Flug U363: 50 Tote und eine Menge Fragen

Russland hat häufiger mit Flugzeugunglücken zu tun als die meisten anderen Nationen. So nun auch mit dem Absturz in Kasan, wo eine Boeing 737-500 in einem Feuerball endete. Die Maschine war von Moskau nach Kasan geflogen und soll nach Agenturangaben noch einige Extrarunden gedreht haben. Unter den mindestens 50 Opfern sind abermals einige Prominente Gäste und Funktionäre. Ein Bombenanschlag wurde unmittelbar als Ursache ausgeschlossen, was bei einem Blick auf das Trümmerfeld durchaus umstritten sein könnte. Ein Blick auf die Passagiere sollte grobe Fahrlässigkeit eigentlich ausschließen.


Bei der Meldung werden Erinnerungen wach an das Jahr 2010, wo eine komplette polnische Delegation – inklusive des damals amtierenden Präsidenten – bei der Landung in Smolensk ums Leben kam. Bis heute wurden die Gründe für den Absturz nicht ausreichend aufgeklärt.

Bei der neuen Katastrophe sind unter den Opfern der Sohn des amtierenden Präsidenten Rustam Minnichanow sowie der Chef des tartarischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Antonow.

Kurz vor dem Abflug der Maschine aus Moskau soll diese noch aufgetankt worden sein, an der Unglücksstelle sollen Proben für eine Analyse entnommen worden sein. Russland hat unmittelbar „Experten“ zur Überprüfung entsendet, auf die Ergebnisse darf man gespannt sein.

Tatarstan ist eine der reichsten Republiken der Russischen Föderation und es gibt noch erhebliche Erdöl- und Erdgasvorkommen, die bisher nicht erschlossen sind. Erst im August 2013 hatten Alexey Miller – Vorstandsvorsitzender des russischen Konzerns Gazprom – und Rustam Minnikhanov Präsident von Tatarstan über die Erschließung des Natural Gas Vehicle (NGV) Marktes verhandelt.
Im Juni 2013 adressierte Minnikhanov, der unter Anderem noch der Chairman vom Mineralölkonzern Tatneft ist, eine Rüge an Rosneft. Dabei ging es um die Übernahme des Ölkonzerns Bashneft durch den russischen Konzern.

Meldungen im Internet geben an, die Twitternutzerin „@bulat116“ wäre am Tag zuvor mit der Maschine geflogen und es die Passagiere seinen durch Vibrationen wie in einer Waschmaschine durchgeschüttelt worden. Der Account von „@bulat1162“ hat 330 Follower und ist nur für Abonnenten einsehbar. Das ist schon ein lustiger Zufall, dass direkt nach dem Absturz jemand die Meldung der angeblichen Journalistin als Follower gesichtet hat.

Bei einer Propellermaschine ist eine Umwucht nicht unbedingt eine Seltenheit, dann hat man wirklich das Gefühl in einer Waschmaschine beim Schleudergang zu sitzen. Bei einer Düsenmaschine hingegen, würde das auf Probleme beim Schaufelrad hinweisen. Das bei bekannten technischen Problemen dieser Art der Chef des Inslandsgeheimdienstes und der Sohn des Präsidenten in eine solche Maschine einsteigen und dann noch sitzenbleiben, halte ich selbst für russische Verhältnisse für unwahrscheinlich.

Carpe diem


11 Responses to Flug U363: 50 Tote und eine Menge Fragen

  1. 0815 sagt:

    Eine Explosion an Bord kann man ausschliessen.

    http://rt.com/news/kazan-plane-crash-video-882/

  2. Jens Blecker sagt:

    Also bei dem Video knallt irgendwas im Sturzflug auf die Landebahn. Für nen Landeversuch ein seeehr steiler Anflugwinkel 😉

  3. 0815 sagt:

    Stimmt Jens, aber eben durch den Anflugwinkel sieht es dann entsprechend wie nach einem Bombenanschlag an der Unfallstelle aus 😉

  4. Jens Blecker sagt:

    Aber wie kommt es zu diesem steilen „Anflugwinkel“? Natürlich ist ein Jumbo kein Segelflieger aber so einzuschlagen ist auch nicht üblich 😉

  5. Polygon sagt:

    [Als Spam markiert von Antispam Bee | Spamgrund: Leere Daten]
    Wie kommt man auf die Idee ein Flugzeug bei Nacht zu filmen (natürlich unscharf – wie immer bei solchen Videos)

    Das macht man doch nur, wenn man weiß, dass was passiert.
    Ne Überwachungskamera wird das bei dem verwackeltem Bild wohl nicht sein.

  6. R1D2 sagt:

    Hätte ich ein SmartPhone und würde ich ein Flugzeug abstürzen sehen, würde ich auch draufhalten. Könnte ja später hilfreich sein für die Rekonstruktion der Ursache. Eine Überwachungskamera, die den Himmel filmt und dann auch noch dem abstürzenden Flieger folgt, habe ich auch noch nicht gesehen, stimmt.

  7. Pfadfinder sagt:

    Das Video wurde mit sicherheit von einem Bildschirm aufgenommen. Es kann durchaus eine Sicherheitskamera sein und Die Agentur RT hat es später als Slomo von einem Bildschirm aufgenommen. Dann erklärt sich auch die Stimmen im Hintergrund die Normal schnell sind.

  8. chris321 sagt:

    Aus eigener Erfahrung kann ich Euch viele Geschichten bzgl. Russland und Fliegen bringen. Nur paar Beispiele:

    Eine Landung war so heftig im Steilflug, das die Sitze die nicht besetzt waren alle wie Dominobausteine nach vorne klappten. Von einem Schweizer Ehepaar war der Mann gerade noch auf der Toilette, der Steilflug war so extrem, dass er sich nicht mehr auf den Füssen halten konnte. Er hing / hielt sich also am Sessel fest und die Frau versuchte ihn ranzuziehen was sie natürlich mit ihren Kräften nicht gescheit schaffte. Ich sah die Häuser auf dem Bild auf uns zukommen und dann passierte etwas sehr interessantes. Statt Panik oder so, wurde ich absolut ruhig und meinte so total locker zur Nachbarin: So, das wars dann wohl! Ich dachte in dem Moment wirklich das ist das Ende. Kurz vor der Fahrbahn riss der Pilot die Nase hoch und wir landeten doch noch korrekt.

    Da dachte ich mir: Was haben die eigentlich für Piloten eingestellt. Antwort: Das sind ehemalige Militärpiloten die jetzt zivil eine Stelle gefunden haben und die fliegen diese Verkehrsmaschinen wie ihre ehemaligen Militärmaschinen. Die sind für so „Stuka Sturzflüge“ aber eigentlich nicht gebaut. Und hier auch noch in der Nacht. Ich habe später aus Militärkreisen erfahren, dass die Russen in Afghanistan Weltmeister darin waren ihre riesigen Transportmaschinen im Sturzflug nach unten zu bringen und damit die Chance abgeschossen zu werden minimierten. Das war also ein echter Sport damals. Und Afghanistan, das ist in Russland so wie in Amerika Vietnam Geschichten. Diese ambitionierten Flugsportler nun in Verkehrsmaschinen mit vielen Menschenleben drin zu haben, das ist nicht lustig!

    Eines Tages drehten wir vor Moskau, es war sehr nebelig an diesem Morgen. Die Maschine setzte zur Landung an, zog durch, brach also die Landung ab indem sie kurz vor dem Boden wieder hoch zog. Ich glaube wir haben diese Prozedur etwa 3 – 4 mal durchgezogen bis die Maschine endlich aufsetzte. Das geht echt an die Nerven.

    Eines anderen Tages sassen wir in Düsseldorf fest und die Flugsicherung wollte die Maschine nicht frei geben. Sie leckte. Stunde um Stunde sassen wir im Flugzeug fest. Es wurde Wodka ausgeteilt und das Flugzeug wurde immer lustiger. Ich glaube wir steckten 9 Stunden in der Maschine fest bis sie endlich Starterlaubnis bekam. Die ganze Maschine war ein trunkener Spassverein.

    Jetzt denkt Ihr: Solange der Pilot nicht trinkt. Na von wegen! Eines Tages flog ich mitten im Winter von Moskau nach Rostov. Auf der Flugfläche stapften wir durch eine richtig dicke Decke von Schnee, die Flugzeuge wurden enteist. So Winterflug im verschneiten Russland ist ein Schauspiel. Beeindruckend! Ich dachte gar nicht wozu diese Flugzeuge fähig sind. Der Pilot hatte aber wohl getrunken. Er „schrie in das Micro“ und das Flugzeug wippte immer so wie jemand der den Steuerknüppel nicht sanft bewegt, sondern sehr ruckartig. Ich dachte mir in dem Moment: Nun, man kann sich jetzt streiten ob das was der gesoffen hat nun positiv oder negativ zu bewerten ist. Wenn er den Stoff braucht, dann fliegt er vielleicht besser mit als ohne.

    Nebenbei: Durch die enorme Zunahme des Autoverkehrs in den letzten Jahren und das Alkoholproblem erwägt man gerade ein neues Gesetz. Wer beim 2. Mal als Fahrer mit schwerer Trunkenheit am Steuer erwischt wird, dem wird einfach das Auto konfiziert.

    Ich könnte ein ganzes Buch über den Osten schreiben. War lange Zeit beruflich dort tätig. Also auch Ungarn, Ukraine, Polen, Litauen … Zusammengefasst: In dem Land ist alles möglich. Und fairerweise muss man noch ergänzen: Die Leute dort kaufen den total veralteten Schrott aus dem Westen. Es ist also z.B. normal mit Autos, Bussen, Flugzeugen dort rum zu navigieren, welche bei uns nicht mal erwogen werden noch eingesetzt werden zu KÖNNEN. In einem Fall ist der Airbag am Auto gar nicht aufgegangen, der Fahrer war danach tot. Resultat: Es war schon vorher ein importierter Unfallwagen und der Airbag gar nicht funktionstüchtig. So Geschichten sind dort NORMAL! An Ampeln fährst Du z.B. über rot weil alle wissen dass die Ampel kaputt ist, auf grün kannst Du ewig warten! Fehlende Kanaldeckel wo man reinfliegen kann, Brücken mit Löchern durch die man durchschauen kann: NORMAL!

    Wenn Du in so ein Land gehst, dann brauchst Du gute Nerven und keine grosse Angst vor dem Tod. Der kann Dich dort jeden Moment erwischen.

    Noch ergänzend zu der Anmerkung warum „solche Persönlichkeiten“ gerade abstürzen. Nun: Das Fussvolk fährt tagelang (Russland ist gross!) mit dem Zug: „tacktack-tacktack, tacktack-tacktack …“ Oh, dieses Geräusch davon träumst Du irgendwann. Wer Geld hat, fliegt, die in Ämtern haben Geld! So einfach! Es wäre genauso als würde man jetzt bei so Vorfällen sagen: Aber es hat einen Touristen aus dem Westen erwischt! Wow! Ganz einfach weil ER das Geld zum Fliegen hat. Der Unfall ist aber deswegen keine „Verschwörung gegen westliche Touristen“ sondern einfach statistische Wahrscheinlichkeit.

    Und zum Abschluss: Lufthansa verlangt z.T. enorme Gebühren für Flüge dorthin und die Maschinen sind voll. Warum können sie so Preise verlangen?

  9. Jens Blecker sagt:

    Soweit so gut. Auch ich hatte bei einem Flug in die Türkei mal ein solches Erlebnis, allerdings war das kein Sturzflug im 90° Winkel, wobei es auch so schon genug war.
    Weiterhin bleibt dann noch die Aussage der Pressemeldungen, wo es hieß er habe beim Landeanflug mit der Tragfläche den Boden berührt und sei dann auseinandergebrochen.
    Genaugenommen hat er ja auch mit der Tragfläche dann den Boden berührt, allerdings war da von der Front schon nichts mehr über 😉

  10. R2D2 sagt:

    hab mir das video mal angeschaut und folgendes fällt mir auf.
    auch mit viel phantasie ist da kein landeanflug zu sehen. die maschine kommt senkrecht vom himmel. der anflugwinkel zur landung wird über das ils geregelt und der pilot schaltet den autopiloten erst kurz vor der landung aus.der normale anflugwinkel beträgt 3 grad, in ausnahmen bis 5,2 grad.

    bei sehr schlechten wetterverhältnissen kann auch eine vollautomatisierte landung erfolgen, wenn sowohl flugzeug wie auch flughafen über entsprechende technik verfügen.

    desweiteren ist vor dem aufprall ein licht-feuer zu sehen, welches mit sicherheit nicht die positionslichter sind, da sie ununterbrochen leuchten.

    kurz vor dem aufprall intensiviert sich dieses licht. sieht eher nach einer explosion aus.

    @ all die paniker,

    ich habe die letzten 3 wochen 2 wunderbare fluege von moskau nach saratov in einer yak 42 genossen. die teile sehen von innen aus, wie verkehrsbusse in deutschland in den 70 ziger jahren und mein handgepäck passte nicht in die dafür vorgesehene ablage, aber auch dafür gabs ne einfache lösung. ab auf die bordtoilette damit))

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