Die wahren „Job-Killer“ der USA

Der ehemalige Bankenregulierer William K. Black zeigt einmal mehr die Ursachen für die Finanzkrise auf, sofern sie auf unzureichende Regulierung zurückzuführen ist. Ferner stellt er Fragen wie: ß?Warum kommt nicht ein einziges Wort von der neuen Führung im Kongress zu Untersuchungen, um festzustellen, wie die Anti-Regulatoren ihren Schaden anrichteten? Warum gibt es keinen Plan, um die Felder, in denen mangelhafte Regulierung Arbeitsplätze am meisten gefährdet, zu untersuchenßß

Von Bill Black, ßbersetzung von Lars Schall

<em>Bill Black ist der Autor des Buches </em><a href=“http://www.amazon.de/gp/product/0292706383?ie=UTF8&amp;tag=chaostheorien-21&amp;linkCode=as2&amp;camp=1638&amp;creative=19454&amp;creativeASIN=0292706383″ target=“_blank“><em>The Best Way to Rob a Bank Is to Own One</em></a><em> das sich mit der ß?Saving &amp; Loanß?-Krise der 1980er Jahre in den USA beschäftigt. Black, der damals als Bankenregulierer gegen die dort aufgetretene Kriminalität anging, ist heute Professor für ßkonomie und Rechtswissenschaften an der University of Missouri-Kansas City. Seine Artikel, Essays und Aussagen vor dem US-Kongress können unter seiner: </em><a href=“http://papers.ssrn.com/sol3/cf_dev/AbsByAuth.cfm?per_id=658251″ target=“_blank“><em>Social Science Research Network Seite</em></a><em> sowie unter: </em><a href=“http://neweconomicperspectives.blogspot.com/“ target=“_blank“><em>New Economic Perspectives</em></a><em> gefunden werden. </em>

<em>Als Ergänzung zu der nachfolgenden ßbersetzung, die von Bill Black persönlich autorisiert wurde, möchten wir auf diese zwei Analysen des </em><a href=“http://www.fcic.gov/report“>Reports</a> der ß?Financial Crisis Inquiry Commissionß? hinweisen, die Black veröffentlichte, zum Einen ß?How can the Architects of the Crisis Investigate itßß:

<a href=“http://neweconomicperspectives.blogspot.com/2011/01/how-can-architects-of-crisis.html“>http://neweconomicperspectives.blogspot.com/2011/01/how-can-architects-of-crisis.html</a>,

und zum Anderen ß?When ‚Liar’s Loans‘ Flourishß?:

<a href=“http://www.nytimes.com/roomfordebate/2011/01/30/was-the-financial-crisis-avoidable/when-liars-loans-flourish“>http://www.nytimes.com/roomfordebate/2011/01/30/was-the-financial-crisis-avoidable/when-liars-loans-flourish</a>.

Darüber hinaus empfehlen wir das Interview, das Black dem ß?Real News Networkß? gab:

<iframe title=“YouTube video player“ width=“450″ height=“283″ src=“http://www.youtube.com/embed/bkNezph6qGk“ frameborder=“0″ allowfullscreen></iframe>

Das neue Mantra der Republikanischen Partei ist das alte Mantra – Regulierung ist ein ß?Job-Killerß?. Es ist sicherlich möglich, dass Regulierungen Arbeitsplätze vernichten, und als ich in der  Finanzaufsicht arbeitete, war ich ein Anführer beim Wegschneiden vieler dummer Anforderungen.  Wir haben gerade erst die epische Fähigkeit der Anti-Regulierer erlebt, mehr als zehn Millionen Arbeitsplätze zu vernichten. Warum kommt dann nicht ein einziges Wort von der neuen Führung im Kongress zu Untersuchungen, um festzustellen, wie die Anti-Regulatoren ihren Schaden anrichteten? Warum gibt es keinen Plan, um die Felder, in denen mangelhafte Regulierung Arbeitsplätze am meisten gefährdet, zu untersuchen? Und wo wir schon dabei sind: warum wird nicht untersucht, in welchen Bereichen es mangelhafte Regulierung den Unternehmen ermöglicht, zu verkrüppeln und zu töten? Diese Kolumne bezieht sich nur auf die Regulierung der Finanzmärkte.

Die Deregulierung, das Abschaffen von Supervision und die faktische Entkriminalisierung schufen die kriminogene Umgebung, die die moderne US-Finanzkrise antrieb. Diese drei Dinge waren wesentlich für die Erschaffung der Epidemien des Rechnungs-Kontrollbetrugs, der die Blase hyperinflationierte, durch die die Große Rezession ausgelöst wurde. Das ß?Job-Killenß? ist eine Kombination zweier Faktoren – erhöhter Verlust von Arbeitsplätzen und verringerte Schaffung von Arbeitsplätzen. Ich werde mich ausschließlich auf Arbeitsplätze im privaten Sektor konzentrieren – aber die Rezession hat auch im Hinblick auf Verluste von staatlichen und lokalen Behördenstellen verheerend gewirkt.

Von 1996 bis 2000 stieg zum Beispiel das jährliche Brutto-Wachstum von Arbeitsplätzen in der Privatwirtschaft zwischen rund 14 Millionen bis 16 Millionen, während die jährlichen Brutto-Arbeitsplatzverluste im privaten Sektor von 12 auf 13 Millionen stiegen. Der jährliche Netto-Zuwachs erhöhte sich in jenen Jahren daher von 2 Millionen bis 3 Millionen. Insgesamt betrug der  Netto-Zuwachs an Arbeitsplätzen im privaten Sektor über diese fünf Jahre mehr als 10 Millionen. Eine gängige Faustregel ist, dass die Wirtschaft einen jährlichen Netto-Zuwachs von etwa 1,5 Millionen Arbeitsplätzen produzieren muss, um neue Teilnehmer in die Erwerbsbevölkerung integrieren zu können. Von daher war die Wachstumsrate in dieser Zeit groß genug, um die Arbeitslosigkeit und Armutsrate deutlich signifikant zu senken.

Die Große Rezession (die offiziell im dritten Quartal 2007 begann) zeigt, warum die Anti-Regulatoren die führenden Jobkiller in Amerika sind. Die jährlichen Arbeitsplatzverluste des privaten Sektors wuchsen auf Bruttobasis von rund 12,5 bis zu einem Spitzenwert von 16 Millionen. Der Zuwachs neuer Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft sank auf Bruttobasis von etwa 13 auf 10 Millionen. Noch im März 2010, nach dem offiziellen Ende der Rezession, betrug der annualisierte Nettoverlust an Arbeitsplätzen in der Privatwirtschaft rund drei Millionen (dieser Verlust an Arbeitsplätzen hat sich zwar nunmehr umgekehrt; die Steigerungen sind aber viel zu klein). Auch hier brauchen wir ein Nettogewinn von rund 1,5 Millionen Arbeitsplätzen, um neue Arbeitnehmer unterbringen zu können, so dass der Netto-Verlust von Arbeitsplätzen und der Verlust des wesentlichen Beschäftigungswachstums weit über 10 Millionen in der Großen Rezession betrug. Diese Zahlen wiederum beinhalten nicht den großen Verlust an Arbeitsplätzen bei staatlichen und lokalen Behörden, und auch nicht den dramatischen Anstieg der Unterbeschäftigung, der starke Anstieg der weit längerfristigen Arbeitslosigkeit und den Verlust beim Gehalt / Lohn (und der Arbeitszufriedenheit), den viele Arbeiter hinzunehmen hatten, um eine neue, in der Regel minderwertige Arbeitsverhältnisse zu finden, nachdem sie ihren Job verloren haben. Die Statistik ignoriert ebenso die Zunahme der Armut, insbesondere die skandalöse Zunahme von Kindern, die in Armut leben müssen.
<a href=“http://www.bls.gov/web/cewbd/annchrt1_1.gif“>http://www.bls.gov/web/cewbd/annchrt1_1.gif</a>

Die Große Rezession wurde durch den Zusammenbruch der Immobilienblase ausgelöst, bei der ein epidemischer Hypotheken-Betrug durch Kreditgeber die Blase hyperinflationierte. Diese Epidemie hätte nicht ohne die Ernennung von Anti-Regulierern für entscheidende Führungspositionen passieren können. Die Epidemie des Hypotheken-Betrugs konzentrierte sich in Form von Darlehen, die die Kreditvergabe-Industrie (hinter verschlossenen Türen) als ß?Lügner“-Kredite bezeichnete. Jeder Regulierer in führender Position, der kein Anti-Regulierungs-Ideologe gewesen wäre, würde (so wie wir das 1990 während der ersten Lügner-Kredite-Welle in Kalifornien taten) die Banken angewiesen haben, keine dieser durchdringend betrügerischen Kredite zu machen. Eines der Probleme war die Existenz eines ß?regulatorischen Schwarzen Lochs“ – die meisten der unterklassigen Darlehen wurden von Kreditgebern gemacht, die nicht durch den Bund reguliert wurden. Dieses schwarze Loch verbirgt jedoch zwei weitere anti-regulatorische Probleme des Bundes. Die Bundesbehörden haben das Schwarze Loch aktiv schwerwiegender gemacht, indem sie Anstrengungen der Bundesstaaten verhinderten, die ßffentlichkeit vor räuberischen und betrügerischen Krediten zu schützen. Greenspan und Bernanke sind besonders schuldig. Zusätzlich zum Hinzugesellen zur staatlichen <em>Jihad</em>-Regulierung, besaß die Fed einzigartige Aufsichtsbehörden-Autorität unter HOEPA (ß?Home Ownership and Equity Protection Actß?, erlassen im Jahre 1994), um das Schwarze Loch zu füllen und jeden Hausbau-Kreditgeber zu regulieren. (Dies ist eine Autorität, die Bernanke schließlich anwendete, nachdem die Vergabe von Lügner-Krediten geendet hatte, und zwar als Reaktion auf Kritik vom Kongress.) Die Fed besaß auch direkte Beweise für den Betrug und Missbrauch bei der unterklassigen Kreditvergabe, weil der Kongress gefordert hatte, dass die Fed Anhörungen über räuberische Kreditvergabe abzuhalten hatte.
Das S &amp; L-Debakel, die Betrugsfälle der Enron-ßra und die gegenwärtige Krise, wurden alle durch Buchhaltungs-Betrug angetrieben. Die Deregulierung, das Abschaffen von Supervision und die faktische Entkriminalisierung sind kritische Faktoren bei der Schaffung der kriminogenen Umgebungen, durch die diese Epidemien an Buchhaltungs-Betrugsfällen bestimmt werden. Die Regulierer sind die ß?Polizisten auf Streife“, wenn es darum geht, Buchhaltungs-Betrugsfälle zu stoppen. Wenn sie durch die  Deregulierung, das Abschaffen von Supervision und die faktische Entkriminalisierung unwirksam gemacht werden, dann erlangen Betrüger einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ehrlichen Unternehmen. Dies macht Märkte pervers und verursacht wiederkehrende Krisen.

Von etwa 1999 an bis zur Gegenwart, haben drei Regierungen Feindseligkeit gegenüber einer kräftigen Regulierung aufgezeigt und regulatorische Führungspersonen weitgehend auf der Grundlage ihrer Opposition gegen energische Regulierung ernannt. Wenn diese Administrationen  gelegentlich davon abwichen und regulatorische Führer ernannten, die an die Regulierung glaubten, wurden sie von der Administration attackiert. Im Finanzbereich gehören zu den aktuelle Beispielen Arthur Levitt und William Donaldson (SEC), Brooksley Born (CFTC) und Sheila Bair (FDIC).

Ebenso verwendeten die Banker den Kongress, um das Financial Accounting Standards Board (FASB) zu erpressen, damit die Rechnungslegungsvorschriften in den Müll geworfen wurden, so dass die Banken nicht mehr länger ihre Verluste ausweisen mussten. Die beiden Zwecke dieser  erfolgreich durchgeführten Rücksichtslosigkeit bestanden darin, das Mandat des Gesetzes zur Prompt Corrective Action (PCA) zu umgehen, und es den Banken zu ermöglichen, so zu tun,  solvent und gewinnbringend zu sein, so dass sie weiterhin enorme Boni an ihre leitenden Angestellten bezahlen konnten, und zwar auf der Grundlage der fiktiven ß?Einkommen“ und des ß?Reinvermögensß?, die durch die betrügerische Buchhaltung generiert wurden. (Das Nicht-Anerkennen der eigenen Verluste erhöht die gemeldeten, aber fiktiven Vermögens-und Bruttoeinkommenszahlen.)

Als die Mitglieder des Kongresses (zumeist Demokraten) versuchten, uns an der Durchsetzung von Gerichtsklagen gegen die betrügerischen S &amp; Ls zu hindern, bliesen wir die Pfeife. Der Kongress untersuchte daraufhin als Reaktion den Sprecher des Hauses Wright und die sogenannten „Keating Five“. Ich sagte in beiden Untersuchungen aus.

Warum kündigt die neue Führung des Hauses ihre Absicht an, für die Buchhaltungs-Betrügereien, ihren politischen Gönnern und den Anti-Regulatoren, die zur Entstehung des kriminellen Umfelds beitrugen, das die Finanzblase hyperinflationierte, die die Große Rezession auslöste und einen solchen Verlust der Integrität verursachte, eine Freikarte auszustellen? Die Anti-Regulatoren untergruben die Rechtsstaatlichkeit und erlaubten es den Elite-Betrügern, ungestraft zu plündern. Warum untersucht die neue Haus-Führung nicht diese Schande als eine ihrer obersten Prioritäten? Warum ist das neue Haus-Führung so eifrig, um die Arbeitsplatz-Vernichtungsfehler zu wiederholen, indem sie die regulatorischen Polizisten von der Streife abziehen?


3 Responses to Die wahren „Job-Killer“ der USA

  1. Gockeline sagt:

    Der Kapitalismus ist immer bestrebt,
    nach maximaler Gewinnausrichtung.
    Daher wollen sie keine Regulierung.
    Die soziale Marktwirtschaft ist ausgerichtet mit Regelungen für die Mitarbeiter,
    dafür weniger Gewinne.
    Sie bringen dem Staat langfristet mehr Frieden und Geld in die Kassen,
    als der Raubtierkapitalismus.
    Die Amis haben das nicht begriffen
    wie so vieles nicht.
    Leider waren wir auf dem Weg
    alles den Amis nachzumachen.
    Darum stehen wir da, wo wir sind.
    Ein paar verdienen sich dumm und dusselich,
    die meisten darben vom Staat und werden noch beschimpft.
    In Wahrheit sind die Unternehmen daran schuld.
    Wie wäre es wenn in einer Fußballmannaschaft 2-4 Spieler Milliarden verdienen würden
    und der Rest nur 500-1000 Euro ?
    Nicht weil der Leistungsunterschied so groß wäre,
    nein nur weil sie zur Führung gehören
    verdienen sie das.
    Alle würden laut schreien das geht doch nicht!
    Zu was haben wir eigentlich Aufsichträte?
    Die müßten doch stopp rufen?
    Aber strecken auch nur die Hände auf?
    Sind wir ein korruptes Land?

  2. Irmonen sagt:

    Krimineller Supergau im Banken(Un)wesen!!!
    ….der Rest ist Sprachlosigkeit….

  3. ginsterburg sagt:

    alle, die eine einzige aktie besitzen oder besitzen wollen oder sich eine teilen mit sonstwem spielen auf der verbrecherseite mit.

    hören alle menschen auf, auf kosten anderer leben zu wollen und das geld für sich arbeiten zu lassen, was dieses nicht kann, da auch steine nicht arbeiten können, dann würde der kapitalismus genauso zusammenbrechen, wie er es zwangsläufig auch jetzt tut, weil er sich selber frißt.

    es ist absoluter dummfug zu glauben, es gäbe so etwas, wie sozialen kapitalismus oder soziale marktwirtschaft.

    das wäre wie eine armee für den frieden zu haben (die uno hat so ne truppe, und die ist komischerweise dauernd im krieg) oder zu glauben, ein zitronenfalter faltet zitronen.

    am ende des kapitalismus steht der megamonopolimperialismus – falls es das wort nicht gibt, dann ist es jetzt da – am ende gibt es nur noch große fische im becken mit einem riesen hunger und nichts mehr, was sie fressen können. dann gehen die eben aufeinander los.

    am ende hat sich die sache ganz erledigt, da der kamerad fisch, der als letztes noch da ist, schlecht selber fressen kann und selbst wenn er es tun würde, dann würde er auch nur sterben.

    zyklus beendet…
    naturbedingt, durch exitus…

    wo ist also das problem?warten wir entweder ab, bis das eintritt, oder ändern die richtung. de richtung kann nichts mit kapital zu tun haben, da kapital sich immer wie oben verhält.
    und es ist egal, wie man das teil benennt, ob nun kapitalismus oder kommunismus oder oder oder…

    wer sich da andere illusionen macht, wird in dieser schulklasse leider durchfallen 😉

    gruß stefan

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