Ehemaliger technischer Direktor der NSA: „Wir sind jetzt ein Polizeistaat“

Whistleblowing ist nicht erst durch Bradley Manning oder Edward Snowden entstanden, auch davor gab es schon Menschen die ihre Arbeit nicht mit dem Gewissen vereinbaren konnten. Eines der prominentesten Beispiele ist Bill (William) Binney. Er war seinerzeit maßgeblich dafür verantwortlich, die technische Infrastruktur für die massenweise digitale Überwachung aufzubauen. Er schied im Oktober 2001 aus dem aktiven Dienst der NSA aus und wurde zum Whistleblower.


Edward Snowden war ein technischer Mitarbeiter für die NSA, zunächst direkt und später für Booz Allen Hamilton. Bill Binney hingegen war technischer Direktor bei der NSA und hatte so noch einen erheblich tieferen Einblick in die Machenschaften der Überwachungsmaschinerie. Er hatte sie immerhin während seiner 30 jährigen Dienstzeit aufgebaut. In einem Interview mit Washington Blogs sagte er dazu: Die USA sind jetzt ein Polizeistaat. Sie dürfen davon ausgehen, dass der Mann weiß wovon er spricht. In dem Artikel heißt es weiter:

Bill Binney war ein hochrangiger leitender NSA Mitarbeiter der das Programm für die digitale Massenüberwachung der NSA entwickelte. Ein NSA Veteran, der nach 32 Jahren Mitarbeit weitläufig als „Legende“ innerhalb der Agency gilt. Binney war der technische Direktor der NSA und leitete tausende Mitarbeiter an.[1]

Die Definition eines Polizeistaates:

Der Begriff Polizeistaat bezeichnet einen Staat, der im Gegensatz zum Rechtsstaat und Verfassungsstaat das politische, wirtschaftliche und soziale Leben durch repressive Kontrollmaßnahmen reglementiert. Laut Duden steht die Bezeichnung für einen Staat, in dem der Bürger nicht durch unverletzliche Grundrechte und eine unabhängige Rechtsprechung geschützt wird, sondern der willkürlichen Rechtsausübung der [Geheim]polizei ausgesetzt ist.[2]

Die meisten Menschen sind sich nicht einmal der Schwere dieses Vorwurfes bewusst, er sagt nicht weniger aus, als das Ende der Demokratie. Die verachtenden Blicke werden nach Russland, China oder in den Iran gerichtet. Für die Entwicklung vor der eigenen Haustür sind die Menschen blind.

Ein interessanter Artikel zu der Thematik bei der Huff-Post (Englisch): DEA Special Operations Division Covers Up Surveillance Used To Investigate Americans

Ein Interview von Russia Today mit Binney (Englisch)

Diese Männer haben alles aufs Spiel gesetzt um die Menschen zu informieren, nun ist es an der Zeit dass die Menschen sich selber helfen. Warum sollten in Zukunft solche Menschen alles riskieren, wenn die Bürger aus den Informationen keine Konsequenzen ziehen?

Carpe diem

[1] http://www.washingtonsblog.com/2013/12/former-top-nsa-official-now-police-state.html
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Polizeistaat


5 Responses to Ehemaliger technischer Direktor der NSA: „Wir sind jetzt ein Polizeistaat“

  1. Konjunktion sagt:

    Passend dazu:

    Totalüberwachung: Die Five Eyes

    Bereits am 5. März 1946 schlossen Großbritannien, USA, Kanada, Australien und Neuseeland ein Abkommen namens United Kingdom – United States of America Agreement (UKUSA). Dieses Abkommen ist eine multilaterale Vereinbarung gemeinsam die Geheimdienstarbeit zu fördern, sich gegenseitig dabei zu unterstützen und Informationen auszutauschen. Dieser Verbund der englischsprachigen Geheimdienste wird oft als Five Eyes (FVEY) bezeichnet.

    Soweit zum Begriff Five Eyes. Natürlich spielen auch andere Spieler wie der BND oder Mossad im Spiel der Totalüberwachung mit. Jedoch sind die Five Eyes so etwas wie die „Rädelsführer“ im Club der Überwacher.

    Durch die gegenseitige Zusammenarbeit von FVEY und anderen Schlapphutträgern werden geschickt die Gesetze der jeweiligen „Mitgliedsländer“ in Fragen der Überwachung der eigenen Bürger umgangen.

    mehr hier: http://konjunktion.info/2013/12/totalueberwachung-die-five-eyes/

    VG

  2. AKBnilreb sagt:

    Die Menschen wollen es nicht anders, weil sie es nicht besser wissen wollen.

    Mit den Deutschen kann man alles machen ohne das sie mucken, das „dritte Reich“ ist ein Bespiel dafür.

    Wie konnte man sonst 6 mio. Menschen töten ohne größeren Widerstand!!!

    Und die Deutschen sind auch nur Menschen, weil alle Menschen sind gleich schlecht!

    Damals hatte man keine Drohnen oder ähnliches, es gibt dafür ein Sprichwort:

    „Der größte Lump im ganzen Land,
    das ist und bleibt der Denunziant.“

    Zitat: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

    PS: Er schrieb auch die Nationalhymne

  3. lordmmx sagt:

    „Diese Männer haben alles aufs Spiel gesetzt um die Menschen zu informieren, nun ist es an der Zeit dass die Menschen sich selber helfen. Warum sollten in Zukunft solche Menschen alles riskieren, wenn die Bürger aus den Informationen keine Konsequenzen ziehen?“

    Bin etwas irritiert. Soll ich dem Arsch (Binney) etwa dafür danken, dass er zum Teil dafür veratwortlich war die Überwachung voran zu treiben. Soll ich ihm etwa dafür danken, dass er daran beteiligt war die „Demokratie“ zu Grabe zu tragen nur weil er sich entschloss sein Lebenswerk offenzulegen? Nein, diese Arschlöcher verdienen was anderes aber bestimmt keinen Lob.

    Kurz gesagt, der kann mich mal.

  4. Habnix sagt:

    „Soll ich einen Abhängigen Bürger dafür danken,dass er zum Teil dafür verantwortlich war die Überwachung voran zu treiben. “

    Welcher Abhängiger Bürger ist dafür verantwortlich bitte ?

  5. rainer vogel sagt:

    Langsam habe ich die Nase voll. warum tun wir nicht endlich etwas? Es gibt bereits sehr sehr viele Menschen in der Bevölkerung die nur darauf warten, endlich aktiv zu werden und diesen ganzen Wahnsinn zu stoppen. Und selbst wenn er nicht mehr zu stoppen sein sollte, möchte ich reinen Gewissens meinen Kindern und Enkeln später sagen können, dass ich mich gewehrt habe.

    Es müssen JETZT handeln! ich kann einfach nicht mehr tatenlos zusehen. und ich glaube, dass ich mit diesem Bedürfnis nicht alleine dastehe.

    Von daher frage ich hier um Vorschläge, Diskussionen und Anregungen, WIE man WAS machen kann. Jens, warum machst Du nicht mal eine extra Rubrik auf, wo man sich vernetzen kann. Die weiterführende Kommunikation kann man bei Bedarf dann ja anderweitig weiterführen.

    Es MUSS sich was ändern, so geht es nicht weiter. Lasst uns endlich etwas fernab des Internets und Bloggens machen.

    Es geht denke ich vor allem darum, erst einmal Interessengruppen zu bilden und Menschen zu vernetzen, die ähnliche Ziele haben.

    Ich bin gespannt.

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