Schätze der Natur : Adieu mit der Aronia

Seit dem Sommer 2011 habe ich Ihnen an dieser Stelle jede Woche eine neue essbare Wildpflanze vorgestellt. Mit dieser Folge geht die Blog-Reihe ß?Schätze der Naturß? nun zu Ende. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist auf die vielfältigen Vorteile der Nutzung dieser Schätze aufmerksam zu machen und möglichst viele Leser dazu motivieren konnte sich in die Natur aufzumachen, um sich selbst zu versorgen.

Um auch nach dem Ende dieses Blogs thematisch am Ball zu bleiben empfehle ich Ihnen am 09. Oktober mal wieder das ZDF einzuschalten:

Aktuelle Tipps und Rezepte zu leckeren Wildpflanzen-Gerichten aus der herbstlichen Natur können Sie dann von mir in der ZDF-Sendung ß?Volle Kanneß? erhalten: Ich werde dort zusammen mit einem Profi-Koch die Zubereitung von Bucheckern und einem Sanddorn-Dessert vorstellen.

 

Wer sein Wissen und seine praktischen Fähigkeiten in diesem Bereich vertiefen möchte ist herzlich eingeladen an einer meiner Veranstaltungen teilzunehmen ß? egal ob in Deutschland, der Schweiz oder auf Teneriffa ß? unter www.simply-wild.de finden Sie alle Informationen.

 

Habe ich bis jetzt ausschließlich einheimische Pflanzen porträtiert, so möchte ich in diesem ß?Abschiedsblogß? ganz bewusst von dieser Regel abweichen und Sie auf einen Strauch mit erstaunlicher Geschichte und überaus wertvollen Beeren aus dem Nordosten Amerikas aufmerksam machen: diese Gesundheitsbeere gedeiht sowohl in Jens kanadischer Wahlheimat als auch in Ihrem Garten in Deutschland ganz problemlos!

 

Wer sich näher mit dieser erstaunlichen Pflanze beschäftigen möchte: ich habe ein E-Book speziell für Selbstversorger dazu geschrieben, welches letzte Woche erschienen ist. Es informiert Sie umfassend über die Pflanze, die verschiedenen Sorten, den Anbau, Verarbeitung der Früchte, gesundheitliche Anwendungen und Rezepte. Download zum Beispiel bei Thalia: www.thalia.de  In der Suchfunktion einfach ß?Aroniaß? eingeben. Ich habe seit drei Jahren selbst vier Büsche im Garten und kann die Pflanze nur empfehlen!

 

Zum Abschied möchte ich mich bei allen Lesern und natürlich auch bei Jens Blecker herzlich bedanken!

Ich wünsche allen weiterhin viel Freude in Natur & Küche und grüße herzlich!

 

Markus Strauß

 

 

Aronia

Aronia melanocarpa

 

 

Aronia melanocarpa zählt zu der großen Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae) zu welcher fast alle unsere bekannten Obstgehölze gehören. Typisches Kennzeichen aller Rosaceen sind die 5 Blütenblätter und die Anzahl der Staubgefäße: ebenfalls 5 oder ein Vielfaches davon.

 

Aroniabeeren werden im Deutschen auch Apfelbeeren genannt. Der Begriff ß?Beereß? ist vom Aussehen der Früchte her verständlich gewählt, botanisch gesehen aber falsch, da die Aronia zu den Kernobstgewächsen gezählt wird. Da die Kerne sehr klein sind müssen die Früchte allerdings nicht entkernt werden, zudem bildet die Aronia weder Kerngehäuse wie im Apfel noch Steinzellen, wie sie in der Birne und Quitte zu finden sind, aus.

 

Die Wildobstart Aronia melanocarpa wächst als kleiner Strauch von maximal 2 m Höhe. Im Alter wird der Strauch oft breiter als hoch. Die Aronia verjüngt sich ständig durch aus dem Wurzelstock emporwachsende Neutriebe. Junge Triebe wachsen zunächst straff aufrecht, da sie jedoch relativ dünn sind hängen sie im Alter auch ohne den Behang mit Beeren leicht über.

Die sommergrünen Blätter stehen wechselständig am Holz und zeichnen sich durch eine eiförmige Grundform aus. Der Blattrand ist fein gesägt. Das einzelne Blatt wird 2 bis maximal 5,5 cm lang, ist auf der Oberseite glänzend grün gefärbt , auf der Unterseite kahl hellgrün. Die Blätter fühlen sich ledrig an. Bemerkenswert ist die sensationelle Herbstfärbung: leuchtendes dunkelrot bis weinrot bringt den berühmten nordamerikanischen Indian Summer nach Europa.

 

Die Blüten erscheinen erst nach dem Laubaustrieb im Mai. Die einzelnen Blüten erstrahlen in reinem Weiß, sind etwa 1 cm groß und stehen nicht einzeln, sondern in Schirmrispen gebündelt. Diese bestehen meist aus 15-20, mitunter auch aus 30 einzelnen Blüten. Vor allem die Blütenstände an den Triebspitzen zeichnen sich durch eine hohe Zahl einzelner Blüten aus. Die einzelnen Blüten haben eine Blühzeit von 5 Tagen, der gesamte Flor dauert etwa 10 Tage. Der Geruch der Blüten erinnert an den der einheimischen Eberesche. Die Blüten der Aronia sind selbstbefruchtend obwohl auch Insekten die Blüten gerne besuchen und diese dabei bestäuben. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Aroniasträucher sehr zuverlässig jedes Jahr Beeren ansetzen.

 

Die sich aus den Blüten bildenden, rundlichen, erbsengroßen, zunächst grünlich, dann rot und schließlich violettschwarz gefärbten Früchte werden jedes Jahr regelmäßig in großer Zahl angesetzt. Der Durchmesser der einzelnen Frucht beträgt 6 – 13,5 mm, ihr Gewicht etwa 1 Gramm. Die Beeren sind zum Beginn der Reife von einer weißlichen Wachsschicht bedeckt, ohne diese Schicht sehen sie aus wie schwarz lackiert. Frühestens Ende August, meiste erst im September werden die Früchte der Aronia reif. Für den Gehalt an gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffen ist es entscheidend die Früchte optimal ausreifen zu lassen! Das Fruchtfleisch ist intensiv rot gefärbt. Aroniabeeren enthalten weder Steinzellen wie Birnen und Quitten, noch ein Kerngehäuse wie ßpfel. Die kleinen Samen sind in das Fruchtfleisch eingebettet.

 

 

Die Heimat der Aronia

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Aroniastrauches liegt im östlichen Nordamerika. In einem breiten Streifen vom kanadischen und US-amerikanischen Gebiet um die Großen Seen und nach Süden bis in die Höhenlagen des Appalachen-Gebirges hinein gedeiht der Aroniastrauch von Natur aus. Hier wächst der Strauch sowohl im Unterwuchs feuchter, lichter Wälder als auch auf trockeneren Standorten in Hecken, Gebüschen und auf Lichtungen. Da die Aronia nicht sehr tolerant gegenüber Trockenheit ist und auch Staunässe nicht gut verträgt sind die besten Standorte solche mit gut ausgeprägter Bodenfeuchte und gleichzeitig mit einer guten Drainage. Die Aronia bevorzugt maximal neutrale, besser leicht saue Böden.

Bemerkenswert ist die Frosthärte der Aroniasträucher: bis minus 30 Grad treten keine Schäden auf!

 

Die indianische Urbevölkerung schätzte die Pflanze sehr und verwendete sie sowohl als Nahrungs- als auch als Heilpflanze. Die Bedeutung, welche der Aronia beigemessen wurde zeigt sich auch darin, dass die Aronia in Märchen der Ho-Chunk, einem Stamm der Sioux-Sprachfamilie, erwähnt wird.  So wird im Märchen von der Chokeberry-Wildcat erzählt wie ein Jäger dem die Munition ausgegangen war, eine Wildkatze mit den Kernen der Aronia beschoss. Als er im Jahr darauf im gleichen Gebiet wieder auf Jagd unterwegs war fiel ihm ein umher wandelnder Aroniastrauch auf. Er schoss auf den Strauch und stellte fest, dass es die Wildkatze vom Vorjahr war aus deren Fell ein Aroniastrauch gewachsen war.

 

Die Früchte der Aronia wurden gesammelt und sowohl roh als auch getrocknet verzehrt. Die getrockneten Aroniabeeren dienten als Zutat für das berühmte Pemmikan: Pemmikan ist eine zähe, lange haltbare Masse, welche aus Dörrfleisch, Fett und getrockneten Beeren zubereitet wird. Pemmikan wurde von den Indianern als Notvorrat oder auf langen Reisen als energiereicher Proviant sehr geschätzt.

Sowohl aus zerstoßenen, getrockneten Früchten als auch aus den Blättern der Aronia wurden heilkräftige Teeaufgüsse zubereitet. Die Blätter der Aronia enthalten ebenfalls sehr hohe Konzentrationen an antioxidativ wirkenden Stoffen wie Anthocyane und haben daher eine ähnliche Wirkung wie die Früchte. Die positive Wirkung der Aronia-Tees auf das Immunsystem war den Indianern also sehr wohl bewusst, da Aronia Tees zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt wurden. Darüber hinaus sind aber leider keine genauen Rezepturen und Anwendungsgebiete überliefert.

 

Auf Umwegen nach Mitteleuropa

Noch in den 1990er Jahren war die Aroniabeere in Mitteleuropa ein weitgehend unbekanntes Gewächs. Lediglich unter Lebensmitteltechnikern war der aus den Beeren gewonnene Saft und seine guten Eigenschaften als Farbstoff bekannt. In der breiten ßffentlichkeit hingegen fand die Aronia damals noch keine Beachtung. Selbst in für solche Themen der Gesundheitsvorsorge besonders aufgeschlossenen Kreisen,  wie den Mitgliedern der Naturheilkundevereine und den Kunden der Reformhäuser war die Aronia noch kaum bekannt. Produkte wie Säfte, getrocknete Beeren, Konfitüren und ähnliches hielten erst in den letzten zehn Jahren ihren Einzug in die Regale der Reformhäuser und Naturkostläden. Der Grund für diese späte Entdeckung: der Aroniastrauch gedeiht in unseren Breiten zwar bestens, doch er kam auf großen und ungewöhnlichen Umwegen zu uns:

 

Die ursprüngliche Heimat des Aroniastrauches ist das östliche Nordamerika. Hier, im Grenzgebiet der USA und Kanada, wächst die Aronia wild. Der indianischen Urbevölkerung war die gesundheitsfördernede Wirkung der dunklen Beeren sehr wohl bekannt und die Aronia hatte als Nahrungs- und Heilpflanze einen festen Platz in ihrem Sammelkalender. ß?Entdecktß? im Sinne des weißen Mannes wurde der Aroniastrauch dann jedoch nicht von Anglo-Amerikanern, sondern von russischen Botanikern. Durch die ausgeprägte Frosthärte und die gesundheitsfördenden Inhaltsstoffe war der nordamerikanische Strauch für sie besonders interessant. In der ehemaligen Sowjetunion machte die Aronia dann auch ß?Karriereß?: In den 1930er Jahren wurden in Zentralasien zunächst Versuchsfelder angelegt. Da sich die Kulturen bestens entwickelten wurde Aronia 1946 offiziell zur Kulturpflanze, die Anerkennung als Heilpflanze erfolgte dann in den 1970er Jahren. Von der Sowjetunion aus wurde der Strauch später auch in anderen Staaten des ehemaligen Ostblocks, vor allem in Polen und der Ukraine eingeführt. Zu dieser Zeit wurden auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR erste Plantagen in der Nähe von Dresden angelegt, welche heute noch oder wieder in Betrieb sind. Während der letzten fünf Jahre entstanden Plantagen in Nordhessen, Niederbayern, Thüringen und im Thurgau am Bodensee ß? die Aronia hat nun bei uns Fuß gefasst!

 

 

Superfrucht Aronia: Hochdosierte Antioxidantien

Die dunklen Aroniabeeren enthalten eine ganze Reihe gesunder Inhaltsstoffe wie zum Beispiel die Mineralstoffe Kalium und Kalzium, die Spurenelemente Magnesium und Eisen sowie die Vitamine C, E und verschiedene B-Vitamine. Das ganz besondere an der Aronia ist allerdings etwas anderes: Aronia melanocarpa bietet mit Abstand die höchsten Konzentrationen an antioxidativ wirkenden Anthocyanen:

 

Anthocyane-Werte in mg/100g Früchte

 

Aroniabeeren                                            2147 mg

Brombeeren                                                 845 mg

wilde Blaubeeren                                        705 mg

schwarze Johannisbeeren                        530 mg

Kirschen                                                         170 mg

Himbeeren                                                    116 mg

Erdbeeren                                                       35 mg

Trauben                                                  40-190 mg

Quelle: Journal of Agricultural and Food Chemistry, 2006

 

Im Rahmen des Stoffwechselgeschehens in unserem Körper entsteht täglich eine gewisse Anzahl freier Radikale. Dies ist ganz normal und ein gesunder Organismus verfügt über genügend Antioxidantien, um diese unschädlich zu machen. Gefährlich wird es erst wenn die Zahl der freien Radikale durch eine ungesunde Lebensweise, bestimmte Medikamente, Stress, übertriebene sportliche Aktivitäten oder durch äußere Einflüsse wie Umweltgifte und Strahlung überhand nehmen. Freie Radikale verursachen zerstörerische Kettenreaktionen im Zellgewebe, greifen Zellmembranen an und können sogar das Erbgut der Zelle schädigen. Freie Radikale werden heute mit vielen Krankheiten wie Herz-, Kreislauf- und Krebserkrankungen, den Spätfolgen des Diabetes mellitus, Entzündungen der Magenschleimhaut und des Darmes sowie Alzheimer-Demenz in Verbindung gebracht.

 

Die Fähigkeit der Anthocyane freie Radikale zu binden, diese unschädlich zu machen und so die zerstörerischen Kettenreaktionen im Gewebe zu beenden kann sowohl zur Vorbeugung vor den oben genannten Krankheiten sowie zur Wiederherstellung einer stabilen Gesamtkonstitution nach überstandener Erkrankung genutzt werden.

Dabei bieten sich folgende Möglichkeiten zur Einnahme an:

  • Getrocknete Aroniabeeren
  • Aroniasaft
  • Trester (Rückstand nach dem Saftpressen) als Nahrungsergänzung

Entsprechende Produkte sind inzwischen auch aus deutschem Anbau im Naturkost- und Reformwarenhandel erhältlich.

 

©Simply Wild GmbH 2012


4 Responses to Schätze der Natur : Adieu mit der Aronia

  1. zeitzeuge sagt:

    Danke für die Tolle Reihe!

    Könntest Du nicht Irgendwo im menü einen fixen Link zu „Schätze der Natur“ machen, von wo man alle Beiträge aufrufen kann?
    (oder habe ich einen solchen vielleicht schon überlesen?)

  2. Frank H. sagt:

    Hallo Herr Strauß.

    Herzlichen Dank für ihre Kolumne, die mir viele neue Anregungen gebracht haben über das wesentliche Element unserer Existenz nachzudenken.

    Für die Zukunft alles Gute.

    Frank H.

  3. Egoaustreiber sagt:

    hallo
    danke Jens super Beitrag!

    Aronia rocks -)

    verwende schon seit Jahren als sie in Deutschland noch unbekannt war..
    am besten getrocknet frische Ernte als Vorrat verwenden und so zwischen durch konsumieren …was dazu noch super passt ist Berberitze)

    übrigens habe früher in russ. Quellen auch gelesen und gehört..Aronia eignet sich sehr gut, wenn man in einem Gebiet sich aufhält wo die Radiaktivität stärker ist..ist als Ergänzung zu Jod ganz guter Schutz vor deutlich erhöhter Radiaktivität!

    Das beste Vorratsmittel für künftig turbulente Zeiten also!

    Jetzt da die Nachfrage hier steigt..merkt man das auch am Preis deutlich…

    vor einigen Jahren war das noch viel viel günstiger wenn man es online bestellt

  4. kieselsteine sagt:

    Hallo Markus

    Vielen Dank für die sehr viel interessanteren Salate bei uns auf dem Tisch diesen Sommer !
    Lecker lecker

    liebe Grüsse die Kieselsteine
    Patrick und Christine

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