Zypern: Bank Holidays bis Donnerstag

Die Verunsicherung der Menschen hört nicht auf. Nachdem zunächst die Banken eigentlich heute morgen wieder öffnen sollten, wurde gestern Abend mitgeteilt, dass die Geldhäuser noch bis mindestens Donnerstag geschlossen blieben. Eigentlich sollte doch jetzt alles geklärt sein, könnte man zumindest denken. Mehr als 100 Euro auf einmal, kann kein Sparer abheben. Sieht man sich die Bevölkerungsstärke an, wären das weniger als 100 Millionen Euro pro Tag. Woran hakt es?


Bereits 11 Tage sind die Banken geschlossen, am Donnerstag werden es zwei Wochen sein. Eigentlich genug Zeit, um die Banken mit ausreichend Barmitteln zu versorgen. Als Erklärung wird die Angst eines Bankruns angeführt. Dass dieser kommen wird, ist nahezu sicher, jedoch steht die Obergrenze von 100 Euro. Jeder Tag, den die Banken geschlossen bleiben, wird die Situation nur verschärfen. Aus Kreisen des Finanzministeriums verlautete noch, dass die kleinen Banken gegen eine Öffnung am Dienstag protestiert hätten.

Natürlich könnte man auch einem sehr spekulativen Ansatz folgen. Eine logische Konsequenz hätten Bankruns in ganz Europa sein können, schließlich steht nun zu befürchten, dass es überall passieren kann. Im Zuge der Zypernkrise hatte ich das allerdings in meinen Artikeln für den jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Geht man von dem Vorsatz aus, dass man einen europaweiten Bankrun für eine Ausweitung der Beschneidung des Geldverkehrs nutzen wollen würde, wäre das natürlich praktisch.

In meiner Bank fragte ich gestern eine Angestellte, ob es denn zu einer vermehrten Bargeldabhebung gekommen sei wegen Zypern. Das wurde verneint, alles wäre normal. Eigentlich genau, wie ich es erwartet hatte. Nun sollte man sich jedoch nicht darauf ausruhen, denn wenn der Bankrun gewünscht ist, wird man es dabei nicht belassen. Es gibt unterschiedliche Trigger, um die Menschen doch noch zu schocken und an die Automaten und Schalter der Banken zu treiben.

Kurz zurück auf die eingangs geführte Rechnung. Wäre also eine Liquidität von 500 Millionen Euro vorhanden, bräuchte man nichts zu befürchten. Man sollte meinen können, dass 11 Tage ausreichen, um diese Summe bereitzustellen. Die permanente Verlängerung der Schließungen wird jedoch die Lage nur verschärfen und wer nicht muss, wird ganz sicher kein Bargeld mehr zu seiner Bank bringen.

Die neuen Schreckensszenarien werden bereits an die Wand geworfen und dort steht im Augenblick Italien ganz vorne an. Dass man dort die Bombe schon zum jetzigen Zeitpunkt platzen lässt, halte ich jedoch für eher unwahrscheinlich. So lange vor der Bundestagswahl könnte das eine Kettenreaktion in Gang setzen. In einem anderen Beitrag hatte ich in den Kommentaren bereits geschrieben, dass eine weitere Triebwerksstufe Luxemburg sein könnte und kurz danach wurde das auch bereits von Eurogruppenchef Dijsselbloem lanciert. Malta und Luxemburg wurden dort als Probleme genannt, welche unbedingt den Bankensektor schrumpfen müssten.

Mit jedem Tag, an denen die Banken in Zypern geschlossen bleiben, wächst die Gefahr einer Ansteckung. Das dürfte auch den hohen Damen und Herren klar sein. Es wäre also fahrlässig, an dieser Stelle nicht eine Absicht zu unterstellen. Die kommenden Tage und die laufende Berichterstattung werden deutlich zeigen, ob die Vermutung richtig ist. Beginnt dann tatsächlich ein europaweiter Bankrun, könnte es zu europaweiten Kapitalverkehrskontrollen und Bargeldobergrenzen kommen. Die Gefahr ist real und passt sehr gut ins Programm. Der Euro wird jedenfalls nicht crashen, zumindest noch nicht.

Carpe diem

Bildquelle: Wiki – Alex Gunningham at Northern Rock Customers


51 Responses to Zypern: Bank Holidays bis Donnerstag

  1. Polytoxikomane sagt:

    Lt. ZDF sind auch die Pariser und Schweizer Filialen geöffnet gewesen.

    Letztendlich ein Limited Hangout, die Sanierung trägt eigtl. nur der Zyprische Mittelstand.

    : /

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