Die Mistel – das Zauberkraut zum Küssen und Heilen

Neben Weihnachtsbaum und Weihnachtsstern ist seit einiger Zeit ein weiteres Wintergrün als schmucke Weihnachtsdekoration kaum mehr wegzudenken. Mistelzweige, ob naturbelassen oder farbig lackiert, sorgen in immer mehr Stuben für besinnliche Weihnachtstimmung. Und auch der Kuss unterm Mistelzweig erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Die Wurzeln dieses Brauchs liegen vermutlich in der keltischen oder auch griechischen Geschichte und sind über einen Umweg über das Auswandererland Amerika nun wieder zurück nach Europa gekommen. Als mystisches Geschöpf zwischen Himmel und Erde und als wertvolle Heilpflanze wird die Mistel jedoch schon seit der Antike verehrt. In der jüngeren Vergangenheit haben wissenschaftliche Studien die Wirksamkeit der leicht giftigen Pflanze gegen Krebs und viele weitere Krankheiten bestätigt.

Laut Plinius wurde die Mistel in früherer Zeit als „Alles Heilende“ verehrt. Nach heutigem Wissen gehört sie zu den bedeutsamsten pflanzlichen Helfern in der begleitenden Krebstherapie. Schon in grauer Vorzeit war sie von Mittel- über Südamerika bis nach Nordwestafrika und in West- und Nordasien bis nach Japan verbreitet. Als Schmarotzer bewohnt sie verschiedene Baumarten und entzieht ihnen Wasser und Nährstoffe – Fotosynthese betreibt die Mistel jedoch mit ihren wintergrünen Blättern selbst. Ob sie ihrem Wirt nur schadet oder auch nutzt, ist noch nicht abschließend geklärt.

 

Wildkrautgarten_Misteln_BeerenVerbreitet wird die Mistel durch Vögel, die in klebrigen Beeren verborgene Keimlinge mit dem Schnabel an Ästen abwetzen oder nach dem Verzehr ausscheiden. Misteln wachsen direkt am Baum, ohne Kontakt zum Boden. In Erde oder Wasser keimen sie nicht. Die zweigeschlechtlichen Misteln entwickeln sich anfangs nur sehr langsam, im ersten Jahr erscheint ein einziges Blattpaar. Nach vier Jahren kommen zwei weitere hinzu. Von da an verdoppelt sich die Anzahl der Triebe jedes Jahr. Stattliche Mistel-Kugeln mit Durchmessern bis zu einem Meter können durchaus 30 Jahre alt sein. Weltweit gibt es mehr als 1.200 verbreiteten Mistel-Arten. Nur vier davon sind in Europa heimisch.

 

In der Heilkunde nutzt man vor allem die weißbeerige Mistel (Viscum album). Je nachdem auf welchem Wirtsbaum sie wächst, unterscheiden sich Giftigkeit und Wirkstoffkombination. Diese schwanken aber auch im Jahresverlauf. Laut Maria Treben sollte Mistelkraut deshalb nur von Anfang Oktober bis Mitte Dezember oder im März und April geerntet werden, da es sonst ohne Heilkraft sei. Insbesondere Blütenknospen und Beeren sind giftig, weshalb die berühmte Kräuterfrau zumindest die Anwendung der Beeren nur äußerlich empfiehlt. Als Salbe mit Schweineschmalz gemischt sollen sie gegen Erfrierungen helfen. Dem Bade- oder Waschwasser zugesetzt, soll die Mistel laut Willfort auch gegen Krampfadern und Unterschenkelgeschwüre wirksam sein. Heuschnupfen soll durch Nasenspülungen mit frischem Mistelsud erfolgreich kuriert werden.

 

Der alte Name „Heil aller Schäden“ kommt wohl nicht von ungefähr, wenn man die Liste der Beschwerden liest, für deren Linderung zahlreiche Kräuterexperten den Kaltauszug der Mistel preisen. Beim Kaltauszug werden bestimmte Giftstoffe nicht gelöst und Heilstoffe nicht durch Erhitzen zerstört. Dazu setzt man einen gehäuften Teelöffel Mistel in ¼ Liter Wasser an und lässt diese Mischung 6-8 Stunden ziehen, dann wird der Ansatz abgeseiht und schluckweise, ungesüßt getrunken.

 

Laut Maria Treben beeinflusst die Einnahme dieses kalt angesetzten Misteltees den Drüsenhaushalt und Stoffwechsel positiv. Sein Einfluss auf die Bauchspeicheldrüse soll Diabetes lindern. Als Herz- und Kreislaufmittel soll die Mistel zu hohem und zu niedrigem Blutdruck sowie altersbedingten Herzschäden entgegenwirken. Wegen seiner Wirksamkeit gegen Arterienverkalkung wird der Misteltee auch zur Vorbeugung von Schlaganfällen empfohlen.
Wildkrautgarten_Misteln_Baum2Zahlreiche Quellen loben die Mistel zudem als pflanzliches Mittel gegen leichte Formen der Epilepsie, bei Menstruationsbeschwerden und gegen Beschwerden der Wechseljahre. Den Frischsaft aus jungen Zweigen und Blättern empfehlen diverse Kräuterexperten gegen Unfruchtbarkeit bei Frauen. Als Dosierung nennt Maria Treben je 25 Tropfen morgens und abends in etwas Wasser. Auch bei Blutungen nach der Geburt soll die Mistel gute Dienste leisten.

 

Die Anwendung der Mistel in der begleitenden Krebstherapie geht auf Rudolf Steiner, den Begründer der anthroposophischen Medizin, zurück. Seit seiner Empfehlung zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben zahlreiche klinische Studien die immunstimulierende und krebshemmende Wirksamkeit der Mistel bestätigt. Die Misteltherapie mit in die Haut injizierten Pflanzenextrakten ist heute eine der am häufigsten eingesetzten alternativen Begleittherapien bei Krebserkrankungen. Sie stärkt das Immunsystem und vermindert nachgewiesenermaßen die negativen Auswirkungen der konventionellen Chemotherapie: Deshalb wird sie in der Regel auch von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Anthroposophische Mistelpräparate müssen dabei im Gegensatz zu schulmedizinischen Mistelpräparaten nicht nur bei der Reduzierung von Behandlungsfolgen, sondern auch ganz allgemein zur Therapie von bösartigen Tumoren erstattet werden.

 

Wildkrautgarten_Misteln_SonnenaufgangEntgegen der landläufigen Meinung steht die Mistel in Deutschland übrigens nicht unter Naturschutz. Für private Zwecke darf sie laut BUND gepflückt werden, jedoch nur Vorbehalt, wenn der Baum dabei nicht beschädigt wird. Für gewerbsmäßiges Sammeln braucht man eine behördliche Genehmigung.

 

Als uraltes Symbol der Fruchtbarkeit wurde die Mistel früher in Haus und Ställe gehängt. In den zwölf Rauhnächten, die das Mondjahr vom Sonnenjahr trennten, schützte sie die Bewohner vor Unheil. Lassen Sie sich und Ihre Lieben doch auch von der Kraft der Mistel beschützen und denken Sie beim nächsten Mistelzweig nicht nur ans Küssen.

Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur gibt es auf www.wildkrautgarten.de. © Mandy Bantle

Fröhliches Wildkräutern!

Der Wildkrautgarten


2 Responses to Die Mistel – das Zauberkraut zum Küssen und Heilen

  1. Habnix sagt:

    Von dem Kraut wächst bei uns auf den Bäumen jede Menge. Hab mich schon lange gefragt: Warum die Leute auf Weihnachtsmärkten dafür so viel Geld geben?

  2. […] Wirksamkeit der leicht giftigen Pflanze gegen Krebs und viele weitere Krankheiten bestätigt… weiterlesen (Quelle: Mandy Bantle – 01.12.2013 – […]

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