Es ist Weltspartag 2013 – Wenn Kinder sich das Sparen sparen…

clip_image001Mit bunten Luftballons und dem Slogan: „Am 30. Oktober 2013 ist Weltspartag – Bring Dein Sparschwein zu uns!“ werben höchst zweifelhaft finanzierte Banken um Herzen und Sesterzen der kindlichen Kunden. Obwohl eine Vielzahl der Institute2008/2009 mit Staatshilfe gestützt werden mussten ist man sich dort nicht zu schade auch bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft offensiv um Einlagen zu werben.

Man kann schon feststellen, dass Banken und Luftballons einiges gemeinsam haben. Unter einer bunten, aufgeblähten Hülle verbirgt sich eigentlichein großes Nichts in Form von heißer Luft. Interessant deshalb, dass gerade unsere Geldinstitute in diesen Tagen der „Weltsparwoche“ mit Luftballons werben um die Kinder und Jugendliche zum „Sparen“ zu animieren.

Was einst in der Nachkriegszeit durchaus Sinn gemacht haben mag, wird in der heutigen Realität unserer Kinder und des Wirtschafts- und Geldsystems zur totalen Farce. Da stehen die jungen Kleinsparer gemeinsam mit Mama und/oder Papa in der Filiale und sehen mit großen Augen dabei zu wie ein pickeliger Bankazubi dem geliebten, bunten Plastiksparschwein den Bauch öffnet um hunderte von Münzen mehr oder minder motiviert mit einem hölzernen Pfannenwender in den Schlund einer gierigen Hartgeldzählmaschine zu bugsieren.

Die maschinelle Zählung des Vermögens des Juniors ergibt anschließend mit 91,40 Euro eine Summe die insgesamt größer sein dürfte, als der sofort verfügbare Liquiditätsbestand manches spanischen Hypothekenfinanzierers.

Eine derart große Barschaft wirft natürlich die Frage auf: Wie investieren?

Die Antwort scheint einfach: Ab aufs Sparbuch – ist ja Sparwoche. Doch weit gefehlt. Denn der pickelige Bankazubi (Ausbildungsrichtung: Vertriebsorienterter Bankkaufmann) hinter der Zählmaschine empfiehlt anschließend Mama oder Papa eine Anlagestrategie zum Besten des Sprösslings. „Sparen“ im klassischen Sinne ist bei diesem Beratungs- bzw. Verkaufsgespräch dann kein Thema mehr. So durfte ich heute bei einem kurzen Bankbesuch mit anhören wie einem Vater ernsthaft für den geschätzt vier jährigen Sohn ein Bausparvertrag verkauft wurde, womit jeder weitere, in den kommenden Jahren gesparte Cent aus dem Sparschwein dann direkt in besagtem Bausparvermögen angelegt wird. Alles natürlich nur, für die sorgenfreie Zukunft des Kindes und dafür, dass man gemeinsam „wachsen“kann.

Bausparen für Vierjährige mit Kundenbindung! Langfristige „Vermögensplannung“ beginnt heute ja  schon im Kindergarten…

Die Innovation der Finanzprodukte für Kinder kennt dabei offenbar tatsächlich kaum Grenzen. Dagegen ist die Strategie der kleinen Volks- und Raiffeisenbanken ja fast schon langweilig. Als Genossenschaftensind diese Institute ständig auf der Suche nach neuen, stillen Anteilseignern und werben bei Kindern deshalb mit dem „TeilhaBÄR“. Jeder Halbwüchsige, der dabei Anteilseigner der Bank wird, kriegt nicht nur einen „TeilhaBÄR“ aus Plüsch und die Teilhabe an einem Luftballon, sondern gewinnt vielleicht auch noch Karten für den Weihnachtszirkus. Juhu!

Und spätestens an dieser Stelle platzt einem dann doch der Kragen. Es scheint als wären sich weder Banken noch Eltern darüber bewusst, dass eigentlich schon am  17. Oktober 2008der größte Weltspartag in Deutschland war. Damals wurdemit dem Finanzmarktstabilisierungsfonds (SoFFin) in weniger als neun Stunden ein gigantischer 400 Milliarden Schattenhaushalt des Bundes im Eilverfahren durch den Regierungszirkus (Bundestag, Bundesrat und Unterschrift des Bundespräsidenten) geschleust. Funktionierende Gesundheitsreformen dauern dagegen gefühlte 50+ Jahre. Jeder Deutsche ist seitdem auf direkte wie indirekte Weise „TeilhaBÄR“ an einer Vielzahl von Luftballons bzw. Finanzinstituten (so gesehen, sind die geretteten Banken jetzt wohl auch „Volksbanken“ geworden). Und allein für die 23 Milliarden Euro, die SoFFin seither an realen Verlusten angehäuft hat, hätte jeder Deutsche vom Kleinkind bis zum Greis mindestens einen Plüschbär und Eintrittskarten zum Weihnachtszirkus  verdient.

Was für einen Zirkus wir jedoch haben werden, wenn dieser Luftballon der Banken eines Tages einfach platzt, ist nur schwer vorauszusagen. Statt Guthaben, werden sie dann Schulden oder noch weniger haben.Das sich unsere Kinder das Sparen dann hätten sparen können ist deshalb jetzt schon klar. Doch auch dafür haben die Volksbanken schon eine Lösung parat: „Jeder Mensch hat (dann) etwas das ihn antreibt“.

 

The German Perspective

 

Foto:

http://www.volksbank-kleverland.de/wir_fuer_sie/aktuelles/voba-baby-2013.html

 

(A.d.R Gastbeiträge müssen nicht der Meinung des Seitenbetreibers entsprechen. Die Autoren sind für ihre Inhalte selbst verantwortlich)


2 Responses to Es ist Weltspartag 2013 – Wenn Kinder sich das Sparen sparen…

  1. Pulp sagt:

    Witzig! Ich wurde bei der Sparkasse wo ich mein Konto habe auch in dem Zusammenhang angesprochen, ob ich nicht für meine Tochter ein Sparbuch eröffnen möchte. Als ich dem Mann am Schalter erklärte, dass das nicht ginge weil ich meine Tochter in dem Wissen erziehe, dass Banken absolut die letzten sind welchen man Geld anvertrauen sollte hat er mich angeschaut als hätte ich Ihm in seine Cornflakes gestrullt!

  2. Maik186 sagt:

    Ganz ehrlich, die Banker wissen es auch nicht. Mag sein, dass ein, zwei dabei sind, die auch solche Seiten lesen, aber die meisten nicht. Die werden wöchentlich instruiert, Leistung zu machen, die bekommen Zahlen um die Ohren geknallt, dass es nicht reicht, was sie leisten. Ich arbeite hinter den Kulissen und muss „Gott sei Dank“ sowas nicht vermitteln, aber ich möcht nicht in deren Haut stecken. Die wollen nur ein normales Leben leben und können es sich meist mit dem mickricgen Gehalt nicht leisten. Das gilt jetzt für die untersten in jeder Geschäftsstelle. Also die „Kleinen“. bei denen die drüber sind siehts natürlich anders aus. Also nicht gleich alle „pickeligen Azubis“ auf einen Hafen werfen. Die machen ihren Job, weil sie es nicht besser wissen.

Schreibe einen Kommentar

Kursanbieter: L&S RT, FXCM