Reform auf US-Immobilienmarkt: Wer aus der Vergangenheit nicht lernt…

Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig die Menschen aus der Vergangenheit lernen. Die Subprimekrise hatte 2007 die Banken- und Finanzkrise in Gang gebracht. Hunderttausende Kredite waren an Schuldner mit sehr schlechter Bonität vergeben worden, danach zu Wertpapieren gebündelt und abermals verkauft worden. Die junge Investmentbankerin Blythe Masters hatte die Märkte für solche Produkte durch die Entwicklung der Credit Default Swaps (ein Kreditderivat, das es erlaubt, Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen zu handeln) erst möglich gemacht. Es entstand ein billionenschwerer Markt mit unkalkulierbaren Risiken.


Obama will den Immobilienmarkt nun reformieren, hin zu einem privaten Derivatemarkt. Die beiden verstaatlichten Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac sollen im Laufe der kommenden Jahre abgewickelt werden, was schon einer Herkulesaufgabe gleich kommt. Im selben Zuge würde das Finanzierungsgeschäft für Immobilien umgestellt. Private „Dienstleister“ kaufen Hypothekenkredite ein und verbriefen die Schulden. Dann gilt es, eine der bekannten Ratingagenturen einzuseifen, um nach Möglichkeit ein Rating im Investmentgrade zu bekommen und fertig ist das Derivat.

Diese „Wertpapiere“ können dann wieder ahnungslosen Anlegern und Sparern untergejubelt werden, die nicht wirklich verstehen, worin eigentlich das Geld angelegt wird. Kommt Ihnen das nicht irgendwie bekannt vor? Wo liegt da nun die echte Reform? Gut, man wird vielleicht das Twist-Programm reduzieren können, allerdings wird die Regierung mit Garantien für diese Form der Refinanzierung geradestehen müssen, sonst würde niemand mit etwas Verstand der Angelegenheit trauen, soviel ist sicher.

Heute im Laufe des Tages will Obama in einer Rede mehr Details dazu bekannt geben. Was hier jedoch als Reform angepriesen wird, bleibt ein Finanzroulette. Wie solch ein Wahnsinn sich auswachsen kann, lässt sich im Beispiel der Mortgage Backed Securities(MBS) erkennen. Aus Wikipedia:

Der Gesamtmarktwert aller offenen US-amerikanischen MBS am Ende des ersten Quartals 2007 war ungefähr 4,1 Billionen $ [1]

Vermutlich wird das Casino-Zocken dann in eine neue Runde gehen und der Schwarze Peter kreisen. Irgendwann – wenn die Bombe wieder hoch geht – werden die Geier die verendenden Kadaver ausweiden. Die angebliche Stabilisierung des US-Immobilienmarktes wurden mittels Twist und gewaltigen Summen auf Kosten der Steuerzahler vollzogen. Im Augenblick werden monatlich in Höhe von 45 Milliarden Dollar faule Hypotheken aufgekauft – ein hoher Preis, um den weiteren Absturz zu verhindern.

Carpe diem

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Mortgage_Backed_Securities


4 Responses to Reform auf US-Immobilienmarkt: Wer aus der Vergangenheit nicht lernt…

  1. Irmonen sagt:

    naja Deutschland ist noch nicht pleite genug, für den großen show down, für den Untergang. Da braucht es schon noch ein paar monetäre Bleiplatten…

    Es gibt sicher noch jede Menge Beamte und öffentlich Bedienstete mit Hang zu Größenwahn und noch nicht Informierte als probate Abnehmer….

    Wenn ich sehe wie alleine in „unserer Firma“ da im Verwaltungsbereich die Huntertausender und Millönchen in den Sand gesetzt werden, ohne jede Konsequenz und dann überall anderswo gespart wird an Personal, an Qualität…..

  2. chris321 sagt:

    Habe mit den Finanzen wenig Ahnung. Was Immobilien betrifft, fällt mir aber doch einiges auf was ich hier als Laie sagen will:

    a) ich habe im Osten gesehen dass Leute ein ANRECHT AUF EIN GRUNDSTÜCK UND EINE IMMOBILIE hatten wie ein GRUNDRECHT. Ich habe aber auch gesehen, wie diese Leute es in der Erwartung der Westen sei Golden, der Kapitalismus das Himmelreich auf Erden (was sie bösen Kommunisten ihnen quasi verweigert haben), für einen

    MERCEDES

    verspielt haben.

    Wenn ich Mercedes so betone, dann will ich damit auch das krankhafte Bedürfnis nach Geltung in den Milliardenvölkern des Ostens / Asiens betonen. Ok, ich kann das verstehen: Wenn man nur 1 / Milliardenstel ist, dann hat man ein grösseres Geltungsbedürfnis als z.B. ein 1 / Millionstel. Aber deswegen Haus und Hof zu verzocken, das war dann schon heftig. Ist aber heute vielfach Realität. Das nach dem Mauerfall zugesicherte Recht auf Privateigentum im Sinne von einem eigenen Grundstück und Haus war allzu vielen nicht genug. Sie wollten mehr, sie wollten einen Mercedes um allen anderen um sich rum zu zeigen, dass sie „was besseres“ seien. Schicksalhafterweise haben sie dafür Ihr Haus unter den Hammer gebracht. Und jetzt in der Krise, jetzt jammern sie. Vom vermeintlichen Gewinner zum grossen „Mercedes-Verlierer“ geworden, so schnell kann es gehen, wenn man seine Prioritäten total falsch einordnet.

    b) Egal wie es ist, es stellt sich die generelle Frage ob ein gewisses Grundrecht auf Grundbesitz oder ein Haus existieren sollte so wie der Kommunismus es damals sah und was es heute nicht mehr gibt. Reste dieser Sichtweise sind immer noch in der Art vorhanden, dass ein westlicher Konzern in Russland z.B. nicht nach Lust und Laune halb Sibirien einfach aufkaufen kann. Den Unternehmen sind in Moskau in bestimmten Bezirken klare marktwirtschaftliche Grenzen gesetzt.

    c) Wenn in den USA ein Pokerspiel um Immobilien stattfindet, dann steht das für mich als Laien natürlich in einer interessanten Relation zu den Kosten einer solchen Immobilie im Sinne der Gesamtkosten die ein Individuum im Laufe seines Lebens aufnimmt. Also komme ich zu dem Schluss, dass eine Immobilie aus einer quasi „indianischen Sicht“ ein Grundreicht sein könnte, aus der Sicht eines „Weissen Mannes“ aber auch die beste Abzocke des Lebens. Wobei wir nun bedenken sollten dass man „das Land“ über das wir hier sprechen, ja wohl den Indianern gestohlen haben.

    Man hat Leute anscheinend mit den Pferden rausgejagt und gesagt: So viel wie Du reiten kannst, so viel ist das Land was man Dir zuschreiben wird.

    Also insgesamt komme ich hier auf das Ergebnis, dass an dieser gesamten Immobilien- und Landgeschichte etwas hyperfaul ist was ich als Laie nicht verstehen kann.

    Ich kann nur soweit verstehen, dass dies die grösste Investition meines Lebens sein soll und dass dies mich damit gleichzeitig in die grösste Abhängigkeit meines Lebens bringen soll z.B. bzgl. der regelmässigen Zahlungen und damit auch zwangsläufig Arbeitsleistungen bis zum Ende meines Lebens.

    Ich habe hier in den letzten Kommentaren die Relation des Automobils im Bezug auf den Nutzen gebracht. Auch das ist so ein „Lebensinvestitions-Objekt“ das aber in seiner Qualität und damit Laufzeit (siehe Alles wird Gut / Steinmetz Kommentare über seinen Volvo), nicht mehr hält was es verspricht. Dennoch: Das Auto ist also der 2. grosse Vorschlaghammer, den ich als Statussymbol fressen soll. Daher meine Frage in den Kommentaren: Brauche ich das wirklich? Wie viel ist mir das wert?

    Und das will ich jetzt auch bzgl. der Immobilie fragen:
    Wenn die Immobilie inzwischen so eine Nötigung im Sinne der grössten Investition Deines Lebens geworden ist, willst Du Dich dann dazu nötigen lassen? Willst Du Dich im Anschluss einer solchen Nötigung dann dadurch erpressen lassen, dass Du nun ein

    BÖSER BESITZENDER

    bist, der so blöd war nun ein Eigentümer zu sein, der als nächstes nach Lust und Laune skalpiert / ausgenommen wird weil er nun so blöd war fassbar zu sein.

    Aus meiner Sicht kann dieses Modell auf Dauer irgendwie nicht funktionieren und deswegen bleibe ich beim Mieten auch wenn andere mich dafür als totaler Vollidiot deklarieren der nicht mal kapiert hat wie ultimativ niedrig doch nun die Zinsen seien, dass man doch gar nicht anders könnte, als eine eigene Immobilie zu kaufen (ja, sagen die Leute mir wirklich!).

    Komisch, meinen Eltern sagte damals, dass sie aufgrund ihres STATUS eh NUR MERCEDES kaufen könnten. Und was haben sie dem Mercedes Vertreter darauf geantwortet: „Ne, geht auch anders!“ Sie haben keinen Mercedes gekauft. Und, sind sie deswegen unglücklich geworden? NEIN!

    Ist Immobilie ein Statussymbol oder ein Grundrecht? Und wer verspielt es? Wenn es ein Grundrecht ist wie in der ehemaligen SU und es wird verspielt für einen Mercedes des Status wegen, was ist es dann, was gilt dann?

    Ich glaube das ist die wirklich schwierige Frage. Eigentlich ist eine Immobilie und ein Grundstück ein Grundrecht weil ich sonst nicht Teil dieser Erde wäre und wenn ich nicht Teil dieser Erde bin, warum erwarten dann Politiker & Co. noch irgendeine Kooperation von mir. Ich bin dann offensichtlich ein Ausserirdischer. Und als Ausserirdischer, was habe ich dann mit ihrer Machtdefinition zu tun?

    Wenn ich als ein Irdischer natürlich ein mir zugestandenes Grundstück für einen Mercedes verspielen will, dann ist das eine andere Sache. Dann habe ich mich gewissermassen entschieden, dass mir der Mercedes wichtiger ist als das Grundrecht einer Immobilie und dass ich für diesen Mercedes dieses theoretische (im Kommunismus praktische) Grundrecht BEREIT BIN AUFZUGEBEN.

  3. into the mix sagt:

    Hi
    Lese momentan: the big short
    Wie eine handvoll Trader die Welt verzock(t)en
    Kann ich jeden mal empfehlen, um zu wissen wie diese Typen ticken.
    http://www.amazon.de/The-Big-Short-Handvoll-verzockte/dp/3593393573

  4. michaelbunny sagt:

    Selbst die als gut eingestuften Häuser, ich wohnte mal kurzzeitig in solch einem waren bei weitem nie den Preis von 2003 wert – zumal die Kaufkraft von Österreich der U.S. ähnlich ist. Warum so manches Haus das bei uns kaum mit eine Million Euro (auf heutigem inflationierten Niveau das langsam bröckelt in .at) gepreist wäre auf einmal gegen 2,5. Mio USD ging erschließt sich mir nicht.

    Aha wird wieder eine neue Runde eingeläutet. Bin schon gespannt wer diesmal die ABSen kauft. Man bekommt im CDO ja gleich die Ausbildungkosten und die Konsumkredite miteingepackt. Die Finanzindustrie lässt sich ja nicht lumpen und verpackt alle Themen rund ums Haus gleich mit.

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