Uwe Ostertag: Faktenverkürzung und falsche Thesen

Er ist das Opfer, er wurde verurteilt und hastig springt ihm die alternative Presse mit mentaler Unterstützung zur Seite. Mit Titeln wie „Wegen Politik-Satire: 2 Jahre Knast für Facebook User“ wird harsch gegen das Establishment getrommelt und die Copy & Paste Community überschlägt sich förmlich. Leider ist der Fall nicht ganz so trivial wie es auf den ersten Blick wirkt und die Abgründe gewaltig. Zumindest die Fehlinformationen möchte ich in diesem Beitrag ein wenig ausleuchten.

Viel Informatives hat Uwe Ostertag nicht zu bieten, er arbeitet eher als Dreckkanone. Ich für meinen Teil bin – zumindest bewusst – noch nicht über eine seiner geistigen Müllhalden gestolpert. Was ich nach kurzen Recherchen als gesichert betrachten würde, er ist ein alter verbitterter Mann, dessen geistige Nahrung Hass und Wut ist.

Ein wenig wirkt es als leide der Mann unter einer gewaltigen Persönlichkeitsspaltung. Auf der einen Seite stilisiert er sich als Opfer das Menschen aufwecken will und auf der anderen Seite gibt er offen zu sich nicht die Bohne für Themen zu interessieren, einzig Eskalationen zu provozieren würde ihm einen seelischen Orgasmus bescheren.

Zunächst einige Zitate aus einem Artikel bei der FAZ zu Ostertag:

Hass im Netz: Ich bin der Troll
Uwe Ostertag hat immer eine Meinung, zu allen Themen – außer Sport. Er kommentiert überall im Netz, von morgens bis in die Nacht hinein, sieben Tage die Woche. Ostertag sagt: „Provozieren, das ist wie ein Orgasmus.“ In seinen grauen Augenhöhlen funkelt es hellblau, sein Gesicht verzieht sich zum Lächeln. „Wenn sich jetzt jemand aufregt, dann ist das mein Ejakulat.“ Jede Nachricht wird kommentiert.
[…]
„Ich bin der Troll“, sagt er. Troll, so nennt man in der Netzsprache Menschen, die an Diskussion nicht interessiert sind, die Streit wollen.[1]

Er projeziert seinen Hass ins Internet und vermutlich macht ihm das einfacher sein eigenes Dasein irgendwie erträglicher zu machen. Seine Mauer als Grenzschützer wurde abgerissen, sein Körper ist kaputt und seine Frau hat ihn verlassen. Da ist nicht viel Platz für positive Gedanken.

Kommen wir aber nun zunächst auf die Verurteilung zu sprechen, jene 22 Monate in Haft ohne Bewährung. Die Grundlage, welche zu diesem Punkt führte, ist durchaus mehr als fragwürdig, allerdings offensichtlich durch das deutsche Gesetz gedeckt.
Ursprünglich war Ostertag zu einer Geldstrafe wegen Volksverhetzung verurteilt worden.

Welche Aussage von Ihm dazu geführt hat, wie hoch die Strafe war ließ sich nicht auf die Schnelle ermitteln. Fakt ist die 22 Monate Haft hat er sich durch andere Maßnahmen verdient, unter anderem die Verletzung eines Polizeibeamten mit dem Messer. Dazu aus der Mainpost:

Damals kamen zwei Polizisten mit einem Haftbefehl zu seiner, so einer von ihnen vor Gericht, „völlig vermüllten Wohnung“. Der 57-Jährige hatte eine Geldstrafe wegen Volksverhetzung nicht bezahlt.
[…]
Aber plötzlich hatte der 57-Jährige in jeder Hand ein Messer, eins hielt er gegen seine Brust, mit dem anderen fuchtelte er vor den Beamten rum. Pfefferspray zeigte wenig Wirkung, die Polizisten holten Verstärkung, eine Sondereinheit rückte an. Bis er überwältigt wurde, verschanzte sich der 57-Jährige in seiner Wohnung und drohte mit einem „Blutbad“. Ein Polizist erlitt während des Einsatzes einen Messerstich am Bein.

Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe nicht. Aber er fühlt sich unschuldig. „Satire“ nennt er seine üble Hetze, „schwarzen Humor“, „eine aggressive Kunstrichtung“, wie sie schon „die alten Griechen betrieben“ hätten.[2]

In meinen vielen Jahren als Autor habe ich selbst unzählige Erfahrungen mit Trollen gesammelt. Das Spectrum der Hintergründe ist breit, jedoch ist das Ziel immer gleich. Die Diskussionen in die gewünschte Richtung zu entführen oder gar entgleisen zu lassen. Unzählige fruchtbare Dialoge wurden so ge- oder zerstört um den Narzismus der Trolle zu füttern. Gerne wird von den Dialogs-Terroristen dann die Zensur-Keule geschwungen und damit versucht sich selbst wieder ins Gespräch zu bringen. Mit der Erfahrung jedoch nimmt man das als Autor irgendwann gelassener.

Leider gibt es keinen gesellschaftlichen Konsens darüber, wann die Grenzen der Geschmacklosigkeit überschritten sind und je abartiger die Ergüsse, desto schneller wird geteilt und geliked. Ich bin auch ein Freund der Meinungsfreiheit, jedoch kann nicht jede Form der Beleidigung darunter geschützt werden. Das Vorgehen der Politik ist in meinen Augen weitestgehend verlogen und scheinheilig, von dort ist also kaum mit einer Lösung zu rechnen. Ohne eine gewisse Kultur und Etikette jedoch, versinkt jede Form des Dialoges irgendwann unwiederbringlich im Sumpf. Daher ist es auch wichtig eben nicht unter dem Deckmantel der „Meinungsfreiheit“ jedem mentalen Brandstifter eine Plattform zu bieten.

Im Fall von Uwe Ostertag empfinde ich eine Freiheitsstrafe für den tätlichen Angriff für angemessen. Ob der Ursprung durch die Geldstrafe auch vertretbar ist, spielt in dem Zusammenhang für mich keine Rolle. Natürlich wären die Beamten nicht bei ihm aufgetaucht um ihn wegen der Nichtbezahlung zu verhaften und dieses Ereignis wäre möglicherweise per se nicht entstanden. Fakt ist aber, er war bereit tödliche Gewalt anzuwenden und wer weiß wer sonst sein Opfer geworden wäre. Hass hat viele Gesichter.

Carpe diem

[1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/hass-im-netz-ich-bin-der-troll-13139203-p3.html?printPagedArticle=true#pageIndex_3
[2] http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Strafvollzugsanstalten-Volksverhetzung-Online-Hetze-Internet-Troll;art779,9504572


5 Responses to Uwe Ostertag: Faktenverkürzung und falsche Thesen

  1. Irmonen sagt:

    Antisoziale Persönlichkeitsstörung???

  2. Valron sagt:

    Antipersonale Sozialstörung passt auch.
    Ich kenne den armen Wurm gar nicht. Berufstroll 24/7…da gehts ihm jetz besser da wo er ist.

  3. Pulp sagt:

    Von dem habe ich auch noch nie etwas gehört!

  4. Irmonen sagt:

    auf alle Fälle ein Querulant und ziemlich gestört.
    So jemand muss man unbedingt begrenzen, doch sich zu empören ist müßig.
    http://www.psychosoziale-gesundheit.net/pdf/Int.1-Querulanten-Teil%201.pdf

    ansonsten, Person/Name – noch nie gehört.

  5. Sasmurtas sagt:

    Ich bin da etwas vorsichtiger mit Vorverurteilungen, zumal dann, wenn die Informationen hierzu aus dem Mainstream kommen.

    Die „Messer-Aktion“ gegenüber Polizeibeamten ist natürlich ein No-go. Die Frage ist nicht: „Wozu hat er WAS getrollt?“, sondern: „Wie kam es zu der Verurteilung, die letztendlich zur Verhaftung führte?“.

    http://rrredaktion.eu/richter-und-staatsanwaeltin-vor-dem-amtsgericht-cuxhaven-prozess-gegen-einen-richter-im-ruhestand-von-walter-rademacher/

    Denn eines ist mal sicher: wenn zur Legislative UND Exekutive nunmehr auch die Judikative kläglich versagt, dann haben wir hier ein gewaltiges Problem. Zumal dann, wenn das ganze auch noch von der „Vierten Gewalt“ gedeckt wird/werden kann, weil die „Fünfte Gewalt“ (alternative Medien!) existentielle Themenbereiche – vor der eigenen Haustüre – nicht erkennt, oder erkennen mag.

    @Jens: was ist eigentlich aus der Alice Schwarzer – Story geworden?

    http://www.iknews.de/2014/02/04/alice-schwarzer-machen-steuergelder-den-preis/#comment-183546

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