Löwenzahn – eine Berühmtheit mit unbekannten Seiten

Wildkrautgarten Loewenzahn

Löwenzahn – eine kleine Berühmtheit mit unbekannten Seiten

Maigrüne Wiesen mit hunderten von sonnengelben Löwenzahnblüten sind für mich der Inbegriff von Frühling. Und sicher hatten Sie als Kind genauso viel soviel Spaß mit den prächtigen Pusteblumen, wie ich noch heute. Hat Ihnen Ihre Mutter früher immer gesagt, dass Sie die Finger vom Löwenzahn lassen sollen, weil er giftig sei? Dann lassen Sie mich mit diesem weit verbreiteten Vorurteil endlich aufräumen. Der Löwenzahn ist essbar und sehr gesund! Aber er macht ziemlich hartnäckige Flecke auf der Kleidung. Vielleicht wollte Ihre Mutter Sie deshalb von den schönen gelben Blüten und den lustigen Pusteblumen fernhalten?

Wildkrautgarten LoewenzahnWeil seine fallschirmartigen Samen in jeder noch so kleinen Ritze keimen und wachsen können, ist der Löwenzahn ist eine der am meist verbreiteten Wildpflanzen überhaupt. Er ist eine der wenigen Pflanzen, die fast jeder kennt. Als kleine Berühmtheit ist er Namensgeber einer Kinder-Fernsehsendung und zierte früher sogar die Rückseite des 500 DM-Scheins. Ursprünglich stammt er aus Asien und Osteuropa, heute ist er in ganz Europa heimisch und auch in Nordamerika eingebürgert. Im Aussehen passt er sich stark seinem Standort an. Die in einer Rosette stehenden Blätter sind mal tief gezackt und mal fast ungekerbt. Allen gemeinsam und unverkennbar sind jedoch die sonnengelben Blütenkörbchen, die sich auf einem hohlen Stängel emporrecken.

Kulinarisch kann man beim Löwenzahn die ganze Pflanze verwenden, Blätter, Blüten und Wurzel sind essbar. Alle drei enthalten verdauungs- und stoffwechselfördernde Bitterstoffe. Die jungen Löwenzahnblätter enthalten achtmal soviel Vitamin C, fünfmal soviel Eiweiß, doppelt soviel Kalium, Magnesium und Phosphor und 40mal soviel Vitamin A wie Kopfsalat. Vor der Blüte sind sie noch recht mild und eignen sich für belebende Frühlingssalate oder fein geschnitten im pikanten Kräuterquark. Nach der Blüte werden die Blätter recht bitter. Sie passen beispielsweise gedünstet zu Fleisch und Fisch oder gebacken in Kroketten. Wer die Bitternote nicht mag, kann Kraut und Wurzel ca. 1 Stunde in Salzwasser einlegen.

Wildkrautgarten LoewenzahnDie noch geschlossenen Blütenknospen kann man als in Essig eingelegt Kapern, als Antipasti oder gebraten als Gemüse verwenden. Gedünstet erinnern insbesondere die ganz jungen Blütenknospen an Rosenkohl. Auch die Wurzeln sind als Gemüse verwendbar. Im Frühjahr ist sie sehr bitter. Im Herbst wird sie milder und der Anteil an präbiotisch wirksamem Inulin steigt auf 40%. Es ist für Diabetiker besonders verträglich, da es im Gegensatz zur Stärke wegen fehlender Enzyme nicht von unserem Verdauungssystem aufgeschlossen werden kann. So erhöht es den Blutzuckerspiegel nicht. Regelmäßiger Verzehr von inulinhaltigen Nahrungsmitteln soll zudem die Cholesterin- und Blutfettwerte senken, die Darmgesundheit fördern und beim Abnehmen helfen. Die Wurzel eignet sich durch das Inulin auch hervorragend als Kaffeeersatz. Aus den süßlichen Löwenzahnblüten lassen sich ebenfalls viele Leckereien herstellen. Sie aromatisieren den berühmten Löwenzahnhonig, Gelees, Sirup, Likör oder Wein. In Kombination mit anderen farbigen Blüten eignen sich hervorragend als Farbtupfer in Salaten, Kräuterquark oder Desserts. Die langen saftigen Stängel des Löwenzahns lassen sich als knackiger Snack einfach zwischendurch im Garten naschen oder wie saure Gurken einlegen. Längs geschnitten und gewässert eignen sie sich auch für Salate. Geschmacklich ähneln sie Endivienblättern.

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Pusteblumen

Die Kräuterkundige Maria Treben empfiehlt übrigens jedem, der sich abgeschlagen und müde fühlt, eine 14-tägige Frühjahrskur mit täglich 5-10 Löwenzahnstängeln. Auch Diabetikern legt Treben diese Kur wärmstens an Herz. Neben zahlreichen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen enthält der Löwenzahn zahlreiche Heil- und Aufbaustoffe. Dank seiner Bitterstoffe soll Löwenzahn als Tinktur, Tee oder Auszug bei Fettleibigkeit und zu hohem Cholesterin wirksam sein. Durch die Verbesserung des Stoffwechsels und seine hohe blutreinigende und entgiftende Wirkung wird ihm eine positive Wirkung auf Gicht, Rheuma, Beschwerden von Leber und Galle, Blutkrankheiten, Geschwüre, Hauterkrankungen und Alterserscheinungen nachgesagt. Der Ayurveda und die chinesische Medizin nutzen den Löwenzahn seit langer Zeit als entgiftendes Mittel bei Leber- und Milchdrüsenentzündung oder auch bei Hepatitis und Harnwegsinfektionen.

Wildkrautgarten LoewenzahnZudem hat Löwenzahn eine stark harntreibende Wirkung. Bei chronischen Arthrosen, Hexenschuss, Ischias und empfiehlt Kräuterexperte Wolf-Dieter Storl eine Wochenendkur mit einem Liter Löwenzahnwurzeltee (morgens auf nüchternen Magen). Eine Toilette sollte bei dieser Anwendung aber unbedingt in der Nähe sein. Auch der frische Presssaft aus der ganzen Pflanze wird bei chronischen Arthrosen und degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen empfohlen, der Tee aus Löwenzahnblättern gegen Leber- und Nierenleiden sowie Rheuma, der Tee aus der Wurzel gegen Hämorrhoiden. Die Homöopathie nutzt Löwenzahnessenz gegen Rheuma, Leberleiden und Zuckerkrankheit. Äußerlich und innerlich angewendet soll Löwenzahn Pickel, Akne, Ausschläge und Hauterkrankungen lindern. Neuere wissenschaftliche Forschungen deuten auf eine Wirksamkeit gegen Krebs hin. Verschiedene Studien konnten nachweisen, dass Extrakte aus Löwenzahn das Wachstum von Prostata- und Brustkrebszellen hemmen und den Zelltod von Blut- Bauspeicheldrüsen- und Leberkrebszellen beschleunigen können.

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Löwenzahn in Städten reinigt die Luft und sammelt Schadstoffe

Es gibt also viele gute Gründe, den Löwenzahn in den Speiseplan aufzunehmen. Allerdings sammelt er Schadstoffe, deshalb sollte man ihn nicht in Stadtgebieten oder neben Straßen sammeln. Am besten, sie räumen ihm ein Plätzchen im Garten ein oder ziehen ihn im Topf. Bäume und Erdbeeren sollen von der Nachbarschaft profitieren. Verjaucht und als düngende Brühe ausgebracht verhilft er als kaliumreicher Dünger auch anderen Pflanzen zu mehr Lebenskraft. Mit seinen tiefen Pfahlwurzeln ebnet er Wege durch harte Bodenschichten und holt Nährstoffe und Mineralien aus der Tiefe nach oben. Auch Regenwürmer lieben Löwenzähne. In der Nähe ihrer Wurzeln kann man unzählige der noch glasigen Jungtiere finden.

Vielleicht sind Sie in Zukunft ja entspannter, wenn ein Löwenzahn in ihrem Rasen blüht. Essen Sie ihn auf, machen sie Kaffee draus oder mulchen Sie die Beete damit. Hier noch ein paar Rezepte zum Kennenlernen.

Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur gibt es auf www.wildkrautgarten.de. © Mandy Bantle

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

Nussige Löwenzahn-Blütenmilch
Über Nacht eine Handvoll Mandeln einweichen und am nächsten Tag schälen. Mit zwei Handvoll Löwenzahnblütenblättern (ohne grüne Hüllblätter), 2 entsteinten Datteln und einem halben Liter Wasser zu einem homogenen Drink mixen und genießen.

Eingelegte Löwenzahn-Stengel
Zwei Handvoll kurze oder eine Handvoll lange Löwenzahnstängel waschen und vom Blütenkopf befreien. In ca. 5 cm lange Stücke schneiden und locker in ein sauberes Schraubglas schichten. Eine Marinade aus 200ml Weißwein, 100ml Wasser, 2 Esslöffel Zucker, ½ Teelöffel Salz, 1 Lorbeerblatt, 1 Teelöffel Senfkörnern und einer halben fein gewürfelten Zwiebel herstellen. Wer mag, gibt noch kleingehackte Knoblauchzehen oder ein Stück Chilischote hinzu. Die Marinade zum Kochen bringen und heiß über die Stängel gießen, bis alles bedeckt ist. Glas verschießen und ein paar Tage ziehen lassen. Eine gute Alternative zu Gewürzgurken.

Löwenzahnknospengemüse
Blütenknospen ca. 3 Minuten in Butter andünsten und Salz gewürzt genießen.

Löwenzahnsalat mit gebratenem Ziegenkäse
8 Tomaten in Scheiben und 100g junge Löwenzahnblätter in feine Streifen schneiden. Dressing aus 3 Esslöffeln Olivenöl, 2 Esslöffeln Senf, 1 Teelöffel Honig verrühren, mit etwas Salz und Pfeffer würzen und mit dem Salat vermischen. 200g Ziegenkäse in Scheiben schneiden, in Mehl wenden und in heißem Öl kurz anbraten. Mit dem Salat servieren. Darüber kann man noch ein paar Walnuss-Krümel streuen.


4 Responses to Löwenzahn – eine Berühmtheit mit unbekannten Seiten

  1. Tester sagt:

    Es gibt auch frisch gepressten Saft aus der ganzen Pflanze, ich nehme es in der Form. So 2-3 Mal im Jahr ein 200ml Fläschchen, morgens und abends dann 10ml. Reinigt auch die Leber heißt es.

  2. wildkrautfee sagt:

    Sehr guter Artikel. Hier findet man ein Rezept zum erwähnten berühmten Löwenzahnhonig:
    http://www.wild-kraeuter.net/rezept_loewenzahnhonig.html

    Mir ist das meistens etwas zu mühsam. Alternativ kann man auch Löwenzahnblüten einfach in Bienenhonig mischen und fein pürieren. Gibt dem Honig auch ganz eigenen Geschmack !

  3. Platte sagt:

    Diese wunderbare Pflanze war Namensgeber dieser wunderbaren Serie die ich heute noch mit 55 Jahren liebe und sehr schätze:

    https://www.youtube.com/results?search_query=l%C3%B6wenzahn+peter+lustig

    Der Vorläufer dazu:

    https://www.youtube.com/results?search_query=pusteblume

    Es gab mal ein Qualitäts Fernseh wo ist es nur hin („§&“%!&%!ZG%!!!!?

    Passend zum Thema QTV empfehle ich noch diese sehr gute Doku:

    Es werde Stadt – 50 Jahre Grimme-Preis in Marl

    50 Jahre Adolf-Grimme-Preis sind der Anlass für den zehnfachen Grimme-Preisträger Dominik Graf und seinen Co-Autor Martin Farkas, über das deutsche Fernsehen nachzudenken. Marl ist nicht nur wegen des dortigen Preises der rechte Ort dafür, sondern auch weil es sich mit seiner grandiosen 60er-Jahre-Architektur wie ein Zwilling zum Fernsehen entwickelt hat. Beide sind zwar in die Jahre gekommen, können aber auch immer noch ein Bild sein für die Träume und Illusionen einer anderen Gesellschaft und natürlich eines anderen Fernsehens.

    Am Anfang des 90-minütigen Films steht die Grimme-Preis-Verleihung 2013, wie jedes Jahr Treffpunkt der deutschen Fernsehbranche. Doch schnell tauchen die Filmemacher ab in die Vergangenheit dieses einst so hoffnungsfrohen Mediums. Zunächst ins Jahr 1989, eines der bedeutendsten Wendejahre Deutschlands, das nicht nur politisch eine Zäsur markierte, sondern auch das Fernsehen veränderte.

    Der Essayfilm erzählt die Geschichte des gebrochenen Versprechens der Verbindung von Popularität und Avantgarde. Er legt das Fernsehen gleichsam auf die Couch, über der eine Frage schwebt: Was ist aus der Liebe zum Fernsehen geworden?

    Graf und Farkas suchen nach Antworten. Sie ziehen dafür Parallelen zwischen dem Fernsehen und der Entwicklung der Stadt Marl, die mit dem Rathaus, der Scharoun-Schule und der ersten Volkshochschule Deutschlands eine Idealstadt für eine Idealgesellschaft werden sollte, bevor das Zechensterben diesen Traum jäh zerstörte. Sie zitieren frühe Meister ihres Faches, etwa Zbynek Brynych mit seinen Filmen für die Reihe „Der Kommissar“ oder Horst Königstein, der den jungen Rod Stewart in einem Hamburger Hinterhof singen lässt. Sie ergründen, warum dem Grimme-Preis der Adolf abhanden gekommen ist. Und sie befragen ein knappes Dutzend Persönlichkeiten, warum das Fernsehen so geworden ist, wie es heute ist.

    In intensiven Gesprächen zu Wort kommen Iris Berben (Schauspielerin und Präsidentin der Deutschen Filmakademie), Günter Rohrbach (Produzent), Barbara Buhl (WDR-Fernsehspielchefin), Bettina Reitz (BR-Fernsehdirektorin), Katja Herzog (Produzentin), Andreas Schreitmüller (Arte-Spielfilmchef), Hans Janke (ehemaliger Leiter Grimme-Institut und ehemaliger ZDF-Fernsehspielchef), Olaf Möller (Kurator und Filmkritiker), Rainer Knepperges (Filmregisseur und Blogger), Uwe Kammann (Direktor Grimme-Institut) sowie Ulrich Spies (Leiter Grimme-Preis). Sie reden über Qualität im Fernsehen, Quotenmanie und die Sehnsucht nach einem anderen Massenmedium, das sich oft nur noch im alten Fernsehen zu finden scheint. Exemplarisch deutlich wird diese Sehnsucht in der Geschichte der (fiktiven) Fernsehansagerin Inger Stoltze, ein Symbol für die einst gelungene Verbindung von Publikum und Hochkultur.

    An den Schluss von „Es werde Stadt“ stellen Dominik Graf und Martin Farkas ein Plädoyer: „Es geht beim öffentlich-rechtlichen, ‚unserem‘ Fernsehen um Freiheit, um Offenheit, um Vernichtung von Bürokratie, um Vermischung von Avantgarde und Popularität, schlicht um die Verbesserung der Welt. Haltet euch ran, Freunde, wir waren mit allem schon einmal wesentlich weiter!“

    https://www.youtube.com/watch?v=0SwRn2CBbu4

  4. Gornn sagt:

    Danke für diese Fülle an Informationen!
    Erste Aufgabe für morgen: Löwenzahn essen.

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