Krise in Spanien: Wie lange bleibt der Stier auf den Beinen?

Die strukturellen Probleme in Spanien nehmen weiter zu und die Arbeitslosigkeit weitet sich aus. Mit über 53 % Jugendarbeitslosigkeit hat Spanien neben Griechenland eine traurige Spitzenrolle in der europäischen Union. Was für eine Zukunft hat eine Nation, deren Jugend keine Perspektiven hat, während der nächste Crash im Sektor der Immobilien seine langen Schatten voraus wirft? Wie in einigen anderen EU-Staaten auch, soll nun zunächst die Auslagerung von toxischen Papieren eine weitere Galgenfrist schaffen, eine Lösung der Probleme jedoch ist nicht in Sicht.


Im Bereich des Finanzwesens bezeichnet man mit Assets eigentlich Vermögenswerte, Kapital oder Anlagevermögen. All diese Begriffe implizieren einen Wert und somit sollte man davon ausgehen können, dass Assets echtes Kapital widerspiegeln. Sieht man sich einen Artikel von Reuters an, wird sehr schnell klar, wie die Kungeleien in der Finanzsparte mittlerweile laufen. Hierzu einige Zitate aus Reuters:
Spaniens Regierung gibt grünes Licht für Bad Bank

Spanien lagert die faulen Wertpapierbestände seiner Geldhäuser in eine „Bad Bank“ aus und macht damit einen wichtigen Schritt zur Sanierung des maroden Finanzsektors.
[…]
Die Gründung einer Bad Bank, die Schrottpapiere aus dem maroden Bankensektor aufnehmen soll, ist eine zentrale Voraussetzung für die Auszahlung der Milliarden-Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm.
[…]
Dies soll nach Worten von de Guindos für einen bestimmten Preis geschehen, den die spanische Zentralbank festlegen soll. Im Gegenzug für die Assets erhalten die Banken demnach Bargeld, Schuldtitel oder Aktien, betonte de Guindos.
[…]
Seit der jahrelange Immobilienboom in Spanien vor vier Jahren jäh endete, wächst der Berg an faulen Darlehen stetig. Das Land befindet sich in einer tiefen Rezession und hat in Brüssel massive Finanzhilfen zur Stützung des heimischen Bankensektors beantragt.[1]

Faule Wertpapierbestände und Schrottpapiere werden zu Assets um danach wieder als faule Darlehn bezeichnet zu werden. Im Reutersartikel wird auch noch erwähnt, dass selbstverständlich am Ende mit den „Schrottpapieren“ Gewinne realisiert werden sollen. Sehr wahrscheinlich wird es das auch, jedoch sicher nicht für den Steuerzahler. Die spanische Wirtschaft kommt schon länger nicht mehr aus der Kabine und die Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten sind eine Katastrophe.

Die saisonbereinigten Einzelhandelsdaten sind fast wieder auf dem Niveau der 90er Jahre angekommen, wie ein Chart von Querschüsse.de recht ansehnlich zeigt:

Werfen wir nun noch einen Blick auf zwei Charts zum europäischen Arbeitsmarkt, wobei der Fokus auf Spanien liegt. Spanien ist in Orange abgebildet:

Im Fall von Spanien von einer Rezession zu sprechen ist schon fast optimistisch, kommt die Lage einer Depression doch recht nahe. Das Auslagern von „Schrottpapieren“ in eine Badbank kann vielleicht etwas Zeit schaffen und eine weitere monetäre Expansion befeuern, in letzter Konsequenz ändert es an der Situation jedoch nichts. Die in Spanien befeuerte Immobilienblase hat ungeheure Ausmaße und obwohl seit dem Ausbruch der Krise der Preis nur noch den Rückwärtsgang kennt, ist da noch lange nicht die Luft entwichen.

Mit 1,54 Wohnungen je Haushalt, hat Spanien die höchste Rate der Welt. Ein nicht unerheblicher Anteil ist jedoch zu völlig überteuerten Preisen auf Kredit finanziert. Je mehr Schuldner nicht in der Lage sind die Kredite zu bedienen, umso stärker kommen die Preise unter Druck. Die spanische Regierung übt zwar Druck auf die Banken aus, die Schuldner nicht direkt auf die Straße zu setzen, aber neue solvente Schuldner sind trotz allem nicht zu finden. Die größte Angst der Banken dürfte im Augenblick die Entstehung einer deflationären Spirale im Bereich der Immobilien sein. Die Preise geraten immer mehr unter Druck und selbst potentielle Käufer warten auf weiter fallende Preise, ein undurchdringbarer Kreislauf.

Spaniens Zukunft sieht düster aus und wenn nicht ein Wunder geschieht, werden die kommenden % Jahre für diese Nation mehr als eine Bewährungsprobe.

Carpe diem

[1] http://de.reuters.com/article/economicsNews/idDEBEE87U04D20120831
Charts : http://www.querschuesse.de


10 Responses to Krise in Spanien: Wie lange bleibt der Stier auf den Beinen?

  1. EuroTanic sagt:

    Ich sage, dass im ganze Europa die Arbeitslosigkeit über alle hinweg bei über 90% liegt. Ersten gibt es Millionen, die nicht in den Statistiken auftauchen. Und zweitens hat der Rest ein Einkommen, aber keine Arbeit im eigentlichen Sinn mehr. Denn ich verknüpfe eine Arbeit mit etwas schaffenden, sinnvollen, kreativem, befriedigendem etc. Und was für „Tätigkeiten“ führen die über 90% der Menschen heute aus? Die einen produzieren Waren und Dienstleistungen die keinen wirklichen Wert haben (Massenkonsum-, Wegwerfartikel, Steuerberater etc.), die anderen verwalten den Dreck, den die ersteren prduzieren.

  2. Jens Blecker sagt:

    S&P stuft Spanien auf Ramsch-Niveau :

    Schuldenkrise: S&P senkt Kreditwürdigkeit Kataloniens auf Ramsch

    Die finanziell angeschlagene spanische Region Katalonien verliert ihr „BBB-„-Rating. Die Ratingagentur Standard & Poor’s stuft die Kreditwürdigkeit der Region auf „BB“ – mit negativem Ausblick.

    http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:schuldenkrise-s-p-senkt-kreditwuerdigkeit-kataloniens-auf-ramsch/70084382.html

    Nun einige Zeilen zu Katalonien:

    Katalonien ist mit einem BIP von 193.479 Mio. Euro im Jahr 2009 die wirtschaftsstärkste Autonome Gemeinschaft Spaniens.
    […]
    Katalonien ist eine hochindustrialisierte Region. Bedeutende Zweige sind u.a. Chemie, Pharmazeutika, Automobilbau und Textilien. Die Produktion der Marke Seat erfolgt hauptsächlich in Katalonien.
    […]
    Trotz der beschriebenen wirtschaftlichen Stärke ist die reiche Region Katalonien aufgrund der massiven Zahlungen der Region an die zentrale Regierung (zw. 8% und 12% des katalanischen BIP) überschuldet.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Katalonien#Wirtschaft

    Wenn die Cashcow Spaniens Trash ist, was ist dann der Rest des Landes?

  3. Rene sagt:

    im grunde eigentlich doch nix schlimmes……

    lass es doch geschehen,ich denke 50 000 jahre evolutionsgeschichte des menschen enden bestimmt nicht darin das man seine nahrung aus plastig und verpackung befreien soll.

    ist arbeiten denn wirklich nötig um gut zu leben?

    wo steht geschrieben das man es muss,dass haben wir uns doch selbst ausgedacht und stellen jetzt fest das das alles quatsch ist.ein frosch arbeitet auch nicht und lebt.

    wir müssen uns nur wieder auf unseren natürlichen grundbedürfnisse zurückerinnern ,dann werden wir feststellen wie leicht leben eigentlich geht.auch ohne den ganzen brimborium der uns umgibt.

    die erde ist freundlich,warum wir eigentlich nicht?

  4. Irmonen sagt:

    naja Auslagern in eine Bad Bank

    dann kann das Klappern der Catagnetten erst mal weitergehn, der Tanz, die „Volks-Musik“.
    http://www.youtube.com/watch?v=sG6AdgyniRY&feature=related

  5. Irmonen sagt:

    Els Segadors

    Els Segadors (deutsch: Die Schnitter) ist ein sehr altes katalanisches Volkslied, war lange Zeit eine inoffizielle und ist seit 1931 auf Beschluss der Generalitat (der Selbstverwaltung der Autonomen Region Katalonien) die offizielle Nationalhymne Kataloniens. Hierbei wurde zunächst eine Festlegung auf eine der beiden geläufigen Textvarianten (s.u.) vermieden. Das Lied geht auf den Aufstand der Schnitter von 1640ß?1652 gegen den habsburgischen König Philipp IV. von Spanien (1605ß?1665) und dessen Premierminister, den Graf von Olivares (1587ß?1645), zurück.

    Triumphierendes Katalonien
    wird wieder reich sein und auf seinem Hochpunkt!
    Wird diese Leute hinter sich lassen,
    so protzig und so hochmütig.

    Refrain:
    Ein guter Schlag mit der Sichel, ein guter Schlag mit der Sichel,
    Verteidiger des Landes, ein guter Schlag mit der Sichel!

    Nun ist es Zeit, Ihr Schnitter!
    Nun ist es Zeit, wachsam zu sein!
    Für wenn der nächste Juni [1] kommt,
    schleifen wir die Werkzeuge gut!

    Der Feind soll zittern,
    wenn er unsere Fahne sieht.
    Wie wir die goldenen ßhren fallen lassen,
    zersägen wir auch Ketten, wenn die Zeit gekommen

    http://de.wikipedia.org/wiki/Els_Segadors

  6. Irmonen sagt:

    la Guerra dels Segardors 1640
    Der Krieg des Volkes gegen die Obrigkeiten….nichts neues unter der Sonne….

    http://www.youtube.com/watch?v=0h49GPA7C7M&feature=related

  7. […] IK-News: Wie lange bleibt Spanien am Boden? […]

  8. Tranfunzel sagt:

    Ja was soll man zu dem Wahnsinn noch sagen ß Der Verstand sagt einem, das es in einer Katastrohe enden muss. Aber anscheind ist Verstand und logisches Denken nicht gefragt.
    Dazu kommen die allseits beliebten neutralen amerikanischen Ratingagenturen. Die geben dann den Rest. Nur das Menschen real darunter leiden wird hierzulande gerne vergessen.
    Hier in Deutschland (nicht im Blog) höre ich eher so primitive populistische Verallgemeinerungen, wie „der Grieche“ oder „der Spanier“. Mag sein, das viele auch selber Schuld sind. Aber laß so etwas mal hierher kommen. Die Menschen verlieren ihren tollen Job und kommen mit den Raten fürs Häuschen nicht mehr hinterher.
    Wer auf Pump lebt ist immer gefährdet und erpressbar.
    Hat die EZB schon wieder angefangen im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen, oder monetarisierenß
    Ich frage mich was passiert, wenn das in den Markt gepumpte Geld wirklich im Warenkreislauf ankommt. Zur Zeit horten die Banken ja das Geld und es gibt vor lauter Angst eine „Kreditklemme“. Das heißt Rezession und evtl. Deflation. Manche Firmen veranstalten Rabattschlachten um überhaupt noch was zu verkaufen, sprich Preise sinken oder stagnieren.
    Dann müssen Menschen entlassen werden und diese kaufen nix mehr.
    Ich frage mich ob all die „studierten Wirtschaftswissenschaftler“ alle Müll im Kopf haben. Eine Theorie nach der anderen versagt. Aber der Finanzmarkt selber wird nicht in Frage gestellt, also kein HFT, Derivate etc.
    Ich denke auch nicht, das „einfacher Zins“ (nicht Zinseszins !!) „das ßbel“ ist. Linke Ideologen verbreiten ja das Gerücht von den fehlenden 5%. Ist aber Blödsinn, denn die Zentralbank kann gleich 105% schaffen. Fakt ist aber in all diesen Systemen wird die Geldmenge immer größer und steht irgendwann in keinem Verhältnis mehr zu realen Werten.
    Ein stabiles Geld ist die Grundlage für eine gesunde Wirtschaft.
    Meine Befürchtung ist die, das die Staaten bzw. die EZB die nominalen Schulden „weginflationieren“ wollen. Das dabei die meisten Menschen verarmen ist denen anscheinend völlig wurscht.
    Ich hoffe nur nicht, dass der Ruf nach dem „Problemlöser“ so laut wird, das die Menschen auch noch ihre eigene Versklavung akzeptieren. Abwarten und schauen.

  9. daniel sagt:

    der haken mit der sogenannten banken rettung spaniens hat einen weitaus anderen hintergrund. einige der deutschen banken sind nicht unerheblich in das immobilienspiel involviert. kippen die spanischen banken aus den schuhen – zieht es die deutschen banken im strudel nach sich. was das bedeutet mag sich jeder selbst denken können.

  10. Irmonen sagt:

    Im Leben ist nur das stabil was aus sich selbst GEWACHSEN ist.

    Dabei bitte nicht die orwellsche Sprachverdrehung der Begriffe verwechseln, mit dem was sie wirklich aussagen. Auch wirtschaftliches Wachsen ist etwas das aus sich selbst heraus geschieht und nicht was mit „merkantilem Kunstdünger“ diverser Couleur gemacht wird.

    Wer Spanien aus den 60er kennt weiß dass, das was danach an „Aufbau“ und „Wirtschaftswachstum“ statt fand, höchstens dem entspricht, was man jetzt allenthalben an seinen Südküsten sehen kann:

    Folienkunstlandschaften mit Gemüse, die eher Chemiebomben sind als Naturprodukte.

    So ist auch der rasante spanische „Aufstieg“ einfach nur gepuscht, verpfuscht, und musste deshalb zusammenkrachen.

    Da helfen auch die europäischen Giftspritzen und Konservierungsmittel ala ESM, EFSM und sonstige monetären E-Nummern Produkte nicht, um die Wirtschaft wieder lebendiger!!!! zu machen.

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