Russland: Fitch senkt den Daumen – zu Recht?

Eigentlich kann man mittlerweile getrost vergessen was die Kasperbuden wie S&P oder Fitch an Prognosen aus den Katakomben popeln. Würden die Ratingagenturen für den Unsinn haften den sie verbreiten, dürften etliche der Prognosen doch deutlich anders ausfallen. Russland hat eine solide Industrie, eine Verschuldungsquote die beispielhaft ist und etliche Partner in den Emergin Markets. Was ist also davon zu halten wenn eine Schießbude wie Fitch dem Land nahezu eine Zahlungsunfähigkeit bescheinigt?


Entgegen der landläufigen Meinung sind Ratingagenturen keine staatlichen Organe, es sind Kapitalgesellschaften mit Besitzern. Diese Besitzer haben Interessen und betrachtet man die realistisch kann dort eigentlich kein reelles Ergebnis erwartet werden. Nehmen wir zum Beispiel die Agentur Moody’s. Berkshire Hathaway besitzt einen Aktienanteil von mehr als 12 %. Warren Buffett ist der Kopf dieses Hedgefonds und der Mann gilt nicht ohne Grund als „das Orakel von Omaha“. Er verfügt über hervorragende Kontakte und Informationen.

Als 2008 alles vor dem Kollaps stand, spekulierte er auf das Rettungspaket in Höhe von 640 Milliarden Dollar in Form eines Blankochecks. Wie uns die Zeit zeigte, sollte er recht behalten. War das eine reine Ahnung? Wohl kaum.

Doch nun zurück zu Russland. Dazu heißt es bei der Welt:

Russland zum Ramschladen degradiert
Moskau bekommt die Quittung der Rating-Agenturen. Fitch senkt die Kreditwürdigkeit Russland auf die letzte Stufe über Ramsch – und droht mit weiterer Abwertung. Andere sind noch pessimistischer.
[…]
Die Einschläge kommen näher. Am Freitagabend hat die US-Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit Russlands auf BBB- herabgestuft. Damit rangiert das Land nur noch eine Stufe über Ramschniveau. Gleichzeitig setzte Fitch den Ausblick auf negativ, so dass eine weitere Herabstufung wahrscheinlich erscheint – dann würde das Urteil „Junk“ lauten, wie das Schrottniveau im Marktjargon genannt wird.[1]

Fazit: Russland hat eine Verschuldungsquote von 13 Prozent zum BIP. Das kann man als Musterhaft bezeichnen, betrachtet man die Industrienationen. Die Industrie ist neben der Landwirtschaft ein wichtiges Standbein und auch die Mineralölwirtschaft stellt einen wichtigen Aspekt. Im Augenblick ist der STatshaushalt auf einen Ölpreis von 100 $ ausgelegt, aber Russland kam auch sehr gut mit einem deutlich niedrigeren Ölpreis zurecht. Anders sieht das für etliche andere Nationen aus, wo beispielsweise sehr aufwendig Schieferöl gewonnen wird.

In den letzten Jahren hat Russland verstärkt daran gearbeitet etliche bilaterale Abkommen mit Schwellenländern zu schließen, welche im Augenblick durch den Westen massiv drangsaliert und bedroht werden. Das sind die Wachstumsmärkte die von den Industrienationen dringend benötigt werden. Da muss man sich ernsthaft die Frage stellen, wer hier dabei ist sich selbst das Bein zu stellen. Kurzfristig mag Russland unter Druck sein, aber auf längere Sicht würde ich das anders beurteilen.

Carpe diem

[1] http://www.welt.de/finanzen/article136220980/Russland-zum-Ramschladen-degradiert.html


6 Responses to Russland: Fitch senkt den Daumen – zu Recht?

  1. chris123 sagt:

    Weiss von jemandem der in einer der Weltfirmen oben als Entscheider sitzt und russische Staatsanleihen empfielt.

    Auch wenn ich micht nicht gut mit Wirtschaft auskenne. Welches Rating hat Griechenland? Was das nicht auch BBB? Welches Rating hat die Ukraine die schon nicht mehr das Geld hat ihre Gasrechnungen etc. zu zahlen. Braktisch bankrotte Länder die nur noch an Schläuchen einer „finanzwirtschaftlichen Intensivstation“ am Leben gehalten werden. Und dann soll Russland was sich problemlos selbst versorgen kann BBB, wenn nicht weniger sein?

    Da zeigt sich für mich auch als Laie dass hier ein Krieg geführt wird und dass diese Ratingagenturen nichts anderes als von oben künstlich gesteuerte Systeme sind. Man könnte also mal die Ratingagenturen selbst raten und dann würde ich als Laie sagen: Irgendwie RAMSCH oder?

    Nebenbei: Russland ist das grösste Land, hat die meisten Rohstoffe dieser Erde. Allein an diesen Punkten ist enorm viel REALE SUBSTANZ. Ist geradezu ein Witz wenn jemand der irgendwie nur „virtuell mit Stiften rumhantiert“ behauptet ein anderer der was GREIFBARES habe sei Ramsch.

  2. Luxic sagt:

    So wie ich die Entwicklung der letzten Jahre sehe, hat sich ein recht enges Bündnis unter den BRICS gebildet. Vor allem China hat sich da mächtig ins Zeug gelegt. Jetzt scheint die Zeit reif zu sein, den Sack zu zu machen. Übrig bleibt eine marode, von innen zerfressene EU-USA, die sich mit ihrer Russland-Sanktionitis gerade den Rest gibt.

    Hier mal ein älterer Artikel:

    http://www.welt.de/wirtschaft/article108336350/Chinesische-Investoren-kaufen-halb-Afrika-auf.html

    Selbst wenn das globale Finanzsystem zusammenbrechen sollte, können die BRICS direkt neu durchstarten. Wozu waren/sind wohl die massiven Goldaufkäufe gut ? An Rohstoffen mangelt es bekanntlich auch nicht. Dass China immernoch -oder schon wieder ?- auf einem riesigen Berg an Dollarreserven sitzt, hat mich etwas überrascht. Meines Wissens haben die in der Vergangenheit doch massiv Dollars über Bord geschmissen. Naja, wenn man so dick im Geschäft ist wie die Chinesen, wird man das Zeug wohl einfach nicht los, denk ich mir. Blasen hin oder her, wenn die platzen muss es die BRICS nicht allzu sehr kratzen. Die haben nach meiner Einschätzung längst vorgesorgt, auch wenn es heftige Turbulenzen gibt. Siehe Russland momentan.

  3. dirk sagt:

    Günstiger wird die Gelegenheit in Russland zu kaufen nie wieder. Das ist alles, was mir dazu einfällt 🙂

  4. Germania sagt:

    Man muss die Realitaet schon in Betracht ziehen. Sicher gibt es viele Menschen welche mit Russland sympathisieren.

    Dennoch oder erst recht als Europaeer darf man sich nicht dumm stellen und Tatsachen ignorieren.

    Aus dem Chinesischen uebersetzt ist der Euro ein Ou Yuan also ein Eurodollar. In der Uebersetzung sind alle Leitwaehrungen Dollars und werden an den Boersen wieder eingesammelt. Das Wechsel -Verhaeltnis zum Dollar sagt nur aus wieviel Kredite in lokalen Waehrung in Umlauf gebracht werden duerfen.

    Deutschland eine riesen Exportnation. Durch den Export kommen ueber die Dollarhandelskonten Unmengen Dollar an die Boerse diese werden im Rahmen des Clearance den lokalen Firmenkonten im Umstauschverhaeltnis Euro gutgeschrieben. Die Dollarwerte landen bei der Centralbank als Reserve. Im Interbankenhandel bekommen dadurch die Deutschen Banken Unmengen Kreditgeld angeboten welches sie als Kredite durch u.a. Bondkaeufe weitergeben in Laender mit hoeherem Zinsen als im Heimatland. Das groesste Problem haben naehmlich ausschliesslich deutsche Banken bei Zahlungsausfall in Europa.

    Sind russische Banken und Firmen vom Internationalen Zahlungsystem ausgeschlossen kann die Russische Centralbank auch kein Rubelkredite aus weiter sondern muss um die Balance zu halten die Rubelausgabe kuerzen. Da der Export auf Grund der Sanktionen in USD nahe 0 ist stopped automatisch alle Neuinvestitionen und Projekte. Es kommt im Interbankenhandel zur Kreditverknappung.

    Auch andere Internationale Banken stopped durch die Verlinkung automatisch den Zahlungsverkehr und die Versicherungen zu Guetertransporten, das gilt fuer Hong Kong, China und alle anderen Asiaten.

    Beim Iran war es genauso. Die Banken weigerten sich Waren zu Versicherungen.

    Der Berg von den Waehrungsreserven bedient dann nur aktuelle Interestrate Verpflichtungen von bestehenden Krediten.

    Die trocknen Russland aus. Ob man es wahrheiten haben will oder nicht, dass ist so Gesetz.

  5. Germania sagt:

    Welches Rating Griechenland hat ist wurscht, weil wenn man es realistisch sieht die Centralbank mit den Bondkaeufen auf der Suedschiene und der Targetkreditvergabe schon Eurobonds geschafft hat. Es geht ja nur im Interbankmarkt darum einen Zinssatz festzulegn fuer den alle zusammen haften. Also ein Mitelwert zwischen Griechenland und Deutschland. Die Centralbank ist ja im Handelsregister eingetragen, da wo die Hauptzentrale steht, in Frankfurt am Main. Die groessten Kreditgeber sind ja dort Deutschen Banken, Fonds und andere Kreditgeber.

    Es gibt keine Starken Exporte also wird die Kaufkraft ueber hoehe Einkommen geregelt welche die Ursache sind das fast alle Menschen im Land beim Staat angstellt sind. Dann haben die im Gegenzug genug Knete um VW, Audi, BMW, Mercedes und andere deutsche Produkte zu kaufen.

    Ist noch nie jemand aufgefallen, dass in allen Laendern egal wie teuer deutsche Kistengekauft werden und in Deutschland kaufen die Leute Toyota und Kia wie Brot. Klar weil sie keine Kaufkraft haben als Produktionssklaven.

    Muss ja mal angesprochen werden.

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