Schätze der Natur XIV : Wiesen-Labkraut
Gerade in der kalten Jahreszeit benötigen wir Vitamine und Vitalstoffe, um unser Immunsystem fit zu halten. Natürlich ist das Angebot an frischem Grün nun stark eingeschränkt, doch einige wertvolle Wildgemüse-, Salat- und Kräuterpflanzen überwintern mit grünen Blättern! In den kommenden Wochen möchte ich diese hier vorstellen.
Wiesen-Labkraut – Galium mollugo
Das Labkraut ist den ganzen Winter über verfügbar! Es überwintert in dichten dunkelgrünen Polstern, welche aus vielen kleinen Triebspitzen bestehen.
Das Labkraut ist ein Mitglied der Pflanzenfamilie der Rötegewächse (Rubiaceae). Der Name deutet auf die frühere Verwendung des Krautes bei der Verarbeitung von Milch hin: das in der Pflanze enthaltene Labenzym wurde bei der Herstellung von Käse zur Gerinnung der Milch eingesetzt. Heute hingegen wird Labenzym vor allem aus den Mägen von Kälbern gewonnen. Eine weitere technische Nutzung ist überliefert: Die Wurzeln des Labkrautes wurden früher zum rot färben von Stoffen eingesetzt.
Aus einem ausdauernden Wurzelstock treibt das Labkraut jedes Jahr neu aus und zählt daher zu den Stauden. Die Triebe werden 60 cm bis maximal 1 Meter hoch und enden in locker angeordneten, stark verzweigten Blütenständen, welche aus vielen winzig kleinen (ca. 3 mm) Blütchen gebildet werden. Diese blühen entweder in rein weiß oder cremefarben, sind vierstrahlig und besitzen zwei Staubbeutel. Die Blüten verströmen einen intensiven, süßlichen Duft der besonders bei feuchter Luft und größeren Labkrautbeständen in der Umgebung der Pflanzen schwer in der Luft liegen kann.
Doch auch schon vor der Blütezeit ist das Labkraut leicht an seiner typischen Belaubung zu erkennen:
An dem glatten und vierkantigen Stängel stehen in regelmäßigen Abständen Blattquirle, welche von 6-9 Blättchen gebildet werden und den Stängel rundherum wie die Speichen eines Rades umgeben. Die einzelnen Blättchen sind sehr schmal, lanzettförmig, und durch eine durchgehende Mittelrippe gekennzeichnet.
Das Labkraut ist in Mitteleuropa sehr weit verbreitet. Es bevorzugt sonnige Standorte auf seltener gemähten Wiesen (ein bis zwei Mahden pro Jahr) und wächst an Wegrändern, Feldrainen und auf der Sonnenseite von Hecken. Labkraut gedeiht vor allem auf Kalkhaltigen, nährstoffreichen und tiefgründigen Böden.
Neben dem oben bereits genannten Namen gebenden Labenzym enthält das Labkraut reichlich ätherisches ßl, Gerbstoffe, Mineralien und Spurenelemente.
Die Naturheilkunde berichtet von einer entwässernden Wirkung des Labkrautes, da die Nieren in ihrer Tätigkeit angeregt werden sowie von der Unterstützung der Entschlackung, besonders über die Lymphe.
a) Triebspitzen und Blätter
Labkraut kann fast das ganze Jahr über geerntet werden, da es mit kleinen, auch im Winter erstaunlich grünen Trieben, die kalte Jahreszeit überdauert. Natürlich ist der Sammelaufwand in der Zeit von Dezember bis März erheblich größer aber immerhin gut möglich. Im April gestaltet sich die Ernte am einfachsten, da nun die jungen, zarten Triebe komplett geerntet werden können. Später sollte man sich auf die Triebspitzen beschränken, da die unteren Abschnitte der Stängel faserig und hart werden. Die nach einer Mahd frisch nachgewachsenen Triebe allerdings weisen wiederum die zarte April-Qualität auf und können auch im Sommer oder Herbst ganz geerntet werden.
b) Blüten
Die Hauptblütezeit ist Ende Juni bis Mitte Juli. An den stark verzweigten Haupttrieben findet man bis in den Spätsommer hinein immer noch Nachzüglerblüten an den Seitentrieben. Nach einer frühsommerlichen Mahd treibt das Labkraut ein weiteres Mal aus, bildet nun aber kürzere Triebe und im späteren Sommer kleinere Blütenstände.
Rezepte
Labkraut-Möhren-Gemüse
Möhren schälen und in Scheiben oder Stäbchen schneiden. Nachdem Sie in einer Pfanne eine fein gewürfelte Zwiebel in einem guten Speiseöl glasig gedünstet haben geben Sie zunächst das Möhrengemüse hinzu und löschen mit etwas Gemüsebrühe ab. Erst einige Minuten später geben Sie die jungen, zarten Triebspitzen, welche nach gründlichem Waschen grob gewiegt wurden, zum Gemüse hinzu. Je nach Geschmack und Konsistenz kann wiederum mit Gemüsebrühe, Weißwein, Wasser oder Sahne abgelöscht werden. Zum Würzen eignen sich Salz & Pfeffer, Knoblauch und mediterrane Kräuter oder aber auch Ingwer, Chili, Curry, Gram Masala und Sojasoße für die Liebhaber der asiatischen Küche. Als Beilagen passen Reis oder Hirse ideal.
Labkrautsalat
Pro Person 1 Hand voll Blätter / Triebspitzen. Zunächst werden diese gründlich gewässert, anschließend in einer Salatschleuder trocken geschleudert. Da die Oberfläche der Stängel und Blättchen sehr glatt ist, wird empfohlen den Labkrautsalat mit besonders dickflüssigen und cremigen Dressings anzurichten, da diese gut an den Pflanzenteilen haften bleiben. Gut geeignet sind: eine Sahne-Senf-Soße mit Balsamessig, Salz & Pfeffer, sowie frischem Knoblauch oder eine ß?Thousand-Islandß? Sauce aus Tomatenmark, Mayonnaise, Salz & Pfeffer sowie Zitronensaft oder Essig.
Viel Freude in Natur und Küche!
Markus Strauß
Den Mitschnitt des Interviews beim NDR finden Sie hier:
http://www.youtube.com/watch?v=M8tQf1h1Rmk
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© Dr. Markus Strauß 2011
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