Der Sumpf um die Ratingagenturen

Heute in der FAZ zu lesen: Treffsicherheit unserer Ratings war enttäuschend

Torsten Hinrichs von S&P im Interview mit der FAZ.

Herr Hinrichs, mit der Erfahrung von gut zwei Jahren Finanzkrise: Welche Fehler hat die Ratingagentur S&P gemacht?

In bestimmten Segmenten des Marktes für strukturierte Finanzierungen war die Treffsicherheit unserer Ratings schlicht enttäuschend. Das betrifft vor allem die Bewertung von amerikanischen Hypothekenverbriefungen. Wir sind selbst mit der Entwicklung dieser Ratings nicht zufrieden. Aber wie viele andere haben auch wir das Ausmaß der Verschlechterung im amerikanischen Häuser- und Hypothekenmarkt nicht vorhergesehen, und die Annahmen, die wir in unseren Analysen von vielen Wertpapieren mit Bezug auf amerikanische Hypotheken verwendet hatten, haben nicht standgehalten. Wir bedauern dies sehr.[1]

Wer ein wenig aufmerksam die Presse verfolgt hat, durfte auch feststellen, dass diese Agenturen nichts als ein großer Sumpf von Lügnern und Betrügern ist.

Die subprime Krise war nicht absehbar? Ich lach mich tot. Aus Profitgier wurde gelogen bis sich die Balken biegen. Manipulation und Lügen soweit das Auge reicht. Es wurde alles verbrieft und mit AAA versehen was nicht niet und nagelfest war.

Leider wird keine der Ratingagenturen für die Verluste der Bürger zur Verantwortung gezogen. Im Finanzbereich ist etwas Möglich, was so in keinem bürgerlichen Bereich ginge. Es werden Existenzen ruiniert und die Kernaussage am Ende sagt : Tja …Pech gehabt. Den Teller löffelt der Bürger aus.

Aber schauen wir doch mal auf ein paar andere Schlagzeilen.

Die USA müssen um ihre Bonität fürchten

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat den Ausblick für Großbritannien wegen dessen explodierender Staatsschulden bereits von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Doch jetzt droht offenbar auch den Vereinigten Staaten ungemach. Befürchtungen, dem Land könnte ein Verlust der Bestnote drohen, drücken schon jetzt auf den Dollar. [2]

Die USA dürften auf keinen Fall ein AAA Rating besitzen und im Text mal wieder die üblichen Verdächtigen. Doch es gibt ja weitere Schlagzeilen.

Großbritannien zittert um Top-Rating

Gestützte Banken, steigende Staatsschulden und der größte Wirtschaftseinbruch seit 1979: Die Sorgen um die britischen Finanzen steigen. Ratingagenturen prüfen angeblich schon, ob sie Großbritannien die „AAA“-Note entziehen. Das Pfund verliert.

Die Ratingagenturen Standard & Poor’s (S&P) und Moody’s denken darüber nach, Großbritannien die Top-Note „AAA“ zu entziehen.[3]

Groß Britanien ist Pleite, wie man mehr Pleite nicht sein kann. Wieder die üblichen Verdächtigen.

Ein sehr guter Artikel zu diesem Schmu ist auf MMNEWS zu lesen.

Die Frage, welche man sich wirklich stellen muss, wie private Unternehmen die gewinnorientiert Arbeiten die Ermächtigung erhalten konnten solche Einschätzungen zu tätigen. Diese Aufgabe gehört ganz klar in die Hände von unabhängigen und staatlich kontrollierten Einrichtungen. Ich denke das hier der Satz zählt: Wer gut schmiert, der gut fährt.

[1] http://www.faz.net/s/Rub4B891837ECD14082816D9E088A2D7CB4/Doc~E5CD9BE3A49564214B9BF836A7174DBE1~ATpl~Ecommon~Scontent.html

[2] http://www.welt.de/finanzen/article3783057/Die-USA-muessen-um-ihre-Bonitaet-fuerchten.html

[3] http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:krise-auf-der-insel-grossbritannien-zittert-um-top-rating/504714.html


2 Responses to Der Sumpf um die Ratingagenturen

  1. »Diese Aufgabe gehört ganz klar in die Hände von unabhängigen und stattlich kontrollierten Einrichtungen«
    Ich mußte da echt auflachen. Geht das denn gleichzeitig? Wenn schon, dann staatlich beaufsichtigt, aber nicht »kontrolliert«. (Nebenbei ein Rechtschreibfehler: Staatlich und nicht »stattlich«)

  2. Ein paar kleine Anmerkungen:
    insbesondere bestehen bei den Ratings und dem Ratingmarkt zwei Probleme:
    1. es herrscht kein Wettbewerb – zwei der vier großen (amerikanischen) Agenturen besitzen 80-85% Marktanteil. Man kann also von einem Duopol mit allen negativen Auswirkungen auf den Marktmechanismus sprechen.

    2. bislang (!) existierte keinerlei Haftung der Agenturen für ihre Urteile und sie wurden nur sehr eingeschränkt reguliert. Seit Ausbruch der Finanzkrise wird an einer verschärften Kontrolle gearbeitet UND es sind zwei Verfahren gegen die Ratingagenturen in den USA anhängig, deren Ausgang sehr spannend wird (auf meinem Blog finden sich die entsprechenden Links).

    Staatliche Kontrolle (zusätzlich zur Kontrolle durch die Marktteilnehmer und Wahlmöglichkeiten zwischen mehreren Agenturen) ist sicher sinnvoll. Die Haftungsfrage ist schwierig, da die Haftung der Agenturen nahezu uferlos wäre.

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