Geschichte der Woche: Vom Schein und Sein

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.
Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: „Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“


In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld. Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können? „Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm“, meinte er anklagend. Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben. „Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen“, sagte der ältere Engel. „Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, sodass er es nicht finden konnte. Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen. Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.“

Carpe diem


2 Responses to Geschichte der Woche: Vom Schein und Sein

  1. Florian F. sagt:

    wunderbare Geschichte

  2. Tranfunzel sagt:

    Ja, im Leben sind manche Dinge nicht so, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
    Wie oft höre ich „Wieso hat Gott dieses oder jenes zugelassen?“.. „Warum gibt es Leid und Elend auf dieser Welt?“

    Das wirklich Traurige ist, das die Menschen sich viel Leid selber zufügen, bzw. unter der Boshaftigkeit anderer zu leiden haben. Was ist mit reichen Menschen, die nicht bereit sind zu teilen, bzw. auch die Frage wie wurden sie reich?

    All diese Dinge Gott in die Schuhe zu schieben ist sehr einfach. Gott hat die Menschen nicht gezwungen „böse“ und „ungerecht“ zu wandeln.
    Das „Böse“ kommt aus ihrem Herzen, aus ihrem Inneren und verbreitet sich.

    Mk 8,36 Denn was nützt es einem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und sein Leben einzubüßen?

    Mt 16,26 Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?

    Alles Geld dieser Welt wird irgendwann vergehen. Und damit auch die Macht derer, die es erfunden haben und besitzen.

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