Daxkonzern K&S bald sturmreif geschossen, oder was läuft hier?
Als die Firma Kali und Salz 2008 in den Dax aufgestiegen ist, war der Jubel groß. Übernahmen im Milliardenbereich sollten die Position auf dem Weltmarkt sichern und gedüngt werden muss schließlich immer. Der Touristikriese TUI musste seinerzeit Platz machen, um dem Herr der Salz- und Kaliberge zu weichen. Als viertgrößter Kaliproduzent trug man dem enorm gestiegenen Preis – seinerzeit von 150 Dollar pro Tonne auf 600 Dollar – durch eine Prognoseerhöhung nach der nächsten Rechnung. Das Motto war „The Sky is the limit“. Etliche Wirtschaftspublikationen verorteten damals den Preis für Kaliumchlorid bis Ende 2008 bereits bei 1000 Dollar je Tonne und K&S wurde als reine „Gewinnmaschine“ bezeichnet. Seitdem hat sich viel getan.
Immer wenn es zu sprunghaften Preisanstiegen kommt, liegt der Geruch einer Blase im Raum und es werden Begehrlichkeiten geweckt. Nicht nur K&S drehte das Übernahmekarussell in einem gewaltigen Tempo. Der Bereich des Kali hat auch gewaltige Schattenseiten und das spiegelt sich nicht nur im Kampf um die Verschmutzung der Werra mit Salzabwässern wieder.
Ein nicht unerheblicher Teil des Preisanstiegs bei Kali hatte mit den Stark gestiegenen Preisen bei Agrarerzeugnissen wie beispielsweise Weizen zu tun. Hier ein Chart, der die Entwicklung zeigt:
Im Vergleich stehen Weizen, Mais, Hafer und Sojabohnen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf meinen Artikel „Hungersnöte 2007 ein Deja-vu?“ hinweisen, für einen weiteren Betrachtungswinkel erscheint mir das nicht unpassend.
Daten: Aktueller Weltmarktpreis Kaliumchlorid ~ 430 ,- $ Tonne
Produktionskosten incl. shipping K+S ~ 240,- – 260 ,- $ Tonne
Konkurrenz incl. shipping 150,- – 210 ,- $ Tonne
Aktuell ist der Absturz gebremst und alleine bei der Xetra wurden heute 1,5 Millionen Stück gehandelt. Betrachtet man das ganz nüchtern, erklärt sich der massive Absturz auch nicht wirklich. Etwa 1/3 seines Umsatzes macht K+S mit der Salzsparte und man sitzt auf 3,47 Milliarden Eigenkapital. Die Marktkapitalisierung liegt bei 3,54 Milliarden Euro. Es würde sich also schon fast wegen des Eigenkapitals lohnen, die Aktien zu kaufen und nach guter, alter Heuschreckenmanier den Konzern auszuweiden.
Aktuell sieht die Anteilseignerstruktur folgendermaßen aus:
Der Sturz auf 16,91 Euro vom 1. August diesen Jahres wurde ausgelöst, als der russische Konkurrent Uralkali seine Vertriebsallianz mit der weißrussischen Belaruskali kündigte und fallende Kalipreise ankündigte. Die Vorstände Lohr und Nöcker haben sich bei einem Preis von ~ 18,- Euro auch noch ein kleines Packet gegönnt, so sehr scheint man sich also nicht zu fürchten.
Uralkali selbst hat auch gewaltig abgeben müssen und erholt sich nur zögerlich. Mit 10 Milliarden Euro Marktkapitalisierung nicht unbedingt ein Übernahmekandidat für K+S, umgekehrt dürfte es allerdings auch schwierig sein.
Trotz des gewaltigen Absturzes und guten Fundamentaldaten setzen alle großen Banken K+S weiter auf Verkauf. Vielleicht wird hier im Hintergrund ein kleines Rückkaufprogramm gefahren oder man versucht tatsächlich eine feindliche Übernahme? In beiden Fällen dürfte die Aktie sich jedoch bald merklich erholen.
Wie immer stellt der Artikel nur meine Meinung dar und keine Kaufempfehlung.
Carpe diem
Zum Thema:
http://de.wikipedia.org/wiki/K%2BS
www.derwesten.de/wr/wirtschaft/herr-der-salzberge-steigt-in-dax-auf-id1078786.html
http://www.3sat.de/hitec/134019/index.html
http://www.finanzen.net/rohstoffe/weizenpreis
www.wiwo.de/finanzen/boerse-aufstieg-in-den-dax-gewinnmaschine-ks/5457018.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Kalisalz
http://www.finanzen.net/aktien/K+S-Aktie
http://de.wikipedia.org/wiki/Belaruskali
http://www.welt.de/wirtschaft/article118759192/Russischer-Kali-Krieg-bedroht-deutschen-Konzern.html
6 Responses to Daxkonzern K&S bald sturmreif geschossen, oder was läuft hier?
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4.207.890 Mein lieber Scholli, da läuft aber ein gewaltiges Ding.
Gehandelte Aktien (heute) 4.668.544 Stk.
Gehandelte Aktien (heute) 4.734.331 Stk.
Passend dazu: Uralkali Chef Wladislaw Baumgertner wurde in Weissrussland verhaftet.
http://www.welt.de/wirtschaft/article119400822/Weissrussen-verhaften-Uralkali-Chef-am-Airport.html
>> Ein nicht unerheblicher Teil des Preisanstiegs bei Kali hatte mit den Stark gestiegenen Preisen bei Agrarerzeugnissen wie beispielsweise Weizen zu tun.
Dazu fällt mir ein dass Kalium die entscheidende Komponente zur Vermeidung von Sturmschäden bei Getreide ist, also von wegen Klimawandel. Kalium stärkt das Getreide davor bei Sturm und schweren Böen um zu knicken.
Man darf das im Sinne des Schosserwachstums = gewisses Abbild des Kapitalismus = höher, grösser, weiter … betrachten. Oder wie ich in meinen anderen Kommentaren sagte: Turmbau zu Babel. Mehr mehr mehr und siehe da, der Halm, der arme, der trägt es nicht mehr!
Nicht das dies hier ein Wallstreet-Online Pusher Thread wird.