Ukraine-Konflikt: Die Medien und ihre nicht folgsame Leserschaft

Die Berichterstattung der deutschen Medien um den Konflikt in der Ukraine ist mit einseitig noch wohlwollend umschrieben. Das ist nicht neu und hat es auch bei anderen Gelegenheiten schon gegeben. Gänzlich anders ist aber das Verhalten der Rezipienten: Die werte Leserschaft echauffiert sich in den Kommentar- und Leserbrief-Spalten über eben diese Einseitigkeit, mit der offenbar eine ganz bestimmte Stimmung erzeugt werden soll.

Wirft man einen Blick auf die Kommentare bei den üblichen Verdächtigen, kommt man nicht um die Frage herum, ob sich innerhalb der deutschen Bevölkerung tatsächlich so etwas wie Interesse für die weltpolitische Lage breit macht. Interessierte Kreise, gemeinhin als Verschwörungstheoretiker verunglimpft, tun dies schon lange, waren bislang aber nicht nur in der zahlenmäßigen, sondern auch in der veröffentlichten Meinung klar in der Minderheit. Mittlerweile jedoch könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass die Menschen, die das durchaus als perfide zu bezeichnende Spiel der alteingesessen deutschen Medien hinsichtlich der Ukraine durchschauen, die Oberhand gewinnen. So sah sich etwa die ARD gezwungen, die aufgebrachte Facebook-Meute zu beruhigen: „Die Botschaft ist bei uns angekommen“, heißt es auf der Seite der ARD bei dem sozialen Netzwerk. Und auch wenn der TV-Sender die „pauschale Kritik, dass deutsche Medien beispielsweise russlandfeindlich berichten“ selbstredend nicht teile, so ist es doch bemerkenswert, dass man sich dort überhaupt genötigt sah, so etwas zu veröffentlichen.

Natürlich sind Kommentare und ähnliches etwas völlig anderes, als alle Kraft zusammen zu nehmen und aus dem bequemen Computerstuhl oder Fernsehsessel aufzustehen, um etwa an einer Demonstration teilzunehmen. Dennoch ist mein subjektiver Eindruck, dass immer mehr Bürger die etablierten Medien eben nicht mehr als alleinige Pächter der Wahrheit ansehen, sondern die Hauptstrommedien viel mehr als Verbreitungskanäle für höchst zweifelhafte „Informationen“ wahrnehmen.

Noch wichtiger ist gleichwohl, worüber die Medien nicht berichten: Etwa die Friedensdemonstrationen, die seit Wochen immer montags in Berlin und in anderen Städten stattfinden. Davon hört man – wenn überhaupt – nur am Rande.

Ob die Wut, die in zahllosen Kommentaren zu Artikeln der Ukraine Niederschlag findet, tatsächlich in zahlenmäßig großen Protesten im realen Leben transformiert wird, ist naturgemäß ungewiss. Das Informationsmonopol der Medien jedenfalls, mit dem man der eigenen Bevölkerung zu früheren Zeiten verschiedene Flöhe ins Ohr setzen konnte, ist – wenn noch nicht vollends gefallen – so zumindest doch schon mal durchlöchert.

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