Indisches Springkraut – das Balsam-Kraut aus dem Himalaya

Wildkrautgarten Indisches Springkraut Blueten

Indisches Springkraut

Das Indische Springkraut gehört zu jenen pflanzlichen Einwanderern, die einige Umweltschützer am liebsten ausrotten würden. Mancherorts organisieren Naturschutzverbände sogar pressewirksame Aktionen bei denen sie mit Schulklassen die unerwünschten floralen Neubürger niedertrampeln. Unbestritten bilden die mittlerweile vielerorts wachsenden Bestände der vitalen Pflanze eine bedrohliche Konkurrenz für einheimische Pflanzen, dennoch lohnt sich aber immer auch ein Blick hinter die schwarz-weiß gemalte Feindbild-Fassade. Wer diesen wagt, wird erkennen, dass das verteufelte Indische Springkraut zahlreiche wertvolle Potentiale für Gesundheit, Schönheit und hungrige Nektarsammler hat.

Wer das Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) unvoreingenommen betrachtet, wird nicht umhinkommen, seine Schönheit zu erkennen. Auf zerbrechlich wirkenden Stängeln lockt es mit nektarreichen Blüten zahlreiche Hummeln und Bienen an und erfreut bis zum ersten Frost mit seiner üppigen rosa Blütenpracht. Und welches Kind liebt es nicht, die Samenschoten mit einer leichten Berührung explodieren zu lassen. Diesem Mechanismus verdanken die rund 900 Springkraut-Arten ihren Namen, denn der Gattungsname Impatiens bedeutet Ungeduld.

Insekten lieben Springkraut

Wildkrautgarten Indisches Springkraut Biene in Bluete

Bienen-Buffet

Die prächtigen Blütenstände des Indischen Springkrauts bieten Hummeln, Bienen, Wespen und anderen ein reiches Nektarangebot. Dessen Zuckeranteil ist mit 48% zwar eher durchschnittlich, allerdings produziert jede Springkraut-Blüte mit 0,47 mg Nektar pro Stunde über 40-mal mehr von dem süßen Saft als die meisten anderen Blütenpflanzen Zentraleuropas. Imker schätzen das Indische Springkraut als wertvolle Futterpflanze, auch weil sie bis in den Herbst hinein blüht und so Bienen und zahlreichen anderen Insekten auch dann noch reichlich Nahrung bietet, wenn andere Blütenpflanze schon verblüht und versamt sind. Der zuckerhaltige Blütenstaub wird von den Insekten ebenfalls gern gesammelt.

Zudem sondert die Pflanze an ihren Blattansätzen zuckerhaltigen Nektar ab, den sie in exfloralen Saftdrüsen produziert. Wegen dieser Drüsen nennt man das Indische Springkraut auch Drüsiges Springkraut. Sein lateinischer Beiname glandulifera bedeutet „Drüsen tragend“. Auch die Blätter sind bei dem einen oder anderen Insekt beliebt. Das Indische Springkraut ist zum Beispiel zur wichtigen Nahrungspflanze der Larven des Mittleren Weinschwärmers geworden, der in einigen Regionen, unter anderem in der Schweiz, schon selten geworden ist.

Das Indische Springkraut stammt ursprünglich aus der Himalaya-Region Ostindiens. Heute ist es in ganz Europa und Nordamerika verbreitet und gilt als invasiv. Insbesondere in Flussauen, feuchten Wiesen und an Waldrändern kann man heute große Kolonien dieser am höchsten wachsenden einjährigen Krautpflanze Nordeuropas finden. Jede Pflanze bringt so 1600 bis 4300 Samenkörnchen hervor. Die dichten Bestände verdrängen die heimische Flora.

Springkrautsamen mit Pommes-Aroma

Wildkrautgarten Indisches Springkraut SamenAus diesem Grund sollten auch Wildkrautfreunde eine weitere Verbreitung der Pflanze vermeiden helfen. Der Natur gegenüber respektvoller als Ausreißen und Niedertrampeln ist meiner Meinung nach jedoch die Dezimierung der Pflanze durch sinnvolle Nutzung. Verwenden Sie die ab August bis Oktober reifenden Samen doch einfach in der Küche. Laut Nahrungspflanzen-Experte Guido Fleischhauer sind sowohl die weißen, noch unreifen als auch die schwarzen ausgereiften Samen essbar. Und sie schmecken auch gut. Roh erinnert ihr Geschmack an Walnüsse. Je reifer der Samen, desto nussiger. Röstet man die Samen etwa eine Minute ohne Öl in einer Pfanne, springen sie herum wie Popcorn und schmecken anschließend intensiv nach Pommes frites. Als nussige Basis eignen sich die Samen für Gebäck, Aufläufe, Bratlinge oder Würzpasten. Zudem soll sich ein schmackhaftes Öl aus ihnen pressen lasse, das sich auch als Lampenöl eignen soll. Alle anderen Pflanzenteile sind im rohen Zustand schwach giftig, insbesondere die Blätter können in größeren Mengen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindel auslösen.

Springkraut als Heilmittel

Wildkrautgarten Indisches Springkraut ganze PflanzeInteressant sind jedoch die medizinischen Potentiale der auch als Himalaya-Balsam bezeichneten Pflanze. Der etwas schleimige Pflanzensaft der zerdrückten Pflanze enthält unter anderem das entzündungshemmende Flavonoid Quercetin. Es hemmt im Körper die übermäßige Ausschüttung von Histamin, welches bei allergischen Reaktionen und Quaddelbildung eine wichtige Rolle spielt. Saft oder Pflanzenbrei des Springkrauts lindern beispielsweise wirksam Insektenstiche oder Verbrennungen durch Brennnesseln. In Bangladesch nutzt man den verwandten Garten-Balsam (Impatiens Balsamina) bei Hexenschuss, Neuralgien, Verbrennungen und Verbrühungen. In Indien verwendet man die frischen oder in Alkohol eingelegten Blüten zur Behandlung von Hautpilzen. Studien bestätigten die schmerzlindernde, entzündungshemmende, antibakterielle, pilzhemmende und krebswidrige Wirkung eines Farbstoffs, der sowohl im Indischen Springkraut als auch in der Henna-Pflanze in hohen Konzentrationen vorhanden ist. In Hindi heißt der Himalaya-Balsam Gul-Mehndi. Frei übersetzt bedeutet dieser Name soviel wie „Pflanze für Körperbemalung“.

Springkraut-Bachblüten-Essenz für Ungeduldige und gegen Stress

Wildkrautgarten Indisches Springkraut Bluete und BlaetterUnter dem Namen Impatiens gehört das Indische Springkraut seit 1928 zu den 38 klassischen Blütenessenzen der Bachblüten-Therapie. Zudem ist es Bestandteil der berühmten Rescue-Tropfen, einer bewährten Mischung aus 5 Blütenessenzen, die bei Stress, emotionalen Belastungen oder schockierenden Situationen eine erstaunlich wirkungsvolle Erste Hilfe leisten können. Als Einzel-Essenz wirkt Impatiens gegen Ungeduld und innere Anspannung. Sie kann jenen Menschen helfen, die als geistige Sprinter immer wieder an der scheinbaren Langsamkeit der anderen verzweifeln. Weil diese Menschen kaum richtig zu hören, anderen ins Wort fallen und lieber alles schnell selbst machen, gelten sie nicht selten als „Einpeitscher“. Sie versuchen die Dinge in ihrem Tempo voranzutreiben und stoßen damit nicht nur andere häufig vor den Kopf, sondern belasten sich auch selbst über Gebühr. Die nervöse Anspannung kann bis hin zu körperlichen Beschwerden wie Krämpfen oder Herzrasen führen. Die Blütenessenz des selbst unter Spannung stehenden Springkrauts soll helfen, Verständnis für die Verschiedenartigkeit der Temperamente zu gewinnen und mit Geduld und Empathie Dinge ins Laufen zu bringen. Auch im Familienleben soll Impatiens unterstützend wirkend, indem es quengelnden, hyperaktiven Kindern oder gestressten, hektischen Eltern die erforderliche Geduld für ein harmonischeres Miteinander wieder gibt. Auf körperlicher Ebene soll Impatiens bei Bluthochdruck, Muskelverspannungen, Schlafstörungen, Krämpfen, Zuckungen und nervösem Hautausschlag wirksam sein. Eine Bachblütenessenz aus Springkrautblüten kann man mit der so genannten Sonnenmethode selbst herstellen oder fertig bei zahlreichen Anbietern kaufen.

Wildkrautgarten Indisches Springkraut Blüten und SamenkapselnDas Indische Springkraut hat also neben seiner ungestümen Vitalität auch viele positive Eigenschaften, die Mensch und Tier nützlich sein können. Doch wie schon beim kleinblütigen Springkraut, das heute kaum noch jemand als Einwanderer wahrnimmt, rufen auch heute wieder einige Naturschützer laut nach „Vernichtung“. Damals motivierte man die Hitlerjugend zum Ausreißen des aus Nordostasien eingewanderten „bolschewistischen Eindringlings“. Auch wenn das Indische Springkraut nicht mehr als Politikum herhalten muss, werden auch heute Kinder motiviert, die Pflanzen niederzureißen und auf ihnen herumzutrampeln. Ob dieser Ansatz pädagogisch wirklich wertvoll ist, halte ich für fragwürdig. Eine Eindämmung der Pflanze durch sinnvolle Nutzung halte ich für respektvoller gegenüber der Natur. Ich bin dafür, auch die positiven Seiten einer Bereicherung durch florale Neuankömmlinge zu betrachten. Vielleicht sind sie ja eine Antwort der Natur auf offene Fragen.

Die Pflanze des Monats erscheint immer als exklusive Vorab-Veröffentlichung auf IKnews. Mehr Wissenswertes über das Indische Springkraut und weitere essbare Pflanzen und Heilkräuter demnächst auf www.wildkrautgarten.de.. (c) Mandy Bantle

Fröhliches Wildkräutern!
Der Wildkrautgarten

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