Hochkonjunktur für Goldpropheten

Gold fasziniert den Menschen seit Jahrhunderten, unzählige Leichen pflastern den Weg dieses Edelmetalls. Ohne Frage hat es neben seinen außergewöhnlichen physischen Eigenschaften auch sehr praktische Seiten. Eine Versicherung für alle die es sich eben leisten können oder wollen. Nachdem der Preis seit 2011 nur noch die Richtung gegen Süden kannte, wird nun von finalen Tiefs gesprochen. Hier sollte man allerdings sehr vorsichtig sein, die Märkte haben schon lange nichts mehr mit der Realität zu tun.


Ich erinnere mich noch sehr gut, als ein Edelmetallspezi bei etwa 1700 $ die absolute Talsohle bei 1450 $ verortete. Das wären die so genannten „all in costs“. Dazu veröffentlichte ich einen Artikel um die tatsächlichen Produktionskosten zu beleuchten. Diese waren etwa 30 Prozent unter den veranschlagten 1450 $ zu finden.

Berücksichtigen wir dieses, wären wir noch immer mindestens 200 – 300 $ von den tatsächlichen Produktionskosten entfernt und erst ab da würden die Minenbetreiber beginnen die Produktion einzustellen oder eben sich über entsprechende Optionen zu versichern. Hier müsste man eine etwas weiterführende Analyse machen, ob das nicht gar zu weiter sinkenden Preisen in den letzten Wochen geführt haben könnte. Wenn dem so ist, könnte natürlich ein anziehender Goldpreis weitere Unterstützung durch die Auflösung entsprechender Positionen bekommen.

Was an dieser Stelle aber wichtig ist, der Markt der Edelmetalle per se ist erheblich manipulierbar und er wird auch in erheblichem Maße manipuliert. Niemand der Geld was er in der näheren Zukunft brauchen könnte, sollte sich daher in solche Investments stürzen. Da gilt das Motto „Alles kann – nichts muss“. Die Edelmetallmärkte sind ein sehr überschaubarer Bereich was das Gesamtvolumen angeht und die führenden Banken und Marktteilnehmer verfügen über nahezu unendliche Liquidität. Die tatsächlichen und physischen Märkte können für eine gewisse Zeit einfach davon abgekoppelt werden, das wäre nicht das erste mal. Der Spotpreis ist niedrig, aber niemand verkauft dafür. Nur wer gezwungen ist, könnte da ein böses Erwachen haben.

Ähnlich wie bei den Börsen, ist es im Augenblick fast wie ein Roulette. Vorhersagen lassen sich die tatsächlichen Entwicklungen eigentlich nicht mehr. Natürlich lassen sich bei Einzeltiteln hier und da Prognosen treffen, aber über das Ganze, das gleicht dann doch eher dem Lesen aus dem Kaffeesatz. Im Augenblick ist der DAX eigentlich im Crashmodus, berücksichtigt man aber die Boni der Zocker am Ende des Jahres, halte ich eine absurde Rally für Ende des Jahres – trotz aller Negativmeldungen – für durchaus denkbar. Macht das ökonomisch Sinn? Nein natürlich nicht, aber die Show muss halt vorläufig weitergehen.

Fazit: Auf einigen Webseiten kommen am gleichen Tag drei unterschiedliche Meldungen zur Entwicklung auf den Edelmetallmärkten. Glauben Sie nicht blind irgendwelchen Analysten und schon garnicht, wenn Sie das Geld brauchen könnten. Wer ausreichend gut bestückt ist, der ist sicher gut beraten die Portfolios zu halten und eventuell auch etwas aufzustocken. Bei ~1220 $ sind wir noch nicht am Tiefpunkt, den zu erwischen ist allerdings auch mehr als Glücksache. Haben ist besser als brauchen.

Soweit wünsche ich den Lesern einen flotten Tag

Carpe diem


One Response to Hochkonjunktur für Goldpropheten

  1. Fritz sagt:

    Hallo

    Dein letzter Satz „haben ist besser als brauchen“ werde ich mir unbedingt merken. Eine lebensechte Wahrheit!

    Nachdem ich heute abend auf einem Vortragsabend von Peter Gauweiler im Schützenhaus war, luchste ich nochmal kurz auf die WTI Preise. Der Absturz bei Rohöl ging heftig und unvermindert weiter. Gerd Oegat aus Wien als Spritzenguru aus Trader-Inside bekannt lehrte mich einmal vor 5 Jahren als Mentor, dass die Preise den Informationen vorausgehen, und nicht wie sonst kolportiert umgekehrt! Und, dass der Markt manipuliert ist. Es geht in der Tat um politische und charttechnische Impulse bei der Preisbestimmung von Derivaten. Der Ölpreis ist noch auffälliger als Gold! Es wird in einem logischer weise steigenden Markt (Knappheit) ein extremer Preisverfall ohne geopolitischem Fundament dargestellt. Einzig wichtiger Grund ist die Situation, dass öl als wichtigster Exportgut Russlands als zweitgrößtem Förderer (nicht Fracker) die Staatseinnahmen versaut werden sollen. Damit soll Russland aus sog. westlichen Interessen geschwächt werden. Und das ist die einzige Erklärung für den untypischen Jahresverlauf der Preiskurve nach Dimitri Speck. Bei 80 $ lohnt sich ein weiterer Preisverfall der Initiatoren aus der Ostküste nicht, weil damit die Fracking-Produktion gefährdet wird. Wobei mir ein Gedanke Gauweilers von heute Abend aus dem Vortragsabend übergreifend wird: In der Diskussion um ein Freihandelsabkommen war Kanada bereits ein Verlierer, weil innerstaatliche Regularien durch ein bereits ähnliches Abkommen ausgehebelt wurden, so dass die Amis sich über interne Gesetze Kanadas locker hinweg setzen konnten. Ein Grund mehr, warum Misstrauen ggü. unseren amerikanischen „Freunden“ (die sogar ihre unmittelbaren Nachbarn über den Tisch ziehen) sinnvoll ist. Ach ja, tschuldige, Du wohnst ja jetzt ganz weit von der US-Interessenlage entfernt – So ca. 150 Km, pardon 113 miles.

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