Der mysteriöse Brief in Austin, Texas

Nach einer sprichwörtlichen Reise ß?von Pontius zu Pilatusß? wird heute erstmalig im Internet als PDF-Photokopie der kontrovers diskutierte ß?Blessing-Briefß? veröffentlicht, der immer wieder dann ß?zitiertß? wird, wenn es um die Lagerung der deutschen Goldreserven in den USA geht. Zurecht?

Von Lars Schall

Der ß?Blessing-Briefß? – unter deutschen Goldbugs und jenen kritischen Zeitgenossen, die sich mit der Frage befassen, wie es um die deutschen Goldreserven bestellt ist, die bei der New Yorker Federal Reserve eingelagert sind, besitzt er eine geradezu mythisch aufgeladene Aura. Immer wieder muss dieser Brief, den der damalige Bundesbank-Präsident Karl Blessing am 30. März 1967 schrieb, als Erklärung dafür herhalten, dass Deutschland nicht in der Lage sei, seine Goldreserven aus den USA abzuziehen, um sie nach Frankfurt am Main zu verfrachten. Ein missliches Detail ist jedoch: von denjenigen, die diese Lesart des ß?Blessing-Briefsß? vertreten, hat ihn wahrscheinlich kaum jemand je zu Gesicht bekommen.

Insbesondere wurde in der Vergangenheit auf die Erkenntnisse von Dr. Bruno Bandulet verwiesen, dem Herausgeber von ß?Gold&Money Intelligenceß?. Sein im Mai 2003 erschienener Artikel ß?Das Gold der Deutschenß? ist im Internet die Primärquelle zu der gängigen Interpretation, wonach den Vereinigten Staaten von Amerika im ß?Blessing-Briefß? mutmaßlich die ß?Immobilisierung“ der deutschen Goldreserven zugesichert worden sei.[i] Weitere Vertreter dieser Analyse eines Briefes, den nur die Wenigsten je gelesen haben, sind ferner (der inzwischen verstorbene) Walter Hirt[ii] und Dr. Udo Ulfkotte – Letzterer kann zumindest bezüglich der Vermutung, dass es im ß?Blessing-Briefß? um die dauerhafte Lagerung der deutschen Goldreserven in den USA gegangen sei, durchaus fehlinterpretiert werden.[iii]

EIN SEHR KONKRETER HINWEIS

Im Zuge meiner eigenen Nachforschungen hinsichtlich der Frage: ß?Wo exakt sind die deutschen Goldreserven gelagert und zu welchem Zweckßß, erhielt ich vom Presse-Sekretär des Gold Anti-Trust Action Committee (siehe: http://www.gata.org), Chris Powell, mit dem ich diesbezüglich eng zusammenarbeite, am 3. Dezember 2010 unter der Betreffzeile ß?Old article from Der Spiegelß? diese Email-Nachricht:

ß?Könnten Sie sich in Ihrer freien Zeit einmal diesen alten Artikel von Der Spiegel anschauen?:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-43257718.html

Er ist von 1971 und jemand schickte ihn mir, indem er sagte, dass dies der Schlüssel zu all unseren Fragen zu den deutschen Goldreserven sei. Vielleicht können Sie den Sinn herausfinden und mir mitteilen.ß?

Nachdem ich das zugesandte Interview durchgegangen war, das Der Spiegel mit Karl Blessing geführt und am 3. Mai 1971 unter dem Titel ß?Der Brief gilt leider noch heuteß? veröffentlicht hatte, versuchte ich Chris Powell und zwei weitere ß?Mitstreiterß?, nämlich Max Keiser und James G. Rickards, mit Dr. Bandulet in Kontakt zu setzen. Dabei ging mir Peter Boehringer, der Vorstand der Deutschen Edelmetall Gesellschaft, unterstützend zur Hand. Das schien mir Sinn zu machen, denn wie ich mit Rückgriff auf die Interpretation von Dr. Bandulet erklärte:

ß?Chris, Karl Blessing war der Vorsitzende der Deutschen Bundesbank während der Sechziger Jahre. Ungefähr zur gleichen Zeit, als de Gaulle ein Kriegsschiff nach NYC schckte, um die Goldreserven Frankreichs zurückzuholen (und Präsident Johnson die Defizit-Geschwister Vietnamkrieg / Great Society laufen hatte), schrieb Blessing den berühmten Blessing-Brief, in dem er versprach, dass Deutschland niemals um die Rückführung seines Goldes von NYC nach Frankfurt bitten würde, solange die US-Armee ihre Truppen in West-Deutschland stationiert ließe. Es war ein Handel, da die USA nicht alle Kosten selbst bezahlen wollten.


[i] Dr. Bruno Bandulet: ß?Das Gold der Deutschen. Die Leihgeschäfte der Bundesbankß?, veröffentlicht am 27. Mai 2003 auf Goldseiten.de unter:

http://www.goldseiten.de/content/kolumnen/artikel.php?storyid=4

Dort heißt es zum ß?Blessing-Briefß?:

ß?Da kommt natürlich ein Verdacht auf. Warum legen die USA so großen Wert darauf, die deutschen Goldreserven bei sich zu haben? Ein exzellenter Kenner der Verhältnisse und früheres Mitglied der Bundesregierung meinte gegenüber G&M: ,Die Amerikaner betrachten das deutsche Gold als eine Art Pfand.‘ Er hätte auch sagen können: als eine Art Geisel für deutsches Wohlverhalten.

Ein heikles Thema, dem der Bundesbankkenner Marsh elegant auswich. Zum Verständnis des Ganzen müssen wir zurückblenden auf das Wirtschaftswunder der fünfziger und sechziger Jahre, auf die Exportüberschüsse, die sich damals in Gold verwandelten, auf die Besatzungskosten – und vor allem auf den berühmt-berüchtigten  ,Blessing-Brief‘, der nie veröffentlicht wurde, mit dem aber jeder intime Kenner der Frankfurter Szene vertraut ist.(…)

Zurück zu Karl Blessing, der von 1958 bis Anfang 1970 der Bundesbank vorstand. Zwischen ihm und der Bundesregierung existierte ein geheimes Verwaltungsabkommen, wonach die Bundesbank bei gewissen Kabinettssitzungen hinzugezogen wurde. Besonders gefragt war die Kooperation zwischen Frankfurt und Bonn, als Gold wieder einmal in den Mittelpunkt der Währungspolitik rückte und als die US-Regierung Ende der sechziger Jahre einen neuen finanziellen Ausgleich für ihre Stationierungskosten in Deutschland verlangte.
Bonn war zahlungsunwillig, Resultat des amerikanischen Drucks war der bereits erwähnte Blessing-Brief. Darin sicherte der Bundesbankpräsident seinem Gegenüber bei der Federal Reserve die ,Immobilisierung‘ der deutschen Goldreserven zu. Er versprach, daß die Bundesbank die Reserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalten. Dies eine Konzession, auf die die Amerikaner allergrößten Wert legten.ß?

[ii] Walter Hirt: ß?Die Zukunft des Goldes. Die Notenbanken als Helfershelfer der Hochfinanzß?, veröffentlicht auf Goldseiten.de am 10. September 2004 unter:

http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=345&seite=1

Dort heißt es zum ß?Blessing-Briefß?:

ß?Wie kommt die Deutsche Bundesbank dazu, den Grossteil ihres Goldes in New York lagern zu lassen? Reichlich viel ist zu dieser Frage schon geschrieben worden, sowohl konkrete Hinweise als auch wilde Phantasien aus dem Reich der ,Verschwörungstheorien‘. David Marsh bleibt verhalten: ,Im Interesse guter Beziehungen zur internationalen Finanzwelt werden die großen Mengen von Goldbarren wahrscheinlich bleiben, wo sie sind.‘ Offenbar betrachtet Washington das deutsche Gold als eine Art Pfand für weiteres ,Wohlverhalten‘.
Diese etwas kühn anmutende Feststellung wird indessen durch den berühmt-berüchtigten ,Blessing-Brief‘ gestützt. Karl Blessing, von 1958 bis 1970 Präsident der Bundesbank, sicherte seinem Kollegen beim FED die ,Immobilisierung der deutschen Goldreserven‘ zu. Er versprach in Abstimmung mit der Bundesregierung, daß die Bundesbank die Reserven nicht aus den USA abziehen werde, solange die USA Stützpunkte in Deutschland unterhalten. Zum Hintergrund des ,Blessing-Briefs‘ gehört auch die Haltung des damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle, der Dollar-Hegemonie offen entgegenzutreten und tonnenweise Gold von New York nach Paris verschiffen zu lassen, begleitet von Kriegsschiffen der Grande Nation und verbalen Attacken aus dem gallischen Reservoir.ß?

[iii] Dr. Udo Ulfkotte: ß?Muss die Bundesbank ihre Goldreserven abschreibenßß, veröffentlicht am 3. Juli 2009 auf ß?Schweizerzeitß?/ß?Gesunde Währungß? unter:

http://www.gesunde-waehrung.ch/pdfs/artikel_ulfkotte.pdf

Dort heißt es zum ß?Blessing-Briefß?:
ß?Zu verdanken hat die Bundesregierung die Einlagerung des Goldes der Bundesbank in den USA einem Herrn Karl Blessing, der von 1958 bis Dezember 1969 die Bundesbank leitete. Blessing sicherte der Fed am 30. Mai 1967 schriftlich zu, dass die Bundesrepublik ihre Dollar so lange nicht gegen Gold eintauschen werde, wie amerikanische Soldaten auf deutschem Boden stationiert seien. Allein 1967 bis 1969 lagerte die Deutsche Bundesbank dann Gold im damaligen Gesamtwert von vier Milliarden Dollar bei der Fed ein. In einem Interview, das Karl Blessing kurz vor seinem Tode im Mai 1971 dem ,Spiegel‘ gab (ßberschrift ,Der Brief gilt leider noch heute‘), sagte der frühere Bundesbank-Präsident: ,Dann kam die Geschichte mit den Truppen.‘ Und der ,Spiegel‘ fragte: ,Sie meinen die Drohung der Amerikaner: Wenn ihr den Dollar nicht auf diese Weise stützt, ziehen wir die Truppen aus der Bundesrepublik zurück?‘ Darauf antwortete Karl Blessing: ,(ß?) aber die Drohung war immer im Hintergrund da. Der Brief gilt leider heute noch, den ich damals geschrieben habe.’ß?

Um unnötige Fehler zu vermeiden, setzte ich mich mit Dr. Ulfkotte vorab in Verbindung, und bat betreffend dieser Passage um einige Aufklärungen. So wollte ich beispielsweise wissen, was der ß?Blessing-Briefß? exakt mit der Frage nach der ß?Einlagerung des Goldes der Bundesbank in den USAß? zu tun habe, und ob es sich bei der Datumsangabe ß?30. Mai 1967ß? eventuell um einen Tippfehler handeln könnte oder ob es da noch einen anderen ß?Blessing-Briefß? gäbe. Unter anderem schrieb ich: ß?Mir ist es nach der Ansicht des Blessing-Briefes nicht ersichtlich, was er mit der Einlagerungsfrage zu tun hat bzw. warum der Brief in einem Artikel vorkommt, der mit der Frage zu tun hat, ob die BRD ihr Gold dauerhaft in den USA belassen ,muss‘.ß? Meine diesbezüglichen Fragen blieben bis zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung unbeantwortet.

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8 Responses to Der mysteriöse Brief in Austin, Texas

  1. Der 4. Weg sagt:

    Das Ganze riecht nach Unrat! Das Gold ist inzwischen sicher schon längst unter ein paar Mafiafamilien verteilt die den Hals nicht zu bekommen können.

    Aber was soll es? Die Deutschen können auch ohne dieses Gold auskommen. Ihr Erfindungsreichtum ist ungebrochen. Nur wird er niedrig gehalten. Und die meisten deutschen Patente werden von anderen Nationen realisiert. Würde Deutschland mutige und echte, deutsche Patrioten am Ruder haben, wäre Deutschland schon längst autark und nicht mehr von dem Wohlwollen einiger Mafiabanditen abhängig.

    Denn Deutschland zu vernichten geht nicht denn dann würde ganz Europa fallen. Den Willen zu zerbrechen auch nicht. Man kann ihn nur einige Zeit herunterhalten. Mit Verrätern aus dem eingenen Volk. Die Wunde wird bald ausbrechen. Deutschland wird den anderen Völkern folgen.

  2. ginsterburg sagt:

    hallo 4. weg 😉

    genau!!! sollen sie das gold behalten – wir machen uns unser eigenes GOLD

    gruß stefan

  3. Silver Rock sagt:

    Nachdem ja DE den GR das Gold im 2.WK geklaut haben soll haben es nun die US mit freundlicher zustimmung sicher eingelagert(=geklaut). Es liegt aber nicht mehr im knox – dort liegen nur noch die duplikate sog. wolframkerne das gold ist schon lange weg.

    das wissen aber nur die maffiosos. beweisen kann das keiner

  4. Silver Rock sagt:

    aja, die CH bitte nicht vergessen da ist das meiste Gold „versickert“

    Zitat:
    Die Untersuchung dient allgemein der historischen Wahrheitsfindung und soll Klarheit schaffen über den Umfang und das Schicksal der infolge der nationalsozialistischen Herrschaft in die Schweiz gelangten Vermögenswerte. Im Rahmen des vom Bundesbeschluss vom 13. Dezember 1996 festgelegten Gegenstandes soll die Rolle der Schweiz, insbesondere des Schweizer Finanzplatzes untersucht werden, sowie der Umgang der Schweiz mit diesem Abschnitt ihrer Geschichte.

    aus http://de.wikipedia.org/wiki/Bergier-Bericht

    na, wo ist denn nun das Volksgold und wie kommen wir da ran?

  5. bauagent sagt:

    Nach meinem Kenntnisstand lagert das Gold, das vor 1970 von der BRD im Bestand war in NYC.

    Später angeschafftes Gold wurde im Rahmen der Europäisierung in Paris, London und Frankfurt untergebracht ( Siegerclique ? ).

    Es gab da mal eine Stellungnahme von Weber, die im Internet lesbar war, leider habe ich die Quelle nicht mehr gefunden. Darin heißt es:

    Aus der Erinnerung:

    Das bilanzierte Gold befindet sich im alleinigen Eigentum Deutschlands. 50 % des Goldes sei in NYC, 20 % in Paris und weitere 25 % in London.

    Dass nur 5 % in Frankfurt lagern begründet Weber damit, dass es den “ üblichen Usancen “ entspricht, handelbares Edelmetall an den wichtigsten Bösenplätzen zu halten. Das physische Gewicht bei Auslieferung würde eine Rolle spielen.

    Ich fand die Stellungnahme äußerst seltsam.

  6. Irmonen sagt:

    was würde ein unverdorbene naturgebildete Intelligenz dazu sagen?
    „die Kuh ist dort, wo der Mist geschissen wird.
    Wer dass Gold hat, hat es.“

    Vielleicht ist er, der Goldbewacher (Siegermächte)ja mal gnädig und großzügig und gibt es uns wieder, doch eher pinselt der Weihnachtsmann dem Osterhasen seine Ostereier an.

  7. Outside-Job sagt:

    Staatsminister Dr. Rickermann und der Geheime Staatsvertrag

    http://www.krr-faq.net/bilder/kanzlerakte.jpg

    Der Geheime Staatsvertrag offenbart u.a.

    – die Medienhoheit der alliierten Mächten über deutsche Zeitungs- und Rundfunkmedien bis zum Jahr 2099
    – die sog. ß?Kanzlerakteß? also jenes Schriftstück, das jeder Bundeskanzler Deutschlands auf Anordnung der Alliieten vor Ablegung des Amtseides zu unterzeichnen hat,
    – sowie die Pfändung der Goldreserven der Bundesrepuplik durch die Alliierten.

    Quelle>>> http://www.deutschland-debatte.de/2011/02/04/staatsminister-dr-rickermann-und-der-geheime-staatsvertrag/

    Also wenn die das Dokument eine Fälschung ist, wem gehören den rechtmäßig die Goldreserven?

    Warum wird von den Goldreserven der Bundesrepublik gesprochen und nicht von den Goldreserven des Deutschen Reiches?

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