Gedanken: Die unendliche Crash-Parade

Betrachtet man weite Teile der Leitmedien oder das alternative Sprektrum, stehen sich die Aussagen häufig diametral gegenüber. Der Mainstream spielt eitel Sonnenschein und die Gegenseite beschwört einen Crash nach dem nächsten herauf. Eins lässt sich mit Sicherheit sagen, beides trifft den Nagel nicht auf den Kopf, wenn auch beides in gewissen Teilen der Realität entspricht. Man sollte die Komplexität der aktuellen Situation nicht unterschätzen, das führt sonst sehr schnell in eine Sackgasse.


Das weltweite Wirtschaftssystem lässt sich durch die Globalisierung am besten mit einem Organismus vergleichen. Jede Handlung zieht eine ganze Reihe an Reaktionen nach sich, isoliert davon ist fast nichts mehr. Die Märkte befinden sich schon eine ganze Weile in einem ungebremsten Blutrausch, die Realwirtschaft hingegen ist mit dem blanken Überleben beschäftigt. Wie passt das zusammen?

Gehen wir ein wenig auf der Zeitachse zurück, in das Jahr 2008. An den Märkten herrschte blanke Panik und die Weltwirtschaft stand vor dem totalen Kollaps. Auch ich war – unter den gegebenen Umständen – davon überzeugt, dass der Zusammenbruch noch maximal eine Frage von wenigen Monaten wäre. Aus rein ökonomischer Sicht und innerhalb des rechtlichen Rahmens war es zu diesem Zeitpunkt aus meiner Sicht auch absolut korrekt. Das ist nun knapp 7 Jahre her, eine halbe Ewigkeit. Der Zusammenbruch blieb aus und man kann sogar von einem temporären Aufschwung sprechen.

Wie war das möglich? Alles, aber auch wirklich alles deutete auf Crash hin? Um es direkt auf den Punkt zu bringen, es wurden alle Regeln und Gesetze denen der Markt normal unterliegt außer Kraft gesetzt und Liquidität in unglaublicher Menge in die Märkte gepumpt. Als das geschah, waren wieder alle Ökonomen die bei Verstand sind sich einig, das kann nicht lange gut gehen, doch die Jahre zogen weiter ins Land.

Entgegen aller Fakten feiert der Mainstream die Lage ab und auf der anderen Seite wird gebetsmühlenartig der Crash prognostiziert. Was ich an dieser Stelle beiden unterstellen würde, sie überschätzen bei weitem den eigenen Überblick. Auf Deutschland bezogen könnte man meinen, waren wir früher eine Nation mit 80 Millionen potentiellen Bundestrainern, besteht die Bevölkerung nun offensichtlich aus Wirtschaftsprofessoren.

Mir selbst würde ich schon einen guten makroökonomischen Blick bescheinigen und trotzdem tauchen immer neue Faktoren auf, die man bis dahin einfach nicht auf dem Zettel hatte. Selbst wenn manche Dinge noch so unbedeutend wirken, können die daraus entstehenden Wechselwirkungen ein gewaltiges Ausmaß annehmen. Schaut man sich um, es ist eine ganze Armada an potentiellen schwarzen Schwänen in den Startlöchern, andererseits hat auch mancher Schwan urplötzlich die Farbe seines Gefieders gewechselt. Hat das noch etwas mit Vernunft und der Realität zu tun? Nein, aber darum geht es auch nicht. Der springende Punkt ist, die Regeln haben ihre Allgemeingültigkeit verloren.

Was bedeutet das denn nun im Umkehrschluss? Ist alles in Butter und wird alles gut? Das wird wohl kaum der Fall sein, denn irgendwann wird die Fliehkraft überwiegen und rein garnichts wird das Bersten mehr verhindern können. Wann aber dieser Zeitpunkt gekommen sein wird, das lässt sich im Augenblick überhaupt nicht mehr abschätzen. Auch wenn die Politik die Menschen an die Finanzindustrie verkauft hat, bescherte uns das bisher noch einige Jahre Frieden und Wohlstand, wenn auch auf niedrigerem Niveau.

All jene die sich den Crash so sehnlich herbei sehnen, haben in meinen Augen nicht die geringste Vorstellung davon wie heftig er werden wird. Selbst wer jetzt noch wenig hat, wäre dann der Einäugige unter den Blinden. In meinen Augen ist es zwar wichtig die Menschen für die Situation zu sensibilisieren um möglichst gut auf eine solche Situation vorbereitet zu sein, die permanente Panikmache hingegen ist Contraproduktiv. Irgendwann muss man die Gegebenheiten akzeptieren und versuchen trotz Allem ein erfülltes und glückliches Leben führen. Den Stahlhelm aufsetzen und sich in einem Erdloch verkriechen kann man immer noch wenn man das Pfeiffen der anfliegenden Granaten hört. Wer Tag ein Tag aus in dem Erdloch kauert, wird einen erheblichen Teil des eigenen Lebens verschwenden. In meinen Augen ist das Leben aber zu kurz um das zu tun.

Mit diesem Artikel möchte ich die gewaltigen Gefahren die dort draußen lauern nicht verharmlosen. Jeden Augenblick könnte der eine Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen, ohne Frage. Aber ist es nicht unsinnig in einer Schockstarre zu verharren und in Angst auf das vermeintlich unausweichliche zu warten?

Man sollte sich nach den eigenen Möglichkeiten auf solche Szenarien vorbereiten. Prepare for the worst and hope for the best, wie man zu sagen pflegt. Das hilft einfach unbeschwerter zu schlafen. Da ich selbst genau nach diesem Motto vorgegangen bin, weiß ich auch wovon ich spreche. In den Jahren 2007/2008 bin ich selber in den Panikmodus gewechselt und das waren beim besten Willen nicht die schönsten Jahre meines Lebens. Viele von Ihnen werden Familie und Freunde haben, die es verdienen mit Ihnen schöne Zeiten zu verbringen. Chronische Angst ist kein guter Wegbegleiter und auch kein guter Ratgeber. Genießen Sie all die schönen Dinge des Lebens in der weisen Voraussicht Mental bereits bestmöglich vorbereitet zu sein, das ist viel mehr als die Masse von sich behaupten kann. Niemand kann mit Sicherheit sagen wie lange sich das Karussell aus Lügen und Rechtsbrüchen noch dreht. Vielleicht ist das auch ganz gut so. Auf jeden Fall dreht es sich schon sehr viel länger als alle gedacht haben und jeder Tag in unnötiger Panik ist ein verschenkter Tag. Schenken Sie sich und Ihren Liebsten einfach wann immer es möglich ist einen glücklichen Tag und denken Sie daran es könnte immer schlimmer sein.

Carpe diem

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