Ein Artikel den das Leben schreibt

Es gibt Momenten im Leben, wo der eigene Einfluß marginal ist oder nicht vorhanden. Am Donnerstag war es bei mir soweit und das Leben hat das Drehbuch geschrieben. Eine ganze Weile habe ich darüber nachgedacht ob ich diesen Artikel schreibe oder nicht, jedoch halte ich es sowohl für mich als auch einige Leser dieses Blogs für wichtig.


Einleitend möchte ich sagen, dass ich am Donnerstagabend aus heiterem Himmel die Mitteilung bekam das meine Mutter plötzlich verstorben ist. Mit 65 Jahren kann man natürlich sagen, sie hat einen Großteil Ihres Lebens gelebt, aber trotzdem trifft es einen wie der Blitz.

In meinem Kopf begann ein Feuerwerk ohnesgleichen. Tausende Gedanken gleichzeitig schossen wie elktroschocks durch mein Gehirn und Bilder wechselten im Bruchteil einer Sekunde. Im Herz spührte ich, dass ein sehr wichtiger Mensch noch präsenter war. Trotz meiner wirklich heftigen Kindheit, waren alle Gedanken und Bilder jedoch positiv behaftet, was den Schmerz doch erheblich gelindert hat. Hier möchte ich kurz einen kleinen Ausflug mit Ihnen machen, den ich für sehr wichtig halte.

Viele Menschen neigen dazu, sich in Wut zu trennen und häufig wegen Kleinigkeiten mit Ihren Liebsten zu zerstreiten. Irgendwann wird sich das schon legen, so der eigentliche Tenor. Wenigen Menschen ist bewußt, dass diese Möglichkeit sich vielleicht nicht mehr ergeben könnte. Der Tod ist tabuisiert in unserer Gesellschaft und so wird das Thema einfach komplett ausgeblendet. Viele Dinge bleiben unausgesprochen oder gesagte Dinge ungeklärt, in manchen Fällen für immer.

Die regelmäßigen Leser meiner Seite können sich vielleicht noch erinnern, dass mein Vater vor einigen Monaten einen Schlaganfall erlitten hat und mich dieser tief geschockt hatte. Dieser Augenblick war jedoch sehr wichtig für mein Leben, da er zeigte dass einem sehr schnell die Möglichkeit genommen werden kann, eben wichtige Dinge zu regeln.

Besonders bei meiner Mum und mir gab es noch viele unausgesprochene Dinge und das haben wir abgearbeitet. Tiefer Frust und Trauer wurden in Gesprächen beigelegt und es blieb nichts unangesprochen. Diese Auseinandersetzung tat beiden in dem Augenblick sehr weh, jedoch konnten wir uns danach mit echter Liebe in den Arm nehmen und auch genau dieses aussprechen. Es war tiefe und innige Liebe. Diese fühlt sich wirklich sehr gut an. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht die Einzelheiten besprechen möchte, allerdings spielt das auch keine wirkliche Rolle. Machen Sie mit denen die Sie lieben Ihren Frieden, dann sind die Fragen welche Sie Quälen erträglichere.

Ich möchte Ihnen die zwei Fragen nennen die mich unaufhörlich martern, wenn ich an meine Mum denke.

Weisst du noch damals……. (Die gemeinsame Freude an gemeinsam erlebten)

Wie war das eigentlich damals….(Erinnerungen, die nur meine Mutter im Gedächtnis hat)

Jeder kennt diese Augenblicke, wenn es ein Feuerwerk an Gefühlen gibt, welches sich durch gemeinsame Gefühle über erlebtes immer weiter steigern. Jeder bringt einige Details, die der Andere nicht mehr in seinem Tagesbewußtsein hat. Das wird nun leider nichtmehr möglich sein. Jene Erlebnisse, die nur noch im Gedächtnis des Verstorbenen liegen, sind endgültig verloren.

Ich kann Ihnen aber versichern, dass diese Fragen vergleichsweise milde Schmerzen verursachen gegenüber jenen, welche zum Teil die Menschen Quälen die sich im Streit getrennt haben und nie mehr die Chance bekommen diese Dinge gerade zu rücken.

Man sollte versuchen den geliebten Menschen immer so zu begegnen, als wäre es das letzte Mal, denn irgendwann ist es das letzte Mal.

Hier eines meiner Tageszitate, dass sehr gut dazu passt:
Groll mit uns herumtragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werfen. Man verbrennt sich nur selbst dabei.

Meine Mutter war eine verrückte, aber aussergewöhnliche Person. Bereits in meiner Kindheit wurde ich mit Begriffen wie Esotherik, Illuminaten, Bilderbergern, CFR oder auch Bachblüten konfrontiert. Es waren Impulse, die mich immer wieder angeregt haben zu forschen und nach zu haken. Auch bei meinen Geschwistern, die völlig andere Persönlichkeiten sind, hat meine Mutter entsprechende Keime gepflanzt, welche auch angingen. Wir wurden als Freigeister erzogen, halt mit einem kleinen Schuss Verrücktheit. Was man aber ganz sicher sagen kann, sie war Ihrer Zeit immer sehr weit vorraus.

Würde man mich fragen ob Sie alles richtig gemacht hat, so könnte ich diese Frage ganz sicher mit einem Nein beantworten. Ich kann Ihnen aber versichern, dass Sie unglaublich gütig war und jeden Tag versucht hat den Menschen und der Erde etwas gutes zu tun. Sie sprühte immer nur so vor Optimismus. Ihr ganzes Leben widmete sie der Forschung über alternative Heilmethoden, Schwingungen, dem Sinn des Lebens. Wann immer Menschen mit Problemen sie konsultierten, stand sie mit Rat und Tat zur Seite.

Mit Ihrem Tod wurde ein Loch in mein Leben gerissen, welches nicht so einfach zu schließen ist. Im Herzen jedoch hat sich Ihre Anwesenheit sehr stark erhöht und damit trage ich sie nun intensiver und näher bei mir als zuvor. Hier könnte ich noch sehr viel schreiben, fühle mich aber im jetzigen Augenblick noch nicht in der Lage dazu, daher werde ich es bei diesen Zeilen belassen.

Noch einmal meine eindrückliche Mahnung an Sie meine lieben Leser: Tun Sie mit Ihren lieben nicht so als könnte man alles morgen regeln, sondern versuchen Sie im Reinen zu sein, in der zeit der Trauer wird Ihnen das viele Schmerzen ersparen. Man könnte sich immer die Frage stellen, warum jetzt, jedoch bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es für ein solches Ereignis niemals einen richtigen zeitpunkt geben wird. Das im Augenblick die Erde hier in Deutschland den neuen Kreislauf zu beginnen, Blüten und Grün überall, Sonne und Vögel die zwitschern, helfen das alles besser zu verarbeiten, daher ist der Zeitpunkt besser als ein Anderer.

Natürlich gibt es Dinge wo ich meine Mutter noch gerne an meiner Seite gehabt hätte, wie meine Hochzeit im nächsten Jahr, so jedoch werde ich Sie in meinem Herzen an den Altar tragen.

Mama du warst eine faszinierende Person mit unglaublichem Wissen. Diese Erde hat einen wichtigen Menschen zu sich genommen und ich hoffe du wirst noch eine Weile ein Auge auf deine Familie haben. Du hast Impulse gesetzt bei deinen Kindern und Enkeln, die Früchte tragen und eine Eigendynamik erzeugt haben, auch damit hast du diesem Planeten etwas von dir Gegeben. Wir werden versuchen auch das unsrige zu tun um die Welt jeden Tag ein wenig besser zu machen.

Ich liebe Dich und vermisse dich wirklich sehr. Möge dein Körper in Frieden ruhen und deine Seele in ewiger Freiheit das Licht füllen.

Dein dich liebender Sohn Jens


56 Responses to Ein Artikel den das Leben schreibt

  1. ecco1347 sagt:

    das tut mir leid.
    mein aufrichtiges beileid.-michael

  2. Cheffe sagt:

    Ich möchte euch für die schönen und nachdenklichen Worte danken. Das tut sehr gut so nette Zeilen zu lesen.

    Durch den Tod meiner Mum sind meine Geschwister über Ostern bei mir gewesen und wir haben bis früh morgens gemeinsam draussen auf der Terasse gesessen und haben uns über die Vergangenheit unterhalten. Gestern waren wir gemeinsam im Friedwald wie meine Mutter es sich wünschte und haben eine wunderschöne kraftvolle Eiche ausgesucht, wo Ihre sterblichen ßberreste die letzte Ruhestätte bekommen werden.

    Da wir alle mit unserer Mum das Thema Tod auch besprochen haben, gab es keinerlei Streitigkeiten darüber wie es ablaufen wird, alles war klar.

    Meine Mum bekommt keine Trauerfeier sondern eine Abschiedsfeier. Schwarz darf tragen wer nicht anders kann, gerne gesehen jedoch sind helle, leuchtende und schöne Farben. Das war es was sie sich gewünscht hat.

    Sie war eine aussergewöhnliche Person und hat der Welt unglaublich viel gegeben, allerdings war für sie der Zeitpunkt gekommen, wo Sie sich entschlossen hat auf die andere Seite zu wechseln.

  3. Adamu sagt:

    Lieber Jens,

    ich schreibe hier eher selten, Deine Zeilen haben mich aber sehr berührt und so möchte ich Dir herzliches Beileid zu wünschen. Ich möchte Dir danken für Deinen Artikel, für die offenen und besinnlichen Worte, für Deinen Mut, so ein Thema aufzugreifen und offen darüber zu schreiben.
    Meine Mutter lebt noch, zwischen uns sind viele Dinge noch unausgesprochen und beim Lesen Deines Artikels habe ich gespürt, wie sehr ich innerlich verhärtet und voller Groll bin.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Trost in der Zeit der Trauer und des Abschieds.

    Herzliche Grüsse
    Adamu

  4. Newsticker2012 sagt:

    Guten Morgen Cheffe,

    da ich selbst ein frühes Schicksal erleiden musste kann ich eine so plötzliche Lebensveränderung die gedanklich ein Chaos und gefühlsmässig eine totale leere nachsichzieht vollstens nachempfinden, mein tiefstes mitleid möchte ich dir aussprechen, nun wirst du es selbst spüren wie es ist wenn ein verstorbener trotzdem mit dir redet und dich begleitet, gern hinterlasse ich Dir noch ein Zitat von jemanden den Du selbst schätzt.

    Gruss News

    Falls der Tod aber gleichsam ein Auswandern ist
    von hier an einen anderen Ort,
    und wenn es wahr ist, was man sagt,
    dass alle, die gestorben sind, sich dort befinden,
    welch ein größeres Glück gäbe es wohl als dieses?

    Sokrates

  5. peterpan sagt:

    Hallo Jens
    Auch von meiner Seite tiefstes Beileid. Meine Eltern haben auch das Alter und ich denke oft daran die Zeit mit ihnen zu nutzen. Zu oft regt man sich über Kleinigkeiten auf und genießt was man hat. Ich habe selber erst vor einer Woche einen guten Freund verloren der seit 3 Jahren mit seiner schweren Krebserkrankung kämpfte.
    Gruß, Jens

  6. powerbee sagt:

    Es tut mir Leid Jens,
    aber das Leben geht nun mal weiter und ich glaube mit ganzem Herzen, dass deine Mutter, dich bei allem sehr geliebt hat und damit sicherlich ein Auge auf euch hat, auch wenn sie jetzt nicht mehr direkt bei euch ist. Möge Gott euch begleiten!

    Bezüglich deinem Appell: Ich erfahre schon im jungen Alter eine außergewöhnlich strenge Erziehung, liegt natürlich auch am Hintergrund meiner Eltern. Ich kam irgendwann auf die Idee, mit meinen Bruder auszuziehen, weil ich keinen Ausweg mehr erkenne- zu Hause friedlich mit den Eltern weiterzuleben. Manchmal liegt es eben an der Einstellung und Erziehungsmethode der Eltern und nicht nur am Mangel an Gespräche. Meiner Erfahrung nach, was natürlich nicht die Meinung der Allgemeinheit prägen soll, ist es oft so, dass ich selbst mit offene Gespräche mit den Eltern nicht mehr weitergekommen bin und in einer ziemlich verzweifelten Zustand war. Als mich aber eines Abends mein Freund angeboten hat, mich abzuholen, hab ich mir die Mut zusammengenommen und mich gegen meine Eltern gewehrt. Im weiteren Verlauf, kam es zu zahlreichen Gesprächen, mitunter Gespräch mit Eltern mit ’neutralen Personen‘ am Tisch. Nun: Ich lebe seit zwei Tagen wieder zu Hause. Die ganze Situation ist noch ganz frisch und aktuell und mit der Hilfe anderer Menschen, die mich lieben und unterstützen wollen, bin ich so weit gekommen!
    Hierbei für alle Leser und Leserinnen: Ich möchte diejenigen dazu ermutigen, bei Not Menschen in das Gespräch miteinzubeziehen! Ihr werdet es nicht bereuen und wenn ihr darüber nachdenkt: Lieber noch das Letzte machen (den Eltern eine letzte Chance zu geben) als nichts zu machen und es im späteren Leben es zu bereuen!

Schreibe einen Kommentar

Kursanbieter: L&S RT, FXCM