BoJ: Wird Toshiro Muto neuer Heli-Ben?

Der bald scheidende Chef der Bank of Japan – Masaaki Shirakawa – hatte so seine Streitigkeiten mit dem japanischen Regierungschef Shizo Abe. Dieser hatte die BoJ aufgefordert, die Geldschleusen maximal zu öffnen, um das Land aus dem Würgegriff der Deflation zu befreien. Dadurch entbrannte eine Diskussion um einen Abwertungswettlauf und Shirikawa gab seinen vorzeitigen Rückzug bekannt. Als Mitglied der Group of Thirty und Direktor und stellv. Vorsitzender der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), bewegt der Mann sich in den richtigen „Kreisen“. Ein Blick auf den neuen Kandidaten kann nicht schaden.


Der scheidende Gouverneur der Bank of Japan (BoJ) konnte sich nicht so recht mit der Politik des amtierenden Regierungschefs anfreunden. Eine Übertreibung der Inflation gehört auch im Augenblick ganz sicher nicht zu den erkorenen Zielen von Lobbyorganisationen wie der Group of Thirty, welche durch die Rockefeller Foundation ins Leben gerufen wurde. Auch das Konglomerat der Bank für internationalen Zahlungsausgleich dürfte dem Vorhaben nicht unbedingt fröhlich ins Auge blicken. Zu offensichtlich ist die Tatsache, dass Japan nicht zu retten ist und obendrein einer der größten Bondhalter der USA.

Die Strategie von Regierungschef Shizo Abe hingegen, ist sehr gut nachvollziehbar, denn Japan versinkt mehr und mehr in der Deflation. Aus volkswirtschaftlicher Sicht eines der riskantesten Ereignisse für eine Nation. „Heli-Ben“ drohte bereits mit dem Abwurf von Dollar-Banknoten aus Helikoptern, um eine Deflation zu verhindern. Dieses brachte ihm diesen Spitznamen ein und zeigt, wie groß die Angst vor einer solchen Phase ist.

Kreisen nach, soll Toshiro Muto nun den Platz von Shirikawa einnehmen. Dieser gilt als Befürworter einer lockeren Geldpolitik, jedoch in „Maßen“. Zweimal wurde er bereits 2008 durch die Mehrheit im Oberhaus abgelehnt und verließ darauf hin die Zentralbank. Ob es dieses mal gelingt, wird sich in Kürze zeigen. Wenn, sollten die Japaner Ausschau nach Hubschraubern halten.

Carpe diem

Zum Thema: http://de.reuters.com/article/topNews/idDEBEE91H00E20130218


4 Responses to BoJ: Wird Toshiro Muto neuer Heli-Ben?

  1. Xander sagt:

    Ich frage mich immer wieder wie es überhaupt soweit kommen konnte …

    Wie sollen wir das alles noch stoppen?

  2. Frank H. sagt:

    Japan zeigt, wo es lang geht: Reduzierung der Staatsschulden durch Inflation

    Japan fährt eine Mehrfach-Strategie, um seine Probleme zu lösen: Die japanische Zentralbank weitet die Geldmenge allein für Januar um 113 Milliarden Dollar aus und die Regierung kauft massiv ESM-Bonds, um den Yen-Kurs zu stützen.

    Die Entwicklungen in Japan werden als Vorläufer für die restliche Finanzwelt gesehen. Kritik kommt aus den USA, die grundlegende Reformen in der japanischen Wirtschaft fordern. Japan kann sein Verschuldungsproblem offensichtlich nur noch über eine Währungsabwertung in Griff bekommen.

    Der politisch gewollte Kursverfall führt zu massiven Kapitalimporten, was die Gefahr einer erneuten Finanzblase schürt. Der Kurs des Yen wird vermutlich weiter fallen und die neuen Investoren veranlassen, ihr Geld wieder abzuziehen. Eine neue Pleitewelle würde die Wirtschaft zusätzlich belasten.

    http://www.shortnews.de/id/1003331/japan-zeigt-wo-es-lang-geht-reduzierung-der-staatsschulden-durch-inflation

  3. Frank H. sagt:

    Schluß mit Lustig:
    Österreichischer Ökonom redete bereits weise 2010 Tacheles. Das er 2011 den Untergang sah und wir 2013 noch den Euro haben, bedeutet aber auch, daß unsere Regenten durch Gelddrucken den Gau ja künstlich hinauszögern, aber KEINE Lösung haben.
    http://derstandard.at/1285200656759/derStandardat-Interview-Banken-erfinden-Geld-aus-Luft

  4. Frank H. sagt:

    Willkommen im Blasen-Monopoly – Shinzo schießt die G20 ab

    Samstag und Sonntag G20-Gipfel, Montag weiter so. Die Welt lässt sich nicht aufhalten. Auch nicht für Japan. Die Absage an einen Wettlauf beim Abwerten nationaler Währungen hatte kaum 12 Stunden Bestand. Besonders überzeugend ist sie sowieso nicht gewesen.

    Zu Wochenbeginn wird deutlich, dass Japans neuer Premier Shinzo Abe in seinem Köcher radikaler wirtschaft- und geldpolitischer Pfeile auch einen ganz besonders giftigen stecken hat: Den Kauf ausländischer Anleihen.

    Würden die Japaner im großen Stil so vorgehen (sie hatten es nach dem schweren Erdbeben kurz und begrenzt getan) – was sich Abe bewusst offenhält – dann müssten Europäer und Amerikaner dies als agressive Maßnahme – ja als zweite Runde – im aufkeimenden Währungskrieg verstehen.

    Während viele im Westen noch abwiegeln – und allein den Begriff, der vom brasilianischen Finanzminister 2010 geprägt worden war, als Übertreibung betrachten – läutet Japan bereits die nächste Runde in dem Konflikt ein.

    Die Mechanik der ins Visier gefassten Anleihekäufe ist simpel: Japan würde Yen auf den Markt werfen, indem es zum Beispiel europäische Anleihen kauft und dafür in den Euro umtauscht. Das würde den Euro stärken und den Yen schwächen.

    Dieser hat seit Oktober bereits 30% gegenüber dem Euro eingebüßt, und 20% zum Greenback. Zum Dollar fiel der Yen am Montag auf 94. Das ist der schwächste Wechselkurs in 3 Jahren. – Selbst Zeitungspapier vergilbt nicht so schnell wie Gipfel-Beschlüsse in diesen schwierigen Monaten.

    Wie man an der Wall Street – und ihren angeschlossenen Postillen – diese Entwicklung betrachtet, wird heute auf CNBC deutlich. In dem Gastbeitrag – geschrieben von Vermögensverwaltern der UBS – lautet die Schlagzeile: “Währungshandel wird wieder interessant.”

    So kann man es eben auch sehen. Alles ist zu jeder Zeit für irgend jemanden interessant, auch wenn es für die große Mehrheit schlicht zum Kotzen sein kann, weil es unter Verfall der geltenden Sitten massive Risiken für ganze Gesellschaften birgt.

    Die Schlagzeile ist eine klare Anspielung auf George Soros, der gerade mit Wetten gegen den Yen – aber auch gegen das schwächelnde Pfund – weitere Milliarden verdient, während seine massiven Wetten gegen das Gold im Schlussquartal 2012 Tausende von kleinen Anlegern, die durch immerwährende Gold-Propaganda in das Edelmetall getrieben worden waren, regelrecht zerschreddert haben.

    Die Einleitung des CNBC-Artikels liest sich von mir übersetzt so:

    “Nebenwirkungen sind in der Pharmabranche unvermeidbar. Alle Medikamente verursachen sie, aber manchmal sorgen sie auch für große Chancen. Beispiel Viagra, das ursprünglich gegen Angina entwickelt wurde. So ist es auch mit der Geldpolitik der Zentralbanken, wo das Gesetz unbeabsichtigter Nebenwirkungen vielleicht sogar noch stärker ist. Im jüngsten Monat haben die Notenbanken in ihrem Versuch, das Wachstum zu stärken, eine neue Runde kreativer Experimente eingeleitet ….”

    Und so weiter und so fort. Ich will nicht noch mehr von diesem Schwachsinn wiedergeben, nur um ihn zu entlarven. Das dürfte längst geschehen sein.

    Übrigens: Das Pfund fiel im frühen Handel am Montag ja auf den tiefsten Stand seit Juli 2012. Und das nach Bemerkungen des Bank of England-Mitglieds Martin Weale. Dieser hatte am Samstag gesagt – während die G20 das Gegenteil aushandelten – das Pfund müsse wahrscheinlich noch niedriger bewertet werden, um die Exporte zu beflügeln und das Wachstum zu stärken.

    Was folgt daraus? Beschlüsse sind für die Galerie, Handeln für die Rendite. Wir leben in einer dreigeteilten Welt von Propagandisten, gewieften Devisenhändlern und Schafen. Letztere werden von beiden Seiten verführt und verarscht.

    In dieser globalen Veranstaltung ist der Währungskrieg streng genommen wirklich kein Krieg, sondern lediglich ein Thema, ein Akt, ein Werkzeug, um das alte grausame Spiel weiter zu spielen.

    Kein Wunder, dass das Wall Street Journal am Montag die Lage so beurteilt: “There is a Feeling of Instability Bubbling Up.” Ein schönes Wortspiel, wie es oft nur im Englischen möglich ist, für eine äußerst unappetitliche Entwicklung.

    Das Grund-Übel wird vom WSJ so herausgearbeitet: Die dominierende Dynamik an den Märkten ist eine verzweifelte Suche nach Rendite, die rund um den Globus potentielle Blasen nährt.

    Die Formel für das Blasen-Monopoly ist simpel und zerstörerisch: Niedrigst-Zinsen, dazu Liquidität wie Wasser an den Niagara-Fällen. Heraus kommen am Ende neue Blasen, die alle bereichern, die sich die nötigen Analysten-Teams, Warren Buffetts oder Vermögensberater bei der UBS (oder ihren Konkurrenten) leisten können. Der Rest schaut in die Röhre, wo nichts sprudelt, wächst, besser verzinst, oder vom Steuerzahler bei Bedarf gerettet wird.

    http://blog.markusgaertner.com/2013/02/19/willkommen-im-blasen-monopoly-shinzo-schiest-die-g20-ab/

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