Japan droht ein Fiskal-Tsunami

Für Japan wird es langsam eng, die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt kommt einfach nicht aus der Talsohle. Aktuell droht ein Streit um den Haushalt die Volkswirtschaft komplett zu lähmen. Noch in diesem Fiskaljahr (bis März 2013) muss sich die Regierung über weitere Anleihen am Markt 370 Milliarden Euro besorgen, im Parlament hingegen tobt deswegen ein heftiger Streit. Für eine Nation, die eine der am höchsten Verschuldeten der Welt ist, nicht unbedingt ein Pappenstiel. Die Staatsverschuldung Japans erhöhte sich nach der Japankrise von 1989 sukzessive bis auf mittlerweile weit über 200% des BIP.


Japan kommt nicht aus dem Tritt. Die aktuellen Streitigkeiten mit China um einige Inseln, bringt weiteres Ungemach. Honda als Beispiel senkte bereits seine Gewinnprognosen, alleine im November ist der Absatz im Chinageschäft um 40 % eingebrochen, so Reuters.

Steigende Ausgaben und sinkende Einnahmen waren schon immer ein Garant für schwerwiegende Turbulenzen. Japan und China stehen auch wegen der Nähe Japans zur US-Regierung seit langem auf dem Kriegsfuß. Als zum Beispiel 2010 ans Licht kam, dass die USA trotz einer Ächtung von Atomwaffen, selbige in Japan lagern durften. Auch der kürzlich ins Gespräch geratene Raketenschild und dessen Erweiterung in Japan, führte nicht gerade zu Freudentänzen in Peking.

Bereits am 26. Oktober wurden Zweifel laut, als die Japanische Regierung bekannt gab, ein weiteres Konjunkturprogramm in Höhe von 4,1 Milliarden Euro auflegen zu wollen. Direkt nach der Bekanntgabe, fand ein Krisentreffen mit den wichtigsten Gläubigern des Landes statt, um diese zu beruhigen, meldete die FAZ.

Der enge Bund zwischen den USA und Japan – im Wirtschaftlichen Bereich -, könnte sich als einer der schlimmsten Fallstricke erweisen. So steht bei Wikipedia zu lesen:

Für die japanische Wirtschaft sind die USA seit langem der wichtigste Handelspartner: 20,12 % der Exporte, 11,41 % der Importe (Nr. 2 nach China), 21,3 % der ausgehenden und 57,3 % der eingehenden ausländischen Direktinvestitionen wurden 2007 mit den USA abgewickelt. Umgekehrt ist Japan für die Wirtschaft der Vereinigten Staaten der viertgrößte Handelspartner, der für 5,4 % der Exporte, 7,4 % der Importe und das zweitgrößte Handelsbilanzdefizit nach China verantwortlich ist.[1]

Betrachtet man nun noch die US-Staatsanleihen und das Japan der größte Gläubiger der USA ist, wird deutlich was für aberwitziges Rad hier gedreht wird. Der größte Schuldner der Welt, ist zugleich der größte Gläubiger beim ultimativen „Pleitegeier“ der Welt. Berücksichtigt man, dass die USA diese Schulden niemals bezahlen werden, würde die Bereinigung der Bilanzen Japan pulverisieren.

Einigt sich das Parlament in Japan nicht zügig zur weiteren Schuldenaufnahme von 370 Milliarden Euro, ist im November Schluss. Bei der FTD heißt es hierzu:

Sollte das Gesetz nicht bis Ende November verabschiedet sein, muss Tokio geplante Anleiheverkäufe absagen – die Regierung hätte Ende des Jahres kein Geld mehr, wie Ikuko Shirota, leitender Beamter im Finanzministerium, der Financial Times sagte. Das Wachstum könnte dann – auf das Jahr hochgerechnet – im vierten Quartal um sieben Prozentpunkte gebremst werden, schätzt Tomo Kinoshita, Chefökonom bei Nomura.
Deswegen werden sich die Parteien höchstwahrscheinlich noch einigen. Doch Banken, Versicherungen und Pensionskassen fürchten, dass die Renditen japanischer Staatsanleihen plötzlich kräftig steigen könnten. Da die Kurse der Papiere im Gegenzug sinken würden, drohen ihnen in einem solchen Fall enorme Buchverluste. Japan weist mit rund 235 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) den höchsten Schuldenstand der Welt auf. Die Anleihen werden bisher vor allem von einheimischen Banken und Investmentgesellschaften gehalten, die so das Ersparte der Japaner anlegen.[2]

Während die Welt also gespannt auf den Hurrikane und die Wahlen in den USA blickt, droht Japan von einem fiskalen Tsunami verschlungen zu werden. Die Gefahren auch für die USA sind nicht unerheblich, eben aufgrund der massiven „Bondschätze“ der Japaner und der wirtschaftlichen Beziehungen.

Vielleicht wird Japan danach in China eingemeindet, wer weiss?

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Diplomatische_Beziehungen_zwischen_Japan_und_den_Vereinigten_Staaten#Wirtschaftsbeziehungen
[2] http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:haushaltsdefizit-japan-droht-das-geld-auszugehen/70111358.html


3 Responses to Japan droht ein Fiskal-Tsunami

  1. Jens Blecker sagt:

    Interessanter Artikel zum Thema :

    Japan : Eine Odyssee des Abstiegs
    http://www.iknews.de/japan-eine-odyssee-des-abstiegs/

  2. Habnix sagt:

    „Berücksichtigt man, dass die USA diese Schulden niemals bezahlen werden, würde die Bereinigung der Bilanzen Japan pulverisieren.“

    Wäre es der USA(Schuldner) recht, wenn die Chinesen wortwörtlich Japan(Gläubiger der USA) pulverisieren würden ?

    Als Franz Josef Straus 1983 7 Milliarden DM für die DDR in die Wege leitete da sagte ich zur meiner Mutter: Die Mauer bleibt nicht ewig und 6-7 Jahre später war die Mauer und der Eiserne Vorhang weg.

    Wie kalt kalkulierend Staaten(Regierungen) sein können sieht man am beispiel Franz Josef Straus.

    Wenn der größte Gläubiger der USA Japan ist,Japan aber nicht die Militärischen mittel hat die schulden bei der USA einzutreiben wie bekommt Japan sein Geld wieder?

    Wem gehört die USA sicher zu einem Großteil dem größten Gläubiger Japan.

  3. Jens Blecker sagt:

    Japan: Industrieproduktion mit -8,1% zum Vorjahresmonat

    http://www.querschuesse.de/japan-industrieproduktion-mit-81-zum-vorjahresmonat/

    Leider ganz nur für Abonnenten zu lesen.

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