Ölpreis: USA heizen globalen Rohstoffkrieg weiter an

Kohlenstoffe wie Rohöl sind noch immer der Treibstoff für die Zivilisation. Das sich dieses – trotz erheblicher wissenschaftlicher Fortschritte – noch nicht geändert hat, könnte ganz einfach Gründe haben. Ganze Nationen lassen sich über geringe Stellschrauben auf diese Art kontrollieren oder eben auch ins Chaos stürzen. Was das bedeutet, davon können Länder wie Venezuela, Russland oder auch der Iran ein Lied singen; Dirigent bei dieser Symphonie bleiben die USA.


Ende 2014 überschlugen sich die Medien weltweit mit der Nachricht, dass Saudi Arabien den USA den Ölpreiskrieg erklärt hätte. Die Notierungen fielen ins Bodenlose und immer wenn man hätte denken können, tiefer geht es nicht mehr, gab es den nächsten Erdrutsch.

Das ich die Erklärung mit einem Preiskrieg der Saudis für völligen Nonsens hielt, tat ich damals bereits kund. Die einzige Frage der Saudis auf ein amerikanisches „spring“ würde lauten: „wie hoch?“ Der Machterhalt der wahhabitischen Minderheit hängt schlicht und einfach von der Stationierung der 5. US-Flotte im persischen Golf ab. Den USA den „Preiskrieg“ zu erklären, würde also dem sich selbst in ein Schwert stürzen gleichkommen.

Es gab auch vereinzelte Stimmen die erkannten wo der Hase bremst, so zum Beispiel Thomas L. Friedman Korrespondent der New York Times. Unter dem Titel „A Pump War?“ brachte er es eigentlich auf den Punkt, während der Rest der Presse noch den Unsinn vom saudischen Aufstand gegen die US-Schiferölindustrie propagierte.

Bevor ich nun auf weitere politische Winkelzüge aus dem transatlantischen Bereich zu sprechen komme, möchte ich exemplarisch auf einen Artikel in der Welt eingehen. Dort heißt es:

Opec: Eine schwere Niederlage für das Öl-Kartell
Das Kartell hat gesprochen. Doch mit seiner Entscheidung wird offenbar, dass das Bündnis der Ölförderstaaten einen dramatischen Machtverlust erlitten hat. Zwar einigte sich die Opec am Donnerstagabend in Wien auf eine Verlängerung der Förderkürzungen für neun Monate. Doch dieser Kraftakt wurde von den Märkten nicht honoriert. Im Gegenteil: Der Rohstoff verbilligte sich deutlich.
[…]
„Die Opec hat nicht mehr die Kraft, die Preise nachhaltig nach oben zu treiben, sondern ist vielmehr dazu gezwungen, als eine Art Lagerhaltungsmanager zu agieren.“
[…]
Doch an diesem Punkt kommt das eigentliche Problem des Kartells ins Spiel – die USA. Die Amerikaner nämlich haben ihre Produktion wieder schnell und deutlich nach oben gefahren. Nachdem dort wegen des tiefen Ölpreises in den vergangenen Jahren viele Förderanlagen pleitegingen, wurden diese in den vergangenen Monaten umgehend wieder in Betrieb genommen. Setzt sich diese Entwicklung fort, würden die Amerikaner in diesem Jahr einen neuen Produktionsrekord erreichen.[1]

Als wäre dieser Schlag noch nicht ausreichend, setzt Donald Trump drei Tage später noch einen oben auf. Dazu bei Sputnik:

Trump will Öl-Notstandsreserven halbieren
US-Präsident Donald Trump will die Hälfte der für Notfälle bereitgehaltenen strategischen Ölreserve des Landes verkaufen.
[…]
Laut dem US-Energieministerium werden zurzeit bis zu 688 Millionen Barrel Öl in unterirdischen Lagerkavernen deponiert. Diese würden für 149 Tage ausreichen, was das von der Internationalen Energieagentur (IEA) festgelegte Mindestniveau von 90 Tagen übertreffe.[2]

Nehmen wir nun die uns zur Verfügung stehenden Daten und werten diese aus. Die USA geben an etwa 340 Millionen Barrel Öl zusätzlich auf den Markt zu werfen wollen. Angelegt worden seien diese als das Barrel bei etwa 30 US-Dollar lag.
Aktuell liegt ein Barrel der Sorte WTI bei unter 45 US-Dollar.
Die Förderkosten der Schieferölindustrie liegen gemittelt bei min 70 US-Dollar, also weit über den nun zu erwarteten Erlösen. Das ist eine offene (Handels)Kriegserklärung, nicht mehr und nicht weniger. Man sollte also keinesfalls von kurzfristig steigenden Preisen beim Öl ausgehen.

Der folgende Chart zeigt das Desaster recht deutlich und jeder Chart-Techniker dürfte bei einem Langzeitchart aus den Übertreibungen einen mehr als gesunden Bärenmarkt ausmachen.

Quelle: Finanzen.net

Mit welch harten Bandagen gekämpft wird um die politischen Ziele zu erreichen, zeigen auch die Winkelzüge um Katar. Wie aus dem Nichts brachen die Anrainerstaaten ihre diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Katar ab und isolierten das Land damit völlig. Dazu aus einem Artikel bei Sputnik:

Saudis in Rage: Erst Katar – dann Russland?
Im benachbarten Königreich besteht indes ein katastrophaler Geldmangel: Die Gold- und Devisenreserven der Saudis sind seit 2014 von 740 Milliarden bis auf jetzt 509 Milliarden Dollar geschrumpft. Und morgen könnte die Situation noch schlechter werden, da sich auf dem Ölmarkt ein „Bärentrend oder bestenfalls ein Seitentrend herausgebildet hat“.
[…]
Insgesamt bedeutet Saudi-Arabiens hartes Vorgehen gegenüber Katar Veränderungen am Weltmarkt für Kohlenwasserstoffe und ist ein Vorbote des klassischen imperialistischen Krieges um die Ressourcen eines ärmeren Landes.
[…]
Diese Möglichkeit sei aber erst nach dem jüngsten Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in Saudi-Arabien aufgetaucht, als jener „alle Völker mit Gewissen“ dazu aufrief, „den Iran zu isolieren“. Katar habe dem nicht öffentlich zugestimmt, wonach ihm das Königreich Vergeltung versprochen habe.

Mit großer Wahrscheinlichkeit habe der US-Präsident Riad im Tausch gegen 105 Milliarden Dollar schwere Rüstungsaufträge Handlungsfreiheit in Bezug auf Doha gewährt.[3]

Ist es nicht erstaunlich, dass der Preis für Erdgas nach der Isolation des weltgrößten Produzenten abrutscht anstatt durch die Decke zu gehen? Nun die Märkte reagieren längst nicht mehr rational und logisch, Korruption, Lobbyismus und Phantasie bestimmen die Richtung.

Sollte Russland als – meiner Meinung nach – Hauptziel nicht vor dem Frühjahr 2018 kollabieren, dürften die Ölpreise vor der Wahl kaum nennenswert steigen. All die Sekundärziele wie Venezuela oder auch der Iran dürften in diesem Spiel mehr oder weniger Bauernopfer sein. Daher spielt es auch keine überwiegende Rolle, dass Venezuela bereits vor dem totalen Zusammenbruch steht. Das sind aus Sicht der Akteure willkommene Nebeneffekte.

Den Saudis schmelzen die Währungsreserven dahin wie eine Kugel Vanilleeis in der prallen Mittagssonne, wie lange man also noch den willigen Vasallen spielen kann, wird sich zeigen. Ich denke das es primär darum geht Russland völlig zu destabilisieren bevor im nächsten Frühjahr gewählt wird. Dafür wären die USA vermutlich auch bereit den Ölpreis unter 20 US-Dollar das Barrel zu prügeln.

Man sollte die Rechnung jedoch nicht ohne Putin aufmachen, der in meinen Augen ein exzellenter Konterboxer ist. Ohne sein besonnenes Handeln – wovon auch immer getrieben – wäre die Welt vermutlich schon längst in einen globalen Krieg verwickelt. Es bleibt zu hoffen, dass nicht eine drastische Erhöhung der Schlagzahl irgendwann eben doch in die Katastrophe führt.

Carpe diem

[1] https://www.welt.de/wirtschaft/article164940491/Eine-schwere-Niederlage-fuer-das-Oel-Kartell.html
[2] https://de.sputniknews.com/politik/20170528315914167-usa-trump-reserve-verkauf/
[3] https://de.sputniknews.com/politik/20170612316132752-saudis-rage-katar-russland/


9 Responses to Ölpreis: USA heizen globalen Rohstoffkrieg weiter an

  1. Habnix sagt:

    Können wir Russland helfen? Können wir privat Russland irgend was abkaufen?

    Können wir Russland Zeit verschaffen?

    Was können wir Russland außer Öl und Gas und abkaufen?

    Der Rubel muss rollen.

    Also ich kauf mal eine Flasche Krimsekt, wenn das Russland hilft.

  2. Jens Blecker sagt:

    😀

    Die bekommen schon die nötige Unterstützung, mach Dir da keine Sorgen. Die SCO wird da nicht zusehen.

  3. Frank H. sagt:

    Bin mir da nicht so sicher, ob diese Ölschwemme am Markt so durchschlägt wie oben beschrieben. Trumps Team hat mit Sicherheit eine andere Strategie, als die welche Reuters und Konsorten erzählen. Was er macht ist pro USA und contra EU. Er drückt den Inlandsölpreis, damit seine heimischen chemischen(!) und nicht chemischen Industriefirmen, Agrarriesenfarmen und Dienstleister im Transportwesen (Flugzeug, Schiffe, LKW und mittlerweile wieder groß gewordene Güterzug-Eisenbahn) billiger werden können. Amerika säuft bekanntermaßen ja Öl statt Wasser.

    Dann verrechnen Russen, Kasachstaner(!!!), Iraner, Inder und Chinesen ihre Energiepreise NICHT mehr in US Dollar. Vollständige Liste der SCO Staaten die OHNE Dollar im Energiehandel auskommen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Shanghaier_Organisation_f%C3%BCr_Zusammenarbeit
    Somit träfe es diese also gar nicht, nur Kanada, Venezuela, KATAR, Saudi-Arabien, sowie Israelis und die EU, usw.. Vollständige Liste aller Erdölländer siehe hier https://de.wikipedia.org/wiki/Erd%C3%B6l/Tabellen_und_Grafiken

  4. Frank H. sagt:

    Also Putin und Xi sehen das Szenario mit einem müden Lächeln…

    Der Depp im Spiel ist übrigens auch die in die NATO / EU Gemeinschaft übergetretene Ukraine!!!

    Übrigens treibt Trump immer mehr einen Keil in die NATO. Desweiteren der Sultan von Ankara.

    Länder die Öl zukaufen müssen wie Deutschland und einen Exportüberschuss haben und damit Dollar Devisen sich leisten können, sind nicht betroffen. Also Mutti kann das egal sein, aber den Nachbarn natürlich weniger!

  5. Frank H. sagt:

    Nahost
    US-Koalition schießt erneut bewaffnete syrische Drohne unweit von US-Militärbasis in Südsyrien ab

    Die US-Koalition hat eine bewaffnete syrische Drohne aus iranischer Produktion abgeschossen. Das berichtet der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf US-Beamte. Auch die US-Koalition hat den Abschuss offiziell bestätigt.
    Das ist das zweite Mal in wenigen Wochen, dass die Koalition eine Drohne im syrischen Luftraum abschossen. Die Drohne war bewaffnet, berichtet CNN. Sie soll von regierungsnahen Truppen benutzt worden sein. Erste Berichte gehen vom Drohnen-Typ Shahed 129 aus, der von einem F-15 US-Kampfjet in Südsyrien abgeschossen wurde. Angeblich befand sich die Drohne in Feuerreichweite.

    https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/52706-usa-schiessen-bewaffnete-syrische-drohne/

    Mit solchen Ereignissen steigt der Ölpreis wieder an….denn Kriege verbrauchen verdammt viel Erdöl!

  6. Frank H. sagt:

    In Katar treffen jetzt ALLE Kriegsnationen im nahen Osten zusammen. Mal sehen wie teuer Erdöl nun wird.
    https://deutsch.rt.com/international/52629-katar-krise-eskaliert-weiter-militars/

    Trumps Ölverkäufe sind eher der Not geschuldet, bringen Geld in die klamme Staatskasse.

  7. Jean Paul sagt:

    Trump bereitet Krieg mit Nordkorea vor
    Von Peter Symonds
    22. Juni 2017
    Am Dienstag hat US-Präsident Donald Trump auf Twitter erklärt, China habe Nordkorea nicht dazu bringen können, sich den Forderungen der USA zu unterwerfen. Daher könnten die USA jetzt zu einseitigen Aktionen übergehen, möglicherweise auch zu Militärschlägen. Diese bedrohliche und riskante Äußerung fiel im Vorfeld von Spitzengesprächen zwischen amerikanischen und chinesischen Regierungsvertretern, die gestern in Washington stattfanden.
    Trump twitterte: „Ich weiß die Bemühungen von Präsident Xi [Jinping] und China, uns mit Nordkorea zu helfen, sehr zu schätzen, aber es hat nicht funktioniert. Jedenfalls weiß ich, dass China es versucht hat!“
    Die Trump-Regierung hat Peking stark unter Druck gesetzt, damit es Nordkorea dazu bringt, seine Atom- und Raketenprogramme aufzugeben. Allerdings hat sie dabei von Anfang an angedeutet, dass die Zeit dafür begrenzt ist. So hatte Trump im April getwittert: „Nordkorea sucht Ärger. Es wäre großartig, wenn China helfen will. Wenn nicht, lösen wir das Problem ohne sie! USA.“
    Mit seinem jüngsten Tweet will Trump offensichtlich zusätzlichen Druck auf den chinesischen Staatsrat Yang Jiechi und auf General Fang Fenhui ausüben, die gestern mit US-Außenminister Rex Tillerson und Verteidigungsminister James Mattis zu Gesprächen über Diplomatie- und Sicherheitsfragen zusammenkamen.
    https://www.wsws.org/de/articles/2017/06/22/nkor-j22.html

    Trumps Team plant eine Zwangslösung für Korea, nachdem China es nicht gebacken bekommt. Der Wirtschaftskrieg um billige Rohstoffe, Arbeitssklaven und Absatzmärkte eskaliert weiter.

    Amerikas und Europas weiße Herrenrasse hat einen Namen: NATO

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