Frankreich: Die Lunte an Europas Pulverfass brennt

Während der Durchschnittsbürger damit beschäftigt ist, sich über Griechenland zu ärgern, sind die nächsten Kandidaten an den Start gegangen und dabei, sich die Schuhe zu schnüren. Italien ist nach der Wahlfarce etwas mehr in den Fokus gerückt, jedoch wird die Gefahr noch nicht wirklich wahrgenommen. Einen wichtigen Spieler scheinen die Wenigsten auf dem Schirm zu haben und dieser hat das Potential, ganz Europa einzudampfen: die Grande Nation. Jawohl, von Frankreich ist die Rede. Die Lunte brennt bereits und der große Knall kommt.


Denkt man an Frankreich, wird man schnell sentimental und die Gedanken schwelgen um Paris, den Eifelturm, den Louvre und die Liebe. Guter Rotwein, Käse und eine Stange Baguette – was braucht es mehr für ein glückliches Leben?

Die Frage ist recht schnell beantwortet: eine funktionierende Wirtschaft. Die zwei Kernsektoren in Frankreich sind die Industrie und die Dienstleistungen. Neben dem Tourismus, der etwa 8 % der Beschäftigten trägt, gehören Banken und Versicherungen zu den Zugpferden. 77,5 % der 26 Millionen Beschäftigten sind im Dienstleistungsbereich tätig, weitere 20 % in der Industrie (Daten 2009). Einen klassischen Mittelstand wie Deutschland gibt es nicht, Großunternehmen bestimmen den französischen Alltag.

An dieser Stelle ist es wichtig zu beachten, dass Frankreich nach Deutschland nicht nur in Europa die zweitgrößte Volkswirtschaft ist, sondern auch weltweit auf dem fünften Platz liegt. Nur die USA, China, Japan und Deutschland stehen darüber.

Werfen wir einen Blick auf einige Kennzahlen der Industrie in Frankreich. Zunächst die Automobilindustrie (PKWs und Nutzfahrzeuge), im Vergleich zum Vorjahr ging es um -16,4% abwärts:

Quelle: Querschuesse.de

Quelle: Querschuesse.de

Das ist nicht unbedingt ein Pappenstil, wenn man derart stark von derartigen Industriezweigen abhängig ist. Der Fahrzeugbau ist eines der Kernelemente im produzierenden Gewerbe. Auch die Zulassungszahlen in Frankreich sind mit bis zu -15% im Vergleich zum Vorjahresmonat (Januar) stark zurückgegangen.

Eines jedoch steigt auch in Frankreich neben der Arbeitslosigkeit ohne Punkt und ohne Komma, die Staatsverschuldung zum BIP.

Quelle: Querschüsse.de

Quelle: Querschüsse.de

Die Staatsverschuldung liegt „offiziell“ bei 85,5% zum BIP, also nur etwas höher als in Deutschland. Die Arbeitslosenrate ist gesalzen und auch die Privatverschuldung und Höhe der ausstehenden Kredite sind ein weiteres Problem. Querschüsse schreibt dazu folgendes:

Die Entwicklung des ausstehenden Kreditvolumens des französischen Bankensystems an die privaten Haushalte. Zuletzt im März 2012 betrug das ausstehende Kreditvolumen 1,090518 Billionen Euro. Noch 2000 betrug das durchschnittliche monatliche ausstehende Volumen nur 470,064 Mrd. Euro! Von den 1,090518 Billionen Euro an ausstehenden Kreditvolumen waren im März 2012 immerhin 851,310 Mrd. Euro Hypothekendarlehen.[1]

In der Welt wird der leise Absturz Frankreichs mit folgender Überschrift quittiert:

Defizitprognose: Brüderle warnt vor grandiosem Absturz Frankreichs
Der Zustand der französischen Wirtschaft besorgt nun auch deutsche Spitzenpolitiker: FDP-Fraktionschef Brüderle hat angesichts neuer Zahlen vor einem bösen Absturz des Euro-Schwergewichts gewarnt.[2]

Wie dramatisch die Situation in Frankreich wirklich und damit auch für Europa ist, das geht aus dem Artikel jedoch nicht hervor. Dass Frankreich in großen Schwierigkeiten steckt, bewies nicht zuletzt der übereifrige Angriff auf Libyen. War Sarkozy zuvor noch der Wahlkampf durch die Familie finanziert worden, ging die Freundschaft doch eiligst in die Brüche, als man das Geld abziehen aus französischen Banken und einen Auftrag nicht an Total vergeben wollte. Natürlich spielten auch noch andere Faktoren eine Rolle, aber der bereits ums Überleben kämpfende Bankensektor hätte aus dem Stand einen Kollaps erlitten. Société Générale hatte zuvor bereits eine Milliarde des libyschen Staatsfonds verzockt.

Bereits als die ersten Rettungspakete für die Banken geschnürt wurden, schlichen sich französische Banken im Schutze der Dunkelheit als erste an den Trog. Viel bekam man davon jedoch nicht mit. Erst viel später wurde bekannt, dass auch bei den LTRO Darlehn nicht unerhebliche Anteile nach Frankreich geflossen sind.

Es bleibt zu vermuten, dass Frankreich noch über die Bundestagswahl gerettet wird, nächstes Jahr jedoch wird es spannend.

Carpe diem

[1] http://www.querschuesse.de/frankreich-analyse/
[2] http://www.welt.de/wirtschaft/article113971505/Bruederle-warnt-vor-grandiosem-Absturz-Frankreichs.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Frankreichs
http://www.20min.ch/finance/dossier/eurokrise/story/Frankreich-ist-das-neue-Sorgenkind-12361427
http://www.welt.de/wirtschaft/article113971505/Bruederle-warnt-vor-grandiosem-Absturz-Frankreichs.html
http://www.stern.de/politik/ausland/eingefrorene-konten-des-libyschen-ex-diktators-rebellen-freuen-sich-auf-gaddafi-milliarden-1722988.html


10 Responses to Frankreich: Die Lunte an Europas Pulverfass brennt

  1. Jens Blecker sagt:

    France 10 Jahre 2.16 -1%

    Noch spiegeln die Renditen das nicht wieder, schauen wir mal in 12 Monaten 😉

  2. Xander sagt:

    Ich denke die werden alles, aber auch wirklich alles bis nach der Wahl hinauszögern. Dann kommt der große Knall … die Verantwortlichen sind nicht mehr im Amt und man hinterläßt für die nächsten Generationen einen Scherbenhaufen. Am Ende will es sowieso keiner Gewußt haben und alle anderen sind Schuld. Man hat dann sicher alles versucht um Schaden vom Volke abzuwenden … *hust …
    Ne ehrlich diese Leute gehören eigentlich vor Gericht gestellt …

  3. karugua sagt:

    Meine Meinung: Italien wird das Rennen in den Keller gewinnen und danach stürzt der ganze Geldtempel ab. So gesteuert, dass man auch ja gut genug daran verdienen kann. Sachwerte natürlich. Was für ein Riesenschwindel. Sehr clever, da kann man sagen was man will. Menschenkenntnis besitzen ja die grauen Eminenzen. Das wird ein Wehklagen unter den billigen Schmarotzern und Mitläufern ergeben.

    Noch etwas, Deutschland wird dann sozialistisch/kommunistisch werden. Ein Vorzeigestaat im neuen Weltstaate. Allerdings wird das nur eine kurze Vorstellung. Weitere Prognosen spare ich mir. Sie würden nur für ein unnötiges Aufwiehern und bei Angsthasen blankes Entsetzen entfachen.

  4. Aussiehst sagt:

    Könnt Ihr mir etwas genaues über die „Wahlalternative 2013“ sagen?

    Vielen Dank und Gruß

  5. Xander sagt:

    Das würde mich auch interessieren. Höre ich da ein „Jens mach dochmal ein wenig den Erklärbär“? ^^

    Mir ist nur beiläufig die Partei der Vernunft mal untergekommen. Aber das Programm habe ich nicht gelesen … warum nicht? Weil mir mehr und mehr der Glaube an irgendeine Partei fehlt …

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  8. Gedoense sagt:

    Eine politische Organisation, die sich gegen den ESM etc. einsetzt. Es ist offiziell keine Partei, weil man dafür bestimmte Bedingungen erfüllen muss. Also theoretisch zwischen einer Petition und einer Partei.
    Momentan ist in Planung, dass Unterstützer der Wahlalternative 2013 für die Bundestagswahl eine Partei bilden, glaube aber nicht, dass das genug fruchtet.

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