüllen dann die Gläser mit einer Spaghettizange aus dem Ofen holen, zügig mit den heißen Linden-Kapern und dem Sud befüllen (die Kapern müssen komplett von Sud bedeckt sein), fest verschrauben und zum Abkühlen auf den Deckel stellen. Die Gläser später beschriften und an einem dunklen und kühlen Ort lagern.

 

Viel Freude in Natur und Küche!

Markus Strauß

 

Neu:

Der Simply Wild Verlag wird ab 30.5.12 in loser Folge in Kooperation mit dem Verlagshaus Steiner (Frank Stange) eine Ebook-Serie – unter Leitung von Buchautor Dr. Markus Strauß geschrieben – auf den Markt bringen. Das Ebook wird es für verschiedene elektronische Medien zu kaufen geben.

Inhalte ß?Sanddornß?:

ñ Botanisches Pflanzenporträt

ñ Sorten, Anbau, Ernte, Verarbeitung

ñ Inhaltsstoffe

ñ Gesundheitliche Wirkungen

ñ Produktübersicht

ñ Rezepte

Der Premierentitel: Sanddorn (30.5.12) ß? soeben erschienen!

Nächster Titel: Aronia (Ende August 12)

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.simply-wild.de

 

Bildquelle : Wikipedia Willow


One Response to Schätze der Natur : Sommerlinde

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