Zensur: Der schleichende Verfall demokratischer Werte

Etwas mehr als fünf Jahre ist es nun her, als der Westen den arabischen Frühling und den Sturz Mubaraks festlich feierte. Nach der hiesigen Meinung wurde Platz geschaffen für etwas neues, für eine Demokratie nach westlichem Vorbild. Wie sehr dieses Land danach tatsächlich im Chaos versank und wie wenig all das mit Demokratie zu tun hatte, darüber schwiegen die westlichen Medien und Politiker danach. Auch nun, wo ein undemokratischer Akt – der seines Gleichen sucht – die Pressefreiheit auf dem Schafott opfert, ergießen sich die meisten Medien nur über Griechenland. Kaum zu glauben wenn man berücksichtigt, dass es eigentlich „Kollegen“ sind, die der Staatswillkür ausgeliefert werden.


Würde man mich fragen was das „Unwort“ des Jahrhunderts ist, „Terror“ wäre unzweifelhaft meine Wahl. Dieser Begriff ist zu einem schier unzerstörbarem Gummi geworden, mit welchem so ziemlich jede Staatswillkür unter das Volk geprügelt werden kann. Es wäre leicht – vor allem aber Naiv – mit dem Finger auf Länder wie Ägypten zu zeigen, in den „ach so demokratischen“ Industrienationen sieht es nicht viel besser aus. Wie bei einer schleichenden Erosion, fallen Stück für Stück die Freiheit und Demokratie den Lügen der Politik zum Opfer. Hier nun das aktuelle Beispiel aus Ägypten:

Anti-Terror-Gesetz: Ägyptens Regime will Journalisten Maulkorb verpassen
Ägyptens Journalisten sollen nach Terroranschlägen zukünftig nur noch Verlautbarungen der Armee wiedergeben. Sollten Reporter Meldungen verbreiten, die der staatlichen Vorgabe widersprechen, drohen ihnen zwei Jahre Haft.
[…]
Nach Angaben eines Armeesprechers wurden dabei 21 Soldaten und mehr als hundert Dschihadisten getötet. Andere Behördenvertreter und Journalisten hatten jedoch deutlich höhere Opferzahlen genannt und von zwischen 70 und bis über einhundert Toten gesprochen.

Sind sagte, derartige Berichte seien schlecht für die „Moral“ des Landes. Die Regierung habe daher keine andere Wahl gehabt, als „neue Regeln“ einzuführen. Es handele sich dabei aber nicht um eine Einschränkung der Pressefreiheit. „Es geht nur um Zahlen“, fügte der Minister hinzu.[1]

Wo bleibt der Aufschrei in der westlichen Journaille? Wo der erhobene und drohende Zeigefinger aus der Politik? Wo bleiben die amerikanischen Flugzeugträger um die Demokratie nach Ägypten zurückzubomben? Und wo bleibt der Aufschrei der Vereinten Nationen? Fehlanzeige auf ganzer Linie, denn investigativer und ehrlicher Journalismus ist allen ein Dorn im Auge.

Dort wird nun in Ägypten die Pressefreiheit zu grabe getragen, aber was kümmert das uns, nicht wahr? In Spanien wird das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Versammlungsfreiheit zu Grabe getragen, aber was kümmert das uns, nicht wahr?

Diese dekadente Ignoranz ist schwer zu ertragen, vor Allem wenn man ahnt wohin all das führen wird. Der unbändige Glaube daran, dass diese Kelche alle an uns vorüberziehen, hat etwas von frühkindlicher Naivität. So charmant wie es auch sein mag, so gefährlich und leichtsinnig ist es auf die Zukunft projiziert. Die Menschen müssen sich gegen das Dogma des „Terrors“ wehren um die Freiheit und Rechte zu verteidigen. Es schadet nicht, sich auch für die Rechte anderer einzusetzen, denen man versucht diese zu entreissen. Freiheit sollte ein Grundrecht für jeden Bürger dieses Planeten sein.

Carpe diem

[1] http://www.spiegel.de/politik/ausland/aegypten-journalisten-duerfen-armee-nicht-widersprechen-a-1042203.html


5 Responses to Zensur: Der schleichende Verfall demokratischer Werte

  1. Herbert Ludwig sagt:

    Die Demokratie nach westlichem Vorbild ist ja eben auch keine Demokratie, sondern die Herrschaft einer Oligarchie oder Plutokratie hinter scheindemokratischer Fassade. Insofern passt das schon.
    Siehe näher: http://fassadenkratzer.wordpress.com/2013/05/17/fassade-demokratie/

    Und zwischen gleichgeschalteten Medien im Dienste der Macht wie bei uns und einem Maulkorb für Journalisten in Ägypten sehe ich auch keinen prinzipiellen Unterschied. Es läuft hier alles nur verschleierter ab. Den Schleier haben ja der Leipziger Medienwissenschaftler Uwe Krüger und Udo Ulfkotte z. B. etwas gelüftet, wie man hier nachlesen kann:
    http://fassadenkratzer.wordpress.com/2014/10/31/der-journalismus-als-herrschafts-instrument/

  2. Mantus sagt:

    Im Internet habe ich letztens einen passenden Spruch zu dieser Thematik gefunden:

    „Der Mensch ist aber absolut genial darin, bestehende Gefahren die nicht begreifbar also nicht unmittelbar Einfluss ausüben, auszublenden.“

    Selbst einige Bands haben sich nun mit diesem Thema beschäftigt. Bsp: Disturbed – The Vengeful One
    Dieses Musikvideo ist sehenswert.

  3. Jens Blecker sagt:

    „EU-Haftbefehl“ für inkriminierte Webseiten: Europol startet neue „Meldestelle“ und Datensammlung

    https://netzpolitik.org/2015/eu-haftbefehl-fuer-inkriminierte-webseiten-europol-startet-neue-meldestelle-und-datensammlung/

  4. Pansenwastel sagt:

    Wie jetzt? Ägypten muß dafür exta ein Gesetz erlassen? Leben die noch in der Steinzeit? Bei uns reicht eine Anweisung durch die Geschäftsfürung aus, um die Journalisten auf Linie zu halten. Ganz moderne Firmen legen das auch schon im Arbeitsvertrag fest.

    Ägypten, haben die überhaupt schon Strom?

    P.S. Wer Probleme mit diesen Ironie- Zynismus- und Sarkasmussachen hat vergisst meinen Kommentar bitte wieder. 🙂

  5. Vernunftbegabte sagt:

    Hierzu passt wunderbar ein Zitat von Niemöller, bei dem ich vier Passagen hinzugefügt habe:

    „Als die Nazis die Kommunisten holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Kommunist.

    Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Sozialdemokrat.

    Als sie die Gewerkschafter holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Gewerkschafter.“

    Als sie die Berichterstattung einschränkten,
    habe ich geschwiegen,
    ich hatte ja noch die alternativen Medien.

    Als sie die Journalisten holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Journalist.

    Als sie die Volkswirtschaften drangsalierten,
    habe ich geschwiegen,
    ich lebte ja in einer anderen Volkswirtschaft.

    Als sie die Schuldner holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Schuldner.

    „Als sie mich holten,
    gab es keinen mehr,
    der protestieren konnte.“

    Ich habe jetzt nicht geschwiegen, weil ich mich auf das Schreiben von Kommentaren zur Aufklärung der Masse primär über das Wirtschafts- und Finanzsystem und sekundär über die Staatssimulation BRD in all den Jahren beigetragen habe (primär auf anderen Plattformen), jedoch trifft die von mir eingefügten Passagen auf die sehr große Mehrheit zu, obwohl selbst die Propagandamedien partiell über all diese Zusammenhänge berichtet haben. Hinzu kommt bei mir noch der allgemeine Widerstand gegen die BRD-Verantwortlichen in den ganzen behördlichen Unternehmen, weil die meinen mich mit nichtigen Gesetzen/Verordnungen (inkl. aus der NS-Zeit) zu belästigen, wobei deren Schreiben aufgrund fehlender Unterschrift grundsätlich nur Entwürfe sind. Aber von diesem Theater können die meisten ja selbst ein Lied singen => keine weiteren Ausführungen von mir erforderlich.

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