Schätze der Natur IX : Die Hagebutten der wilden Heckenrose

Die Früchte der Rose, Hagebutten genannt, wurden früher als die ß?Zitronen unseres Himmelsß? gepriesen. In kriegsbedingten Notzeiten, als keine Zitrusfrüchte aus südlichen Ländern importiert werden konnten und vitaminreiches Obst und Gemüse generell Mangelware war besann man sich auf die Vitamin-Cß?reichsten Früchte der einheimischen Flora: Sanddorn, schwarze Johannisbeere und natürlich auf die Hagebutte. Grundsätzlich sind die Früchte aller Rosen, auch die der veredelten Sorten in Gärten und Parks, essbar.


Rosa canina, Rosengewächse (Rosaceae)

Die Heckenrose wächst als bis 3 m hoher Busch mit bogig überhängenden Zweigen. Die Heckenrose ist raschwüchsig, wird meist genau so breit wie hoch und kann sich auch durch Wurzelausläufer ausbreiten. Mitunter kann es dadurch zur Bildung von undurchdringlichen Heckenrosen-Dickichten kommen. Typisch für Rosen ist die Bewehrung mit Stacheln: im Falle der Heckenrose sind diese 3-10 mm lang und gekrümmt. Umgangssprachlich werden diese zwar als ß?Dornenß? bezeichnet, dies ist aus botanischer Sicht jedoch falsch: Stacheln werden aus der Rinde heraus gebildet und sind daher nicht direkt mit dem Holz des Astes verwachsen und können leichter abbrechen. Dornen hingegen sind kurze, spitze Ausbildungen der Zweige selbst.
Die Blätter der Heckenrose sind unpaarig gefiedert, bestehen in der Regel aus fünf oder sieben Einzelblättern, direkt unterhalb der Blüte auch nur aus drei. Die Blattränder sind scharf gesägt.
Die Blüte wird aus fünf Blütenblättern gebildet. Diese sind rosa gefärbt, seltener auch weiß. Die Blüte beginnt Ende Mai/Anfang Juni und dauert zwei bis drei Wochen. Aus diesen entwickeln sich bis zum Herbst hin die leuchtend roten, oval bis eiförmig geformten Hagebuttenfrüchte.

Rosa canina ist ein in ganz Europa sehr häufig anzutreffender Strauch. Wie alle Rosen, so benötigt auch die Heckenrose einen sonnigen und eher trockenen Standort. An den Boden stellt sie keine besonderen Ansprüche. Wie der Name schon signalisiert: die Heckenrose ist eine der charakteristische Heckenpflanzen. Man findet die Rosensträucher auch an sonnigen Waldrändern, auf Feldrainen, Lesesteinhaufen, Böschungen, Heiden und Magerrasen, verwilderten Weinbergen und auf nicht mehr bewirtschafteten Wiesen.

Charakteristische Inhaltsstoffe und Heilwirkungen

Das Fruchtfleisch der Hagebutten ist außerordentlich reich an Vitamin C (500-1700 mg/100Gramm)!

Außerdem enthält es die Vitamine A, K, P, B-Vitamine sowie bis zu 15 % Pektine, 3% Fruchtsäuren, 14% Zucker und 2-3% Gerbstoffe. Carotinoide sind für das leuchtende Rot der Früchte verantwortlich. Doch damit nicht genug: die Hagebutte ist auch voller wertvoller Mineralien! Folgende Werte gelten ebenfalls für 100 Gramm Fruchtfleisch: 512 mg Kalium, 47 mg Natrium, 50 mg Calcium, 122 mg Magnesium, 10 mg Eisen und 54 mg Phosphor.

Das Vitamin C der Hagebutte ist im Unterschied zu anderen Vitamin C Trägern sehr beständig – auch nach (kurzem) Kochen oder ßberbrühen! Daher lässt sich das wertvolle Vitamin in Form von Tee oder Hagebuttenmark auch im Winter nutzen: die Hagebutte wird traditionell zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt, zum Beispiel zur Vorbeugung von  Erkältungskrankheiten oder auch bei der Rekonvaleszenz nach Erkrankungen.

Umschläge mit in Tee getränkten Tüchern wirken belebend und regulierend auf die Hautfunktionen. Das Gurgeln mit Hagebuttentee soll bei einem entzündeten Rachen helfen.

 

Sammeltipps

Wer sich näher mit Rosen beschäftigt hat natürlich auch immer mit deren Dornen, besser gesagt deren Stacheln, zu tun. Also: denken Sie daran Arbeitshandschuhe mitzunehmen bevor sie Blütenblätter sammeln oder zur Hagebuttenernte aufbrechen wollen. Blütenblätter sammelt man ausschließlich von frisch aufgeblühten Blüten ß? am besten morgens nachdem der Tau abgetrocknet ist. Um die leicht flüchtigen ätherischen ßle der Blütenblätter nicht zu verlieren ist es ratsam, sofort nach der Ernte mit deren Verarbeitung zu beginnen.

Im Gegensatz zu manch anderem Wildobst ist es bei Hagebutten ratsam diese zwar voll reif aber vor dem ersten Frost zu ernten, da die Früchte danach schnell an Qualität verlieren können. Anfang bis Mitte Oktober ist erfahrungsgemäß eine gute Erntezeit.

Wer nah an den Küsten wohnt oder im Herbst dort ein paar freie Tage verbringt hat die Gelegenheit die großen und dickfleischigen Früchte der Apfel- oder Kartoffelrose Rosa rugosa zu ernten. Diese lassen sich aufgrund ihrer Größe und Konsistenz etwas schneller verarbeiten.

 

Verwendete Pflanzenteile und Erntezeit

Blütenblätter                        Ende Mai, Juni

Hagebutten                          September, Oktober

 

 

Rezepte & Ideen

 

Hagebuttenmus

Aus etwa 2 kg erntefrischen Hagebutten stellt man zunächst 1 kg Hagebuttenmark her: dazu die Früchte waschen und von Stil und Käppchen befreien. In einen Topf geben und so viel Wasser hinzufügen, dass die Früchte gerade so bedeckt sind und die Hagebutten nun 20 Minuten lang weich kochen. Nun die Masse durch eine so genannte Flotte Lotte drehen ß? Kerne und Härchen bleiben auf diese Weise im Sieb zurück. Das so gewonnene Hagebuttenmark kann nun mit einem Gelierzucker, zum Beispiel 1:3 Gelierzucker mit Apfelpektinen und Zitronensäure, eingekocht und in bereits vorbereitete, sterile Schraubdeckelgläser abgefüllt werden. (Bitte beachten Sie die Mengenangeben und Zubereitungshinweise auf der Packung des Gelierzuckers)

 

Tee

Hagebuttentee ist durch den hohen Vitamin C Gehalt ein ideales Getränk zur Stärkung der Abwehrkräfte oder zur Rekonvaleszenz nach Krankheiten. Bei der Herstellung von  Hagebuttentee kann auch das Innenleben der Früchte, also die Kernchen und Haare, mitverarbeitet werden. Da die Kernchen ein Vanilleartiges Aroma abgeben wäre es geradezu schade diese auszukratzen und wegzuwerfen. Im Hals werden sie bestimmt nicht kratzen können, da sie im Teebeutel oder Sieb hängen bleiben werden. Nun zur Zubereitung:  Hagebutten waschen, Stile und die Käppchen entfernen und die Früchte in kleine Stücke schneiden. Diese in einem Dörrgerät oder im Backofen bei maximal 50 Grad trocknen. Nach dem Trocknen auskühlen lassen und zeitnah in saubere Schraubdeckelgläser abfüllen. Diese dunkel und kühl lagern. Die spätere Zubereitung: pro Tasse Tee 2 TL getrocknete Hagebutten in entsprechender Menge Wasser für 10 Minuten kochen. Auf diese Weise enthält der Tee die höchstmögliche Konzentration an Vitamin C. Nun den Tee absieben und eventuell nach Geschmack süßen. Die Trägereigenschaften der Hagebutte für Vitamin C sind sehr günstig ß? auch Stunden nach dem Kochen enthält der Tee noch die gleich hohe Konzentration an Vitamin C. Daher ist dieser Hagebuttentee auch gut zur Aufbewahrung in einer Thermoskanne geeignet.

 

Viel Freude in Natur und Küche!

 

Markus Strauß

 

 

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Den Mitschnitt des Interviews beim NDR finden Sie hier:

http://www.youtube.com/watch?v=M8tQf1h1Rmk

 

 

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2 Responses to Schätze der Natur IX : Die Hagebutten der wilden Heckenrose

  1. […] Dr. Markus Strauß bereits in der Reihe „Schätze der Natur“ festgehalten, nachzulesen hier: Hagebutte, Sanddorn, Holunder, […]

  2. […] Dr. Markus Strauß bereits in der Reihe „Schätze der Natur“ festgehalten, nachzulesen hier: Hagebutte, Sanddorn, Holunder, […]

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