Wirtschaftsmatrix I : Aussie vs Loonie

Im Forex mit Devisenpaaren in die eine oder andere Richtung zu spekulieren, kann ein schönes Nebengeschäft sein, solange die Spekulation natürlich aufgeht. Hierbei sind vor allem Devisenpaare interessant, die gewisse ßhnlichkeiten aufweisen was die Wirtschaftsentwicklung- und -leistung der beiden betroffenen Länder betreffen.

Hierzu passend ist das Währungspaar AUD-CAD, nämlich der australische Dollar(Spitzname Aussie) und der kanadische Dollar (Spitzname Loonie). Beide Länder sind führend im Export von Rohstoffen und Bergbau Know-How. Zwar fristet das Währungspaar AUD-CAD im Vergleich zu den führenden Major-Währungen wie z.B. EUR-USD ein Nischendasein, aber sie ist dennoch kein Exot. Denn Exoten sind Währungspaare von Ländern, die keine Industrienationen sind, sondern eher zu den Schwellenländern gehören.  Solche Währungsexoten werden weitaus seltener gehandelt und sind meist dadurch auch weniger beweglicher.[1] Beim AUD-CAD Währungspaar ist eher das Gegenteil der Fall und macht das für Investoren als Anlagemöglichkeit sehr interessant. Es gibt so gut wie keine starken Abwertungen und das Währungspaar weist sich lange bildende Trends aus. In 2011 befand sich AUD-CAD in einer Range von nicht einmal 1000 Pips.[2] Darüber hinaus ist die Basiswährung bei diesem Währungspaar der Aussie und bedeutet umgangssprachlich wie viel Loonies bekomme ich für einen Aussie, wobei die aktuelle Loonie-Stärke dieses umkehren lassen könnte.

Wie ich in meinem letzten Artikel ß?Algorithmus des Todesß? erwähnt habe, hat die Stärke oder Schwäche einer Währung gegenüber einer anderen auch einen starken Einfluss auf die übrigen Assetmärkte. Steigt der Aussie gegenüber dem Loonie führt das in letzter Konsequenz dazu, dass auch die Risikoaversion der Investoren für Rohstoff- und Edelmetallpreise sinken. Darüber hinaus gibt es auch ein weiteres Incentive für Investoren, falls sie gewillt sind einen Long-Kontrakt auf AUD-CAD auch längere Zeit zu halten, und nicht Intraday aufzulösen. In diesem Fall ist der Broker verpflichtet am Ende des Tages (gegen 23 Uhr) die Stellungen mit den neuen Zinssätzen zu aktualisieren und einen möglichen Unterschied auf das Konto gutzuschreiben oder entsprechend zu belasten. Dieser Prozess wird Rollover genannt und die entsprechende Belastung oder Gutschrift von Punkten wird Swap bezeichnet.[3] Das Geschäft kann lohnenswert sein, solange der Kurstrend in die gewünschte Richtung läuft. Darüber hinaus liegt der Zinssatz des Aussie bei aktuell 3.50 % und des Loonie bei 1.0%. Ergo sollte sich der Aussie Kurs stärker entwickeln als der Loonie Kurs trotz des Umstandes der viel höheren Verzinsung, aber das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich die aktuelle Kursentwicklung des AUD-CAD Währungspaares genauer unter die Lupe nimmt. Einer der Umstände ist wie folgt:

In Australien hat die australische Zentralbank REB in den letzten Jahren mehre Zinserhöhungsschritte durchgeführt um der Immobilienblase Einhalt zu gebieten. Diese Zinserhöhungsschritte der REB hatten aber nichts geholfen, da sie die Kredit- und Immobilienkrise eher verschärft haben. Wie seinerzeit in den USA haben viele Hypothekennehmer auf dem Höhepunkt der Immobilienblase variabel verzinsliche Immobilienkredite aufgenommen, was sich nun mit dem Platzen der Immobilienblase rächt. Zwar hat die REB seit Ende 2011 die Zinsen wieder gesenkt, aber dennoch hat das nichts geholfen, da die Immobilienpreise seit Januar 2012 nur eine Richtung kennen, nämlich nach unten. Ergo steckt die REB in der Zwickmühle und deren letzte Zinssenkung im Mai 2012 um satte 50 Basispunkte ist eher als Panikreaktion zu verstehen, als das die Verantwortlichen die Situation im Griff hätten.[4]

Im Vergleich dazu ist das Finanzsystem in Kanada sehr stabil, da man dort eine konservative Kreditvergabe verfolgt wie das auch in Deutschland bspw. der Fall ist. Aber dennoch sind die Häuserpreise in Kanada sehr stark gestiegen, und tatsächlich sind die Schulden der privaten Haushalte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung des Landes höher als jene in den Vereinigten Staaten. Ob dieser Umstand zu einer Kreditkrise in Kanada führen wird, ist wegen der konservativen Kreditvergabe eher unwahrscheinlich so der kanadische ßkonom Anthony Boeckh. Auch ist mit einer Erhöhung des Leitzinses in Kanada in nächster Zeit nicht zu rechnen, da die Wirtschaftsdynamik dort nachlässt, was zum Abkühlen des Immobilienmarktes und der Konsumnachfrage führen würde.[5]

Es spricht aktuelles vieles dafür, dass der Aussie gegenüber dem Loonie weiterhin an Boden verlieren könnte, was auch meine obige Aussage mit dem sich bildenden Trend decken würde. Somit könnte man den eingangs erwähnten Satz bald umkehren und schreiben: Wieviel Aussie bekomme bald ich für ein Loonie? Australien leidet nun mal unter vielen hausgemachten Problemen wie bspw. der Immobilienblase und darüber hinaus auch an der Abkühlung der Weltkonjunktur, die sich an fallenden Rohstoffpreisen festmachen. Nichtsdestotrotz können die Märkte länger irrational bleiben als man selber liquide und daher kann das was ich hier über das Währungspaar AUD-CAD geschrieben habe, morgen wieder Mumpitz sein.

Carpe Diem,

Erkan

Quellen:

[1] http://www.forextipps.de/forex-waehrungen/

[2] http://de.finance.yahoo.com/echarts?s=AUDCAD%3DX#symbol=AUDCAD=X;range=1y

[3] http://www.forexwelt.com/der-roll-over-der-stellungen.html

[4] http://www.wirtschaftsfacts.de/?p=16231

[5] http://www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/im-gespraech-anthony-boeckh-wir-sind-in-einem-uebergeordneten-bullenmarkt-1550983.html

 


4 Responses to Wirtschaftsmatrix I : Aussie vs Loonie

  1. Geradeheraus sagt:

    Danke Erkan für die Idee. Leider habe ich oft keine Zeit, mich mit solchen „Feinheiten“ zu beschäftigen. Aber gerade AUD/CAD ist ja ein Währungspaar, auf dem sich nicht viel tut. Ich denke nämlich gerade über einen Algorithmus nach, bei dem ich die Chartbewegung eben nicht vorausahnen muss, sondern mit weit überwiegender Wahrscheinlichkeit einen gesetzten Trade gewinne. Charttechnik ist eben nicht so meine Sache – ich halte das eher für eine Pseudowissenschaft. Die wenigen verlorenen Trades schlagen aber immer weit überproportional zu Buche. Bei AUD/CAD könnte man einen Stoploss aber auch recht großzügig setzen, ohne dass das Risiko eines Totalverlusts zu groß wird.

    Weiters denke ich auch über EUR/CHF nach, da hier die Untergrenze von 1,20 CHF von der SNB subventioniert wird – warum diese Subventionen nicht nutzen?

  2. Schnuppi sagt:

    Die Aussichten für den Australischen Dollar sind zumindestens aus Sicht von Landwirtschaftsexperten ziemlich düster:

    The Pending Collapse of Western Australiaß?s Breadbasket?
    May 10, 2012
    In our travels to Tomß?s old stomping grounds, we were shocked to find WAß?s breadbasket degraded, eroded and overtaxed.

    http://permaculture.org.au/2012/05/10/the-pending-collapse-of-western-australias-breadbasket/

    [Der drohende Zusammenbruch der Kornkammer von West Australien

    Auf unserer Reise in Toms altes Revier, waren wir ziemlich geschockt als wir gesehen haben wie degradiert, erodiert und überbeansprucht die Böden in der Kornkammer von West Australien waren.]

  3. Schnuppi sagt:

    Und noch ein passender aktueller Artikel dazu (über die Getreideimporte im arabischen Raum):

    Arab Grain Imports Rising Rapidly
    http://permaculture.org.au/2012/05/14/arab-grain-imports-rising-rapidly/

    [Getreideimporte in den arabischen Raum steigen stark]

    In Asien (Indien, China) dürfte die Situation ähnlich sein, bei deren Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum.
    D.h. mindestens mittelfristig dürften sich die Bauern hierzulande dann vor allem auf Getreide konzentrieren, wobei dann aber auch die Zukunft von Biogasanlagen nicht unbedingt rosig aussieht.

  4. tomtom sagt:

    Hallo Erkan,

    danke für deinen Artikel im Rahmen deiner Kolumne.

    Ich möchte dir aber sagen, dass, was den kanadischen Immobilienmarkt betrifft, ich hier eine andere Sichtweise habe. Vllt. regt sie dich ja an, dir hier weitere Gedanken zu machen…

    Natürlich ist der kanadische Immobilienmarkt nicht direkt vergleichbar mit dem in USA oder Australien, alleine schon aufgrund der Finanzierungsstruktur, aber:

    Inzwischen ist, auf Gesamt-Kanada gesehen, die Verschuldung wg. Immobilien auf 150% gestiegen und das ist doch schon ein sehr ähnlicher Wert wie in den USA zum Zeitpunkt des Platzens der Immobilienblase.

    Nicht wenige kanadische ßkonomen und Immo-Experten sehen das als durchaus bedenklich an. Aufgrund der niedrigen Zinsen für den Immo-Kauf in Kanada ist eben die Verschuldung so stark angestiegen, da viele hier noch (vergleichbar mit der BRD)eine „sichere Anlage“ sehen/gesehen haben und auch keine alternativen Anlageformen für ihr Geld sehen/gesehen haben und in großen Teilen Kanadas wird daher aktuell der Immobilienmarkt als überteuert angesehen.

    Nicht wenige ßkonomen sehen hier sehr wohl das Risiko einer Immo-Blase, vergleichbar mit der in den USA, auf Kanada zurollen. Lediglich Toronto bildet hier nach wie vor eine Ausnahme…

    Freue mich auf deinen nächsten Artikel

    Gruß

    tomtom

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