Pflanze des Monats: Gänseblümchen – kleine Blume mit großer Wirkung

Wer kennt es nicht, das Gänseblümchen, das nahezu jede Wiese schmückt? Seine Blüten erfreuen uns zu jeder Jahreszeit. Fröste bis -15 Grad können dem Pflänzchen nichts anhaben. Es kann sogar im Winter blühen, wenn der Schnee kurz schmilzt und die Sonne scheint. Sein lateinischer Name „bellis perennis“ wird dem ausdauernden Korbblüter in dieser Hinsicht eher gerecht, als der deutsche. Seine wörtliche Übersetzung bedeutet „Das ganze Jahr über schön“. Zum Wachsen bevorzugt die kleinwüchsige Pflanze mit der ebenerdigen Blattrosette kurz gehaltene Wiesen. Auf dem abgeweideten Gänseanger war sie früher deshalb sicherlich reichlich zu finden. Auch heute wächst sie zum Ärger mancher Rasenbesitzer besonders gern auf den regelmäßig gemähten Grünflächen im englischen Stil.


Gastbeitrag von www.wildkrautgarten.de

Jahrtausende altes Nahrungs- und Heilmittel

Statt die kleinen Blümchen mit dem Rasenmäher niederzumetzeln und gar mit Gift auszurotten, sollten Gartenfreunde sie lieber ernten. Schon vor 4000 Jahren wurde das Gänseblümchen von unseren Vorfahren als Heilmittel und Nahrungspflanze verwendet. Noch im Mittelalter zählte es zu den Universalheilmitteln. Seine breit gefächerte Wirkung kann uns auch heute noch bei manchem Zipperlein nützlich sein. Als fast ganzjährig verfügbares Wildgemüse ist das Gänseblümchen außerdem ein wertvoller und wohlschmeckender Vitamin-Lieferant.

Blätter, Blütenknospen und Blüten des Korbblütlers können ganzjährig gesammelt werden. Gerade im Frühjahr passen die jungen zarten Blätter gut in Säfte, Salate und Gemüsemischungen, als Zutat zu Kartoffelsalat, Kräuterbutter, Suppen und Soßen. Auch klein geschnitten auf Butterbrot oder als Zutat für Quark und Frischkäse ist das ähnlich wie Feldsalat schmeckende Wildkraut geeignet.

Die Knospen kann man wie Kapern einlegen. Halboffene Blüten dienen als wohlschmeckende und sehr hübsche Dekoration für Salate, Suppen und Desserts. Auch zum Aromatisieren von Bowle eignen sich die Blütenkörbchen. Ganz geöffnete Blüten haben einen leicht bitteren Geschmack. Wer den nicht mag, sollte sie nur sparsam verwenden oder sie mit ein wenig Olivenöl ganz kurz in der Pfanne anrösten.

Von August bis September kann man auch die Gänseblümchensamen roh oder geröstet über Salate geben. Aber der Sammelaufwand ist ziemlich groß. Wen das etwas mühselige Sammeln der Samen nicht schreckt, der kann sich daraus einen guten Vorrat für den Winter anlegen. Als Keimsaat zur Sprossenzucht sind sie in der dunklen Jahreszeit eine tolle Vitaminquelle.

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Allheilmittel des Mittelalters

Gänseblümchen enthalten siebenmal mehr Vitamin C als Kopfsalat. Außerdem sind sie reich an Vitamin A, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen.

Durch den hohen Vitamingehalt und weitere Inhaltsstoffe stärkt das Gänseblümchen als Gemüse, Tee oder Frischsaft genossen das Immunsystem und hilft dabei, Erkältungskrankheiten vorzubeugen. Im Mittelalter galt es als wichtiges Heilmittel gegen allerlei Krankheiten. Auch zum Gurgeln bei Halsschmerzen und Entzündungen der Mundhöhle ist ein Gänseblümchen-Extrakt nützlich. Der Tee kann bei Husten, Fieber und Verschleimung der Atemwege die Heilung unterstützen. Durch seine krampfstillende Wirkung kann dieser auch Asthmatikern Linderung bringen.

Die Pflanze wirkt insgesamt entzündungshemmend, blutbildend und regt Stoffwechsel und Verdauung an. Historisch wurde innerlich sie als Beruhigungsmittel gegen Schmerzen und Rheuma, bei Lungen- und Blasenbluten, bei Leber und Gallenleiden, gegen Wassersucht, Verstopfung, Menstruationsbeschwerden sowie Blasen- und Nierenleiden eingesetzt. Die Engländer trinken heute noch den Daisy-Tea gegen Arterienverkalkung.

Äußerlich angewendet wirkt der Pflanzensaft hautreinigend und wundheilend. Er soll gegen Akne und Pilze helfen. Schon die alten Römer wussten das Gänseblümchen als Badezusatz bei Hautkrankheiten und schlecht heilenden Wunden zu schätzen. Bei Insektenstichen hilft es übrigens, eine Blüte zu pflücken und den beim Zerdrücken austretenden Pflanzensaft auf dem Stich zu verreiben. Auch bei Prellungen, Quetschungen oder Muskelkater soll eine Einreibung mit Frischsaft oder dem alkoholischen Auszug gut wirken.

Früher geächtet, heute wieder geschätzt

Gaensebluemchen4Seiner Vitalität und Widerstandskraft ist es übrigens zu verdanken, dass es das Gänseblümchen in Deutschland noch gibt. Galt es in der mittelalterlichen Blumensprache noch als Symbol für Unschuld und Reinheit, wurde es im Jahr 1793 per Verordnung geächtet. Bauern sollten das Pflänzchen auf ihrem Land ausrotten, weil es – zu Unrecht, wie man heute weiß – angeblich zur Abtreibung Verwendung fand.

Heute wird es in der Naturheilkunde wieder verwendet. In der Homöopathie und als Rückbildungstee soll Gänseblümchen den Schwangeren und frisch gebackenen Müttern sogar besonders gut helfen. Allerdings raten manche Quellen trotzdem vom Verzehr während der Schwangerschaft ab.

Gänseblümchen wenden sich übrigens wie Sonnenblumen der Sonne zu. Morgens schauen sie nach Osten, am Abend nach Westen. Abends oder bei Regenwetter schließen sie ihre Blütenköpfe. Auch die gezüchteten, meist gefüllten Sorten lassen sich für die Küche verwenden, allerdings weiß ich nicht, ob sie auch noch die Heilwirkungen der Wildsorte mitbringen.

Die Blüten sollten Sie kurz vor der vollen Blüte sammeln. Frisch genutzt oder bei maximal 35 Grad getrocknet sind sie am wirksamsten. Beim Trocknen sollten die Kelchblätter grün bleiben. Gemischt mit Huflattich, Thymian und Spitzwegerich ergeben sie einen guten Tee gegen Husten und Bronchialkatarrh.

Die hübschen kleinen Tausendschönchen nur anzuschauen oder gar zu vernichten, wäre also wirklich Verschwendung. Deshalb hier noch ein paar Rezepte mit dem Gänseblümchen, damit ihr es mit allen Sinnen erleben könnt.

Rezepte mit Gänseblümchen

Gänseblümchen-Salat

Zutaten:
• 250g Quark mager
• 2 EL Honig
• 6 EL Milch
• 1 Hand voll Gänseblümchenblüten
• Für mehr Farbe ruhig auch Blüten von Taubnessel, Veilchen oder die gelben Blütenblätter vom Löwenzahn hinzugeben

Zubereitung:
Quark, Milch und Honig verrühren. Die Blüten eventuell zerkleinern und unterrühren. Vor dem Servieren mit einigen Blüten dekorieren.

Tipp vom Chefkoch: Statt der Milch ¼ Liter Sahne steif schlagen und unter den Quark heben.

Weitere Gänseblümchen-Rezepte und mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur findet ihr auf www.wildkrautgarten.de
Guten Appetit und fröhliches Wildkräutern!

Der Wildkrautgarten.

Sehen wir uns?

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3 Responses to Pflanze des Monats: Gänseblümchen – kleine Blume mit großer Wirkung

  1. kieselsteine sagt:

    Unser Schulhaus stand im Wald mit einer grossen Wiese rundherum. Mein Schulfreund und ich hatten immer Gänseblümchen gesammelt und die Stengel in der Stunde gegessen. Sie schmecken wie Karotten. Jeder Stengel schmeckt wieder leicht verschieden, ein Geschacksabenteuer. Da es eine Tagesschule war, und ab elf Uhr immer der betörende Duft des Mittagessen in die Schulstunde schwappte, waren die kleinen Blümchen gut gegen den anklopfenden Hunger.
    Beim sammeln sollte man vielleicht acht geben, dass man es an Stellen sammelt, wo keine Hunde Gassi gehen, und die Blümchen gut mit Wasser vorwaschen.

  2. Evey sagt:

    Vielen Dank für den Beitrag. Gänseblümchen blühen ganz frech zum Ärger meines Mannes auf unserem Rasen. Ich finde sie immer niedlich. Warum wir uns nicht mehr über die heimischen kleinen Pflänzchen informieren, liegt sicher auch daran, dass der heutige Mensch den Gebrauch aberzogen bekommen hat. Der Hamster unseres Sohnes liebt Gänseblümchen. Ich werde sie dieses Jahr auch mal auf den Speiseplan stellen.

  3. Pappnase sagt:

    Im Wetterbericht ist in meiner Region noch eine Woche winterliche Kälte angesagt.
    Man wartet inzwischen förmlich auf die „Bunte Pracht“

    Der Huflattich macht den Anfang …

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