Schätze der Natur VII : Vogelbeere (Eberesche)

Die Gattung Sorbus umfasst 80 Arten welche in den Gebieten mit gemäßigtem Klima auf der Nordhalbkugel überall vorkommen. Die Vogelbeere hat auch bei uns in Mitteleuropa nahe Verwandtschaft: die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist ein relativ seltenes aber einheimisches Laubgehölz, ferner kommen bei uns die Mehlbeere (Sorbus aria) sowie die Schwedische Mehlbeere (Sorbus intermedia) vor. Die beiden letztgenannten findet man öfter auch als Park- oder als Alleebaum. Die Früchte all dieser Arten sind essbar und können in ähnlicher Weise wie dies hier für die Vogelbeere vorgestellt wird verarbeitet werden.


Sorbus aucuparia, Rosaceae von Dr. Markus Strauss

Die Eberesche wächst sowohl als Strauch, als auch als mehr- oder einstämmiger Baum. Sie erreicht meist nur Höhen von 5-8 Metern, selten erreicht sie 15 Meter.
Kennzeichnend sind: die glatte hellgraue Borke des jungen Holzes und die charakteristischen Fiederblätter: diese sind aus 9-15 länglich-lanzettlich geformten, jeweils ca. 5 cm langen, scharf gezähnten und kaum gestielten Einzelblättern zusammengesetzt. Die Unterseite der Blätter ist behaart.
Die Eberesche blüht in stehenden Doldentrauben in welchen viele der kleinen, weißen Blüten zusammengefasst sind. Blütezeit ist Mai, in kühleren Lagen erst Anfang Juni. Wie für Rosaceaeen üblich besitzen die Blüten 5 Kelchblätter. Die Blüten verströmen einen eher unangenehmen Geruch.
Die Früchte der Vogelbeere sind 8-10 mm kleine, leuchtend orangerot gefärbte ßpfelchen, welche in dichten Doldentrauben an dem Gehölz hängen und sehr dekorativ aussehen.

Aufgrund ihrer auffälligen Blüten, der Fiederblätter und vor allem wegen der dekorativen, leuchtend orangeroten Früchte wird die Vogelbeere in Gärten und Parks häufig angepflanzt. Auch an Waldrändern, in Hecken und Gebüschen ist das Gehölz oft anzutreffen, da Vogelschützer hier die Vogelbeere fördern.
Von Natur aus besiedelt diese tiefwurzelnde Pionierpflanze nährstoff- und kalkarme Böden und gedeiht in Mittelgebirgslagen und im Hochgebirge auch noch an sehr unwirtlichen Standorten. Hier steigt sie bin in Höhen von 1500 m auf.

Die Früchte enthalten Zitronen- und Apfelsäure, (Para)-Sorbinsäure, Sorbit, Carotinoide, welche für die auffällige Färbung der Früchte verantwortlich sind, sowie Gerbstoffe, Pektin und reichlich Vitamin C.
Wegen des hohen Gehaltes an Vitamin C wurden die Beeren früher zur Behandlung von Skorbut sowie bei Erkältungskrankheiten verordnet. In der Volksmedizin ist zudem eine harntreibende und leicht abführende Wirkung der gekochten Beeren beschrieben, welche zur Behandlung von Gicht und Rheuma genutzt wurde.

Die Früchte der Eberesche, Beeren genannt, eignen sich nur bedingt zum rohen Verzehr! Zum einen schmecken diese intensiv bitter und säuerlich, zum anderen führen größere Mengen roher Beeren zu Beschwerden in Magen und Darm, wie Erbrechen und Durchfall. Daher kochen Sie diese bitte vor dem Verzehr ab. Gekochte Beeren schmecken prima und sind gut verdaulich.

Bei der Ernte der Früchte sollte man darauf achten nur sehr reife Beeren zu sammeln. Auch hierbei ist es am praktischsten gleich ganze Doldentrauben abzuschneiden und erst zu Hause die einzelnen Beeren abzuzupfen und zu sortieren. Nach dem ersten richtigen Frost (nicht nur ein schwacher Bodenfrost!), schmecken die Beeren etwas milder.

Erntezeit der Beeren: Ende September – November (nach dem ersten starken Frost)

Ein Tipp für Gartenbesitzer:
Für Gartenbesitzer besonders interessant ist die ß?Essbare Eberescheß? oder auch ß?Mährische Eberescheß? (Sorbus aucuparia edulis) Diese Art wurde erst um 1810 in Mähren entdeckt. Sie hat größere Früchte als S. aucuparia und die Früchte sind auch roh essbar, da sie parasorbinfrei sind und zudem nicht bitter schmecken. Die Früchte sind reich an Vitamin C und enthalten 8,5% Sorbit. Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff welcher für Diabetiker geeignet ist.

Rezeptideen (für 4 Personen):

Vogelbeer-Birnen-Marmelade
600g Birnen, entkernt und in kleine Stücke geschnitten sowie 400g Beeren von der Vogelbeere in einen Topf geben und mit dem Saft einer unbehandelten Zitrone sowie deren Schalenabrieb (Zesten) und 500g Gelierzucker 1:3 vermischen. Langsam unter Rühren zum Kochen bringen und ca. 3 Minuten kochen lassen ehe die heiße Marmelade in sterile, fertig bereit stehende Schraubdeckelgläser abgefüllt werden kann. Das bitter-saure Aroma der Vogelbeeren wird durch die Süße der Birnen und des Zuckers aufgefangen und kontrastiert!

Vogelbeer-Apfel-Kompott
4 große ßpfel, entkernen und ungeschält in Würfel schneiden.
Zusammen mit 2 Händen voll abgezupften Vogelbeeren und etwas Wasser in einem Topf für 3-5 Minuten kochen. Nach Geschmack mit Zimt und / oder Kardamom abschmecken, eventuell mit rohem Rohrzucker, Agavendicksaft oder Ahornsirup süßen. Schmeckt lauwarm auch sehr gut!

Viel Freude in Natur und Küche!

Markus Strauß

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5 Responses to Schätze der Natur VII : Vogelbeere (Eberesche)

  1. washingtonmayfair sagt:

    Kann ich nur bestätigen. Ich habe dieses Jahr vom Nachbarn Mengen von der mährischen Vogelbeere geschenkt bekommen und habe wunderbare Marmeladen gekocht. Apfel-Vogelbeere, Rotwein-Vogelbeere und pur. Da schemckt alles sehr sehr gut. Aufs Brot oder auch zu Käse, Ziegenkäse und so weiter und so fort. Zur Nachahmung unbedingt zu empfehlen.

  2. washingtonmayfair sagt:

    Nein, das ist nicht wirklich mit dem Feuerdorn zu verwechseln. Außer, dass die beiden Pflanzen rote Beeren haben, haben sie nichts gemeinsam. Die Eberesche ist ein Baum mit völlig anderen Blättern und Früchten und der Feuerdorn ist ein Busch und sowohl die Form der Blätter als auch die Art wie die Beeren angewachsen sind, ist total verschieden.

  3. […] Wissenswerte Einzelheiten und Rezepte zum genannten Wildobst hat Dr. Markus Strauß bereits in der Reihe „Schätze der Natur“ festgehalten, nachzulesen hier: Hagebutte, Sanddorn, Holunder, Vogelbeere. […]

  4. […] Wissenswerte Einzelheiten und Rezepte zum genannten Wildobst hat Dr. Markus Strauß bereits in der Reihe „Schätze der Natur“ festgehalten, nachzulesen hier: Hagebutte, Sanddorn, Holunder, Vogelbeere. […]

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