Geschichte der Woche II: Ein Brief von Fred

Gestern telefonierte ich mit Julia wegen Ihrem neuen Schäublevideo vom European Banking Congress. Während des Gesprächs erklärte ich Ihr, dass ich die Geschichte der Woche wieder auf meine Webseite nehmen wollte, da die Leser – was mir nicht klar war- diese offenbar wirklich mochten. Ich fragte ob Sie auch eine berührende Geschichte beizusteuern hätte.


Es kommt selten vor, dass ich von Tränen gerührt werde, bei diesem Video ist es allerdings so. Leider ist es in Englisch, so dass zumindest rudimentäre Englischkenntnisse notwendig sind.

Eine kurze Einleitung zum Video:

Im Frühsommer veranstaltete das Green Shoe Studio einen Gesangs- und Liedschreiberwettbewerb. Dabei kann jeder ein Video auf Youtube laden und den Link an das Studio senden. Der 96 jährige Fred überraschte das Studio mit einem Umschlag den er eingesendet hatte. Er hatte einen Liedtext als Erinnerung an seine – vor einem Monat – verstorbene Frau geschrieben. 1938 hatte er Sie an einem (Drive)Bierstand von A & W Root Beer kennengelernt. Dort arbeitete Sie als Kellnerin.

Zwei Jahre verabredeten die beiden sich, bevor sie heirateten. Am 26. Juni war der 73. Hochzeitstag. „Lorraine schenkte mir 75 Jahre ihres Lebens“ sagte Fred mit wirklich rührender Stimme. „Nun, sie war das schönste Mädchen das ich jemals sah.“

Seine Worte nachdem er den produzierten Song gehört hatte sind wirklich sehr berührend. Jemand der 75 Jahre eine Frau an seiner Seite hatte und noch solche Worte findet, …….. einfach unglaublich schön.

Danke an Julia für die Zusendung.


6 Responses to Geschichte der Woche II: Ein Brief von Fred

  1. Jens Blecker sagt:

    PS: Wer auch bewegende oder rührende Geschichten der Woche hat, darf mir diese gerne zusenden.

  2. EuroTanic sagt:

    Das ist Leben, das macht das Leben lebenswert. Wahrhaftige Gefühle die in einer Welt ohne Zeit und Raum weiterexistieren werden.

  3. Berg sagt:

    Wie schaut Dein/Euer Leben in Deiner/Eurer Familie aus, ist da alles ok ?

    Ich möchte anderen Mut machen zu ihren Eltern zu gehen und zu versuchen mit ihnen ein gegenseitiges Vergeben und verzeihen in einem Gespräch hinzubekommen, insofern sie sich miteinander überworfen haben.

    Nun, ich hatte seit jetzt ca. 7 Jahren den Kontakt zu meinen Eltern abgebrochen wegen verschiedener Unstimmigkeiten und unschöner Vorkommnisse (der Duden beschreibt das Wort ziemlich gut: Vorgang, der aus dem gewöhnlichen Ablauf des Geschehens fällt und als etwas Ärgerliches, Unangenehmes o. Ä. empfunden wird).
    Vor ca. 3 Wochen spürte ich in mir eine große Unruhe und den Drang bei meinen Eltern anzurufen und mich mit ihnen auszusöhnen.
    Unerwartet kam dabei heraus, dass das Ganze auf einem riesigen Missverständnis aufgesessen war und wir völlig unnötig 7 Jahre nicht mehr miteinander geredet hatten. Ich will das hier jetzt nicht weiter erläutern. Am Ende flossen Tränen im Überfluss und wir wussten noch intensiver wie lieb wir uns tatsächlich haben. Wir konnten verzeihen, vergeben und wir konnten die Vergangenheit begraben und zwar gründlich..auch was Kindheitsgeschichten anging. Ich fühle mich heute frei und glücklich und freue mich Eltern zu haben, die dieses Jahr schon 50 Jahre zusammen verheiratet sind und für mich bis zu ihrem Tod ein Ort des Zuhauses sein werden.

  4. Evey sagt:

    Da bleibt kein Auge trocken. Was für ein Glück und welch starke Liebe braucht es, so viele Jahre gemeinsam glücklich sein zu können. Toller Song! Danke an Julia.

  5. Nver2Much sagt:

    In einem Hafen an einer westlichen Küste Europas, liegt ein ärmlich gekleideter Mann in seinem Fischerboot und döst. Ein schick angezogener Tourist legt eben einen neuen Farbfilm in seinen Fotoapparat, um das idyllische Bild zu fotografieren: blauer Himmel, grüne See mit friedlichen, schneeweißen Wellenkämmen, schwarzes Boot, rote Fischermütze. Klick. Noch einmal: klick, und da aller guten Dinge drei sind und sicher sicher ist, ein drittes Mal: klick.

    Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach seiner Zigarettenschachtel angelt. Aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schließt die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit, ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist – der Landessprache mächtig – durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.
    „Sie werden heute einen guten Fang machen.“
    Kopfschütteln des Fischers. „Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist.“ Kopfnicken des Fischers.
    „Sie werden also nicht ausfahren?“ Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit. „Oh? Sie fühlen sich nicht wohl?“ Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über.
    „Ich fühle mich großartig“, sagt er. „Ich habe mich nie besser gefühlt.“ Er steht auf, reckt sich, als wollte er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. „Ich fühle mich phantastisch.“
    Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: „Aber warum fahren Sie dann nicht aus?“ Die Antwort kommt prompt und knapp.
    „Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin.“ „War der Fang gut?“
    „Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche. Ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen.“

    Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen auf die Schulter. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis. „Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug!“ sagte er, um des Fremden Seele zu erleichtern. „Rauchen Sie eine von meinen?“
    „Ja, danke.“
    Zigaretten werden in Münder gesteckt, ein fünftes Klick. Der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen. „Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen“, sagt er, „aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht sogar zehn Dutzend Makrelen fangen. Stellen Sie sich das mal vor!“
    Der Fischer nickt.
    „Sie würden“, fährt der Tourist fort, „nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren – wissen Sie, was geschehen würde?“
    Der Fischer schüttelt den Kopf.
    „Sie würden sich in spätestens einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren könnten Sie vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten oder dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen – eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden…“, die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, „Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber herumfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisung geben, sie könnten die Lachsrechte erwerben, ein Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren – und dann…“ – wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache.

    Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. „Und dann“, sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache. Der Fischer klopft ihm auf den Rücken wie einem Kind, das sich verschluckt hat. „Was dann?“ fragt er leise.
    „Dann“, sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, „dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen – und auf das herrliche Meer blicken.“
    „Aber das tu ich ja schon jetzt“, sagt der Fischer, „ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört.“ Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von Dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, aber es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.

    Geschichte von Heinrich Böll

  6. Nver2Much sagt:

    Jens wie wäre es die Geschichte der Woche oben anzupinnen und jeder kann seine Geschichte da reinstellen.
    Und alle Jahre wieder wird die Beste gewählt und wir haben einen glücklichen Gewinner 🙂

Schreibe einen Kommentar

Kursanbieter: L&S RT, FXCM