Schätze der Natur XXII : Bärlauch
Der wilde Bärlauch gehört zu der Familie der Zwiebelgewächse (Alliaceae) und ist damit ein enger Verwandter vieler unserer Kulturpflanzen wie Schnitt- und Knoblauch, die Speisezwiebel und der Porree. Ab dem zeitigen Frühjahr wachsen aus einer kleinen Zwiebel ca. 20 cm hohe längliche, lanzettliche Blätter, welche sich weich anfühlen. Jede Zwiebel bringt ein kleines Büschel dieser Blätter hervor. Einige Wochen später erscheinen aus der Mitte dieses Büschels eine oder mehrere Sammelblüten, welche zunächst in einer gemeinsamen Hülle verpackt sind.
Nach dem Platzen der Hülle entfalten sich die kugeligen Scheindolden und die einzelnen kleinen, sternförmigen, weißen Blüten öffnen sich. Die Blüten verströmen einen intensiven Knoblauchgeruch. Nach der Blüte verändert sich das Erscheinungsbild sehr schnell: die Samen reifen und fallen aus, die Blätter verfärben sich gelb und sterben ab – wo im April noch üppig Bärlauch stand ist im Juni oberirdisch nichts mehr zu sehen, bis die Zwiebeln im kommenden Frühjahr wieder austreiben.
Der Bärlauch wächst häufig in mitteleuropäischen Laubwäldern, er liebt humus- und nährstoffreiche, eher feuchte Standorte. Die Pflanzen stehen selten vereinzelt, vielmehr ist es typisch für den Bärlauch, dass er, wenn er sich einmal an einem Standort etabliert hat, sich an diesem massenhaft vermehrt und den Waldboden dort von März bis Mai mit einem dichten Blätterteppich bedeckt. Daher spricht man auch von so genannten ß?Bärlauchplätzenß?.
Charakteristische Inhaltsstoffe:
Allicin, Vitamin C, ätherische Lauchöle, Saponine, Flavonoide, sehr reich an Mineralien und Spurenelementen (Kalium, Mangan, Eisen), Schleimstoffen und Zucker.
Wirkung auf den menschlichen Organismus:
Bärlauch wirkt anregend, antibakteriell, blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend und schleimlösend. Er ist die ideale Pflanze für eine belebende und regenerierende Frühjahrskur. Darüber hinaus wird er in der Volksmedizin zur Förderung der Verdauung, gegen Arteriosklerose sowie zur Senkung des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels eingesetzt.
Sammeltipps
Hat man erst einmal ß?seinenß? heimischen Bärlauchplatz im Wald gefunden ist man in aller Regel gut versorgt. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit des Bärlauchs bei Wildpflanzensammlern sollte man jedoch einige Verhaltensregeln beherzigen: die einzelnen Büschel sollten nicht komplett abgeerntet werden, dies schwächt die Pflanze sehr, da sie dann während ihrer kurzen Vegetationszeit kaum noch Photosynthese betreiben kann. Besser ist es, an mehreren verschiedenen Büscheln jeweils maximal ein Drittel der Blätter zu pflücken. Das unnötige Umhergehen und das damit unvermeidliche Zertrampeln der Pflanzen in den dichten Beständen ist natürlich zu vermeiden.
Verwendete Pflanzenteile und Erntezeit:
Blätter: Hauptsaison für den Bärlauch ist März bis Mai.
Blüten: Ende April / Mai
Zwiebeln: Juni – Februar
Mögliche Verwechslungsgefahr:
Leider ist es schon vorgekommen, dass der Bärlauch mit dem Maiglöckchen und auch mit der Herbstzeitlose verwechselt wurde. Diese Pflanzen sind beide stark giftig. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal ist der Knoblauchgeruch! Alle Pflanzenteile des Bärlauchs, also sowohl die Zwiebel als auch die Blätter, Stängel, Blüten und Samen riechen eindeutig und stark nach Knoblauch.
Bärlauch |
Maiglöckchen (giftig) |
Blattunterseite: stumpf | Blattunterseite: glänzend |
Blatt weicher, am Rand oft etwas gewellt | Blatt etwas härter, am Rand weniger gewellt |
Kugelige Sammelblüte wächst in gemeinsamer Hülle heran | Einzelne Blüten sind am Stängel hintereinander aufgereiht |
Jedes Blatt einzeln am Stiel, insgesamt aber im Büschel stehend | Blätter wachsen meist paarweise am Stiel |
Alle Pflanzenteile: intensiver Knoblauchgeruch! | Kein Knoblauchgeruch |
Rezepte
Bärlauch ß? Pesto
Frische Bärlauchblätter und / oder Blüten klein schneiden, zusammen mit kalt gepresstem Olivenöl, angerösteten Pinienkernen, und je nach Geschmack: Salz, Pfeffer, geriebenem Parmesankäse oder Peccorinokäse in einem Mörser zu einem Pesto verarbeiten. Ideal zu Nudeln! Im Kühlschrank aufbewahrt hält sich das Pesto einige Tage lang.
Bärlauchbutter
Butter oder Reformmargarine aus dem Kühlschrank nehmen und einige Zeit an normaler Zimmertemperatur weich werden lassen. Sehr fein gehackte, frische Bärlauchblätter, Bärlauchblüten oder Bärlauchzwiebel mit der Butter vermengen. Je nach Belieben salzen und einige Stunden oder besser über Nacht ziehen lassen. Bei der Aufbewahrung im Kühlschrank zum Schutz der anderen Speisen vor dem intensiven Knoblauchduft luftdicht verschließen.
Bärlauch – Soße
In einer Pfanne aus Butter oder ßl und etwas Mehl eine Mehlschwitze herstellen. Diese mit Gemüsebrühe ablöschen und frische, klein gehackte Bärlauchblätter, – blüten oder Zwiebeln hinzugeben. Nach Geschmack salzen und pfeffern. Schmeckt sehr gut zu Kartoffeln!
Bärlauch ß? Quark
Ebenfalls sehr gut zu Kartoffeln: ein Bärlauch-Quark! Quark nach Belieben salzen, pfeffern, eventuell mit Sahne oder Joghurt, Olivenöl oder Kürbiskernöl verfeinern und frische, klein gehackte Bärlauchblätter unterheben.
Bärlauchß?Dinkel-Suppe
Dinkelkörner in reichlich Gemüsebrühe weich kochen. Gegen Ende der Garzeit Möhrenscheibchen oder Stäbchen hinzugeben (ergibt ein fröhliches Farbspiel!) Zum Binden der Suppe entweder eine Mehlschwitze herstellen oder einige zerdrückte Kartoffeln verwenden. Mit Salz, Pfeffer, Muskat, Curry, Chili, Sojasoße und natürlich einem sehr großen Bündel frisch gewiegtem Bärlauch je nach Geschmack würzen. Falls Sie Bärlauchzwiebeln verwenden: diese klein hacken und in ßl glasig dünsten, dann das ßl-Bärlauch-Gemisch in die fertige Suppe geben.
Viel Freude in Natur und Küche!
Markus Strauß
PS: Eine ßbersicht über meine Wildpflanzen-Seminare an verschiedenen Standorten in Deutschland finden Sie unter www.dr-m-strauss.de
2 Responses to Schätze der Natur XXII : Bärlauch
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Bärlauch ist auch gut gegen Magenschmerzen. Ein paar Krümel des getrockneten Bärlauchs mit heißem Wasser aufbrühen, etwas ziehen lassen und möglichst heiß trinken. Nach wenigen Minuten setzt die Wirkung ein.
Schade, das es keinen Bärlauchtee gibt!
http://www.doktoreisenbarth.ch/blauch/verwechslung.php
aber nicht verwechseln mit