US und EU Gelddruck-Orgien: China verschärft den Ton zusehends

In China geht man sehr behutsam um, was Kritik an den USA oder auch Europa betrifft. Zu fragil ist noch der eigene Binnenmarkt und zu abhängig die Wirtschaft von Exporten in den Westen. Auch wenn es nicht leicht fällt, so bleibt die Volksrepublik China den Regeln von Sun Tsu treu und bleibt zunächst ruhig. Im Jahr 2007 wurde erstmals Kritik aus China laut, der Spiegel titelte seinerzeit „Pearl Harbor ohne Krieg„. Kurz nach der Kritik schossen weltweit die Lebensmittelpreise durch die Decke und Hungerrevolten brachen aus. Die Kritik aus China verstummte. Nun jedoch findet China deutliche Worte zur expansiven Geldpolitik des Westens.


Damals, 2007, war China nicht gut vorbereitet auf den Gegenschlag über die Preise für Nahrungsmittel. Man hatte sträflich unterschätzt, wie leicht diese sich über die Future-Märkte manipulieren lassen. In dem Artikel des Spiegel hieß es damals:

Die Chinesen geben sich mit US-Staatsanleihen zufrieden, auch um ihren wichtigsten Kunden flüssig zu halten. Mittlerweile verfügt die Staatsbank in Peking über einen Devisenschatz von 1,4 Billionen Dollar.
Geradezu mit Eselsgeduld sahen die Chinesen zu, wie ihr bester Kunde seine Lieferfähigkeit verlor.
Der Verfall des Dollars aber kann den Männern in Peking nicht gleichgültig sein. Er entwertet den Dollarschatz ihrer Zentralbank. In ihm ist ein Teil der chinesischen Exporterfolge zu Geld geronnen.
[…]
Ein Rückzug der Chinesen aus dem Dollar würde für die USA ein Pearl Harbor ohne Krieg bedeuten.
[…]
Der größte Kreditgeber der Welt ist innerhalb einer Generation zum größten Schuldner der Welt abgestiegen, ohne dass die USA ernsthaft versucht haben, diesen Umstand zu ändern. Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem, heißt es in Washington lapidar.[1]

Einige Dinge haben sich seit damals grundlegend geändert. Zum einen monetarisiert die FED Staatsanleihen zur Not selber und die Chinesen bauen ihrerseits auch vor. Zweimal funktioniert der selbe Trick nicht. Im letzten Jahr vervierfachte China die Reisimporte und wurde so vom 18. größten Reisimporteur der Welt zum 2. größten. Wie Bloomberg schreibt, will China auch dieses Jahr wieder 2 Millionen metrische Tonnen importieren. Auf Bloomberg wird darüber spekuliert, was wohl die Hintergründe sein könnten. Dort heißt es: China produzierte 143 Millionen Tonnen Reis im letzten Jahr, während der Konsum auf 144 Millionen Tonnen anstieg, wie das USDA meldete. Während es in China keinen Engpass gibt, wird vermutet, dass man von den Differenzen zwischen der Inlands- und Überseeproduktion profitieren möchte.

Reis ist hier nur eines der Beispiele, wo China vorbaut. Die Differenz zwischen Import und Verbrauch sind erheblich, jedoch ist Reis über etliche Jahre lagerfähig. Nun zu einer Meldung von der chinesischen Webseite China.org.cn. Bereits die Überschrift hat es in sich und auch die Personen, welche zitiert werden, sind keine Unbekannten.

Wollen USA und EU China „wie ein Schaf“ scheren?

Ein schwerwiegender Fehler wäre es, die mahnenden Worte zu ignorieren. Wenn Professor Xia Bin spricht, hat es für ganz China eine Aussagekraft. Als ehemaliges Mitglied des Geldpolitischen Komitees der Peoples Bank of China und Leiter des Finanzforschungsinstituts des Zentrums für Entwicklungsforschung des Staatsrats, ist genaues Zuhören sozusagen Staatsräson. Die Kritik aus China ist durch weitere wichtige Persönlichkeiten untermauert. Man kritisiert die starke Erhöhung der im Umlauf befindlichen Geldmenge durch die USA und die Eurozone. Die Maßnahmen der Geldlockerung berge das Risiko einer importierten Inflation und der massiven Abwertung der enormen Devisenreserven Chinas. Eigentlich also der Vorwurf aus 2007, nur dass nun auch an die EZB adressiert wird.

Bei China.org.cn heißt es dazu:

Geld drucken, um Schulden zu bezahlen?
Die europäischen und amerikanischen Staaten bemühen sich, ihre Wirtschaft mit verschiedenen Maßnahmen anzukurbeln. Trotzdem machen die Regierungen auch weiterhin sehr große Schulden. Ihre bisherigen finanzpolitischen Maßnahmen sowie die Geldpolitik funktionieren nicht. Die Zinssätze sind schon am Minimum angelangt. Die einzige verbleibende Möglichkeit: Geld drucken.
[…]
Stattdessen versuchten die Vereinigten Staaten, ihr Schuldenproblem durch Gelddrucken zu lösen – die USA verweigerten so praktisch den Schuldendienst und versuchten, durch eine Erhöhung der Geldmenge (Inflation) ihre Schuldenlast auf andere Staaten, die selbst große Mengen an US-Dollar halten, abzuwälzen, erklärte Xu.
[…]
„Jeden Tag erleiden die US-Staatsanleihen- beziehungsweise US-Dollar-Reserven schwere Verluste, die aus den Statistiken nicht direkt ersichtlich sind. Aber ihre Kaufkraft hat bereits abgenommen. Der Wert der drei Billionen US-Dollar-Reserven könnte so in zehn Jahren weniger als 300 Milliarden US-Dollar betragen“, warnte der Ökonom Xiang Songzuo bereits im vergangen Jahr.
[…]

China muss den Anteil der US-Staatsanleihen an seinen Reserven abbauen

Angesichts der sinkenden Kaufkraft der Devisenreserven schlagen Experten vor, die Anteil der US-Staatsanleihen an den Reserven zu reduzieren und die Struktur der Reserven zu diversifizieren. Xu sagte, dass die Geldpolitik der Industrieländer mit ihren extrem niedrigen Zinssätzen zu einer Preiserhöhung der von China gehaltenen US-Staatsanleihen führen werde.[2]

Fazit: Diese Worte wären in dieser Form nicht an die Öffentlichkeit gelangt, würde die chinesische Regierung nicht den Segen erteilen. Es ist eine offene (wirtschaftliche) Kriegserklärung an die USA und die Eurozone. China scheint nicht mehr gewillt, über wertloses Papier die Handelsbilanzdefizite finanzieren zu wollen. Wenn Peking ernst machen sollte, ist die Sprengkraft dieser Aussagen nicht zu unterschätzen und vermutlich wäre ein erheblich verstärkter Protektionismus die Folge. Die USA sehen dem Treiben sicherlich sehr viel gelassener Entgegen als die Eurozone, denn einen Petroeuro gibt es noch nicht. Je nach Geschwindigkeit der Umsetzung würde die Abwärtsdynamik in der Eurozone nahezu in Freifallgeschwindigkeit übergehen. Die Zeit der wirtschaftlichen Kolonialisierung scheint ein jähes Ende zu finden.

Carpe diem

[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/west-wing-pearl-harbor-ohne-krieg-a-516765.html
[2] http://german.china.org.cn/business/txt/2013-01/15/content_27692327.htm


12 Responses to US und EU Gelddruck-Orgien: China verschärft den Ton zusehends

  1. Jens Blecker sagt:

    Ursprüngliche Quelle für die massive Erhöhung der Reisimporte : http://www.gegenfrage.com/china-vervierfacht-reisimporte/

  2. […] Quelle: http://www.iknews.de/2013/01/15/us-und-eu-gelddruck-orgien-china-verschaerft-den-ton-zusehends/ Sharen mit:TwitterE-MailFacebookGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem dies gefällt. […]

  3. dogbert sagt:

    Das meinte ich mit „Was, wenn sich das Ausland langsam von ihren US-$ trennt?“. Wenn US-Bonds zum Schwarzen Peter werden, wenn die alten Bonds nicht verlängert und die neuen keine Abnehmer mehr finden – dann geht die Inflation bzw. Abwertung des US-$ richtig los!

    Man sollte sich auch vor Augen halten, was Pearl Harbour vorausging: das US-Ölembargo gegen Japan und das Einfrieren japanischer Guthaben bei US-Banken, also Sanktionen für die einen, Handelskrieg und Raub für die anderen.

    An eine Welt-Reservewährung verknüpft man schon gewisse Erwartungen. Mit der bisherigen, eher egoistischen Einstellung („Our currency – your problem!“) könnte die USA den Bogen aber irgendwann überspannen. Die Frage ist, ob WK III dann auf einen Währungskrieg beschränkt bleibt oder irgendwann auch „heiß“ wird.

  4. Schwarzblut sagt:

    Tja, China wird nicht umsonst von den Amis in den eltzten Jahren eingekreist. China hat Russland als “ bösen Buben “ abgelöst und diesmal ist es kein Spielchen der Eliten wie seiner Zeit der kalte Krieg um zu argumentieren, warum man aufrüsten musste.
    Nur China kann die NWO stoppen und sogar zu Fall bringen.
    China sollte nur vorsichtig sein, mit Japan haben die Eliten schon einen Kandidaten um einen offenen Krieg mit China zu provozieren, in Stellung gebracht.

  5. Tester sagt:

    China hat mehr Soldaten als Japan Einwohner. ’nuff said.

  6. dogbert sagt:

    Den Chinesen zerrinnen ihre Euros und US-Dollars mit der Zeit zwischen den Fingern:

    http://kursdaten.teleboerse.de/teleboerse/kurse_einzelkurs_uebersicht.htn?i=2203860&zeit=100000
    http://kursdaten.teleboerse.de/teleboerse/kurse_einzelkurs_uebersicht.htn?i=2079483&zeit=100000

    Es ist klar, daß sie was machen müssen. Z.B. diese Devisen abstoßen, nebenbei preppen, Gold kaufen und aufrüsten.

  7. Sleeper sagt:

    Oh ja die guten Kommunisten aus China, da geht so manchem Mauerbefürworter hier in Deutschland richtig einer ab, denn schließlich muss man ja dann bei einer neuer chinesischen Weltdiktatur wider nichts selbst entscheiden. Jaja der Michl eben. Gott bewahre uns davor!

    China und die NWO stoppen? Nie im Leben, vorher gewinnt Hansi Hinterseer das Dschungelcamp.

  8. Schwarzblut sagt:

    @ Tester, das interessiert den Eliten doch nicht, hauptsache es rummst wenns keinen Ausweg mehr gibt.

    Sleeper, wer mich kennt, weiss das ich kein Fan von China bin…nur im Zweifel ist der Feind meines Feindes mein Freund

  9. nova sagt:

    Für mich sieht es so aus, dass eine Situation entstanden ist, für die es für die Betroffenen kaum andere Möglichkeiten des Handelns bestehen. Es ist dabei egal, ob China direkt von einer NWO gelenkt wird, oder ob über andere Staaten eine Situation provoziert wird in der China gar nicht anders handeln kann. War das Verständlich?
    Es wird Chaos geschürt. Auf ALLEN EBENEN UND GLOBAL.

  10. […] spricht Klartext: Wollen USA und EU China “wie ein Schaf” scheren? Die Chinesen sprechen meist durch die Blume – so muss man das hier als eindeutige Kampfansage […]

  11. […] von Jean-Claude Juncker, als auch in konkreten Aktionen der Staaten und Notenbanken. Juncker neue, deutlich schärfereTöne an. Das Wort “Währungskrieg” wird jetzt von immer mehr Analysten und Notenbankern […]

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