Israel im Propagandakrieg: Kriegsberichterstattung im Web 2.0

Man könnte meinen, das Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich recht ungeniert“ ist der aktuelle Leitspruch von Israel. Früher war man versucht, Aktionen außerhalb der Wahrnehmung der Menschen durchzuführen, jetzt geht die Israel Defense Force (IDF) mit Twitter und Youtube auf Propagandatour. Auf der Webseite der IDF wird so auch damit geworben, wie mit gezielten Exekutionen zivile Opfer minimiert werden können. Als visuelle Unterstützung bietet man dem geneigten Zuschauer ein Bild aus dem Video von der Hinrichtung von Ahmed Jabaris. Bei Youtube gibt es dann ein Video der IDF, wo der „Overkill“ zu sehen ist.


Das Artikelbild stammt aus dem Twitterfeed der IDF. Aufgelistet in der Grafik sind die Verbrechen, derer sich Ahmed Jabari schuldig gemacht haben soll. Eigentlich ein Fall für ein ordentliches Gerichtsverfahren.

  • Plante mehrere Terrorattacken, bei denen israelische Zivilisten getötet wurden.
  • Leitete die Operation zur Entführung Gilad Shalits.
  • Befahl palästinensischen Terroristen, tausende Raketen auf Israel abzufeuern.

Darunter kurz und bündig: Eliminiert, Israel Defense Forces. Die Überschrift vom IDF-Sprecher, „Ahmed Jabari: Eliminiert.“

Bei Youtube veröffentliche das IDF ein Video von der Hinrichtung unter dem Titel: „IDF – Punktgenauer Schlag gegen Ahmed Jabari, Kopf des militärischen Flügels der Hamas“. In der Videobeschreibung steht zu lesen:

Am 14. November 2012 führte die IDF eine gezielte Aktion gegen Ahmed Jabri durch, welcher der Anführer des militärischen Flügels der Hamas im Gaza-Streifen war. Jabri war ein hochrangiger Hamas-Funktionär, welcher in den oberen Rängen des Hamas-Kommando gedient hatte und in der Vergangenheit für Terroranschläge gegen Israel verantwortlich war.

Bereits 1,4 Millionen Aufrufe verzeichnet dieses Video, welches die IDF am 14. November veröffentlichte. Warum es noch online ist, obwohl es klar gegen die Richtlinien von Youtube verstößt, bleibt wohl ein Geheimnis.

Insgesamt fährt die IDF aktuell eine Art Embedded Social Media War, denn auch bei Facebook kann man sozusagen Live dabei sein und dem Kriegsverlauf folgen. Die letzte Meldung auf Facebook lautet: „Vor wenigen Minuten heulten die Sirenen in Tel Aviv und forderten die Bewohner auf, in Schutzräume zu laufen“. Weiterhin eine Formulierung, die wir noch sehr gut von G.W. Bush kennen: „Israel is under attack“.

Der folgenden Post bei Facebook erinnert doch sehr stark an vergangene Zeiten, scheint aber ein probates Mittel der medialen Kriegsführung zu sein. Veröffentlicht auch seitens der IDF:

Der Kommentar: „So sieht die Hamas Israel“. Auf dem Bild steht zu lesen: „Israelische Zivilisten sind die Ziele der Hamas“. Propaganda in Reinkultur.

Der offizielle Blog der IDF ist – zumindest für mich zum jetzigen Zeitpunkt – nicht aufrufbar und auch die Google-Cache-Version kann ich aktuell nicht aufrufen.

Die Medien weltweit blenden die Tatsache aus, dass Palästinenserpräsident Abbas am 29. November die Anerkennung als souveräner Staat bei der UN beantragen will. Eine Zustimmung der Mehrheit gilt als sicher. Danach könnte man nicht mehr einfach Gebiete besetzen und Angriffe nach gut Dünken durchführen. Das ist auch der israelischen Regierung klar. Bereits eine Weile vor den „Angriffen aus dem Gazastreifen“ hatte die israelische Regierung massive Drohungen und einen Militäreinsatz angekündigt, sollte Abbas nicht von diesem Vorhaben absehen. Die aktuelle Offensive der Hamas und der Palästinenser wäre also mehr als kontraproduktiv zum jetzigen Zeitpunkt. Wirklich Sinn macht es nicht. Besonders auffällig sind angebliche Raketenangriffe auf Tel Aviv in der Vergangenen Nacht, wo nach dem Heulen der Sirenen eine schwere Explosion zu hören gewesen sein soll.

Wie immer gilt: „Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst.“ Zumindest heute – wo der ägyptische Präsident im Gazastreifen ist – will man Angriffe aussetzen, ein Tag Frieden in diesem unendlichen Krieg.

Carpe diem

PS: Für heute sind keine Wartungsarbeiten am Server vorgesehen 😉

Bildquelle Titel: Twitteraccount der IDF

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