Bankrun auf Zypern: Ein Testballon oder Rachefeldzug?

Die Rettung von Zypern bringt ein weiteres Novum mit sich. Die Kunden der Banken sollen mittels Haircut an den Kosten beteiligt werden, wer sein Geld also auf dem Konto hat, soll zahlen. Je nach Menge des Geldes auf den Konten entweder 6,75% oder ab 100.000 Euro 9,9% des gesamten Guthabens. Eine solche Enteignung hatte es bisher nicht mit dem Segen aus Brüssel gegeben, aber es ist natürlich ein guter Testballon für weitere Enteignungen. Erstaunlich ist, mit welcher breiten Unterstützung der Medien dies propagiert wird. Festzuhalten ist, noch ist es nicht Gesetz. Das Parlament in Nikosia hat seine Abstimmung auf Montag verschoben.


Wie ein Hurrikan ist diese Meldung – vor allem in der alternativen Medienszene – in einen nahezu nie dagewesenen Hype gemündet. Es gab kaum jemanden, der nicht einen Artikel verfasste, um seinem Entsetzen Ausdruck zu verleihen.

Auf die Genossenschaftsbanken – welche am Samstag geöffnet hatten – fand ein Bunkrun statt, weil deren Kunden noch versuchten, das Geld in Sicherheit zu bringen. Die Onlinesysteme wurden ausgesetzt und die Filialen geschlossen. So sehen die Bankfeiertage aus, von denen schon so oft geschrieben wurde.

Es gibt unterschiedliche Szenarien, die für morgen denkbar sind, auch Bankruns in ganz Europa sind nicht auszuschließen. Ausgehend wäre es dann sicherlich aus dem Süden. Dort ist die Krise schon deutlich stärker zu spüren, im Norden haben viele noch das Gefühl, nicht betroffen zu sein. Erst, wenn Schlangen vor Banken und Geldautomaten auf den Titelseiten der Tageszeitungen und in den Nachrichten zu sehen sind, dürfte sich das in Reaktionen niederschlagen.

Wie das Parlament in Nikosia morgen entscheidet, dürfte einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung haben, wenn auch wir nicht in der Haut der zyprischen Banken stecken möchten. Zypern wollte sich nicht so richtig in Reih‘ und Glied begeben, das könnte jetzt eine Retourkutsche der Superlative sein. Was wird wohl geschehen, wenn die Menschen wieder an ihre Konten kommen? Da dürfte es unerheblich sein, wie das Parlament entscheidet. Zu groß wird die Angst sein, ein weiteres Mal in diese Situation zu geraten.

Die Vorgänge an sich zeigen jedoch, wovor wir bereits lange warnen – liegt im Rahmen des Möglichen. Die betreffenden Anteile der Konten waren direkt eingefroren und als der Bankrun begann, wurde auch der Rest einfach gesperrt.
Bargeld ist Freiheit, dass muss als Quintessenz herauskommen. Die Bestrebungen, Bargeld abzuschaffen, laufen in ganz Europa auf Hochtouren. Zypern ist ein kleiner Testballon, wie man einen Lastenausgleich durchführen kann.

Im Augenblick ist es noch schwierig, die genauen Folgen und Ziele auf den Punkt zu bringen, aber die kommenden Tage könnten ereignisreich werden. Vielleicht ist man dieses eine Mal auch über das Ziel hinausgeschossen, morgen wird es deutlicher sein. Wenn ein flächendeckender Bankrun beginnen würde, bliebe nur sofort Bankholidays auszurufen und das sofort zu stoppen. Zumindest wäre unter den Voraussetzungen ein guter Nährboden für ein Bargeldverbot oder zumindest eine Obergrenze gegeben. Eines haben wir ja schon gelernt: Wenn es um das System geht, sind alle Regelbrüche alternativlos.

Es erwartet uns eine spannende Woche, stay tuned.

Carpe diem

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