Schätze der Natur: Mispel – Mespilus germanica

Als ursprüngliche Heimat der Mispel wird das Gebiet des mediterranen Europa und Kleinasien bis hin zum Kaukasus und dem nördlichen Iran angenommen. Der Sprung über die Alpen nach Mitteleuropa gelang der Mispel nur mit menschlicher Hilfe: die Römer führten sie bei uns als Nutzpflanze ein. Die Mispel ist zwar auch für mitteleuropäische Verhältnisse ausreichend frosthart, benötigt für ihre Entwicklung jedoch warme Sommer.


Von der Antike bis in das Mittelalter hinein wurde die Mispel als Obst liefernde Kulturpflanze hoch geschätzt, verlor dann aber gegenüber anderen Arten aus der gleichen Familie der Rosengewächse (Rosaceae) wie ßpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen, an wirtschaftlicher Bedeutung. Heute ist die Mispel kaum noch als Kulturpflanze zu finden. Als so genannter Kulturflüchtling wächst sie in ausgewilderter Form und ist so ein Teil der einheimischen Flora geworden.

In neuester Zeit wird die Mispel als attraktive Zierpflanze wiederentdeckt: das relativ kleine Gehölz besticht mit seinem knorrigen Wuchs, der schönen Belaubung und Blüte sowie der Toleranz gegenüber sommerlicher Trockenheit, Hitze und winterlichem Frost. Damit ist die Mispel gerade für kleinere Gärten in städtischen Lagen bestens geeignet.

 

 

Die Mispel wächst nur relativ langsam und erreicht sowohl als Strauch oder kleiner, kurzstämmiger Baum nur Höhen von 2 bis maximal 5 Meter. Typisch ist der sparrige, breite Wuchs und die mit zunehmendem Alter knorrig wirkenden ßste. Ausgewachsene Pflanzen sind häufig breiter als hoch.

Die Rinde der jungen Triebe hat ein grüngrau-filziges Aussehen, ältere sind bräunlichgrau, später in silbriggrau wechselnd gefärbt. Die Rinde bleibt sehr lange glatt und wird erst an sehr altem Holz borkig.

Die Wildform der Mispel ist bedornt, die Kulturform nicht.

Die Blätter sind 10-12 cm lang, haben eine lanzettliche Form und stehen wechselständig am Zweig. Die Unterseite der Blätter ist dicht filzig behaart während die Oberseite kaum Haare zeigt. Im Herbst verfärben sich die Blätter der Mispel gelb-orange.

Die Blüten sind ca. 4 cm groß. Sie erscheinen im Mai / Juni, nach der Apfelblüte. Die dekorative Wirkung der cremeweißen Blüten wird durch deren Einzelstellung verstärkt.

Die Früchte der Mispel sind von rotbrauner Farbe, sind 2-4 cm groß, rundlich-birnenförmig und filzig behaart. Die Früchte werden erst im späten Herbst reif: Ende Oktober / Anfang November.

 

Die Mispel ist eine Wärme liebende Pflanze und wächst daher bevorzugt an sonnigen und geschützten Standorten, wie zum Beispiel nach Süden exponierte Waldränder, Gebüsche in Südhanglagen, alte Streuobstwiesen und ehemalige Weinberge.

Die Einbürgerung der Mispel während der Römerzeit wirkt sich im Zusammenspiel mit den klimatischen Gegebenheiten bis heute aus: sie ist in der Schweiz und ßsterreich sowie im Süden und Westen Deutschlands sehr viel häufiger als in Nord- und Ostdeutschland anzutreffen.

 

 

Die Früchte der Mispel zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Gerbsäure (Tannin) aus. Des Weiteren enthalten sie organische Säuren, Pektin, Zucker und Vitamin C.

Die Wirkung der Früchte wird in der Volksmedizin als harntreibend und blutreinigend sowie adstringierdend, also zusammenziehend, beschrieben. Aufgrund der letztgenannten Eigenschaft wurden sie als Mittel zur Regulation der Darmtätigkeit verordnet.

 

 

Die Sommerwärme liebende Mispel braucht in unseren Breiten bis in den späten Herbst, um ihre Früchte reifen zu lassen:  daher beginnt die Erntesaison der Mispelfrüchte frühestens Ende Oktober. Man kann sich aber auch bis zum ersten Wintereinbruch Zeit lassen, da die relativ harten Früchte erst nach einem kräftigeren Frost ß? gemeint ist nicht nur ein Bodenfrost, sondern ein Luftfrost, bei welchem auch in 2 m Höhe über dem Boden die Temperatur auf mindestens -2 oder -3 Grad Celsius absinkt- teigig weich werden und dann auch roh verzehrt werden können. Nach solch einem Frost müssen die Früchte aber abgeerntet und gegebenenfalls auch verarbeitet werden, da sie ansonsten an der Pflanze verderben oder von Vögeln gefressen werden.

 

 

 

Rezepte & Ideen

Mispel-Früchte kann man nicht frisch vom Strauch weg pflücken und genießen. Erst nach einem Frost oder nach längerer Lagerung werden sie weicher und von etwas musiger Konsistenz und können dann auch roh gegessen werden.

 

Mispel-Mus

Grundrezept: 800g Ausgereifte Mispeln waschen, vierteln und in etwas Wasser für ca. 10 Minuten weich kochen. Den Fruchtbrei durch eine Flotte Lotte drehen oder durch ein anderes Sieb drücken, um ein Mus herzustellen. Mit dem Saft einer Zitrone abschmecken. Das Mus nach Geschmack süßen. Statt Rohrohrzucker eignen sich auch alternative Süßungsmittel wie Agavendicksaft, Honig oder Birnendicksaft.

 

Mispel-Birnen-Mus

Die Mispeln wie oben beschrieben zubereiten, nun jedoch dem Fruchtbrei noch 800g Birnenstückchen und eine Stange Zimt hinzugeben. Süße Sorten wie Williams Christ sollten bevorzugt werden, da man dann auf den Zusatz von Zucker komplett verzichten kann. Vor dem Einsatz der Flotten Lotte die Zimtstange entfernen. Das Mispel-Birnen-Mus schmeckt hervorragend zu Süßspeisen wie Pfannkuchen, Milchreis oder Griesgerichten und kann auch, in steril gemachten Schraubdeckelgläsern heiß abgefüllt als Wintervorrat eingelagert werden.

 

Mispel- Quitten-Marmelade

800g gewaschene und klein geschnittenen Mispeln sowie 800g in Würfel geschnittene Quitten mit etwas Wasser in einem Topf für 10-15 Minuten weich kochen. Den Fruchtbrei durch eine Flotte Lotte drehen oder durch ein Sieb drücken, um ein Fruchtmus zu gewinnen. Je nach den Mengenangaben auf der Packung eines 1:3 Gelierzuckers werden 1kg oder 1,2 kg Fruchtmus mit dem Zucker und dem Saft einer Zitrone vermischt und unter ständigem Rühren zum Kochen gebracht. Schraubdeckelgläser sauber spülen und im Backofen bei 200 Grad steril machen. Die heiße Marmelade wird in die ebenfalls heißen Gläser abgefüllt, der Deckel sofort verschlossen. Zunächst einige Minuten auf dem kopf stehend abkühlen lassen, dann wieder in Normallage umdrehen. Die Aromen von Mispel und Quitte ergänzen sich sehr gut und da beide Früchte zur gleichen (späten) Erntezeit reif sind kann man sie auch problemlos miteinander verarbeiten.

 

 

Viel Freude in Natur und Küche!

 

Markus Strauß

 

 

Weitere Informationen: www.simply-wild.de

 

© Simply Wild GmbH, 2012

 

Bildquelle : Wiki – Andrew Dunn,

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