Gänsefingerkraut – Das Antikrampfkraut mit dem Silberhaar

Wildkrautgarten Gaensefingerkraut

Das Gänsefingerkraut

Eines der wichtigsten Heilkräuter in meiner Hausapotheke ist das Gänsefingerkraut. Es ist ein unscheinbares Kraut, das sich an vielen Wegen, auf Wiesen und Weiden, aber auch auf steinigem Gelände findet. Man erkennt es an seinen wunderbar silbrigen Blättern, die Federn ähneln. Seinen Beinamen Krampfkraut trägt das Gänsefingerkraut zu Recht. Es hilft zuverlässig und schnell bei allen möglichen Arten von Krämpfen. Aber als auch Nahrungsmittel hat das Gänsefingerkraut einiges Potential.

Insgesamt gibt es rund 30 Fingerkrautarten, alle sind ungiftig und heilkräftig. Sie stärken den Organismus und stillen innere und äußere Blutungen. Die meisten haben Blätter, die an die Finger einer Hand erinnern, daher der Name. Das Gänsefingerkraut ist erst später zu dieser Familie hinzugezählt worden. Es unterscheidet sich von den anderen Fingerkräutern vor allem durch die Form und Farbe seiner Blätter. Sie ähneln eher einer Feder oder einem Palmenwedel – der Fachjargon nennt sie unpaarig gefiedert. Ebenfalls besonders ist die oft auffällige silbrig-seidige Behaarung der Blätter. Je nach Standort findet man sie auf der Blattunterseite oder auf dem ganzen Blatt. Im Englischen heißt das Gänsefingerkraut deshalb auch Silverweed. Durch die silberne Behaarung kann man das Gänsefingerkraut auch gut vom Kleinen Wiesenknopf (Sanguisorba minor), der ebenfalls essbar ist und vom giftigen Rainfarn (Tanacetum vulgare) unterscheiden. Deren Blätter sind ebenfalls gefiedert, aber nicht silbern.

Das gelb blühende Gänsefingerkraut ist in Mittel- und Nordeuropa heimisch und hat eine ausgesprochen krampflösende Wirkung vor allem im Bereich der glatten Muskulatur. Damit sind jene Muskeln gemeint, die wir normalerweise nicht bewusst steuern können, beispielsweise die der Verdauungsorgane und Blutgefäße, der Gebärmutter oder der Lunge. Tee oder Tinktur aus Blättern und Blüten des Gänsefingerkrauts helfen deshalb gut und in der Regel auch sehr schnell bei vielen Arten von Krämpfen. Bei Magenkrämpfen und Bauchschmerzen ist das Gänsefingerkraut seit Jahren mein bevorzugtes Heilkraut. Ich trinke einfach ein paar Tropfen Gänsefingerkraut-Tinktur in einem Glas mit Wasser und meist hören die Schmerzen innerhalb von Sekunden auf. Aber auch bei vielen anderen Krampfschmerzen kann das Gänsefingerkraut hilfreich sein. Unterleibsschmerzen, Regelschmerzen, Wadenkrämpfe oder auch krampfartiger Husten kann damit wirksam gelindert werden. Die innerliche Wirksamkeit des Gänsefingerkrauts bei leichten Durchfallerkrankungen und Menstruationsbeschwerden sowie die äußerliche bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannt.

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trockener, humoser Standort

Kräuterfrau Maria Treben empfiehlt die Anserine, wie das Gänsefingerkraut nach seinem lateinischen Namen Potentilla anserina auch genannt wird, zudem bei sommerlichen Erkältungen mit zähem Schleim in Milch gekocht und heiß getrunken. Auch andere Kräuterbücher empfehlen die Zubereitung in Milch, da so fettlösliche Stoffe besser aus dem Kraut gelöst werden als im Wasserbad. Von Sebastian Anton Kneipp wird berichtet, dass er in Milch gekochtes Gänsefingerkraut erfolgreich gegen Tetanus-Erkrankungen eingesetzt haben soll. Da es entzündungshemmend wirkt, kann das Kraut auch bei Magen-, Darm- oder Blasenentzündungen dienlich sein. Gegen Fieber wurde Gänsefingerkraut früher mit Essig und Salz zerstampft und zur Ableitung der Hitze auf die Fußsohlen gelegt. Das Gurgeln mit Tee aus Gänsefingerkraut-Blättern soll gegen Zahnfleischentzündung helfen. Bei einem Wespenstich brachte eine mit Gänsefingerkraut-Tinktur getränkte Auflage kürzlich schnelle Linderung und verhinderte das Anschwellen wirksam. Als Frauenkraut soll Gänsefingerkraut in der Schwangerschaft entspannend, beruhigend und stärkend auf die Gebärmutter wirken.

Die zarten Frühlingsblätter Blätter des Gänsefingerkrauts kann man als Salat oder Gemüse essen. Die enthaltenen Flavanoide wirken gegen Bakterien, Viren und Pilze, schützen das Herz-Kreislaufsystem und haben durch ihre antioxidativen und entzündungshemmenden Eigenschaften einen positiven Einfluss auf die Gesundheit.

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feuchter, lehmiger Standort

Außerdem enthalten Gänsefingerkrautblätter rund 400 mg Vitamin C pro 100 g. Das ist viermal soviel wie der Rosenkohl – Spitzenreiter unter den Kulturgemüsen. Selbst unter den Wildpflanzen nimmt das Gänsefingerkraut damit einen Spitzenplatz ein. Das Vitamin C macht die Blätter leicht säuerlich, ansonsten haben sie aber einen recht geringen Eigengeschmack und lassen sich dadurch in vielen Gerichten nutzen, zum Beispiel als Zutat in Kräuterquark oder Salatsaucen. Die Blätter ergeben in Öl gedünstet, als Blatt-Püree oder gekocht und in Aufläufen verwendet ein herbwürziges Gemüse –ältere Blätter sollte man allerdings fein schneiden, da sie etwas zäh sind. Die gelben Blüten kann man als essbare Deko nutzen. Die Wurzeln des Gänsefingerkrauts schmecken roh leicht nussig und erinnern an Topinambur, gegart werden sie süßer und schmecken eher nach Möhren. Man kann sie roh in den Salat raspeln oder gekocht mit etwas Butter oder mit Zitrone und Sahne genießen. Auch in Eintöpfen, Reisgerichten oder als Backgemüse kann man die Knollen verwenden. Die Wurzeln enthalten viel Stärke, deshalb wurden sie früher getrocknet und gemahlen als Mehlersatz verwendet. Man sammelt sie im Herbst und Winter.

Im Garten kann man das Gänsefingerkraut als nützlichen und hübschen Bodendecker einsetzen. An trockenen Standorten sind die silberne Farbe und auch die Heilwirkung ausgeprägter. Oft bildet es schnell dichte Teppiche, denn es verbreitet sich vor allem durch Ableger. Ähnlich wie bei Erdbeeren wachsen an einem am Boden kriechenden Stängel in regelmäßigen Abständen neue Pflanzen

Holen Sie sich das gesunde Kraut mit den silbernen Blättern doch auch in den Garten, finden Sie heraus, ob seine Wurzel wirklich nach Rosen duftet und lassen sie es zum Teil ihrer natürlichen Hausapotheke werden. Ich jedenfalls möchte das Gänsefingerkraut nicht mehr missen. Hier noch ein paar Rezepte zum Kennenlernen.

Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über Essbare Pflanzen, Heilkräuter und Spannendes aus der Natur gibt es auf www.wildkrautgarten.de. © Mandy Bantle

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

Gänsefingerkraut-Tinktur
Frische Gänsefingerkrautblätter grob schneiden und locker in ein Schraubglas schichten. Mit mindesten 37%igem Alkohol (z.B. Wodka) auffüllen bis alle Blätter bedeckt sind, Glas verschließen und ca. 3 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Anschließend abseihen und in einer dunkle Flasche aufbewahren.

Gänsefingerkraut-Smoothie
Je eine Banane, Möhre und Orange schälen und grob in Stücke schneiden. Mit einer halben Handvoll Gänsefingerkraut und 1-3 getrockneten Datteln in einen Mixer geben und ein großes Glas Wasser hinzufügen. Fein pürieren und frisch genießen oder in saubere Flaschen gefüllt noch am selben Tag verbrauchen. Leicht variierbar und auch gut als Saucen-Grundlage für Asia-Pfannen.

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