Schätze der Natur I : Giersch

Der erste praktische Beitrag aus der neuen Kolumne Schätze der Natur beschäftigt sich heute mit Giersch. Sonnenanbeter und Badefreunde kamen in diesem eher kühlen und nassen Sommer nicht so recht auf ihre Kosten. Dafür wuchs diesen Sommer das Wildgemüse noch einmal zart wie im Frühling nach: eine schöne Gelegenheit, um zum Beispiel den Giersch näher kennen zu lernen!


Dr. Markus Strauß

Giersch
Aegopodium podagraria
auch: Geißfuß, Zipperleinskraut

Wildgemüse-, Salat- und Heilpflanze!

Verbreitung:

Giersch bevorzugt feuchte und nährstoffreiche Standorte. Man findet ihn in praktisch jedem Garten oder Park, unter Hecken und Gebüschen, in lichten Wäldern und am Waldrand. Zwar bevorzugt er feuchte und nährstoffreiche Standorte, doch auch an weniger vorteilhaften Standorten ist er oft anzutreffen. Giersch ist eine der vitalsten Pflanzen überhaupt und kann ganze Flächen für sich in Anspruch nehmen. Der Versuch dem Giersch durch Jäten beizukommen ist zum Scheitern verurteilt, da die Wurzeln zerbrechlich sind und aus jedem kleinen Reststück eine neue Pflanze hervorgeht.  Es ist folglich viel klüger das Thema Giersch von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten: sich mit ihm anzufreunden und ihn als schmuckes, sehr gesundes und nahrhaftes Dauergemüse im Garten zu begrüßen.

 

Charakteristische Inhaltsstoffe:

Giersch enthält doppelt so viel Vitamin C wie der dafür bekannte Grünkohl, des weiteren sehr viel Provitamin A und Eiweiß (6,9g/100g Blätter !!) sowie außergewöhnlich hohe Gehalte an Mineralstoffen und Spurenelementen, besonders Eisen, Mangan, Kupfer, Titan und Bor. ßtherische ßle und Cumarine erzeugen den arttypischen Duft der Pflanze.

 

Wirkung auf den menschlichen Organismus:

Der Beiname ß?Zipperleinskrautß? weist auf die Bedeutung des Giersch als Heilpflanze hin. Schon die Römer kannten ihn als Gemüse, im Mittelalter pries Hildegard von Bingen die unverwüstliche Lebenskraft der Pflanze und es ist bekannt, dass Giersch in Klostergärten kultiviert wurde. Die Heilwirkungen werden wie folgt beschrieben: Anregung für die Verdauung, Harnsäure lösend und Harn treibend, abführend, antirheumatisch, entwässernd und entzündungshemmend.

 

Verwendete Pflanzenteile und Erntezeit:

Direkt nach der Schneeschmelze beginnt die vitale Pflanze zunächst glasig-hellgrüne und in sich gefaltete Blättchen zu treiben. Bald ist der ganze Boden bedeckt. Giersch kann bis zu einem Meter hoch werden und so genannte Hochstaudenfluren bilden. Blätter, Stengel, Blüten ß? alles kann gegessen werden. Die jungen Blättchen im zeitigen Frühjahr (und nach jeder Mahd) können auch roh als Salat, die älteren Blätter und Stengel fein geschnitten als würziges, vom Geschmack her an Petersilie erinnerndes Gemüse oder getrocknet als Suppengewürz verwendet werden. Sofern die Pflanze 2-4 mal pro Jahr abgemäht wird wachsen ständig junge Blätter nach. Die Erntesaison beginnt im zeitigen Frühjahr ab Ende Februar/Anfang März. Regelmäßig abgeerntet oder gemäht kann man bis zum ersten starken Frost im Oktober oder November massenhaft ß?Spinatß?-Gemüse ernten.

 

Gierschgemüse – Rezept

Blattwerk und Stengel waschen, klein schneiden. In einer Pfanne eine fein gewürfelte Zwiebel in gutem Oliven- oder Sonnenblumenöl dünsten, mit Gemüsebrühe ablöschen und das Gemüse hinzugeben. Je nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, Muskat oder Knoblauch würzen. Auch die Asia-Variante mit Sojasoße, Curry, Garam Masala und Erdnusscreme ist sehr köstlich. Bei Bedarf Wasser nach gießen. Allgemein gilt: Giersch fällt unter Hitzeeinwirkung zwar ähnlich schnell wie Spinat in sich zusammen, doch die Garzeit ist in der Regel länger  – je nach dem ob sie zarte, junge Blätter (2-5 Minuten) oder derberes Blattgemüse verwenden (10-12 Minuten). Passende Beilagen: im Dampf gegarte Kartoffeln, Hirse, Reis, Couscous.

 

Viel Freude in Natur & Küche!

 

Markus Strauß


15 Responses to Schätze der Natur I : Giersch

  1. tomtom sagt:

    Giersch is ein geiles Kraut, habs dieses Jahr durch nen guten Freund kennengelernt und war überrascht, wo dieses „Unkraut“ (auch in der Stadt) überall wächst.

    Für mich dem handelsüblichen Spinat definitiv vorzuziehen, echt lecker.

  2. NAhTOd sagt:

    Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag.

    Ich freu mich schon auf mehr.

    Gruss

  3. beerchen sagt:

    Hallo,
    muß man alles essen nur weils gesund ist?
    Muß jeder selbst entscheiden, für mich ist das Unkraut.

  4. Dref sagt:

    Ein sehr sinnvoller Start!!!
    Nicht eine schlichte Heilpflanze, sondern ein hochwertiges Nahrungsmittel (Eiweiß). Die Pflanze kenne ich jetzt noch gar nicht, ich hoffe ich komme noch dazu das zu erforschen…

  5. Quotenossi sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Gute Idee, die Küche der Natur wieder mehr ins Bewußtsein zu bringen.
    Jedoch ein Hinweis und gleichzeitig dringende Bitte von mir:
    In meinen Kursen halte ich es so, immer zuvorderst auf Gefahren und Verwechslungsmöglichkeiten hinzuweisen. Nichts ist schlimmer, als das ein Laie voller Enthusiasmus losgeht und in dem Falle Giersch sammeln möchte und mit z.B. Schierling (eine unserer giftigsten Pflanzen … ab 1gr tödlich) wieder stolz heimkehrt und seine Familie damit beköstigt. Also bitte, bei naturkundlichen Beiträgen bezüglich Gesundheit und Ernährung aus der Natur IMMER auf Verwechslungsmöglichkeiten hinweisen!
    Entschuldigt bitte diese Kritik, jedoch ist von jedem Naturkundigen dies als Pflichtprogramm zu fordern, wenn er Laien unterweist oder auch nur neugierig machen möchte.
    Orientierung zur Unterscheidung sind Blattstengel und Sproßachsenquerschnitt und bei jeder Blütenpflanze die Blüte (merkmale und Blütezeit).
    Dummerweise sind bei Giersch und Schierling die Standortbedingungen teilweise gleich oder ähnlich.

    Liebe Grüße und gute Energie Euch allen.

  6. History sagt:

    @ Quotenossi

    Finde ich gut und wichtig dass du auf die Gefahr der Verwechslung hinweist, genau das hat mir in diesem Artikel auch gefehlt und eine genaue Beschreibung der äusserlichen Merkmale.

    Bevor ich eine neu entdeckte Pflanze sammle recherchiere ich immer nach Verwechslungsmöglichkeiten, so gestern erst beim Gänsefingerkraut.

    Diese Seite http://www.heilkraeuter.de/ ist ein sehr schönes Nachschlagewerk für sämtliche Pflanzen, mit guter Beschreibung und, mal mehr mal weniger, Fotos.

  7. Irmonen sagt:

    Der Versuch dem Giersch durch Jäten beizukommen ist zum Scheitern verurteilt, da die Wurzeln zerbrechlich sind und aus jedem kleinen Reststück eine neue Pflanze hervorgeht.

    Als ich diesen Frühjahr den Schrebergarten übernahm, ahnte ich noch nichts von meinem Reichtum an Gierschwildgemüse. Aber wie es eben im Leben so ist, zuviel des Guten ist auch nicht gut. Anders gesagt, der Giersch wächst wo er nur irgend ein Plätzchen findet. Da habe ich ein winziges Stückchen experimentell, in halbverzweifeltem Versuch, umgegraben, viele der Wurzeln rausgeklaubt und dann mit einer bunten Eigen-Mischung aus Gründünger, vor allem auch Phacelia, reingesät. Oh Wunder bis jetzt, Monate später ist dieses kleine Fleckchen noch immer im Gierschdschungel eine kleine Lichtung.
    Es kommt darauf an im Wettbewerb mit dem Giersch, die Richtigen Verdrängerpflanzen zu finden. „Normale“ Beestpflanzen, Zier und Nutzpflanzen, werden überwuchert, egal was, welche auch immer.

  8. washingtonmayfair sagt:

    Ich freue mich über diese neue Kolumne. Alein das Foto tut schon gut. Ich verwende das Kraut auch im Frühjahr als Gemüse oder Salatbeigabe. Und ich lasse einen Teil im Beet stehen, wo es mich nicht stört. Und den Rest jäte ich. Und erstaunlicherweise, lässt mich der Girsch dann in dem jeweiligen Jahr ziemlich in Ruhe. Im nächsten Jahr muss man wieder jäten, dann ist wieder Ruhe. Also, großes Kompliment an Dich Cheffe und an Herrn Stauss.
    PS. Das mit der Verwechslungsgefahr ist tatsächlich wichtig.

  9. coerny sagt:

    interessant wictiges wissen ,weiter so!

  10. Zinssklave sagt:

    Vielen Dank für den Beitrag, finde ich sehr gut. Bisher haben wir nur Pilze von der Natur geklaut. Bei Pilzen muss man aber auch verdammt aufpassen, da sollte man 2-3mal auf eine Führung gehen und zur Sicherheit ein Büchlein mitnehmen.

  11. Dref sagt:

    VERWECHSLUNGSMßGLICHKEITEN
    Also zur Identifizierung ist sehr oft – aber nicht immer – Wikipedia mal ausnahmsweise hoch zu loben!

  12. Habnix sagt:

    Bei mir wachsen wieder Tüfften(Kartoffeln) in der Mörtelbütt aber ob ich die bis Ende Herbst ernten kann weis ich nicht.

    Der Ausdruck „Tüfften“ ist aus Herr der Ringe Smergold(Golum).

  13. Melissa sagt:

    tolle Idee….der Giersch mit seinem hellen Grün ist enorm kraftvoll und reinigend und stimmungsaufhellend…den Giersch haut so schnell nichts um er ist der pure Optimist…kann aber der Verwechslungsgefahr bei Doldengewächsen nur zustimmen deshalb Augen auf!!

    @zinsklave..die Natur verschenkt sich ,allerdings sind Dankbarkeit und Achtsamkeit sehr wichtig selbst beim wuchernden Giersch muss man in der freien Natur nicht die ganze Pflanze rausreißen sondern nimmt nur einzelene Blätter.

    Rein rechtlich darf übrigens jeder nur eine Handvoll Heilkräuter etc mit nach Hause nehmen zum Schutz vor Ausrottung wie ja in den 70/80-Jahren beim Wildkräuterboom schon fast passiert ist…

    Interessant ist übrigens zu beobachten…dass die Natur uns Menschen immer die Kräuter anbietet die wir als Menschheit oder Individuum am Dringensten brauchen…sie drängen sich förmlich überall auf wo was wachsen kann.
    Es lohnt sich wirklich mal im Umkreis von ein paar Metern zu schauen welche Pflanzen sich dir in den Weg oder auf die Terrasse/Garten schmeißen…diese sind deine wichtigsten helfenden Heiler.

    Die Lösung liegt immer direkt vor den Augen heisst es so schön.. wenn ich das doch selbst immer gleich umsetzen könnte*smile* aber es stimmt.

  14. […] Gierschgemüse mit Naturreis (Rezept hier)  war neben dem obligatorischen Wildkräutersalat auch wieder sehr lecker. Das zuletzt gereichte […]

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