Entlassungswellen: Düstere Zeiten für UBS und Credit Suisse

Nach den Jubelhymnen auf die Banken, offenbaren sich die wahren Probleme ein Stück weiter. Die beiden größten Schweizer Bankhäuser, sehen sich gezwungen erheblich Stellen abzubauen. Die Risiken in den Portfolios der Credit Suisse und der UBS, sind kaum erfassbar, wahrscheinlich einer der (ab)Gründe für die Erpressbarkeit dieser einst so souveränen Nation. Ein Blick auf die Bilanzen beider Unternehmen, lässt jedem Ökonomen das Blut in den Adern gefrieren. Gemeinsam haben diese Unternehmen mehr als 2,4 Billionen CHF an Verbindlichkeiten, das vierfache des nominalen BIP der Schweiz.


Bei der UBS hatte der Kahlschlag im Bereich der Mitarbeiter bereits 2011 begonnen. 3500 von den Seinerzeit 65.000 Stellen sollen gestrichen werden, ein Großteil im Bereich des Investmentbankings.
Die UBS ist nicht nur die größte Privatkundenbank, sondern auch eine der international führenden Investmentbanken. Sie zählt laut dem Financial Stability Board (FSB) als eins der 29 systemisch bedeutsamen Finanzinstitute.

Ein Blick auf die Kennzahlen der UBS:

Verbindlichkeiten in Höhe von sage und schreibe 1,36 Billionen CHF. Im Vergleich hierzu hat die Schweiz ein nominales BIP von $ 636,0 Milliarden was im aktuellen Kurs 593,18 Schweizer Franken macht. Die UBS führt im Transparenzbericht 2011 dazu an, dass zwischen dem dritten Quartal 2007 und dem vierten Quartal 2009 Wertberichtigungen in einem Umfang von mehr als 50 Milliarden CHF vorgenommen werden mussten. Hierzu heißt es im Bericht:

Mit der Zeit erfolgte die Verbriefung von Hypotheken durch Auslagerung in speziell errichtete Zweckgesellschaften («Special Purpose Vehicles», «SPVs»), ohne dass ein Finanzinstitut im Normalfall die Zins- und Rückzahlung garantierte. Der Ertrag der Anleger richtete sich also einzig nach der Performance der im SPV gebündelten Hypotheken. Von den SPVs ausgegebene Obligationen, denen gebündelte Hypothekardarlehen zugrunde lagen, bezeichnete man als Mortgage-Backed Securities («MBS»). Andere von SPVs emittierte Anlageprodukte, die mit anderen Aktiven wie etwa Kreditkartenforderungen oder Studentendarlehen unterlegt waren, bezeichnete man allgemein als Asset-Backed Securities («ABS»).
Aus der Weiterentwicklung des Verbriefungsgeschäftes entstanden komplexe strukturierte Produkte, die je nach Risikoappetit der Anleger höhere oder tiefere Risiken von MBS und ABS beinhalteten. (Transperenzreport UBS Seite 16)

Die Risiken in diesen Segmenten sind hinlänglich bekannt und die UBS dürfte noch Meilenweit davon entfernt sein, die Bilanzen in trockenen Tüchern zu haben. Zu den Studentenkrediten, also so genannten Asset Backed Securities machten wir bereits im April diesen Jahres einen Artikel : USA – Nächste finanzielle Billionen-Bombe ? Studentenkredite

Ein enormes Risiko droht auch wegen der Frankenkrediten in die Ostperipherie. Dazu titelte zum Beispiel der Tagesanzeiger 2009 :

Der Schweiz droht der Bankrott
Schweizer Banken haben Milliardenkredite nach Osteuropa vergeben ? nun können die Kunden die Gelder nicht zurückzahlen. Der Schweiz drohe das Schicksal Islands, sagt Wirtschaftsexperte Artur P. Schmidt.
[Bildunterschrift] «Die Schweiz könnte vielleicht gezwungen sein, den Euro zu übernehmen»: Artur P. Schmidt. [1]

Der Grund für die Anbindung des Franken an den Euro „um jeden Preis“ ist somit leicht erklärbar und auch warum die Schweiz seine Souveränität ohne Widerstand durch die USA pulverisieren ließ und lässt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage von Investmentlegende Dr. Doom alias Marc Faber in dem Interview mit uns.

Nun zur aktuellen Schlagzeile der UBS. Bei 20min.ch heißt es hierzu:
Entlassungswelle : UBS verschickte 400 blaue Briefe
Es ist der Auftakt zu weiteren Bad News: Heute verschickte die UBS die ersten blauen Briefe im weltweiten Investmentbanking. In den nächsten Wochen folgen wohl weitere Kündigungen.
[…]
400 Stellen baut die Bank als Nächstes ab. Das sagen Quellen, die mit der Materie vertraut sind. Sie bestätigen damit Berichte in der angelsächsischen Presse vom Mittwoch. Die Kündigungen werden ab sofort ausgesprochen.
[…]
Erst der Anfang

Bei den 400 abzubauenden Stellen könnte es sich lediglich um den Auftakt zu viel weitreichenderen Abbauübungen handeln. Dies jedenfalls vermutet die Financial Times.[2]

Ähnlich sieht es bei der Credit Suisse aus, bei einer Bilanzsumme von 1,049 Billionen CHF. Auch sie ist eine der 29 Grossbanken, die vom Financial Stability Board (FSB) als systemisch bedeutsames Finanzinstitut («systemically important financial institution») eingestuft wurden. Das Risikomanagement lassen wir an dieser Stelle unkommentiert, da es real kaum existierende Regeln gibt, welche eine reale Offenlegung der echten Risiken in den Bilanzen fordert. Mit einer „Fair Value Bewertung“ dürfte so manche Bankbilanz aufpoliert sein bis zum Anschlag.

Hier die Kennzahlen der Credit Suisse:

Zu den Schlagzeilen der CD im Handelsblatt:

Credit Suisse : Weitere Entlassungen nicht ausgeschlossen
Gewinneinbruch bei der Credit Suisse. Die zweitgrößte Schweizer Bank meldet einen Rückgang des Gewinns um mehr als die Hälfte. Damit verschärft sich die Lage bei den Banken des Landes. Kürzungspläne gehen um.
[…]
Treffen wird das vor allem das Investment-Banking, wo gut 20.000 der insgesamt 48.400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Wie viele Stellen dort wegfallen könnten, wollte Finanzchef David Mathers nicht weiter erläutern. „Es wäre aber unrealistisch zu sagen, es gibt keine Entlassungen“, erklärte er. Die Kosten in dem angepeilten Ausmaß zu senken lasse sich nicht ohne Stellenabbau machen.[3]

Es liest sich fast wie ein Pendant zum Artikel über die UBS.

Fazit : die tatsächlichen Risiken dieser beiden Großbanken ist kaum absehbar. Es ist zu erwarten, dass hier nicht nur Stellenabbau folgen wird, sondern ein Beben der Stufe 10 auf der Skala. Sollte einer der beiden Banken fallen, dürfte in der Schweiz und auch Europa kaum ein Stein auf dem Anderen bleiben. Lehman Brothers könnte dagegen zu einem lauen Lüftchen avancieren. Auch der Ausverkauf der Souveränität in der Schweiz bringt hier nur einen marginalen Zeitgewinn, die Risiken bleiben.

Carpe diem

[1] http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/konjunktur/Der-Schweiz-droht-der-Bankrott/story/20175185
[2] http://www.20min.ch/finance/news/story/21421053
[3] http://www.handelsblatt.com/unternehmen/banken/credit-suisse-weitere-entlassungen-nicht-ausgeschlossen/7295276.html
Bildquelle: Wiki – twicepix
Quelle Screenshots :http://www.finanzen.net


6 Responses to Entlassungswellen: Düstere Zeiten für UBS und Credit Suisse

  1. MEDELCHEN sagt:

    Ding, Dong,
    dies wahr zu erwarten.
    Adieu liebe Schweiz.

  2. MEDELCHEN sagt:

    Nachtrag : Die Schweizer wollen ja sowie so, mehr arbeiten nach dem Plebiszit in diesem Jahr.

  3. anju sagt:

    Bei Hans-Ulrich Meister wird weiter geklotzt
    quelle: http://insideparadeplatz.ch/2012/10/25/bei-hans-ulrich-meister-wird-weiter-geklotzt/

    Bei Hans-Ulrich Meister wird weiter geklotzt

    CS-Spitzenmann bringt seine Kosten nicht runter; ist weit weg von 800 Millionen mehr Gewinn.

    25. Oktober 2012 / 07:59 / lh / Kommentare (9) Drucken E-Mail

    Managen heisst Resultate liefern. Hans-Ulrich Meister liefert nicht. Das ist das überraschende Fazit des heutigen Quartals-Ergebnisses der Credit Suisse.

    Meister ist seit 5 Quartalen oberster Private-Banking-Chef der CS. Er gilt als hemdsärmliger Anpacker; der richtige Typ für schwere Kostenzeiten, dachten wohl seine Vorgesetzten.

    Sie machten Meister letzten Sommer zum wichtigsten Pferd im CS-Stall. Von da an musste der bodenständige Zürcher liefern.

    Die Latte wurde hoch gelegt. 800 Millionen Franken mehr Gewinn pro Jahr ab Ende 2014 versprach Meister, als er den Job antrat. Das macht 200 Millionen pro Quartal.

    Für sein Projekt kreierte Meister einen grossen Namen: Future PB. Inzwischen sind 5 von 14 Quartalen Future PB durch. Wo steht Meister?

    Die Antwort ist kurz: noch nirgends.

    Der Vorsteuergewinn von Meisters Division Private Banking für die heute offengelegten 3 Monate von Juli bis September beträgt 689 Millionen. Das sind 86 Millionen oder 11 Prozent weniger als im zweiten Quartal.

    Wenn wir Äpfel mit Äpfel vergleichen, also das 3. Quartal dieses Jahres mit dem 3. von 2011, dann muss ein Sonderabschreiber für den Steuerstreit mit den USA und Deutschland abgezogen werden. Ohne diesen lag der Vorsteuergewinn damals bei 685 Millionen.

    Die Entwicklung in 14 Monaten Meister als Chef Private Banking entspricht somit praktisch einer schwarzen Null.

    Woran liegts?

    Der Ertrag hats in Zeiten von tiefen Zinsen, abstinenten Kunden und wegbrechenden Schwarzgeld-Prämien naturgemäss schwer.

    Das zeigen Meisters Einnahmen im Private Banking. Die sinken kontinuierlich und nähern sich 2,5 Milliarden im Quartal.

    Wenn es auf der rechten Seite der Erfolgsrechnung harzt, ist die linke gefordert. Die Aufwände müssen runter.

    Da zelebriert sich die CS gerne als Weltmeisterin. Heute hebt sie die jährlichen Kosteneinsparungen erneut an, nun auf 4 Milliarden ab 2015. Noch vor kurzem sprach die CS-Spitze von 2 Milliarden.

    Für Meister könnte der Fokus auf die Kosten zum Problem werden. Je mehr die Rennleitung die Ziele anhebt, desto stärker sticht ins Auge, dass Meister nicht mithält.

    Nicht dass er nicht auch bremst. Aber die Einsparungen sind kaum der Rede wert.

    Als Meister am 1. August 2011 das Steuer von Walter Berchtold übernahm, erbte er Quartalskosten von gut 1’900 Millionen.

    Zuerst stiegen sie wegen dem erwähnten Steuerabschreiber. Dann aber machte Meister vermeintlich Nägel mit Köpfen. Er integrierte die Tochterbank Clariden Leu ins Mutterhaus.

    “Die dadurch erwarteten jährlich wiederkehrenden Kosteneinsparungen von rund CHF 200 Millionen sind Teil der angekündigten Massnahmen, den Beitrag des Private Banking zum Vorsteuergewinn der Gruppe bis 2014 um CHF 800 Millionen zu steigern”, verkündete Meister.

    Davon ist bisher noch nichts zu sehen. Im 4. Quartal 2011 lagen Meisters Kosten bei 1’997 Millionen, im ersten Quartal 2012 bei 1’958 Millionen, im zweiten bei 1’890 Millionen.

    Jetzt sind es 1’866 Millionen. Das ist beinahe Stillstand. Vielleicht 50 Millionen hat Meister netto aufs Quartal gerechnet eingespart, seit er im Amt ist.

    Für einen grossen Laden mit Überkapazitäten und Ineffizienzen, die sich über die Jahre aufgebaut haben, ist das wenig. Jeder knapp kalkulierende KMU kriegt mehr hin.

    Meisters Versagen auf der Kostenseite hat Folgen. Die wichtige Kosten-/Ertrags-Relation (C/I) seines Private Bankings ist unbefriedigend.

    Als Meister von Berchtold übernahm, lag das C/I bei rund 70 Prozent. Pro Franken Einnahmen fielen demnach 70 Rappen an Ausgaben an. Das Ziel war eine deutliche Verbesserung.

    Bei Meister ging das C/I zuerst nach oben. Endlich, im 2. Quartal des laufenden Jahres, kam er wieder auf den Wert seines Vorgängers, knapp unter 70.

    Nun aber läuft die Entwicklung bereits wieder in die umgekehrte Richtung. Im aktuellen Leistungsausweis steht Meister mit einem C/I von 72 Prozent schlechter da als Berchtold.

    In einem Interview sagte Meister im Juni der Zeitung “Sonntag”, dass sein Projekt Future PB “die marktbezogenen Rückgänge bei den Erträgen kompensieren oder gar überkompensieren” würde. Dank tieferen Kosten zu höheren Gewinnen also.

    Damals meinte Meister: “Wir sind die Ersten, die diesen schmerzhaften Weg wählen, weil ich überzeugt bin, dass das Tempo matchentscheidend ist, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.”

    Wo Meister Tempo sieht, bleibt vorerst sein Geheimnis.

  4. olf sagt:

    Solange es Zinseszinsen gibt und somit die exponentielle Entwicklung der Schulden MUSS das Finanzsystem einestages kollabieren.
    Das geschieht so alle 70 – 90 Jahre.
    Damit muss es Armut, Massenarbeitslosigkeit, Aufstände, Krieg nd Zerstörung geben, in der Zeiten Hälfte dieser Periode, weil dort eben die Schulden exponentiell Wachsen und somit „Geld aus der Zukunft“ immer häufiger bereits „heute“ verbrannt“ werden muß.

    KEIN ARSCH AUF DIESER WELT KANN DAS VERMEIDEN!
    Es ist eine systemisch bedingte Entwicklung.
    Ein MUSS und keinesfalls ein KANN!

    Wir werden diese Entwicklung vermutlich alle am eigenen Leib erfahren denn seit dem Restart 1952 sind 60 Jahre vergangen. Wir sind also in der Exponentialfunktion schon ziemlich weit über dem was uns das BIP hergibt!

  5. Newsticker2012 sagt:

    Kann nur bestätigen das in der Schweiz momentan vieles nicht so recht funktioniert, vieles bleibt hinter verschlossenen Türen und kommt erst garnicht an die Öffentlichenkeit, dass die Banken reichlich Menschen entlassen werden liegt daran das wir Menschen nur Nummern sind, versagt haben, dass wird aber auch nicht nur die Banken treffen sondern eine Welle nehmen die eines Tsunamis gleichen wird, jede Berufssparte wird leiden…der Mittelstand wird ausbluten…ect pp-

    Früher hat das Geld bei den Banken locker gesessen, man vergab Kredite wie verrückt, heute vertrauen die Banken zum einen nicht mehr dem vorgelegtem Businessplan, noch vertrauen Sie den Kunden, noch vertrauen Sie den Banken…der Kunde soll aber vertrauen zur Bank haben.

    Es ist vorbei…jetzt geht der Spass erst los, Autoindustrie,Chemie, Zulieferer..alles wird weggeblasen, weil wir eine Konsummaschinerie nicht aufrechthalten können, es sei denn 😉 die Güter die produziert werden gehen gezielt nach 2-3 Jahren hopps…ansonsten ist da die Zukunft so oder so schwarz.

    Die Banker können Ihren Kunden keine Bankenprodukte mehr verkaufen, jedenfalls kaum noch langfristige….die Zeit läuft so schnell…und dass alles ist nicht mehr aufzuhalten, der Zug nahm das falsche Gleis…der Lokführer sprang ab..nun rast der Zug Führungslos in den Bahnhof….

    Und es wird noch perverser werden,Banken werden Kriege auf Teufel komm raus gutheissen, sie werden Drogengelder weiss waschen…sie werden noch Krimineller als sie eh schon immer waren….

    News

  6. pedrobergerac sagt:

    31.10.2012 12:23

    Hunderte von UBS-Banker wurden am Dienstag vor ihrem Büro abgefangen. «Es ist nicht nötig, dass Sie ihre Aufgaben weiter erfüllen», schreibt die UBS im Brief an die Angestellten.

    Die freigestellten Mitarbeiter durften ihre Büros nicht betreten. Im UBS-Brief heisst das so: «Wir haben entschieden, dass Sie das Büro nicht aufsuchen müssen.» Vielmehr geniessen die Banker jetzt einen «Sonderurlaub».

    Aber entlassen sind sie nicht, nein, weit gefehlt: «Wir möchten betonen, dass ihre Anstellung nicht beendet wurde. Ihnen wurde nicht gekündigt, und es gibt auch keine Kündigungsdrohung», beruhigt die UBS – um sich etwas weiter unten irgendwie gleich selbst zu widersprechen: In den nächsten Tagen werde die Bank auf die Mitarbeiter zukommen «mit den Namen und Kontaktdaten einer Person, die in der Human-Resources-Abteilung Ihr Ansprechpartner sein wird.»

    Der vollständige Brief wurde vom englischen Telegraph in einer Faksimile online gestellt und von finews.ch übersetzt.

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