Schweizer Franken: Beginnt der Sturm auf die Bastille?

Derartige Sprünge innerhalb so kurzer Zeit fordern eigentlich drastische Maßnahmen der Beteiligten. So wie zum Beispiel im Juli 2011, als der ehemalige SNB-Chef Philipp Hildebrand ankündigte, soviel Schweizer Franken zu drucken und zu verkaufen wie nötig, um einen Mindestkurs von 1,20 Franken/Euro zu halten. Er hielt Wort und war so fest von dem Erfolg überzeugt, dass seine Frau damals über eine halbe Million Dollar mit Schweizer Franken kaufte. Dieses führte etwas später zum Rücktritt Hildebrands wegen Vorwürfen des Insiderhandels.


Im Laufe der folgenden Monate explodierten die Devisenreserven in der SNB förmlich. Bis Juli 2012 stieg die Bilanzsumme auf 480,974 Mrd. CHF an, fast 100% des BIP. Ein heikles Unterfangen, welchem sich die Nationalbank dort verschrieben hatte. Im letzten Jahr von Anfang Juli bis Ende September hatte die SNB im Schatten von Draghis Ankündigung zu den OMT aggressiv Euro verkauft und reduzierte so die Bilanzsumme um fast 20%. Die Aktion blieb relativ lange unentdeckt.

Seinerzeit hatte die Hedgefondslegende Jim Rogers bereits angekündigt, seine Euroreserven in Franken getauscht zu haben. Er war sich sicher, dieses Kartenhaus würde einstürzen. Jim ist ein Investor mit Weitblick und irrt sich eigentlich selten. Was ist nun aber von der heftigen Kursbewegung des Franken zu halten? Eine derartige Bewegung in wenigen Tagen muss sehr gute Gründe haben. Hier ein 5-Tage-Chart:

Screenshot: Bazonline.ch

Die aktuellsten Zahlen bei der SNB sind leider aus November und so bleibt hier nunmehr Raum zur Spekulation. Die SNB müsste schon eine dramatische Intervention gestartet haben, um den Kurs derart stark zu bewegen. Sollte das der Fall sein, steht es um die Wirtschaft der Schweiz schlimmer als befürchtet, so richtig plausibel erscheint das jedoch nicht. Man würde die Brust offenlegen, sobald das an die Öffentlichkeit kommt, würden vermutlich die Horden der Spekulanten das Alpenland sturmreif schießen und das trockene Pulver wäre verbrannt.

Irgendwer jedoch muss am Markt tätig sein, in erheblichem Umfang. Die Bilanzpositionen der SNB sollte man im Auge behalten und ebenso den CHF. Es scheint sich dort etwas Gewaltiges zusammen zu brauen.

Carpe diem


5 Responses to Schweizer Franken: Beginnt der Sturm auf die Bastille?

  1. Jens Blecker sagt:

    Interessante Zusendung aus der Schweiz:

    Hallo Herr Blecker

    Ich schrieb ihnen bez. SNB vor ca. einem halbem / drei viertel Jahr. Ich erwähnte damals einen (in meinen Augen) wichtigen Punkt; nämlich das die SNB wie die FED private Institute sind und die Eidgenossenschaft (Handelsname Schweiz) an der SNB nicht(!) beteiligt ist. Bei einem allfälligen Crash bestehen also Verbindlichkeiten einer Privatfirma gegenüber Markteilnehmern. Diese Verbindlichkeiten werden dann gem. Aktien- und Obligationenrecht abgearbeitet, sprich, die Gläubiger gehen leer aus, die SNB in Konkurs. Wer jedoch betroffen sein wird sind die Kantone (bei euch Bundesländer) – diese halten zum Teil (nicht alle) 5% der Aktien und Budgetieren idR. mit den anfallenden Dividenden. DAS ist ein Riesen Problem, das zusammen mit den „Dumping Steuern“ für Holdings und ausl. Einwohner, der USTR2 (Unternehmenssteuerreform 2) und dem überhitzten Immobilienmarkt gewaltiges Risiko darstellt (für Kommunen und Kantone). Die ersten Kantone schreiben bereits jetzt tief rote Zahlen und müssen Steuern erhöhen und Ausgaben kürzen. Das wird natürlich nicht gross kommentiert, stört es doch den Mythos der „schönen Schweiz“, Hort der Sicherheit (und Selbsttäuschung). 🙂

    Ich denke, Herr Rogers weiss, dass der CHF unter diesen Umständen eben nicht scheitern kann oder wenn er scheitert, dies keine Rolle mehr spielt, weil Dollar und Euro dann ebenfalls bereits Geschichte sein werden (oder ebenfalls auf dem Weg dahin).

    Rechnen wir mit dem schlimmsten und hoffen das beste, dann kann nichts schief gehen! 😉

    Danke für ihre Arbeit und ihren Einsatz! Eine wohltuend unideologische Seite mit scharfen Analysen ihrerseits.

    Liebe Grüsse und alles Gute

    Es sind übrigens 15 von 21 die rot schreiben
    http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Welche-Kantone-mit-den-roten-Zahlen-kaempfen/story/29823972

    Klar, es könnte auch „Strategia della Tensione“ sein (Strategie der Spannung) – wäre schwierig zu vermitteln, mit schwarzen Zahlen die Ausgaben zu beschneiden und Gebühren und Steuern zu erhöhen! 😉 Politiker bei uns sind ja nicht anders als in DE, USA, Burkina Faso oder Mali! Der Unterschied ist ja nur der, dass wir solche idR. schneller und nachhaltiger los werden – und seit 1918 kein Blut mehr floss. Wäre auch einmal ein Artikel Wert, Wissen die wenigsten „wohlfühl Eidgenossen“.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Landesstreik
    Waren ja alles sehr Utopische Forderungen des Streikkomitees 😉

  2. […] Schweizer Franken: Beginnt der Sturm auf die Bastille? Posted on 18. Januar 2013 by Samy Fresh Quelle: IKNews.de geschrieben von Jens Blecker […]

  3. Newsticker2012 sagt:

    @Cheffe
    Nettes Kompliment 🙂

    Und zur Antwort, Gruss aus der Schweiz wie recht Sie doch haben.
    News

  4. EuroTanic sagt:

    Die Schweiz hat ja neben Deutschland die meisten Gelder auf Privatkonten. Da Deutschland schon bald ausgesaugt ist, soll die Schweiz dann dran glauben.

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