Planspiel der EZB: Negativzinsen wegen Deflationsgefahr

Rational denkende Menschen sahen den Köcher der Notenbank schon geleert, nachdem die EZB den Leitzins auf historisch niedrige 0,25 % gesenkt hatte. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet nun, dass die EZB ernsthaft darüber nachdenkt einen negativen Einlagenzins zu beschließen. Im Juli 2012 wurde der Zins für die „Overnight Deposits“ bereits auf Null gesenkt, um die Banken zur Kreditvergabe zu motivieren und den schwächelnden Interbankenhandel wieder etwas zu beleben. Durch die Krise brachten Banken das Geld lieber zu niedrigen Zinsen bei der EZB in Sicherheit anstatt es zu einem ansehnlichen Zinssatz an Mitbewerber zu verleihen.


Geschäftsbanken lebten viele Jahre sehr gut damit, Geld förmlich aus der Luft zu schöpfen. Mittels Krediten bei geringer Mindestreserve wurden so Blasen in unglaublichem Umfang erzeugt. Mit dem Platzen der Immobilien-Blase in den USA – welche die Subprimekrise auslöste – begannen jedoch etliche Banken die es mit dem Hebel etwas übertrieben hatten zu straucheln.

Durch die Pleite von Lehman Bros. im September 2008 war auf einmal klar, leiht man einer anderen Bank Geld, kann das auch in die Hose gehen. Zunächst kam dadurch der Interbankenhandel nahezu zum Erliegen. Wäre damals nicht das absurde Rettungspaket in Höhe von 650 Milliarden Dollar in den Ring geworfen worden, die Bankenwelt hätte heute ein völlig anderes Antlitz. Der Kongress war damals erpresst worden, dass sogar das Ausrufen des Kriegsrechts möglich wäre, würden die Abgeordneten nicht dem Paket für die Banken zustimmen. Welche Banken wie viel erhalten sollten, war ein gut gehütetes Geheimnis.

Mit dem Troubled Asset Relief Programme (TARP) konnten so auch großzügig die Milliarden an die Banken verteilt werden, die damit den nächsten Raubzug gegen die einfachen Bürger starteten. Bereits 2009 – also ein Jahr später – hatten die 10 größten Banken der USA genug eingesammelt um die Staatshilfen zurück zu zahlen. Auch zu diesem Zeitpunkt mochten sich die Banken noch nicht aus der Anonymität lösen, aber die vermutlichen Patienten waren schon das Who is Who der bankenwelt. Aus dem Standart.at seinerzeit:

Die Namen der Institute hat das Finanzministerium nicht verlautet. Laut US-Medien soll die größte Bank, die sich aus dem TARP lösen möchte, die Geschäftsbank JP Morgan Chase sein, die 25 Mrd. Dollar zurückzahlt. Auch die ehemalige Investmentbank Goldman Sachs sowie American Express und die Bank of New York Mellon sollen ihre Staatshilfen zurückzahlen. Bestätigt hat dies bereits Morgan Stanley – zehn Mrd. Dollar werden gezahlt.[1]

Das die Rückzahlung kein Akt selbstloser Güte war, sondern einem eiskalten Kalkül unterlag, zeigt ein weiterer Abschnitt aus dem Artikel. Dort heißt es:

Die Banken wollen sich damit von der Einflussnahme des Finanzministeriums, der US-Treasury, lösen, denn mit der Rückzahlung der TARP-Gelder verliert die Behörde ihre größere Machtstellung, etwa bei Fragen der Kreditvergabe oder der Bonuszahlungen an Manager und Mitarbeiter dieser Institute.[1]

Sieht man sich in diesem Zusammenhang die Planspiele der EZB an, darf die Wirkung von negativen Einlagenzinsen durchaus bezweifelt werden. Theoretisch würde damit bei der EZB geparktes Geld jeden Tag Kosten produzieren. Bei N24 heißt es dazu:

Negativer Einlagezinsen hat sich in den vergangenen Jahren die dänische Zentralbank bedient, mit wenig Erfolg. Anstatt wie beabsichtigt den Kreditfluss zu beleben, passierte genau das Gegenteil, weil die Banken den Strafzins auf ihre Kreditzinsen, die sie von den Kreditnehmern verlangte, aufschlug.[2]

Die Angst der EZB vor Deflation ist nicht unberechtigt, immerhin handelt es sich dabei um eine fast undurchdringbare Spirale aus Kreditkontraktion und Konsumverweigerung. Der Konsum ist jedoch der letzte Antrieb der völlig absurden Schuldenorgie die gefeiert wird.

Vielleicht kommt der EZB ja irgendwann noch in den Sinn, für jeden Kredit der in Anspruch genommen wird zu bezahlen, schließlich ist Konsum bis zum Exitus gefordert.

Carpe diem

[1] http://derstandard.at/1244460302328/Staatshilfe-Zehn-US-Banken-zahlen-Rettungspakete-zurueck
[2] http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Wirtschaft/d/3869886/erwaegt-die-ezb-einen-negativen-zins.html
Artikel bei Bloomberg: http://www.bloomberg.com/news/2013-11-20/germany-s-bonds-are-little-changed-as-producer-prices-decline.html


4 Responses to Planspiel der EZB: Negativzinsen wegen Deflationsgefahr

  1. Habnix sagt:

    “ Witz komm raus, du bist umzingelt, geht nicht die Tür ist zu. “

    Die FED will die Drucker langsamer laufen lasen und Japan lässt sie schneller laufen.

  2. NeueZukunft sagt:

    Wenn ich das jetzt richtig verstehe, müsste es doch jetzt langsam mit der Inflation im Realmarkt losgehen, oder?
    Entweder werden die Banken die Kredite rausgeben, oder sie schlagen die Unkosten auf die Kunden um. Fakt ist, es wird teurer = Inflation.
    Müssen nur abwarten, was der Aktienhandel die nächste Zeit macht. Sollte es zu einem Rutsch kommen, muss man halt schauen, wo das Geld dann hin fließt. Immobilien oder Rohstoffe. Ich denke am wahrscheinlichsten werden Immobilien sein. Da dort die Blase ja noch kräftig am wachsen ist und sicher noch Potetial hat.
    Dagegen unternehem können wir eh nichts. Wir können nur schauen, dass wir das Geld so gut es geht zusammen halten.

  3. Habnix sagt:

    Wir haben eine Inoffiziele Infaltion von sage und schreibe 15%.Offiziell nur ca. 2% bis 3%.

    Politik sagt bisschen Inflation wäre gut aber das stimmt nicht, denn bisschen Inflation bedeutet bisschen Umverteilung und genau das ist das schlimme.

  4. NeueZukunft sagt:

    Hab mich etwas unklar ausgedrückt. Ich meinte die „richtige“ Inflation, so ab dreistellig…

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