Dotcom 2.0: Wenn die Blasen platzen

Gier frißt Hirn, das war schon immer eine gültige Gleichung. Eigentlich hätte man denken können, dass die im Jahr 2000 geplatzte Dotcom-Blase ein wenig länger vorhält. Millionen und Abermillionen wurden an den Märkten für Anteile an Firmen gezahlt, die über drei Mitarbeiter, geleaste Computer und mittelmäßige Ideen verfügten. Der Hype der „Volksaktien“ fand ein jähes Ende und einige verloren die gesamten Ersparnisse oder Rücklagen. Seinerzeit erschien das spekulieren auch so einfach, gab es ja nur einen Weg, den nach oben. Nun, 12 Jahre später, scheint sich die Geschichte zu wiederholen, nur auf noch viel höherem Level.


Besonders zwei Börsengänge in der letzten Zeit offenbarten den Wahnsinn, Facebook ist hier der absolute Spitzenreiter. Mit einem Börsengang der offerierte, Facebook sei 100.000 Millionen Dollar wert, brach man alle Regeln der Vernunft. Besonders durch den stark wachsenden Mobile-Markt sieht sich Facebook Problemen in der Monetarisierung gegenüber. Schon nach dem IPO im Mai diesen Jahres, schrieb ich, dass der Kauf von Facebook Aktien ein riskanter und heikler Ritt ist, da man als Kapital überwiegend den Nutzer und virtuelle Güter habe. Dieses scheint jetzt auch Peter Thiel – einem Investor der ersten Stunde und Mitglied im Board of Directors – bewusst geworden zu sein und so stößt er trotz einem Absturz um fast 50 % auf etwa 20 US$ den Großteil seiner Aktien ab. Durch sein Investment von 500.000 US$ konnte er trotzdem einen Gewinn von 399,5 Millionen Dollar generieren.
Der Verkauf lief direkt nach dem Auslaufen der ersten Haltefrist. Besonders groß scheint sein Vertrauen also nicht zu sein und als Insider kennt er sowohl die aktuelle Entwicklung, als auch die Prognosen.

Einen ähnlichen Fall gibt es im Augenblick bei Groupon, wo Investor Marc Andreesen – auch Mitglied des Verwaltungsrates -, seine Anteile verkaufte. Ebenso wie Thiel, verkaufte Andreesen seine Anteile direkt nach dem Auslaufen der Sperrfrist und ging so noch mit einem Gewinn von 14 Millionen Dollar aus dem Geschäft, wogegen er bereits jetzt ordentlich Verluste eingefahren hätte.

An dieser Stelle kurz ein Zitat aus Wikipedia:

Das Unternehmen lehnte im Dezember 2010 ein ßbernahmeangebot von Google in Höhe von rund 6 Milliarden Dollar ab. Anfang November 2011 ging das Unternehmen mit einem Wert von etwa 13 Mrd. ß? an die Börse. Im Geschäftsjahr 2011/12 machte Groupon einen Verlust von 351 Millionen Dollar.
[…]
Für die Kooperationspartner ist der Erfolg nicht selten zweifelhaft. Oftmals lassen sich bei zugleich minimierter Rendite nur wenige Käufer als regelmäßige Kunden gewinnen, so dass einem sprunghaft erhöhten Umsatz nur ein geringer Gewinnanstieg gegenübersteht, während der versprochene Marketingeffekt ausbleibt.[1]

Wenn bereits unter solchen Bedingungen kein Gewinn zu erzielen ist, dürfte es zu fairen Marktbedingungen unmöglich sein. Auf einen solchen Verriß lässt man sich logischerweise nicht häufiger ein. Natürlich wird es immer wieder Frimen geben, die es als Marketinggag oder aus absoluter Not heraus betreiben, aber das wirkliche Geschäftsmodell scheint hier nicht vorzuliegen. Auch Groupon wurde beim IPO ein Wert von 13 Milliarden also 13.000 Millionen bescheinigt und ebenso gibt es hier nicht viel mehr als Nutzer, eine Idee und etwas IT-Infrastruktur. Ein Dejavu zu Mai 2000? Wenn ja sind dieses Mal die Summen jedoch völlig andere.

Bis zum Börsengang wurden sowohl Facebook als auch Groupon von den Medien hofiert. Den Menschen wurde erklärt es wären unendlich wertvolle Unternehmen. Nun haben die Anleger den Salat und sitzen auf massiv zusammengestauchten Aktien. Etliches ist in Banken und Fonds gelandet und diese können ja dann zur Not wieder Rettungspakete beantragen. Ein Kreislauf des Wahnsinns.

Wie immer der Hinweis, es handelt sich hier nicht um eine Anlageberatung, sondern die persönliche Meinung des Autors.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Groupon


3 Responses to Dotcom 2.0: Wenn die Blasen platzen

  1. EuroTanic sagt:

    Die Gier des kleinen Mannes ist der Gewinn der Grossen. Ohne die real erwirtschaften Gelder der Kleinsparer wären solche Blasen nicht möglich. Ansonsten würden sich die Spekulanten auf Dauer nur gegenseitig das Geld aus der Tasche ziehen. So kann man aus meiner Sicht als einzigen „Schuldigen“ die breite Masse deklarieren. Solange diese dem Traum vom „leistungslosen“ Spekulationsgewinn träumen wird dieses System aufrecht bleiben. Nirgendwo und zu keiner Zeit lässt sich der Sparer so leicht abzocken wie heute an der Börse mit Facebook & Co.

  2. Tranfunzel sagt:

    Ich kann mich da nur anschließen. Solange die „kleinen“ Leute sich einreden lassen „lassen sie ihr Geld für sich arbeiten“ werden sie auf die Nase fallen.
    Ich selber habe noch keine Banknote gesehen, die morgens um 6 Uhr aufsteht, zur Arbeit geht und abends „mit mehr Geld“ zurück kommt.
    Seit den Anfängen der Finanzkrise fand keine gemeinsame, weltweite Regulierung des Finanzmarktes statt.
    Warum gibt es immer noch HFT Trading, Derivate und etliche Steuerschlupflöcherß
    Die „dummen“ sind die ehrlichen, die sich nicht an dubiosen Dingen und Steuerhinterziehung beteiligen.

  3. Frank H. sagt:

    ich bekomme nur noch Kopfschmerzen davon….

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